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Sir. 135. Purskl-Nr Wochenblatt. — Dienstag, den 13. November 1933. Seite 2 Graupen mit Kohlradi sertiggekacht abgebrn läßt. Gleichzeitig erhält jede Familie ein Pfund Brot. an der sich alle Kreise der Einwohnerschaft in dan« kenswerter Weise beteiligten und die meisten Es- meindemiigliedsr sich durch die Tat schulfreundlich zeigten. Für oie Heizstoffoersorgung der Schule und den verbilligten Lehrmitteloerkauf, der hier seit etwa Jahresfrist eingeführt ist, wurden mehrere Billionen in bar, mehrere Zentner Roggen, mehrere Zentner Hafer und eine große Anzahl Zentner Kohlen gespen. det, sodaß die Schule für die nächste Zeit versorgt ist. — Bei dieser Sammlung wurden gleichzeitig von mehreren Grmeindemitgliedern eine Anzahl zum Teil sehr wertvoller Bedarfsgegenstände für dis neueings- richtete Mädchenfortbildungsschulküche gestiftet. Die Mühe, welche die im Interesse der Gemeinde, insbe sondere der Schule und der Jugendarbeit vorgenom- mene Sammlung, den Veranstaltern, Vertretern des Schulausschusses, der Lehrer, und der Elternschaft verursachte, ist durch die dankbar anzuerkennende Opferfreudigkeit der zahlreichen Geber reich belohnt worden. — (Die Mütterberatung in Lichten berg) findet am Dienstag, den 20. November, nach mittags 2 Uhr in der Schule statt. Ohorn. (Diebstahl.) -n der Nacht zum 6. No vember wurden dem Wirt!chast»besttzer Hetnrtch da« Fleisch von einem Schweine aus dem Pökelsafse, 1 Brot, 3 Stückchen Butter, 16 Eier, 2 Paar Schuhe, 1 Fahr- rad, Marke Jupiter, Nummer 226 863 und 1 vergol dete Remontoiruhr mit den Nummern 4050 und 3449, sowie eine vergoldete Uhrkette gestohlen. In der Woh. nung de« Arbeiters Felix Schletßtng in Obersteina wurde ein Teil der Diebesgüter beschlagnahmt und er von der Kriminalpolizei in Drerden festgenommen. Der Mittäter, der Arbeiter Kurt Hermann Seifert, geb. 1901 in Dretden Löbtau, wird gesucht. Er verkaust gestohlene Fahrräder und Wertgegenstände. Großröhrsdorf. (Diebstahl.) Dem Guts, besitz« Arno Brückner wurden in der Nacht zum S. No vember 7i/, Zentner Roggen, 3 Treibriemen und eine große Wagenplane aur der verschlossenen Scheune mittel» Einbruch» gestohlen. Zwei Brüder «amen» Mägel wurden al» Täter ermittelt. Den einen Riemen hatten sie schon in 6 Teile zerschnitten. Da» gestoh lene Sut wurde dem Berlustträgrr wieder ausgehändigt. Kamenz. (Zahlreiche Diebereien aller Art) wurden wieder in der hiefigen Gegend verübt So sind beispielsweise im Sendarmeriebezirk Pansch witz innerhalb dreier Nächt« au» Ställen in Prautitz zwei Schweine, in Nucknitz eine große Ziege und tn Jauer ein Schwein, ferner au» einem Keller tn Caseritz der gesamt« Inhalt einet Pökelfasse» und au» einer Scheune in Nucknitz über 3 Zentner Saatwtizen ge stohlen worden. — In der Nacht zum Sonntag wurde versucht, Seim Gutsbesitzer Hiller tn Zschornau ein,»- brechen. Di« Täter wurden aber gestört und mußten da» bereit» zusamm«ng«packte Diebesgut im Stich lasten. Bischofswerda. (Schadenfeuer.) In der früheren Eibensteinschen Glashütte in der Belmsdor fer Straße war in der Nacht zum Mittwoch in der Schmiede Feuer ausgebrochsn, das bereits den Dach, stuhl in Flammen gesetzt hatte. Für das angrenzende Schleifersigsbäude, in welchem sich Wohnungen be finden, bestand große Gefahr. Das Dach hatte be- reits Feuer gefangen, ebenso eins Kammer, sodaß die Wohnungen geräumt werden mußten. Sechs Weh ren waren schnell herdeigeeilt und beschränkten das Feuer, dessen Entstehungsursache unbekannt ist, auf seinen Herd. Bautzen, 10. Noo. (Die Wenden zurB 0 t - schäft Masaryk».) Die ,S«rb»k« New." bespricht den Teil der Prästdentenbotschast Masaiyl», der sich aus die Lausitzer Serben bezieht, und schreibt: „Au» diesen Worten geht hervor, daß Präsident Masaryk bedauert, daß die Lausitzer Serben noch nicht befreit find. Er gedenkt vor allem der Bedrückung v«r ser bischen Sprache tn d«r preußischen Oder und Nteder- lausitz. Er kann d«n Serben aber keine Hilse anbie. t«n, al» sie aufzufordern, für die Erhaltung der ser bischen Sprache zu kämpfen. Die Lausitzer Serben dürfen nicht verzagen, sondern müssen der festen Hoff- nung sein, daß für sie in einem demokratischen Deutschland bessere Zetten kommen werden.' — Loy. aler wäre e» von den Lausitzer Serbin gewesin, wenn sie sich eine Einmischung de» Präsidenten Masaryk in ihre Angelegenheiten verbeten hätten. Dresden, 10. Novbr. (Ein ,Hofb«richt'.) Lu» Radebeul wird gemeldet, daß dort d«r Lehrer i. R. Neubert und Frau ihre diamanten« Hochzeit feierten. Au» diesem Anlaß sandte der Herr Rrtchkpräsident dem ehrwürdigen Jubelpaar nicht allein die herzlich, sten Grüße und b«strn Wünsche zur seltenen Frier, sondern verband damit auch die „höchsteigene' Ueber- sendung einer finnigen festlichen Gabe, bestehend in einem von kunstvoller Hand entworfen«« Wandt«ll«r mit dem Bildni» de» Retchradler» im Innern und d«r Umschrift am Rand: „Wer seine Familie liebt, der lebt dem Vaterland.' Dresde«. (Sozialdemokratischer Lan desparteitag Sachsen) Nach einer Mitteilung des LandesarbeitsauSschnsses der VSPD Sachsens findet der Landeeparteitag für Sachsen am Sonn abend, den 1. und Sonntag, den 2. Dezember in Dresden statt. Die Tagesordnung verzeichnet als einzigen Punkt: Stellungnahme zur Reichs, und Landespolitik, sowie Organisations Fragen. Dresde«. (Unsers Jugend.) Dem Telunion- SaHsendtenst wird folgende» wahre Geschichtchen er zählt. da» drastisch kennzeichnet, wie rasch sich unsere Jug«nd an di« Milliarden, und Billionenzahlen ge wöhnt hat, während für di« ältere Generation eine Million eben noch ein« Million, da» heißt, eine im merhin respektable Summe ist: Di« Mttgli«d«r eine» kleinen Dresdner Männergesangverein» treffen sich angeficht» der schwierigen Verhältnisse nur alle vier Wochen im V»ein»lokal. Um aber der twm«r notlei- denken V«rein»kaste wenigsten» eine Kleinigkeit zuzu» führen und besonder» auch diejenigen Mitglieder, die selbst aller vier Wochen nicht komm«« können oder wollen, an ihre Pflichten dem Verein gegenüber zu erinnern, Haden sich einige Sänger «rboten, die rest. lichen Beiträge für den Monat Oktober «inzukassierrn. Einer der Sänger übergibt di« Liste der säumigen Zahler seinem Jungen, der kaum die ersten Worte lesen gelernt hat, und fordert ihn auf, bei jedem d«r auf der Liste eingetragenen Herren 6 Millionen al» Mitgliedrbeiträge für den Monat Oktober ein,»kassieren. Der Jung« starrt zunächst seinen Vater einen Augen- blick verständni»lo» an, dann fragt «rr „Wttviel?' — „Fünf Millionen, mein Junge', erwidert der Vater. „Millionen k' „Ja!' „Nee, Vater, da geh' nur sel ber, ich blamiere mich nicht!' Bad Schandau. (Der diesjährige Herbst jahrmarkt) nahm einen recht betrüblichen Verlauf. Ganze zwei Fieranten hatten den Mut aufgebracht, ihn zu beschicken. Einige leere Stände auf dem käu ferleeren Markte leisteten den Unentwegten Gesell schaft und eins außer Rand und Band geratene Ju gend ergötzte sich vor allem am zweiten Tage damit, die leeren Buden zu demolieren. Leipzig. (Etn Geisteskranker al» Schul- arzt) In den letzten Tagen hat sich hier etn wahr schtinlich geistig minderwertiger Mensch in Volksschulen al« beamteter Schularzt au»g«geben und in verschi«. denen Klaffen Knaben und Mädchen untersucht. Ein Schulleiter, drm da» Benehmen diese» „Schularztes' verdächtig vorkam, veranlaßte sein« Festnahme. ES handelt sich um «inen 26 Jahr« alten Zahntechniker. Chemnitz, 10. Novbr. (Ein Sensation», blatt vor Gericht.) vor dem Chemn tzer Schöffen, gertcht stand der etwa 22 jährige Herausgeber der be- rüchttgten „Chemnitzer Nachtpost', Han» Staberow. Er wurde wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften und wegen Beleidigung zu 6 Monaten Gefängnis verurteil». In der Urteilsbegründung wurde betont, daß verschiedene seiner in dem Sensation»blatt er schienenen Nachtbildrr al» grob unzüchtig zu bezeich nen seien, und daß Staberow in höchst frivoler Weise grundlo» di« Ehre «ine» Chemnitzer Bürger» verun glimpfte. Da» Schöffengericht vertrat die Ansicht, daß allein da» Streben nach Gelderwerb, keinerfall» aber die Absicht nach Beseitigung von Mißständen die Trieb, feder für Staberow gewesen sei. Der Mitangeklagte Chemnitzer Kolportagebuchhändler H. L hmann erhielt wegen de» Vertriebs der „Nachtpost' 500 Milliarden Geldstrafe. Wurzen. (Schwere» Unwetter), das über di« Wurzen«« Pfleg« zog, hat besonder» hart da» Rittergut und die Gemeinde Lass» betroffen. Von Kanitz nahte «ine Windhosr und stürzte sich mit voller Kraft über den Gasthof, einig« Arbriterhäuser und auf daS Rittergutsgehöft. Sämtlich« Dächer wurden schwrr beschädigt, so daß der oberflächlich geschätzte Schaden sich auf 60 Billionen beläuft. Stollberg, 12. November. (Schneefall im Erzgebirge) Das Erzgebirge hatte in den letzten Tagen einen jähen Witterungsumschlag zu verzeichnen. Nach der letzten abnorm warmen Witterung hat plötzlich Schneefall eingesetzt, der die Fluren und Felder über Nacht in ein winterliches Gewand ge hüllt hat. Spenden zur Behebung der Not. Grotzschöuau, 12. Nov. Zur Beschaffung von Leb«n»mittrtn für die zu «rrichtend« Volksküche haben di« Fabrikbesitzer O»kar, Han» und Kurt von Haebler, nachd-m sie erst am 1. November 2 Billionen Mark der Gemetndeorrwaltung zur Verteilung von Marga rine an Sozial- und Kleinrentner übergeben hatten, dem Gemeindevorstand 200 Billionen Mark schenkung»- weise überwiesen. Zschopau, 12. November. Fabrikbesitzer I. S. Ra»muffen spendete neuerdings 15 Billionen zur Ver wendung für di« notleidenden alten Einwohner der Stadt. Limbach, 12. Nov. Der Inhaber dir Färberei und Npprrturanstalt Wünschmann ließ für sein g«. samt«» Personal Kartoffeln anfahrrn und verteilt« dieselben vollständig kostenlo». Mittweida, 12. Noo. D«r Sastwirt«ver«in für Mittweida und Umgegend stellte durch Vermittlung de» Wohltätigketirverein» „Bienenstock' für über 30 arme Leut« Freitische zur Verfügung. F«rn«r erklärt« sich d«r ver«in der Schuhwarenhändler bereit, 166 armen Leuten Schuhwerk unentgeltlich zu besohlen und unentgeltlich Filzschuhe zu liefern. Waldenburg, 12. Nov. Der Inhaber der Firma Eugen Wilhelm, der Kaufmann Georg Krause, veran- staltet an drei Tagen «ine Speisung von 160 voll- erwerbslosen Familien, indem er Nudeln, Rei» und Politische Rumdscham. Deutsches Reich. Berlin, 10. November. (Die Rückkehr de» früheren Kronprinzen.) Der früher« deutsche Kronprinz traf am Sonnabend au» Holland auf Bahn hof Friedrichstraße ein und fuhr sofort nach Oel» wei ter, wo er auf seinem Gute leben wird. Die Ver handlungen de» Kronprinzen mit der Reichsregierung begannen berett» unter dem Kabinett Cuno und kamen kürzlich zum Abschluß. Das R«ich»kabtn«tt ist bei der Bewilligung d«r Einretseerlaubni» von der Erwägung au-gegangen, daß da» von der Entente gestellte Ber- laug«n, den früheren Kronprinzen zu internieren, weil er auf der Liste der Krieg-verbrecher steht, völkerrecht lich völlig unhaltbar ist und auch im Versailler Ver trag keine Stütze findet. E» handle sich nicht um eine Bevorzugung de» Kronprinzen, sondern lediglich um die Au-Übung ein«» Recht«», da» jedtm Staats- bürg» zusteht, nämlich de» Rechte», in der Heimat zu weilen. Daß der Kronprinz sich zur Enthaltsamkeit von politischer Tätigkeit verpflichtet Hst, wurde bereit» mitgrteilt. — (Baldwins Suildhallrede.) Alljähr- lich wird am 9. November zu Ehren des neuen Lord- moyor» von London in der Guildhall rin Bankett veranstaltet, da» dadurch eine besondere Bedeutung erlangt hat, weil der jeweilige Ministerpräsident «in« hochpolitische Rede zu halten pflegt. Auch Baldwin ist von dieser Gewohnheit nicht abgewichen. Was er sagte, bietet an sich keine Ueberraschung. Der Rückblick auf dir soeben geschloffene RetchSkonferen» war an sich gegeben. Darüber hinau» wandt« sich Baldwin d«m «igtntlich«» «uropätschen Problem zu, daß er in seiner behutsamen Weise abtastete. Auffällig ist, daß «r die Teilnahme der verrintgten Staaten als sicher hinstellte, obschon er wissen mußte, daß wenige Stunden zuvor Washington erklärte, e» werde sich an einer neuen Konferenz nicht beteiligen. England steht also Frank- reich wieder allein gegenüber, da Italien und Belgien in diesem Zwiespalt wirklich keine entscheidende Rolle spielen. Nun hat Baldwin zwar betont, England werde da» europäische Problem gemeinsam mit den Vereinigten Staaten energisch ansaffen. Ob diese Energie zurückgeblieben ist, nachdem Washington sich zurückgezogen hat, wird sich bald zeigen. PotrcarL bucht einstweilen wieder einen neuen diplomatischen Sieg. E» steht aus einem anderen Blatt, daß die» ständige „G:stkge' zum Schluß «tn« Niederlage Frank reich» bedeuten muß Poincare hat mit den Verbün deten, insbesondere mit England ein Spiel ««trieben, da» nicht von ollzugroßrr Achtung vor der Macht de» allbritischrn Imperium» zeuat. Baldwin hat dies« Macht von den bengalischen Flammen seiner Rrdner- gab« umstrahlen lasten, wa» alle» Poincare nicht be irren wird, der dies« erdballumspannende Macht diplo matisch mehr wie einmal schachmatt gesetzt hat. — (Stretkfieb er.) In Berlin find am Sonn abend früh die Buchdrucker in den Streik getreten. Dabei ist die kommunistische Trciberri ohne weitere» zu erkennen, da die Kommunisten unermüdlich tätig find, die ohnedies schwere wirtschaftliche Krise zu ver schärfen. Sie rechnen so, daß «in Streik der Buch drucker auch den Notendruck trifft, sodaß in kurzer Zeit wieder eine Zahlungsmittelknappheit eintreten muß. Sie würde zweifellos die Lage verschärfen, Un ruhen und Plünderungen aurlösen, die die Schutz polizei, die nicht überall zugleich s«in kann, nicht zu hindern vermag. Buch bi« Bankangestellten in Berlin tragen sich mit Gtreikabstchten, wobei die kommunisti schen Treibereien zwar nicht so deutlich zu »kennen, zweifello» aber auch im Spiele sind. Wenn der No tendruck eingestellt ist und die Bankschalter vorüber- gehend geschloffen werden müssen, dann ist da» Unheil nicht abzusehen. Jeder der heute noch eine Arbeits stelle sei» nennt, hat damit auch ein Maß politischer, sozialer und wirtschaftlich«! Verantwortung übernom men, da» vor Stretkgelüsten unbedingt warnen sollte, Ohnedies find Streiks h«ute nicht nur eine Schädigung der Streikenden, sondern auch der gesamten Wirtschaft. Jeder Streik drückt di« Erzeugung w«iter herunter, vermindert also die Kaufkraft d«r Nahrungsmittel, die durch den Streik eigentlich gehoben werden sollte! Bet den amtlichen und privaten Notendruckereten han delt e» sich überdies um leb«n»wichttge Betriebe, sodaß ein Eingreifen de» Militärbesehl»habrr» unmittelbar bevorsteht. — (Der Berliner Druckerstreik) ist noch immer nicht betgelegt, die Lag« bl«ibt ungeklärt, weil d«r für rechtsverbindlich erklärt« Gchirdrspruch de» R«tch»arbtit»ministertum» di« Zustimmung der Ge werkschaften nicht findet. Das Nichterschein«» der meisten Tageszeitungen wird in diesen bewegten und ernsten Zeiten al» öffentliche Kalamität empfunden. Etwa» besondere» zudem ist es um den Geldnoten druck. Der Inhaber der vollziehenden Gewalt hat durch eine Verordnung den Streik für Notendruckbe« triebe verboten, zur Aufnahme der Arbeit für Montag morgen aufgefordert und den 8rbeit»willigen polizei lichen Schutz zugesagt. München, 11. Novbr. («ine Erklärung Ludendorff») G«n»al Ludendorff hat den „Mün-