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MOjMWMgM un-An^ign Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten 75. Jahrg Be-uatvretS dall'Mvnatltch 80 Gvl-vkinlg« eiwwlteklich Traaerlvdn. durchaus befriedigend genannt werden kann. Umso peinlicher müsse es empfunden werden, daß der Vertrauensbruch der italienischen Blätter in einem Augenblick erfolgt, wo man die Vorberei tungen zur Diskussion der schwerwiegenden poli tischen Streitfragen getroffen hat. Dadurch ist die ganze Atmosphäre in ein so gespanntes Sta dium eingetreten, daß man sich zurzeit Schwie rigkeiten gegenüber gestellt sieht, deren Ueber- windung nur dann möglich sein wird, wenn die volle Vertraulichkeit der internen Besprechungen von allen Seiten gewahrt wird, und wenn es ge lingt, die Verbreitung unwahrer Gerüchte ein für allemal unmöglich zu machen. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamt» und des StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Der Berliner „Tag" schreibt: In den Kreisen der Alliierten herrscht, wie es scheint, wenn nicht gerade Verstimmung, so doch wenigstens eine gewisse Enttäuschung über das Verhalten der deutschen Delega tion, die, wie man jetzt allgemein sagt, in den bisherigen Verhandlungen Unnachgiebig keit zeige. Dies dürfe wohl nicht heißen, daß bei den Deutschen allgemeiner Verhandlungs unwille vorliege, sondern daß sie in den entschei denden Punkten, wegen deren ja schließlich allein eine solche Konferenz wie die von Locarno nötig geworden ist, auf ihrem Standpunkt beharrt, den sie bisher schon der Entente gegenüber er wähnt und der ihr ja wohl auch vom Eesamt- kabinett und den Parteien vorgezeichnet sein dürfte. Insofern kann man allerdings sagen, daß die Konferenz jetzt an einen kritischen Punkt gelangt ist, bei dem es sich zeigen muh, ob die stark auseinandergehenden Meinungen auf eine gemeinsame Formel gebracht werden können. Auf deutscher Seite findet man diese Mei nungsäußerungen der Ententevertreter, wenn sie wirklich in der geschilderten Form geschehen sein sollen, wenig loyal. Pessimisten wollen in jenen Stimmungen des Ententelagers den Versuch erblicken, etwa entstehende Schwierigkeiten im weiteren Konserenzverlauf schon von vornherein den Deutschen in die Schuh« zu schieben. dere, diese deutsche Forderung vor dem allein zu ständigen Forum des Völkerbundes zu unter stützen. Keine Diskussion dürfte dagegen der Artikel Hervorrufen, in dem gesagt wird, daß England nur für sich allein, nicht aber auch für seine Dominien den Pakt unterschreibt. Eine weitere Schwierigkeit sei dagegen in der von den Deutschen verlangten präziseren Formulierung der Garantie auf Gegenseitigkeit in der Vorrede des Entwurfes zu erwarten. Als äußerst beachtenswert hebt der Korre spondent die Haltung Vanderveldes her vor, der die Selbständigkeit Belgiens bean sprucht, das nach dem Wortlaut des Artikels 1 des Londoner Entwurfes nur als Alliierter Frankreichs bezeichnet wird. Daraus könne sich, so folgert der Korrespondent, eine deutsch-bel gische Annäherung ergeben, da auch Deutschland gegen die Fassung dieses Artikels Einwände er hebt, weil er die neutralisierte Rheinland zone als im „Rheinstatut" festgelegt bezeichnet. Deutschland stehe auf dem Standpunkte, daß die deutsche Souveränität im Rheinlands voll wei terbestehen müsse. Die deutschen Einwürfe, die als berechtigt anerkannt worden sein sollen, wer den auch von England gutgeheißen, das stets die strikteste Neutralität Belgi»ns betont habe und in der Koordinierung Frankreichs mit Belgien in einem so wichtigen Artikel eine Beeinträchtigung der belgischen Entschließungssreihcit erblicke. seine Ost grenzen abzuschließen. Briand, der am Dienstag abend von der Veröffentlichung erfuhr, als er in sein Hotel zurückkehrte, ließ so fort Maßnahmen treffen, um sich zu überzeugen, daß der Vertrauensbruch wirklich geschehen sei. Auch die deutsche Delegation erfuhr erst in den späten Abendstunden von dieser Veröffent lichung. Der Berichterstatter der römischen „Epoca" teilt über den Paktentwurf weiter mit: Zwei Artikel des Paktentwurfes seien von be sonderer Bedeutung. Artikel 11 setze für den Abschluß des Earantiepaktes den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund voraus, ohne je doch nähere Angaben der besonderen Umstände zu machen, unter denen der Eintritt erfolgen soll. 8 6 erkenne an, daß der Earantiepakt die aus dem Vertrag herrührenden Re chteder Alli ierten (gemeint find die Sanktionen) nicht beschneide. Zugleich werde darin gesagt, daß auch die Rechte unberührt bleiben sollen, die die eine oder andere Macht aus späteren Vündnis- oder Earantieverträgen erwerbe. Durch diese Klausel beabsichtige Frankreich, von Deutschland die Anerkennung seiner Vündn is- verträgemitPolenundderTschecho- lowakei sowie die Earantieübernahme der abzuschlteßenden östlichen Schiedsoerträge zu er halten. Darin seien di« Hauptschwierigkeiten für die Verhandlungen enthalten, die mit dem Ein treffen von Benesch und Ekrzynski noch verschärft werden würden. Die beiden Artikel würden wegen ihres wichtigen politischen Inhal tes ausschließlich von den Außenministern ge prüft werden. Ueber den deutschen Widerstand g«gen Artikel 16 des Völkerbundsstatuts sagt der Korrespondent, daß hier di« Möglichkeit für das Zustandekommen eines Ausgleiches dadurch ge geben sei, daß di« deutsch» Delegation in Locarno nur die Zusicherung von den Hauptmächten so»- teil» «tUl,, -»qmMag». - g«n>Ip:,ch«r Ri. »I. - PoM-ckt-nt« Lechz«, »»<«< — «e»el«dtgie°r»»t, — »anl- l»»1o Commerz, un» Pn»»t-Bant Zweigs««», Hehensteln.CrnlUhoI — N»»«il»n,< «la-el-nd», Mannllrht« »erdea »ich« zurülkge- schickt. Malend»«,-» ,»n,l»-mea«n-»«u-., finden kein, «»inahi»' Berlin, 8. Oktober Die Verhandlungsatmosphäre aus der Konferenz von Locarno ist plötzlich getrübt worden. Die Staatsmänner der be teiligten Mächte befinden sich in einem Zustande der denkbar größten Nervosität, denn die auf Grund einer schweren Indiskretion erfolgte vor zeitige Veröffentlichung des Entwurfes zum Eicherheitspakt durch ein dem italienischen Mi nisterpräsidenten Mussolini nahestehendes Blatt — siehe unten! — wird allgemein als ein schwe rer Schlag gegen die Sicherheitskonferenz empfun den. Auch in den deutschen Konferenzkreisen ist man über diesen Zwischenfall, der noch zu sehr peinlichen Folgen führen kann, außerordentlich verstimmt, und man betont, daß es dringend not wendig sein werde, die Veröffentlichung der Presse über den Gang der Verhandlungen streng stens zu kontrollieren. Reichskanzler Dr. Luther und Außenminister Dr. Stresemann haben es übernommen, die Vertreter der deutschen Presse persönlich über die Beratungen der Konferenz zu informieren und sie zu verpflichten, keine eigenmächtigen Mitteilungen herauszugeben. Was den Entwurf des Sicherheitspaktes an- langt, so kann seine Veröffentlichung erst dann erfolgen, wenn eine vollständige Einigung über alle Einzelfragen erzielt worden ist. Die in den italienischen Blättern mitgeteilten Texte, die teilweise auf Wahrheit, teilweise aber auch auf ! Kombinationen beruhen, haben einen unüber sehbaren politischen Schaden angerichtet, den wie der gutzumachen alle beteiligten Staatsmänner der Konferenz ernstlich entschlofsen sind. Man s muß sie fragen, wer ein Interesse daran hatte, Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. Generalanzeiger für Hohenstein. Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Lirschheim, Kuhschnappel, St. Egibim, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. die Sicherheitsverhandlungen auf eine so empfindliche Weise zu stören, und ob es unter solchen Umständen nicht notwendig erscheint, den Kreis der beratenden Teilnehmer zu beschrän ken. Auf jeden Fall wird die Notwendigkeit ein- treten, daß die Vollsitzungen auf einige Tage unterbrochen und an ihre Stelle die direkten Zusammenkünfte der einzel nen Staatsmänner treten werden. Im übrigen ist es erklärlich, wenn die Franzosen und die Bel- hrer die Vermutung hegen, daß der Nertrauens- bruch von einem Beigeordneten der italienischen Delegation begangen worden sei und daß die italienische Regierung womöglich dahinter stecken könne. Irgendwelche Beweise zu diesem Ver dacht sind aber zurzeit nicht vorhanden, und nie mand darf es unternehmen, in diesem Zusam menhang den italienischen Ministerpräsidenten Mussolini irgendwie zu verdächtigen. Vor den Delegierten der italienischen Abordnung ist inzwischen ein scharfer Protest erlassen worden, der sich gegen die unter Vertrauensbruch began gene Veröffentlichung der italienischen Blätter richtet und der dem italienischen Ministerpräsi denten persönlich zugestellt worden ist. Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, sieht man in den deutschen Regierungskreisen der weiteren Entwicklung der Dinge mit ernster Be sorgnis entgegen. Sollten tatsächlich Kräfte am Werke sein, die bewußt das Ziel verfolgen, die Sicherheitskonferenz zum Schei tern zu bringen, so würde natürlich die Not wendigkeit eintreten. die Frage der Verant wortlichkeit sehr ernsthaft zu untersuchen. Die deutsche Delegation ist sich dessen bewußt, daß sie alles getan hat, um irgendwelche Störungen der Verhandlungen zu verhüten und das Zu standekommen eines positiven Ergebnisses durch eine eindeutige klare Haltung zu erleichtern. Bisher hat sich iwch keine Gelegenheit geböten, die am meisten umstrittenen politischen Fragen zu, Diskussion zu stellen, so daß der bisherige Verlauf der Verhandlungen — abgesehen von unerheblichen Meinungsverschiedenheiten — Die Wirkung in Locarno Die Veröffentli chung des Entwür fe s des Sicherheitspakjes durch verschiedene ita lienische Blätter haben in Locarno einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Die Ver öffentlichungen stellen einen Vertrauens bruch ärgster Art dar, der die Verhand lungen der Konferenz empfindlich stört. Die Veröffentlichung ist in einer Reihe italienischer Blätter erfolgt und dann von Italien aus be reits in andere Länder telegraphiert worden. Das ist aber nicht die einzige Indiskretion der italienischen Presse. Vielmehr hat der „Popolo d'Jtalia" auch den Zusatzantrag des bel gischen Ministers Vandervelde zum Sicher heitspakt abgedrnckt und ein in Bologna erschei nendes Blatt hat am Dienstag nachmittag einen ünf Seiten langen fast protokollmäßig getreuen Bericht über die erste Sitzung am Montag ge bracht. Dieses Protokoll kann, so wird behaup tet, nur von einem Z u h ö r e r bei den Verhand lungen geliefert worden sein. Uebrigens scheint, wie der Mitarbeiter der BZ. mitteilt, mit derartigen Indiskretio nen in Locarno ein schwunghafter Handel tattzufjnden. Die internationalen mal die Differenzen über den Artikel 16 des Völkerbundsstatutes Gegenstand der Besprechun gen gewejen sei. Dem „Lokalanzeiger" zufolge soll es nach dieser Unterredung den Anschein haben, als ob eine Formel gefunden werden könnte, di« den Artikel so interpretiert, daß die deutschen Bedenken etwas an Schärfe verlieren könnten. Weiter soll die Frage der französischen Garantie der östlichen Schiedsverträge bei der Unterredung eine Rolle gespielt haben. Wie das „Berliner Tageblatt" zu melden weiß, soll an geblich Briand die von Frankreich ursprünglich verlangte einseitige Earantielei- stung für die Verträge fallen gelassen haben. Er soll sich damit einverstanden erklärt haben, daß Frankreich außerhalb der östlichen Schiedsgerichtsverträge eine Erklärung zur Sicherheit Polens abgeben werde. Den Juri sten sei die Aufgabe zugewiesen worden, diese Erklärung zu formulieren. Wie sämtliche Blät ter betonen, soll sich Briand zu französischen Journalisten außerordentlich befriedigend über die Besprechungen mit dein Reichskanzler geäußert haben. Die Alliierten find enttäuscht — weil die Deutschen festblciben Bei »I^e» «»ninritn, Ser,leichen »Iw. wird da «ruttodet»»- t« Rechnung gestellt. Im Fallt »ödeeer Lew al« — »V«, o»a Imsti^r irgend welcher Störung de« vetrted-» der Hettan-, der Lleteemiten »»er da Sleldrdernirgtetntichtmigen — Hat da »» t«e»a «einen Anbruch «y Stefan«- »da dlachlte^rnng da Fettung »da <mf RstihaHIung »el ve,ug»pntia. Pressevertreter beabsichtigen daher eine gemeinsame Aktion. Sie wollen der Konferenz einUItimatum stellen, ob sie eine geord nete Berichterstattung ermöglichen wolle oder nicht. Nach Mitternacht wurde die Angelegenheit der unberechtigten Veröffent lichungen des Paktentwurfes auch dem italieni schen Senator Grandi vorgetragen, der persön lich eingriff und die Veröffentlichung in den Mai länder Blättern verhindern konnte. Luther und Briand besprechen sich Im Laufe des gestrigen Tages haben sich die Gerüchte über Schritte außerhalb der eigent- ichen Konferenz in Locarno so sehr verdichtet, daß bei der Pressebesprechung den Regierungs vertretern direkte Fragen nach dieser Richtung hin vorgelegt wurden. Daraufhin wurde mitge teilt, daß im Laufe des Vormittags ein« Be- prechung zwischen dem Reichskanzler Dr. Zuther und dem französischen Außenminister Zriand an einem Ort außerhalb Locarnos tattgefunden hat. Ueber die Unterredung, die in den, kleinen A, » onaam Lago M^giore statlgefunden hat, wissen die Berliner Blätter zu berichten, daß ein- Besprechungen Dr. Luthe»—Stresemann—Briand iigta«n« Dradtm«ld»val Berlin, 8. Oktober Wie wir erfahren, werden nunmehr die di rekten Besprechungen zwischen den deut schen Delegationsführern und dem sranzöischen Außenminister Briand beginnen. Es handelt sich dabei lediglich um private Erörterungen und um einige politische Nebenfragen, deren Klärung so wohl von deutscher als auch französischer Seite ge wünscht wird. Die bisher verzögerte Sonderzusammenkunjl zwischen den deutschen und französischen Haupi- delegierten ist darauf zurückzuführen, daß Briand sich vorher mit seinem englischen Kollegen, dem Außenminister Chamberlain, aussprechen wollte. Dr. Benesch in Locarno ISlaeneDrabtmel»«»«) Berlin, 8. Oktober Das Eintreffen des tschechoslowakischen Außen ministers Dr. Benesch in Locarno hat in der» wutschen Konferenzkreisen groß« Beachtung ge- ünden. Dr. Benesch, de« bereits mit den alliier en Kauptdelegierten Fühlung gonommen hak, Rr. 2Z5 Donnerstag, den 8. VNober 1825 Der Inhalt -es poktentwurss Eine italienische Indiskretion Der Sonderkorrespondent des Sozialistischen Pressedienstes in Locarno erfährt, daß der bis her als streng vertraulich behandelte Paktver- trag durch schwere Indiskretionen bereits am Dienstag abend im „Popolo d'Jta lia" und im „Torriere della Sera" veröffentlicht morden sei. In Konferenzkreisen herrschte dar über allgemeine Ueberraschung und Aufregung. Man vermutet, daß ein Mitglied der italieni schen Delegation den Vertrauensbruch be gangen hat. Der veröffentlichte Paktentwur soll bereits die letzten Abänderungen der Juri sten enthalten. Er besteht aus elf Paragraphen und einer Einleitung. Die ersten sechs Para graphen befassen sich ausschließlich mit dem Sinn des Paktes, der § 7 soll den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund be treffen, während Deutschland sich im 8 11 ver pflichtet, einen ähnlichen Sicherheitspakt für Nie eM öWMM in LMM Von un Irrem Berliner Vertreter