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Der Kutz. Der erste Kutz, von dem die älteste Geschichte berichtet, war der, den Isaak seinem Sohne Jakob gab, als dieser seinen Bruder Nau um den Segen deS Baiers betrog. Toch ist es wahrscheinlich, daß Isaak schon Küher diese Zart« lichkcit Ler Mutter erwies, beoor an den Sohn zu denken war. Nach der Aufzählung, die die Hebräer über die ver schiedenen Küsse anstellten. scheinen sie diesen Akt fast wissen schaftlich behandelt ,u haben, denn wir finden im Alten Testament einen Kutz der Ehrerbietung, der Unterwerfung, der Versöhnung, der Gutheißung, deS Willkommens, der Liebe und Freude, des Kummers, deS Friedens, Ler Götzen- anbetung, des Abschiedes, deS Dankes und noch viele andere verzeichnet. Ebenso lesen wir in der heiligen Schrift von -inem Heuchlerkuh, wie ihn Joab Amasa gab, als er im Begriff stano, ihn zu erschlagen, und den schrecklichsten Miß brauch mit dieser Freundschafts- und Liebesbezeigung trieb Ludas, indem er damit seinen Herrn und Meister schmachvoll verriet. Die ersten Christen wechselten vor Emp'ang deS heiligen Abendmahls gegenseitig Küsse als ein Zeichen der religiösen Gemeinschaft, und dieser Brauch blieb in den Kirchen deS Morgenlandes so lange herrschend, als die Ver folgungen und Prüfungen dauerten: der Kutz galt bei ihnen als Ausdruck der Freundschaft und brüderlichen Zuneigung, die gerade infolge der Unterdrückung ein festes Band um die Gemeinde schlang. Vor einigen Jahren wurde in einer Kirche Newnorls der Versuch gemacht, diesen Brauch wieder einzufühlen: aber die moderne Ent artung oder andere Ursachen trugen die Schuld, daß die »küssende Kirche" nichts weniger als ein Beisviel moralischen und religiösen Wandel» bot. Die Lästerzungen fanden bald Gelegenheit, die Brüder und Schwestern ,u verspotten und zu verdächtigen, so daß diese» Erbauunasmittel nach einiger Zeit wieder aufgegeben wurde. Manche heidnische Völker rm Oiient bezeigen noch heutigen Tages ihre tiefste Unterwerfung dadurch, daß sie die Älbstavkn küssen, die der Tritt des Herr scher» hinterlassen hat, indem sie glauben, daß die königliche Sohle durch ihre Berührung den Sraub geheiligt habe. Der erste Fürst, dessen Fuß durch einen Kuß göttliche Verehrung bewiesen wurde, war Papst Konstantin. Alle nachfolgenden Päpste machten aut diesen Beweis der Ehrerbietung oor dem Kircheniürsten Anspruch. Wenn die Menschen so dächten, wie sie sprechen und schietben, möchte man annehmen, daß u sere Dorelrern oor Jahrhunderten mehr Achtung voreinander batten, al? die jetzige Generation. In ihren Briefen brauchten sie die Ausdrücke: ,Jch küsse die Hand, teurer, geliebter Freund! und andere artige Redensarten, die in unseren Tagen in der Regel nur vom stärkeren Geschlecht in der Korrespondenz mit dem schönen gebraucht werden. Im Briefstil ersetzen wir den Gruß und die honigsüßen Phrasen der Alten höchstens durch die Schlußformel: »Ihr aufrichtigster .Freund", .Ihr Er gebenster" oder .Ihr gehorsamster Diener", und wie in neun von zehn Fällen diese konventionelle Formel im buchstäblichen Sinne des Wortes eine >. üge ist, so ist es auch wahrscheinlich, daß hinter der wundervollen Liebe, die unsere Großväter iich gegenseitig schwarz aus weiß auelprachen, in der Wirklichkeit nicht» war. Der Freitag. Unter Seeleuten gilt der Freitag für einen Unglückstag, an dem sie nickt gerne irgendein Unternehmen beginnen. Um dieiem Äbei glauben entgegen zu arbeiten, lieb ein englischer Reeder eine Brigg erbauen, die er Freitag nannte: der Kiel wurde an einem Freitag gelegt, an einem Freuag wurde sie vom Stapel gelaffen, an einem Freitag segelte ffe ab mit einem Kavi an namens Freitag, außerdem noch mit der unglücklichen Zahl von dreizehn Mann Besatzung an Bord. Zum Unglück für die guten Absichten des Mannes wuide nie wieder etwas von der Brigg gehört, sie blieb ver schollen und ist wahrscheinlick mit Mann und MauS unter- gegongen. Ein unwiderlegbares Argument gegen die unglück liche Bedeutung des Freitags kann man dagegen in nach folgenden feststehenden, wenn auch nicht allgemein bekannten gerichtlichen Tatsachen erblicken. An einem Freitag <3. August 1E> trat Kolumbus leine grobe Entdeckungsreise an: an einem Freitag (12. Oktober desselben Jahres) erblickte er zuw erstenmal Land. Abermals an einem Freitag <4 Januar l4W trat er seine Rückreise nach Spanien an, an einem Sreita, endlich llö. Mär» NW tras er wohlbehalten wieder m Palas ein. Wertschävu: g der Korpulenz. Während bet uns die LeUle-bitne-t gern zum Zielpunkte der Scherze gemacht wird, steht sie bei e ner groben Anzahl astatischer, australischer und afrikanischer Völker in hohem Ansehen. In Indien gilt di, Korpulenz als ein Zeichen von Vornehmheit und Reichtum, namentlich in Sindh bemühen sich deshalb bie Höhergestellten, eine gröbere Körperfülle als die gemeinen Leute zu erlangen. Auf den Loyaltyinseln beiNeukaledonien genob ein Missionar wegen seiner Wohlbeleibtheit großes Ansehen und»:eine Er folge wurden zum guten Teile seinem würdigen Äußeren zu- geschrieben. Bei manchen afrikanischen Stämmen wird wohl- beleibten Personen eine Art Göttlichkeit zugeickrteben und die Wahl der Könige ist von der Anlage zum Settwerden ab hängig. Bei den Ovambo werden die Könige geradezu ge mästet. Im Lande der Matabele darf nur der König fett sein, daS Fettwerden der Untertanen gilt al» schweres Ver brechen. Daß bei den Orientalen di« Leibesfülle der Frauen als eine Hauvtbedingung der Schönheft gilt, ist bekannt. Namentlich scheinen die Araber diese Neigung für überfülle Ler weiblichen Formen allenthalben hin verbreitet zu haben. Bei manchen afrikanischen Stämmen werden die jungen Mädchen systematisch mit MUchbrei gemästet und mit Prügeln zum Verzehren riesiger Quantitäten gezwungen, bi» sie den Grad der Wohlbeleibtheit erlangt haben, der ihnen da» Prädikat einer Schönheit sichert. Deutsche Dichtung. Zauber Ler Jugend. O Kindheit, selige Kindheit du. Du Zeit deS Sprossens und Strebens Du führst unS dem Paradiese zu — O Fata morgana deS LedenSi Du bist ein zaub'rischer Rosenbain, Drin heilig, Feuer brennen: Wer schon aus Erden will kelig sein. Lern' deine Anmut erkennen. Aus einem taufrischen Kinorrgesicht Strahlt Helles Entzücken und Lachen, Und wenn ei» rosige» Mündchen sprich^ Viel lautend Englein erwachen. Ihr Buben und Mädel in Stadt und Land, Die ihr niir jemals begegnet, Kommt, reicht mir di« kleine, unschuldige Hand Und leid gesegnet, gesegnetl Eine Berntnguna ist es. ein« sogenannte Hausdrogerie, die alle notwendigen Hilfsmittel für plötzliche Unpäßlichkeiten enthält, im Honte zu haben. Die KauSdrogerie kann nach Belieben mebr o^cr weniger reichhaltig ausgestattet werden. Sie ioll aut alle Fälle -utbalten: Hoffmannskopfen gegen Übelkeit und M igemckmenen: Baloriantropfen gegenMagen» krämp e und Blähungen: Essigäther zum Riechen und Ein» reibcn bei Obnmackn ejngfanre Tonerde zu Umschlägen; Arnikatinktur gegen Ouet'ckunge»: flüchtig Liniment oder Kampferspiritus oder Ameii nipirilus zum Einreiben: Salmiak geist gegen Insektenstiche: Karbolwaffer 2"»ig zu Desinfektion von Wunden: Hauivftastei für leickte Wunden; Kautschuk» Heftpflaster für Wunden; Mullbinden jür Verbände: Verband» walte zur Wundbehandlung: ein Verbandtuch für größer« Verbände: Pic -crminztee gcg-m Übelkeit und Magenschmerzen; Kamillentee gegen Magenkrämme und al» schweißtreibend« Mittel: Baldr avtce zur Beruhigung der Nerven: Linden» blüten- und Hollunderiee al.' 'ckmtißtreibeiiden Tee: Stief» mütterchenter als Rlutreinigungs- und mildes Abführmittel; Salbeitee znin Gurgeln: Sennesblätter als Abführmittel; Fencheltee gegen Verdauungsstörungen bei Kindern; Brause» vuloer gegen Übelkeit: einen Mi u äneiiift gegen Kopfschmerzen und Migräne: Zabnwatte gegen Zahnschmerzen; Schnupfe^ waite gegen Schnupfen: Lanolin oder Vaseline zur Haut» und Wurckbedandlung. Wissen Sie scho»? Die Perle ist bas einzige Juwel, da- ohne wetten Be arbeitung in vollem Glan,« erstrahlt. Die Fleckten sind keine einheitlichen Lebewesen sonders bestehen aus zusammenlebenden Pilzen und Algen. * An der indischen Küste werden jährlich rund övüvv Hat» siche gefangen. Auflösungen ans voriger Ru»««» Doppelwort-Rätsel: Kasserolle. Buchstabenrätsel: Mulde, MÄd«. Rätsel: Geduld, Geld. ? ?'S 8 ? - H 2 Z 7 «3 7-»?