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Freitag, den 14. August 1925 Hohen stein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten den und der Am Mittwoch abend gab, wie bereits kurz be richtet, der bayrische Ministerpräsident Dr. Held ans Anlaß der Anwesenheit des Reichspräsiden ten ein Abendessen, an welchem außer dem Reichspräsidenten und den Herren seiner Beglei tung die Reichsminister Stingl und Geßler, fer ner Nuntius Pacelli, Erzbischof von Faulhaber, der bayrische Gesandte in Berlin von Preger, der Reichsgesandte in München, von Haniel, der Kommandeur der 7. bayrischen Division, der Laxdtagspräsident u. a. teilnahmen. Dem Diner folgte ein Empfang im Hause des Minister präsidenten, zu welchem zahlreiche Einladungen an hervorragende Persönlichkeiten des Landes ergangen waren. Der Tag fand einen eindrucksvollen Ausklang in dem Zapfenstreich der Münchener Gar nison, welcher während des Empfanges stattfand. Am Schluß des Zapfenstreiches brachte Minister präsident Dr. Held ein dreifaches Hoch auf das deutsche Vaterland und den Reichspräsidenten aus, der mit herzlichen Worten des Dankes für die Aufnahme antwortete und ebenfalls ein be geistert aufgenommenes Hurra auf Bayern aus. brachte. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamts und des StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Deutschland beantragt die Freigabe des beschlagnahmten Eigentums in Amerika. Nach einer Meldung des „Berliner Tageblat tes" aus Washington überreichte die deutsche Regierung den Vereinigten Staaten eine SrsHUn! jeden Werktag nachmittag«. — Fernsprecher Nr. ll. — Postscheckkonto Leipzig rZ4«4. — Semeindegirokonto l«. — Bank konto DarmsiLdter Bank Zweigniederlassung HohenNcin.rrnsithal — Unverlangt eingesandte Manuskripte werde« nicht zurlllkge- schickr. Linsendungen ohne Namenkncnnung linden keine Ausnahme Note an Deutschland den Hauptgcgenstand der Aussprache gebildet habe. Nebenbei seien aber auch die Möglichkeiten besprochen worden, die sich bei der Verwirklichung des deutschen Sicherheits paktes ergeben könnten. Es habe sich darum ge handelt, die Grundlage für etwaige Verhandlungen zu besprechen. Diese Grundlage tonne selbstverständ lich noch Aenderungcn erfahren, da eine der beteilig ten Parteien (Deutschland) noch Nicht zu Rate ge zogen sei und außerdem Belgien und Italien von dem Londoner Meinungsaustausch noch nicht offiziell Kenntnis genommen hätten. Die Behauptung, dah ein Garantievertragscnt- wurf schon abgesaht worden sei, der Deutschland aus gezwungen werden solle, sei aus der Luft gegriffen. In London verlaute, das, diese falsche Auslegung bei deutschen Diplomaten Glauben gesunden habe. Die beiden Außenministcr hätten aber derartiges nie in Erwägung gezogen. Ihre Absicht gehe dahin, mit den Vertretern Deutschlands j„ Verhandlungen einzutretcn und ihnen nicht von vornherein sestgelegtc Bedingungen zur Unterzeichnung vorznlegcn. Selbstverständlich sei der Boden für diese Ver handlungen vorbereitet morden. Das erzielte Ein vernehmen beziehe sich auf die Voraussetzungen, unter denen die Verhandlungen mit Deutschland eröffnet werden könnten. An Deutschland liege es jetzt, den Alliierten cntgcgenzukommcn. Die Note, in der Deutschland eingeladen werde, sei sehr rcrsöhnlich ge halten und unterstreiche die Möglichkeit einer Ver ständigung. Briand und Chamberlain hätten im übrigen versucht, für gewisse mit dem Pakt zusam menhängende Fragen bestimmte Formeln zu finden. Es treffe zu, daß die Fälle, die die Ergreifung von Sanktionen nach sich ziehen, zur Sprache gekom men seien. Trotz der Zurückhaltung der Unterhänd ler könne versichert werden, das, die Definierung einer bestimmten Anzahl von Fällen scstgelcgt worden sei. Zurzeit lasse sich noch nicht sagen, wann Deutschland mit den Alliierten Zusammentreffen werde. Alles hänge von der Schnelligkeit ab, mit der die Reichs regierung auf die französische Stole antworte. Wie die Pariser Blätter weiter aus London mel den, sollen v i e r P u n k t e — dir wir bereits gestern Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für die Schristleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. «et Magen, Nowur-en, vergleichen MW. Mrd ver Bruttobetrag Rechnung gestellt. Im Jolle höhere: Lew oll — Nr eg -der lonstlger irgend welcher Ltörung der Betriebe« der Zeitung, te- Lieseranten ode- der Beförderungkemrichtungen — bot der ve» Peyer leinen Ampruch aut Lieternng oder Nachlieicrung der Zeitung oder aus Rückzahlung d-i BezugrvreUe«. und folgende Auffassung über die weitere Be handlung der Garantiefrage zumAusdruck bringt Aus der Fülle von Nachrichten, die aus London über den Gang der Besprechungen zu uns herüberkommen, läßt sich wohl heute schon das eine entnehmen, daß die Antwort wahr scheinlich nur kurz, doch in höflichem Tone gehal ten sein wird, und daß sic der deutschen Regie rung keinen Anlaß geben dürste, den Notenaustausch fortzusetzen. Vielmehr scheint der Gang der Dinge nun auf münd liche Besprechungen loszusteuern. Für die Form der mündlichen Besprechungen sind im Laufe der Zeit drei verschiedene Möglichkeiten aufgetaucht. Die erste Möglichkeit ist eine I u - r i st e n k o n f e r e n z der drei am meisten betei ligten Mächten Deutschland, Frankreich und Eng land. Eine derartige Konferenz hätte nicht den ganzen Fragenkomplex zu behandeln, sondern nur die Frage des Westpaktcs. Sie dürfte jetzt wohl ernstlich nicht mehr in Frage kommen. Eine andere Möglichkeit für eine persönliche Z u- Die Auffassung in Frankreich In einer offiziellen Londoner Havasnote zu Besprechungen zwischen Chamberlain Briand wird fcstgestellt, das, die Abfassung i Der Reichspräsident begab sich gestern - mit Herren seiner Begleitung und mit einem gro- - ßen Kreis offizieller Persönlichkeiten nach Ear- - misch und von dort über Mittenwald-Krün und Wallgau nach Einsiedel am Walchensee zur Besichtigung des W a l ch e n s e e k r a f t - wertes. Der Reichspräsident wurde überall von der Bevölkerung begeistert und herzlich be grüßt. Vor dem Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen hatten die Kriegerverbände, die Jugend und dichte Menschenmassen Ausstellung genommen, i Lie unter den Klängen des bayerischen Präsen- - tiermarsches dem Reichspräsidenten beim Verlas sen des Bahnhofes begeisterte Huldigungen darbrachten. Anter den Klängen des Deutsch landliedes, dem Krachen der Böller und erneuten lebhaften Kundgebungen verließ der Neichvprä- silent Garmisch-Partenkirchen mit seinem, die Präsidenten-Standarte führenden Kraftwagen, geleitet vom Ministerpräsidenten Dr. Held, zur Fahrt nach Mittenwald. Der Rcichslandbund zum Zollkompromiß Die Vertreterversammlung des Reichs- landbundcs hat zum Zollkompromiß folgende Entschließung gefaßt: In Anbetracht der katastrophalen Lage der deutschen Wirtschaft, die in der Passivität der Handelsbilanz ihren Ausdruck findet, hat der Reichslandbund Neichsregierung und Oeffent-- lichkeit auf die Notwendigkeit stärkerer Steige rung der nationalen Erzeugung hingewiesen, um die schwer darniederliegende Landwirtschaft in Stand zu setzen, zu ihrem Teil an der allge - »I e i n e n P r o d u l t i o n s st e i g e r u n g mit zuwirken. Um allmählich die Unabhängigkeit Deutschlands von ausländischer Nahrungsmittel einsuhr sicher zu stellen, hat der Reichslandbund im Hinblick auf einen stärkeren Schutzzoll, den die Industrie bereits genießt, eine einheitliche große Zollvorlage gefordert. Weder der von der Regierung vorgelcgte Zolltarif noch das von den Parteien vereinbarte Zollkompromiß sind ausreichend, um die Landwirtschaft in den Stand zu setzen, ihre gewaltigen nationalen Auf gaben zu erfüllen und die volkswirtschaftlichen Gefahren der passiven Handelsbilanz zu beseiti gen. Der Reichslandbund kann deshalb in dem vorliegenden Kompromiß nur einen ersten schüchternen Schritt auf dem Wege zu dem großen nationalen Ziel erkennen. Der Reichslandbund wird alle Kräfte anspanncn, die endgültige Lösung der großen volkswirtschaftlichen Fragen trotz der im Wege stehenden starken parteipoliti- chen Verpflichtungen in dem von ihm vertrete nen Sinn durchzusetzen. Inkrafttreten der Getreide- und Mchlzölle Wie die „T. U." erfährt, sind dem Verein Berliner Getreide- und Prodnktenhändlcr Mitteilungen zu- gegangcn, wonach die Einfuhrzölle für Ge treide und Mehl in der Zeit zwischen dein 29. August und dem 1. September in Kraft treten werden. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, GÄna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Nußdorf keineswegs entnehmen können, daß der deutsch- französische Gegensatz überwunden wäre, denn in Wirklichkeit scheint es der französischen Negierung gelungen zu sein, die in der letzten Note Briands enthaltene These durch eine weitere Verständigung mit Chamberlain auf recht zu erhalten. Die französische These trägt aber dem deutschen Standpunkt absolut nicht Rechnung und enthält ganz unannehmbare Be dingungen, unter denen der ganze Sicherheits pakt nur zu einem einseitigen Machtinstrument gegen Deutschland dienen würde. Dies ist jeden falls die unveränderte Auffassung der Neichs regierung, die sich in diesem Falle mit der Mehr heit der deutschen Parteien völlig einig weiß. Mitteilen konnten — vorgesehen sein, bei denen Frankreich aus eigene Faust ohne das Gutachten des Völkerbundes und ohne die Zustimmung Englands einzuholen, vergehen dürfe. Bei AnMffshandlungcn untergeordneter Veden- Mng habe England, wie der „Motin" meldet, sich auf den Standpunkt gestellt, dah zur Ergreifung von Sanktionen auf Grund eines Schiedsspruches geschritten werden könne. Die französischen Unter händler hätten sich dem widersetzt, cs sei aber gelun gen, eine Formel zu finden, die aber noch geheim gehalten werde. Man nehme an, dah das Kompro miß auch die Zustimmung der Neichsregierung finden werde (?). Dasselbe gelte für die östlichen Schieds- gcrichtsvertrngc. Zur Annahme werde wahrscheinlich eine Formel gelangen, nach der die Schicdsgerichts- vcrträge unter die gemeinsame Garantie Frankreichs und des Völkerbundes gestellt würden. Man vermute, dah Deutschland auch zu diesen« Kompromih seine Zu stimmung geben werde (?). Ein offiziöser Kommentar kommt ebenfalls zu der Ansicht, daß mündliche Besprechungen das richtichste wären. Diese Mei nung wird vertreteil in der „Täglichen Rund schau" die dem Reichsautzenminister nahe steht, 400 I Ter Preis der eliilvaltinc» Ameiaenzeile detraat >5, >»1,. 138 I der Reklame,icilc 45 Goldwenniae. Flir den Nachweis I weiden l!> iNaldviennlac berechnet. sammenkunft ist die Besprechung der Außenminister. Zweifellos wäre es nicht unvorteilhaft, wenn auf diese Weise einmal die jenigen leitenden Staatsmänner, die sonst im allgemeinen nur durch ihre Botschafter mitein ander zu verkehren pflegen, sich auch persönlich kennen gelernt hätten. Der Gedanke einer Zusammenkunft der Außenminister solle aber offenbar in seiner Ver wirklichung nicht nur ein gegenseitiges Sich- kennenlernen bedeuten, sondern es sollte durch ihn eine grundsätzliche Einigung über die ganze Frage des Sicherheitspaktes erstrebt werden, so daß nachträglich nur noch die Kanzleien das Schlußprotokoll fertig zu stellen hätten. Die Räumung des Sanktionsgebictcs Dem Pariser „Matin" wird aus Wiesbaden gemeldet, daß der Oberkommandierende der Rheinnrmee in Ausführung der Beschlüsse der interalliierten Regierungen alle Maßnahmen getroffen habe, damit die Brückenköpfe von Düsseldorf und Ruhrort völlig geräumt würden. Von Montag ab werden von der Besatznngs- behörde die beschlagnahmten Wohnungen und anderen Unterkünfte in Duisburg an die Vertre ter der Stadt übergeben, wofür 6 Tage vorge sehen sind. Truppciioerlcgiing nach Trier Eine Mitteilung, die der Trierer Stadtver waltung von der Besatzungsbehörde zugegangcn ist, deutet darauf, daß ein Teil der Düssel dorfer Besatzung nach Trier verlegt werden soll. Die Stadtverwaltung ist nämlich davon in Kenntnis gesetzt.worden, daß die Besatzungs behörde zu einer allgemeinen Aufnahme der Woh nungen in Trier schreiten werden, um festzustel len, ob die Wohnnngsverhültnisse „die Bedürf nisse der Bevölkerung" überschreiten. Wenn man weiß, wie groß infolge der bereits starken frem den Besatzung die Wohnungsnot in Trier ist, so kann man sich vorstellen, welche Unruhe und Et- regung durch die Ankündigung in der Bevölke rung herrscht. Hindenburg in Bayern WUM M » NOM« Von unterem dlvlomatllcheu Mitarbeiter Die Haltung der französischen Diplomatie läßt darauf schließen, daß bei der Besprechung zwischen Chamberlain und Briand die Frage offen gelassen worden ist, ob das Sicher heitsproblem auf dem Wege einer allgemei nen Konferenz oder nur auf dem Wege einer all gemeinen Konferenz oder nur auf dem Wege diplomatischer Ver handlungen gelöst werden soll. Der franzö sische Außenminister Briand hat sogar wäh rend seines Aufenthaltes in London gegenüber Pressevertretern geäußert, die Einberufung einer großen Konferenz werde nicht unbedingt not wendig sein, da zur Vollendung eines Sicher heitsabkommens schon genügende Vorbereitun gen getroffen wcrdcn seien. Diese außerordent lich interessante Aeußerung Briands wird in Deutschland umio größeres Aufsehen Hervorrufen müssen, als die erste halbamtliche Havasnotiz ausdrücklich betont hatte, daß man eine Konfe renz mit Deutschland einzuberufen wünsche. Für Deutschland erheb« sich jetzt die Frage, ob der Konserenzgedankc verwirklicht werden soll oder nicht. Wer den Reichsaußenminister Dr. Stresemann kennt, weiß, daß er von gro ßen Konferenzen nicht allzuviel hält, aber in diesem Falle dürste der Minister wohl ohne wei teres den Standpunkt vertreten, daß der Abschluß eines Sicherheitspakles ohne die Einberufung einer Konferenz nicht denkbar jein wird. Der Weg der diploma tischen Unterhandlungen, den die französische Re gierung empfehlen zu können glaubt, ist für Deutschland einfach nicht gangbar, denn ein sol ches Verfahren würde dazu führen, daß Cham berlain den Außenminister Briand nach London beruft oder umgekehrt die französische Regierung den Leiter der englischen Außenpolitik nach Paris kinlädt. Die deutschen Staatsmänner würden aus diese Weise von den mündlichen Verhand lungen ausgeschlossen bleiben und müßten es sich außerdem gefallen lassen, daß der größte Teil der Verhandlungen auf schriftlichem Wege geführt wird. Selbst wenn man den Notenwech sel ein sür allemal ausschließt, so würden doch die deutschen diplomatischen Vertreter von der Gegenseite immer wieder aufgefordert werden, ihre Darlegungen nochmals schriftlich zu fixieren, sodaß an die Stelle der Noten die sogenannten „aides memoires" treten würden. (Eine unver bindliche mündliche Aussprache, wie sie scheinbar in Genf vergesehen ist, würde aber keineswegs eine Konferenz ersetzen können, bei der die Sach verständigen der beteiligten Länder Gelegenheit » halten, ihre Gutachten mündlich vorzutragen. Die deutsche Negierung wird aus all diesen Gründen darauf bestehen, daß eine Voll kon- serenz cinberusen wird. Den Zeitpunkt und bcn Ort der Zusammenkunft der Konferenz lönnte allerdings die deutsche Regierung ohne weiteres dem Ermessen der alliierten Regierun gen überlassen, deren Aufgabe cs ist, die techni schen Vorbereitungen für den Abschluß des Sicherheitspaktes zu treffen. Bevor die deutsche Regierung nicht den ge nauen Wortlaut der Antwortnote der alliierten Regierung kennt, wird sie mit ihrer Stellung nahme noch zurückhalten müssen. Deutscherseits kann man jetzt nur die Auffassung zum Ausdruck bringen, daß man die Möglichkeit des Zu standekommens eines Sicherheitspaktes keines wegs so optimistische beurteilt, wie dies jetzt namentlich in der Pariser Presse geschieht, die die Dinge so darstellt, als ob man innerhalb weniger Wochen das Protokoll über den Sicherheitspakt unterzeichnen können. Aus den offiziösen Aeuße- rungen der alliierten Negierungen hat man noch s 75, Fahr g