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I5tz „Adorf. Wissen Sie schon, was No. 35 unsers „Wochenblatts grün vom Zaune abbricht? — Neun- „mal ist der „Telegraph" in dem übrigen kurzen Ri- „postiren über Jahrmärkte durch Gänsefüßchen her- „ausgehoben und dabei die Behauptung an die Spitze „gestellt, daß der Bericht (in No. 34) besonders ein „Auszug aus den Lokalblättern, ohne Weiteres der Tele- „graph aus Annaberg oder Zwickau (?) sei. Ich thcile „Ihnen diese Darstellungsweise mit, damit die Leser „auch hiervon Kunde bekommen; ja, über der neunmal „telegraphischen Betrachtung ist sogar der neue Münz fuß bei Seite gesetzt worden. — Nun, da mag doch, „wenn dem so ist (!), der Herr Berichterstatter das be- „treffende Mustcrblatt selbst vorreiten — vielleicht liefert „die dasige kastalische Quelle mehr Wundertropsen zu „soi-äissnt Auszügen, und das wäre so ein recht ar- „tiger Kreislauf; denn aus dem Kreisblatt habe ich „jüngst allerhand Erzeugnisse in einem Wochenblatte „(Dresdner) herumlausen sehen, das muß der Residenz „nächst der Theaterschau doch auch munden! — Doch „zurück in unser Portfolio. Es wird zwar darin den „Schattenseiten der Jahrmärkte Beifall, allein schlüßlich „wegen deren Vortheile jener Ansicht Unrecht gegeben. „Also vte JuhnnäMe müssen bleiben — heißt's in der „Replik. Dies wird, sofern das Adorfer Wochenblatt „nicht bis Annaberg Vordringen sollte, dem Jahrmarkts- Gegner von wegen der Triplik bekannt gemacht; nur „fragt sich, welches Blatt soll nun beim Prozeß zu Ge- „richt sitzen? — Im Uebrigen ist hier reges Leben mit „Hoffnung, Liebe und Glauben an bessere Zeiten gepaart, „das Konstituzionsfest wurde nach Gebühr am 4. d. „von einer großen Zahl Vaterlandsfreunde gefeiert. „Nächstens mehr." Wir sind nun zwar nicht gemeint, über diesen Gegen stand einen langen Krieg anzufangefl oder überhaupt dem Zwickauer Kreisblatte zu nahe zu treten, indem wir sonst bei dem Hinblick auf die zeitherigen freund schaftlichen Beziehungen und insonderheit aus das uns zu Theil gewordene „Lobhudeln" und „Beweihräuchern^)" für undankbar gelten könnten. Da es jedoch, wenn wir zu dem kreisblattl. Rüffel gänzlich schwiegen, schei nen könnte, als schwiegen wir deshalb, weil wir von ') Siehe No. 46 des hies. Wochenblattes v. I. I«Z8 S. INI, wo ein uns zugekommencr Aufsatz mit ben Worten beginnt: . „Das in Zwickau erscheinende Erzgebirgisch - Voigtländische Kreisblatt, das seit einiger Zeit in immer fleißigem Korre spondenznachrichten aus Adorf unsern Kommunalangelcgenhei- ten eine ganz unbegreifliche Aufmerksamkeit zu schenken geruht, namentlich den Herrn Bürgermeister Todt über die Maßen lobhudelt und beweihräuchert:" dem Gefühle unserer Schuld niedergedrückt würden, oder als sei uns darum zu thun, vielleicht wieder einmal im Sinne der untenbefindlichen Anmerkung „gelobhudelt" oder „beweihräuchert" zu werden; so antworten wir aus die einzelnen Punkte jenes Ausfalls der Reihenfolge nach, ruhig und bescheiden, also: Was zuvörderst das „grün vom Zaune brechen" an langt, so dürfte die Behauptung, daß das Kreisblatt in seinem „Telegraphen" häufig die Lokalblätter benutze, so gar „grün" denn doch nicht sein. Wenigstens erin nern wir uns eine ähnliche Bemerkung vor nicht gar zu langer Zeit, auch schon im „Auerbacher Wochenblatte" und in einem gebirgischen Lokalblatte gelesen zu haben. Das „grün vom Zaune brechen" möchte also wenigstens insofern eher aus Seiten des Kreisblattes sein, als es den Streit vom Zanne bricht. Zudem sagt ja der Verfasser des Jahrmarktsaufsatzes in unserem Blatte gar nicht, daß der Zwickauer „Telegraph" blos von Auszügen aus den Lokalblättern lebe; es heißt ja in der inkriminirten Stelle nur, daß dahin „besonders auch" Auszüge gehören. Auch wird das Benutzen der Lokal blätter dem Kreisblatte nicht zum Vorwurf gemacht. Kurz wir mögen suchen, wie wir wollen, wir finden keinen Grund zu so großem Zorn. Oder dars sich ein Lokalblatt in tiefster Unterthänigkeit gar nicht unterwin den, zu sagen, das hohe Kreisblatt schöpft bisweilen auch aus Lokalblättern? Ist es denn etwas so Ver ächtliches, Quellen dieser Art zu benutzen? Oder ge hört es zum Nimbus, daß das Publikum nicht weiß, woher das Kreisblatt seine Nachrichten bezieht und sürch- tet dasselbe, diesen Nimbus zu verlieren, wenn man auf jene Bezugsquellen hindeutet? Es kann die Frabe aufgeworfen werden, ob die Be merkung, die man hier und da gemacht haben will, daß das Kreisblatt bisweilen die Lokalblätter benutze, in Wahryeit beruhe. Nun — wir sind nicht im Stande, -hierüber sofort einen mathematischen Beweis beizubringen. Sollte aber das Krcisblatt den Gegenbeweis liefern, und z. B. die angeblichen Korrespondenten nennen, die i dieses oder jenes berichtet haben; wir glauben, so gar -leicht würde ihm das auch nicht werden. Der Bericht erstatter von „Adorf" wenigstens wird schwerlich zu er mitteln sein. Es würde uns, soweit wir die Verhält» nisse kennen, Wunder nehmen, wenn sich, wie dies z. B- !in dem letzten „telegraphischen" Artikel aus „Adorf" ge schieht, der hiesige Korrespondent gegen uns zum Schild knappen des KreisblalteS aufwürfe. Daß wir den „Telegraphen" durch Anführungszeichen hervorgehoben haben, wird gleichfalls übel vermerkt, wenigstens werden diese Anführungszeichen — sonderbar i genug — „Gänsefüßchen" zu nennen beliebt, obwohl sie