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A-orker Wochenblatt. M i t t h e i I u n g e ii über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. BIc , t, , Jahrgang. „a. st, »,a Lad,,... Erscheint jeden Donnerstag. 4. Oktbr. 1838. Unttrthanigste Bittschrift aller auSwanderungS- lustlgen böhmischen Schweine. To viel Schweine eS auch in Sachsen geben mag — bekannt Ist, daß deren dort nicht genug sind. Um diese Lücke zu ergänzen, haben wir für Sachsen von jeher uns aufgeopfert, haben unser Vaterland, das für die Schweinezucht und das Schweineleben so günstig gelegene Döhmen, in zahl reichen Schaaren verlassen und auf fremder Erde ein neues Vaterland gesucht. Nun muß im heurigen Jahre unseren Stammgenossen in Polen das Unglück widerfahren, daß eine Art Cholera auch unter ihnen, den Schweinen, ausbricht, indem ihnen die zu Fuß- partieen nöthigen Gliedmaßen erkranken (was in der menschlichen Sprache die Klauenseuche genannt wird). Da sich Krankheiten dieser Art, "wie auch die menschliche Cholera bewiesen hat, Trotz aller Eränzkordons und Aufseher nicht leicht absperren lassen, so wurden auch wir Böhmen von der Seuche ergriffe,!, obgleich sie im Ganzen genommen sehr gutartig war. An's Leben ging's In der Regel nicht, wohl aber hatten wir dessenungeachtet mit großen Leiden zu kämpfen, da sich mit kranken Füßen, wie besonders die menschlichen Handwcrkebursche am Besten Wissen werden, schlecht marschiren läßt und gleich wohl unsere Treiber uns nicht zu Hause ließen, scn- dern die Aumuthung machten, an ihren Faßreifen Theil zu nehmen. Daher, vielleicht auch wohl aus andern Gründen, mag es gekommen sein, daß die Schweine Cholera in Sachsen ebenfalls ausbrach. Dies führte aber neues Ungemach für uns herbei. Mußten wir - uns schon vorher zwiefach anmelden und legitimsten, ehe wir ip daS Land Sachsen einwanvern konnten, ^ndem die Zoll - und Chausseegelder - Behörden stets, und die Letzteren sogar, auch wenn wir dje Gräoze glücklich passirt haben, noch aller 2 Stunden ein Augcnmrrk- auf uns richten; so kam nun auch eine mcdizinalpolizeiliche Aufsicht über uns, d. h. wir mußten uns, sobald bekannt wurde, daß die Schweine - Cholera auch in Böhmen zum Ausbruch gekommen sei, an der Sächsischen Gränze von einem Menschenarzte, Thierarzte oder Scharfrichter besehen lassen, und wenn dieser den Ausspruch that, daß wir angssteckt seien, so blieb daS Land unserer Sehn sucht für uns verschlossen. Glücklicherweise war es, wie es scheint, nicht sowohl darauf abgesehen, daß wie mit gesunden Füßen nach Sachsen kamen, sondern mehr auf die Abgabe, die wir dafür, daß wir be- sehen worden waren, bezahlen mußten. Denn wir wissen cs ganz genau, daß an fast allen Gränzca Gerechten und Ungerechten, Kranken und Gesunden der Eintritt gestattet wurde, wenn wir nur das Schaugcld erlegt hatten. War daS offenbar nur eine Sächsische halbe Maßregel — denn entweder durf^ te man die ohnehin zwecklose Gränzspcrre gar nicht eintrcten lassen, oder man mußte, wenn man sich's überhaupt durchzuführen gekrallte, alle Schweine böhmischer Abkunft,, ohne Unterschied, ob sie krank oder gesund waren — wie die menschlichen Hand-