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«« Hans nnö Hof Der französische parforcehund. Aus den Zeiten, wo es als ein fürstliches Vergnügen galt, den Hirsch mit einer Hundemeute zu Tode zu Hetzen, hat sich in Frankreich noch eine Anzahl von Parforce-' Hunderaffen erholtem Reiche französische Schloßbcsitzer üben auf dem Gebiete der Hundezucht zuweilen einen be-' sonderen Luxus. Im Weltkriege hatte die deutsche Etap-! penverwaltung mit einem dieser Herren zu tun, der auft feiner Besitzung nicht weniger als sechzig solcher Hunde unter der Aufsicht eines Pikörs und zweier Ünler- piköre in einem großartig gebauten Stalle unterhielt.^ Man kann sich Vorsteven, was diese sechzig Tiere verzehr- ten, die nur ein- oder zweimal im Jahre bei den großen Gesellschastsjagden in Len weiten Waldungen des Schlotz- besitzers gebraucht wurden. Als dann die Lebensmittel immer knapper wurden, wurde der Sonderling gezwungen, erst seine Hundeschar zu vermindern und sie schließlich ganz «bzuschaffen, worüber er ein großes Geschrei erhob« Wahrscheinlich ist vom Standpunkte des wahren Hunde freundes ans, der einen brauchbaren Gehilfen des Menschen erziehen will, mit dieser Meute nicht viel verlorengegangen. Die Franzosen behaupten, daß ihre Parforcehunde uralt seien. Sie sollen von den schon in römischer Zeit ge rühmten belgischen Hunden abstammen, und der St. Hu bertushund, eine schwarze Abart der Parforcehunde, die wir hier abbilden, soll schon von Karl dem Großen auf seinen Hosjagden benutzt worden sein. Aber das sind Sagen, die sich nicht beweisen lassen. Besser weiß man über die Hundezucht im späteren Frarrkreich Bescheid. So z. B-, daß am Hose Ludwigs XIV. eine königliche Meute von 260 Hunden unterhalten wurde, für die ein ganzes Heer von Angestellten zu sorgen hatte, deren oberster ein Ministergehalt empfing. Bei aller Hundefreundschaft kann man wohl sagen, daß dieses Geld zweckmäßiger zur Förde rung der landwirtschaftlichen Tierzucht angewendet wor den wäre. Diese Hunde waren so schnell, daß sie in ihren besten Zeiten vier Hirsche am Lage fingen, und für ihre Ausdauer wird überliefert, daß einmal eine solche Jagd vier Tage dauerte, ehe Halali geblasen wurde. Vier Tage lang wurde die arme Kreatur gehetzt, ehe sie erschöpft nicderbrach! Die St. Hubertushunde, die zu solchen Zwecken dienten, wurden von den Geistlichen der Abtei St. Hubert in den Ardennen eigens sür den König ge züchtet und avgerichtst, und daS dauerte bis zur großen Revolution. Eine eigenartige Betätigung für geistliche HerrenI Da gefällt uns die Hundezucht der frommen Brüder von St. Bernhard, die den Hnnd zum Lebensretter des Menschen erzogen, doch viel besser. Denn die franzö sischen St. Hubcrtnshlmde sind zu nichts zu gebrauchen, als zur Hetze des Wildes. Es wird ihnen sogar nach- perühmt, daß sie so unbarmherzig bissig gegen Wild sind. Im übrigen sind sie ungehorsam und zu nichts zu ver wenden. Neuerdings sind in Frankreich wieder Bestrebun gen im Gange, diese Nasse „von ältestem Adel" mehr aus- zubreiten. Wir können die Tiere mit dem besten Willen nicht einmal schön finden, aber die Geschmäcker sind ver schieden. Die Franzosen haben als Züchter auf manchen Gebiete», es braucht nur an die guten normannischen Fleischhühner erinnert zu werden, Hervorragendes ge schaffen. Wenn sie jetzt ihren Stolz in die Wiederauf frischung der veralteten Parforcehunde setzen wollen, jo wird man das vom Standpurckte des wirklichen Hunde- frenndes und des Tierschützers aus nur als eine Ver irrung bezeichnen kann. Der kleine Frostspanner. Zu den ärgsten Schädlingen aller Obstbaugebiete ge hören die beiden Frostspanner, der groß« und Ler kleiire. Der letztere, den wir hier adbilden, ist der noch gefähr lichere, weil seine Rauhen auch Lie Knospen zerstören. Es gibt Gegenden, wo dieses Ungeziefer so überhand ge nommen hat, daß Lie Gartenbesitzer schon seit Jahren keine ordentliche.Apfelernle mehr erzielen. Beide Frostspanner sind kleine, unscheinbare Schmetterlinge, die übrigens nicht leicht mit anderen verwechselt werden können, lveil sie erst fliegen, wenn sich sonst kein Schmetterling mehr sehen läßt, zu Wintersbeginn, manchmal auch noch, nachdem schon lange strammer Frost herrscht, was ihnen den Namen ge geben hat. Das merkwürdigste an diesen Schmetterlingen ist, daß nur das Männchen fliegen kann. Das Weibchen (auf unserer Abbildung dargestcllt, wie cs an dem Zweig aufwärts kriecht) hat verkümmerte Flügel und kann sich nur mit den Beinen vorwürtsbewegcn. Darauf beruht die erste Maßnahme der Bekämpfung. Man legt gegen Ende des Herbstes, freilich nicht zu spät, denn manchmal treten die Schmetterlinge unerwartet früh auf, die be- kannten Leimringe an die Bäum«. Unten am Stamm wird ein Streifen Pergamentpapier angelegt und mit zwei Stücken dünnem Draht so festgebunden, daß die kleinen Schmetterlingsweibchen keim Gelegenheit finden, darunter durchznschlüpfen. Dann wird das Papier kräftig mit Nanpenleim (sog. Brumatalcim) bestrichen. Die Weib chen, welche an dem Stamm hochklettern wollen, fangen sich und verenden in dem Leimanstrich. Im Frühjahr, wenn man diese Frostspannerringe entfernt und durch Wellpapperinge oder Umwickelungen mit Holzwolle gegen die Blütenstecher ersetzt, bürstet man die Obstbäume unter den Leimringen mit Schmierseifenlösung ab, um die Eier !zu entfernen, welche manche Frostspannevweibchen ganz tunten am Stamme ablegen. Die nächste Bekämpfung be- ginnt mit der Entwickeluirg der Blattknospen der Obst- lbäume. Man übersprüht die- Baumkrone mit eincr Lösung von Uraniagrün, deren giftiger Arsengehalt Lie an den Knospen nagenden Räupchen zum Absterben bringt. Bald wird man sehen, ob alle diese Maßnahmen bolle Wirkung gehabt haben. Denn der Schaden, welchen die blarrgrauen Raupen des großen und die schmutzig-hellgrünen Raupen des kleinen Frostspannes anrichten, indem sie die Blätter ansreffen und durchlöchern, später in znsammengesponne- nen Blättern und Blüten fressen, wird sehr bald offen kundig. Stark befallene Bäume können ganz eingehen, oder sie werden Loch so geschwächt, daß sie auch im nächsten Jahre noch keine Früchte anzusetzen vermögen. Anfang Juni, beim großen Frostspanner erst im Juli, verpuppen sich die Raupen in Ler Erde, und zwar innerhalb der Baumscheibe des von ihnen befrcffcnen Baumes. Wir bilden eine der glänzend rotbraunen Puppen in natür licher Größe ab. Nun ist es Zeit, die Baumscheibe dreißig Zentimeter tief umzugraben und dann wieder festzu- treten, am besten aber erst, nachdem man die Hühner einige Tage in den Garten getrieben hat, wobei sie aller dings um diese Zeit schon viel Schaden am Fallobst machen. Doch ist das das kleinere Übel. Die Hauptsache ist, daß man den Frostspanner loswird. Das wichtigste Bekämpsungsmittel sind, wie gesagt, di« Leimringe. Sie müssen sorgfältig angelegt werden. Unter anderem ist darauf zu achten, daß nicht etwa durch an den Baumstamm anliegende lange Halme den Schädlingen Las Hochklettern doch ermöglicht wird, und wo Baumpfähle angebracht sind, sind auch diese mit Leimringen zu versehen. Nur große Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit führt allmählich gegen über diesem sich immer mehr ansbreitenden Schädling zum Ziele, der übrigens nicht nur auf Obstbäumen, sondern auch auf anderen Laubbäumen schmarotzt, und Ler sich daher auch fortpflanzt, wenn in einer Gegend ein heitlich sämtliche Gartenbesitzer ihre Schuldigkeit in der Bekämpfung tun. Aber meistenteils sind dazu nicht ein mal alle zu bewegen und die Nachbarn haben den Schaden davon. Helle Brahmas. Im Jahre 1842 gab es unter den Geflügelzüchtern der Alten und Neuen Welt ungeheures Aussehen. Der Aus gang Lcs englisch-chinesischen Krieges hatte China dem englischen Handel eröffnet. Bald kamen Meldungen, daß nun aus Asien unbekannte Niesenhühner ausgeführt werden würden. Schon im folgenden Jahre stellte die Königin von England auf der Londoner Geflügelaus- stellnng die ersten Kochins aus, während fast gleichzeitig die Amerikaner sich „das hellgescheckte Riescnhuhn" ge sichert hatten, welches dann unter dem Namen Les Brah maputra, an dem es zu Hause ist, später in Brahma abge- kürzt, einen Siegeslauf sondergleichen über alle Länder an trat. Kein vornehmer Geflügclhof ohne Riesenhühner, so lautete damals die Losung. Aber heute hat man den Ein druck, daß die Beliebtheit dieser Rieserchühnor sehr abge nommen hat. Man begegnet ihnen ans manchen Schauen überhaupt nicht mehr. Der Grund ist Wohl der, daß sich diese Rieserr, bei denen es hauptsächlich auf die körperliche Gewichtigkeit ankommt, nicht ohne kräftiges Beifutter, na- mentlich Weichfutter, zu voller Entfaltung bringen lassen, und daran hat es in den letzten Jahren gefehlt. Heute fällt aber dieser Hinderungsgrund weg, und einen anderen wird nian schwer entdecken können. Denn die Brahmas sind nicht nur Fleischhühner von größtem Ausmaße, sie find anch gute Winterleger, und wenn man über eine ruhig führend« Henne verfügt, ist auch die Aufzucht der Küken nicht schwierig. Völlig anspruchslos sind sie in bezug auf den Stall. Selbst in offenen Schuppen ertragen sie unsere ÄSinterkälte ohne jede Beschwerde. Bei der Zucht ist, außer 'auf die Zeichnung und die reiche Befiederung, besonderer Wert auf die ganz eigenartige, gewichtige Körpererschei- jnung zu legen. Unter allen Umständen ist jede Vermischung mit Kochins zu vermeiden, denn diese beiden Nassen sind, itrotzdem sie so oft in einem Atem genannt worden, doch Hon Grund auf verschieden. Eigenartig berührt uns Innrer wieder die Versicherung, daß die Chinesen diese Miesenhühner fast nur mit gequollenem und trockenem kReis aufziehen, während bei uns, wie schon gesagt, reich- kiches und stets frisch angerichtetes Weichsutter uner- läßlich ist. Gelöstgeseriigier Keimprüfer. Wenn die letzten Sämereien geerntet sind und für den Wartenfreund die stille Zeit beginnt, so ist es an der Zeit, die Samenvorräte zu ordnen und zn prüfen. Eine solche Prüfung ist immer zu empfehlen, und zwar nicht nur für die selbstgeernteten Samen, sondern auch für die gekauften. Manche Samen halten ja lange Jahre aus, ohne bei rich tiger Aufbewahrung ihre Lebenskraft zu verlieren. Andere können nicht frisch genug gesät werden und sind schon in »zwei Jahren beinahe unbrauchbar. Aber auch die Keim kraft derselben Sämereien ist nicht in allen Jahren die-« selbe. Zuweilen hat man noch ältere Sämereien vorrätig, deren Preis sich inzwischen erhöht hat und die man nicht -gern wegwersen will. Oder man hat sie von einer Samen- Handlung bezogen, die man nicht kennt. Um sich ein Wirt- sschaftsbild für das nächste Jahr zu machen, muß mau Wissen, was der Samen taugt, den man verwenden will. -Erst dann kann man feststellen, ob »ran noch bestimmte .Sorten zukaufen muß oder ob man nicht vielleicht im ^Gegenteil eine kleine Nebeneinnahme dadurch gewinnen kann, daß man Nachbarn einiges von seinen überschüssigen -Vorräten unter Garantie der Keimfähigkeit abgibt. Die notwendigen Feststellungen macht man mit dem Keim apparat. Als solcher kann jede flache Schale dienen; gut ge eignet sind z. B. die gläsernen Entwicklungsschalen, wie man sie zur Photographie braucht. In eine solche Schale kommt ein Stück neuer, sauberer, unglasierter Dachziegel, der zur Hälfte in Wasser liegt. Über den Ziegel wird ein Stück Wollstoff so gelegt, daß seine Enden in das Wasser Überhängen und sich stets mit diesem vollsangen können. Auf den Wollstoff legt man, entweder, wenn es sich nur um eine Samenprobe handelt, unmittelbar die anzu- kcimenden Samen, oder wenn man gleichzeitig mehrere Proben untersuchen will, so knifft man aus weißem Lösch papier kleine viereckige Kästchen, auf deren jeden man mit Bleistift eine Nummer schreibt. Diese Nummer entspricht der Samentüte, aus welcher die Probe entnommen ist, so daß keine Verwechslung entstehen kann. Dann bedecktMan die Schale mit einer Glasscheibe, welche nirgends einen Rand übrigläßt, damit kein Wasser verdunsten kann, und stellt die Schale an einen warmen Ort, also im Winter in die Nähe des Ofens, aber nicht auf diesen. Man nimmt solche Proben in einem Raume vor, der niemals ganz auskühlt oder etwa gar über Nacht ausfriert, sonst kann man keine zuverlässigen Ergebnisse erwarten. Statt der hier angegebenen Vorrichtung nehmen manche reines, frisches, feingesiebtes Sägemehl und schütten es etwa acht Zentimeter hoch in eine Keimschale, feuchten es gut durch, pressen es glatt, drücken dann napfförmige flache Ver tiefungen sür die Samenproben in die Oberfläche und setzen da hinein dann die aus Löschpapier geknifften und mit Bleistift numerierten Kästchen mit den Körnern. Auch hier wird die Schale dann mit einer Glasplatte bedeckt, die nicht gelüftet werden darf, weil sonst die Späne zu trocken werden können. Es kann aber passieren, Latz Lie Späne sauer werden, was sich durch eine bräunliche Färbung an ihnen sichtbar macht, überhaupt hat das zuerst beschriebene Verfahren den Vorteil, daß man jeder zeit beaufsichtigen kann, ob zuviel Wasser verbraucht ist. Worauf man dieses (lauwarml) nachfüllt. Es ist nun für jeden Naturfreund ein großes Ver gnügen, zu beobachten, wie die Samen sich zu regen be« ginnen, was bei einzelnen schon nach einigen Stunden am Aufquellen und Bufspringen der Samenschale zrr'be obachten ist. Um genau zu wissen, was jede Sackknsorte wert ist, bringt man eine bestimmt abgezählte Menge der Körner in den Keimapparat. Man sieht dann, wie viele sich rühren und wie viele leblos bleiben. Man kann also Len Prozentsatz der Keimfähigkeit mit Sicherheit auf die Tüt« notieren, welcher die Probe entnommen ist. Sieht man, Laß 50N, gleich der Hälft« d«r Samen, noch gut sind, so weiß man, daß man entsprechend dichter aussäen muß, als wenn der ganze Vorrat noch tadellos wäre. Sind nur SS A, gleich einem Viertel der Samen, noch gut, so muß wan noch dichter aussäen. Auf alle Fälle aber weiß man, was man von seinen Sämereien im Frühjahr zu erwarten haben wird, und das ist auf alle Fälle viel wert. Wie schon gesagt, ist die zur Keimung benötigte Zeit dauer bei den verschiedenen Pflanzen sehr verschieden. Man wird daher zur gleichzeitigen Prüfung nicht solche Sämereien zusammenbringen, deren Keimzeit zu weit aus einandergelegen ist. Die meisten Kreuzblütler, also alle Kohlarteu, Rettiche, Radieschen, ferner die Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Linsen, desgleichen Gurken, Kürbis. Zwiebeln, Spinat, Salat keimen schnell an. In 8 bis 14 Tagen wird man bei ihnen den Erfolg schon sehen. Dagegen brauchen die Schirmblütler, also z. B. Mohr rüben, Dill, Kümmel, Petersilie, Sellerie, längere Zeit, und man darf die Geduld nicht verlieren und den Samen «icht als unbrauchbar wegwerfrn, wenn sich die Körner erst nach drei Wochen oder etwas längerer Zett zu rühren beginnen.