Volltext Seite (XML)
154 sich tragen, oder doch wenigstens bis auf die neueste Zeit an sich getragen haben. Ist es doch gar nicht ungewöhnlich gewesen bis jetzt, daß dieselben beson ders auf den Dörfern durch ihre verfallenen Mauern den Hunden und anderen Thieren häufigen Zugang gestattet, oder doch wegen Mangels an gehöriger Aufsicht den Rind - und Schweincvieh derer, denen ihre Grasnutzung eingeräumt ist, die tägliche grüne Welde gewährt haben. Und ist es hier und da nicht so weit gekommen, so hat man doch nur wenig, oder gar nichts gerhan, um die Todtenäcker durch »ine ordnungs - und zweckmäßige Anlegung der Grabhügel, durch Anpflanzung von Bäumen und Blumen, durch geschmackvolle Denkmäler und sinnreiche nach den Regeln der Sprache abge- faßr, Inschriften u. s. w. zu verschönern und sie auf diese Weise in Oerter umzuwandeln, welche man nicht mit geheimen Todesschauern, sondern mit hei terem Lebensgefühle besuchen kann. Die neuere Zeit hat überall Ihre bessernde Hand gezeigt; es läßt sich daher erwarten, daß die Reihe allmählig auch an die Todtenäcker kommen wird. Namentlich möge man hierzu die Gelegenheit an sol chen Orten nicht vorübergehen lassen, wo neue Got tesäcker angelegt oder doch die zcitherlgen erweitert werden. Denn auch da, wo das letztere geschieht, kann viele» gethan werden, was zur Beseitigung mancher Uebelstände und zur Herstellung mehrer Zweckmäßigkeit und Schönheit auf den Grabplätzen frommen muß. Wo noch nicht der Anfang ge macht ist, die Gräber der Reihe nach anzu- legen, da benutze man ja den neuen Theil des Got tesackers dazu, um, wenn dieser gefüllt ist, auch auf dem alten Theile eine strenge Reihenfolge ein, treten zu lassen, weil bis dahin jedenfalls so viele Jahre verfließen werden, daß die jetzigen Grä ber wieder neue Bewohner aufnehmen können. Mö gen auch Anfangs einige Schwierigkeiten dabei be- . sonders von Seiten derer, welche bisher sich gerne die Plätze für ihre Todten selbst ausgesucht haben, erhoben werden; nach einer kurzen Zeit gewöhnen sich alle daran, und der Gedanke, daß der Gottes acker ein Gemeingut für alle ohne Unterschied des Standes und äußerer Verhältnisse sei, gewinnt die Oberhand in der Gemeinde. Um aber doch dem nicht verdammlichen Wunsche, die Selnigen auf einem engeren Raume beisammen zu finden und selbst einst in der Mitte angehöriger Personen zu schlummern, Aussicht auf Erfüllung zu gewähren, treffe man Anstalt, daß gegen gewisse Opfer an die Gesammrheit einzelne Fami lien an den Mauern des GvtteSackers, wo sich die Plätze am besten und leichtesten entbehren und zu gleich am zweckmäßigsten ordnen lassen, ihre Bc- gräbnißplätze sich anlegrn können. Solche Familienbegräbnisse dienen, wenn sie unter der Auf sicht der Behörde und nach Vorschrift eines ordnen den Prinzips erbaut, oder doch, wie kleine Gärtchen - abgetheilt und von den lebenden Gliedern der Familie sorgsam angepflanzt und gepflegt werden, dem gan zen Gottesacker zur schönsten Zierde. Wenigsten» wird Jeder, der auf irgend einer Reise solche mit Familienbegräbnissen auSgcstattcte Todtenäcker ange- troffen und besucht hat, ringcstehen, daß er dieselben mit Wohlgefallen betrachtet und durch die an denselben bemerkten Zeichen waltender Familienliebe sich freund lichst angesprvchen gefühlt hat. Ferner werke in jeder Airchengemeinde rin Tod tengräber bestellt, und die Gewohnheit der Landbewohner, die Gräber für ihre Todten von Nachbarn und Gefreundeten fertigen zu lassen, abgeschafft. Denn erstlich wird da durch keineswegs der Aufwand eines Begräbnisses vermehrt, weil die Gebühr an den Todtengräber kaum so viel beträgt, als die Lebensmittel, worauf die 4 oder 6 Männer, denen die Bereitung des Grabe- aufgetragen wird, Anspruch machen. Sodann aber wird es nur dadurch möglich, daß die einzelnen Grä ber auf dem Todtenäcker der Reihe nach unter glei chen Gesetzen der Ordnung und Zweckmäßigkeit ge graben, aufgesetzt und mit Nasen belegt werden. , Endlich möge darauf gehalten werden, daß, wie überdicß sogar gesetzlich ist, über alle Gräber ein genaues Verzeichniß gehalten, die einzelnen Hügel mit Nummern versehen, und die Begrabenen nach ihrem Namen, Stande und Todesjahre sorgfäl tig eingetragen werden. Die Nützlichkeit, wie die Möglichkeit einer solchen Einrichtung läßt sich leicht Nachweisen. Abgesehen davon, daß dadurch das zu frühe Ausgraben noch nicht ganz verweseten Leich name am sichersten verhindert wird, was indessen da, wo die Gräber nur nach ter Reihe angelegt sind,