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A-orker Wochenblatt. Mittheil ungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierter Jahrgang. Priit für den Jahrgang bei Bestellung «on -er Post t« gr. SLchs., bei Beziehung des Blattet durch Botengclegenheit 12 <Sr. SLchs. 36. Erscheint jeden Donnerstag. 6. Sept. 1838. Der Gottesacker. Wenn hier von dem Gottesacker die Rede Ist, so bedarf eS wohl deswegen keiner besonderen Entschul digung. Denn erstlich ist derselbe bereits in diesem Blatte, wenigstens für Adorf, der Gegenstand öffent- licher Verhandlungen gewesen, so weit «L die aufzu- bringenden Mittel betraf, um eine Erweiterung des GotteSackers zu bewerkstelligen; sodann aber ist ja der Ort, wo die Todten ihre letzte Ruhestätte finden sollen, rin Gemeingut deS öffentlichen Lebens, dessen Interessen das Advrfer Wochenblatt sich widmet. Auch scheint dieser Gegenstand gerade für jetzt zeitgemäß zu sein, da zwei Städte oder vielmehr Parochien, Adorf und Neukirchen, zugleich so eben beschäftigt find, in dieser Beziehung einem immer dringender werdenden Bedürfnisse abzuhrlfen. In beiden Pa rochien ist bereits seit einiger Zeit Areal angekauft oder erworben worden, nm de» Raum des zeitherigcn Tcdtcnackcrs zu vergrößern, und man hat entweder schon Haud angelegt, um den neuen Platz mit dem alten zu vereinigen, oder man gedenkt, jeden Tag Anstalt dazu zu treffen. Ucbrigens ist wohl jedes öffentliche Gemeinwesen nicht blos deswegen verbun den, dem Todtenacker eine allgemeine Aufmerksamkeit zu schenken, weil derselbe auf gemeinschaftliche Kosten angelegt und erhalten werden muß; sondern es giebt auch andere und zwar zartere und heilige Bande, welche den Ort der Todten einer Stadt und ganzen Gemeinde wcrth und theuer machen müssen. Hat nicht jedes Grmeindeglicd gleichen Antheil daran? Ist nicht der Todtenacker ein Asyl gegen alle Devow zugungen und Standesabstufungen, wovon das bür gerliche Leben sonst so reich ist? Findet da nicht Je der seinen letzten Platz mit gleichem Rechte und unter gleichen Bedingungen, er mag unter die Reichefl oder Armen gezählt werden? Hat endlich nicht auch Jeder vielleicht daselbst irgend einen Hügel, woran sich für ihn die wichtigsten Erinnerungen, besonders aber die edelsten Empfindungen anknüpfen? Gewiß.' der Todtenacker muß für eine ganze Parochie cio gemeinsames Interesse haben; er muß für Alle ein Ort von der höchsten Bedeutung sein, auch für die jenigen also, welche für seine so vielfachen und so ernsten religiösen Beziehungen keine besondere Em pfänglichkeit haben. Man sollte daher auch wohl meinen, daß alle christlichen Gemeinden von jches den hohen Werth der Gottesäcker eingcsehen und sie zum Gegenstände ihrer besonderen Fürsorge unh Pflege gemacht hätten, sowie daß gerade diese wich tigen Plätze überall möglichst zweckmäßig eingerichtet, so oft, als möglich, besucht und deshalb stets von Zeit zu Zeit verschönert worden wären!! Allerdings sollte man dieses meinen; allein die Erfahrung sagt unS davon das gerade Gegentheil. Wenn man die Todtenäcker der Herrnhuter Gemein den und einiger, größeren Städte ausnimmt, kann man behaupten, daß in unserem Vaterlandc fast durchgehends diese wichtigen Plätze alle Kennzeichen der Geringschätzung, der Vernachlässigung und viel leicht hier, und da selbst einer gewissen Verachtung an