Volltext Seite (XML)
fenster. Schatten eines Lächelns ging über sein mit zierr war. Auf den bestand in einen: Tischtuch, das nach der kunstvoll gestickten breiten Rändern ver- Tisch spielte das Salzfaß eine bedeut ! Tafel wieder ' wesentlicher T damaligen Sit I Gesicht. Gr lonnie unbesorgt sein. Wer da hinuntersprana, ' der hatte Ruhe. Und nun stand er und sah dem Monde ! zu, der die Dächer silbern färbte, und wartete auf den I Stuudenschlag der Mitternacht. Hinter den erleuchteten Fenstern des Vorderhauses > glitten unruhige Schatten hin und her. Schließlich wurde » Rudolf Legner ausmerksam. Das Hoftor wurde von i hastigen Händen aufgeschlossen, ein Diener raunte nach dem > Schuppen, in dem das Auto stand, und donnerte mit den I Händen an die Wohnung des Chauffeurs. Gleichzeitig flog drüben ein Fenster auf und Mr.Cuiley , beugte sich hinaus. „Boice und Goblcr sollen in der Nähe suchen. Doktor ' Brisrler ist nicht in der Stadt. Weiß Werter Bescheid? I Hundert Pfund dem, der den ersten Arzt zur Stelle schasst! i Sagen Sie das den Leuten!" „Jawohl, Sir." Rudolf Wegner fuhr sich mit der Hand nach der Stirn. I Und daun jagte er aus dem Zimmer und die Treppen hin- i unter. Ms er über den Hof eilte, warfen die Lampen des I Autos ihre mächtigen Lichtkcile in die Nacht. Er wandte i sich an den Diener. ! „Sie suchen einen Arzt? Ich habe schon dielen ge- I Holfen! Melden Sie mich dem Herrn!" Und zwei Minuten später stand er vor Mr. Culley. , Vorstellungen und Fragen sparten sie sich. I „Meine Tochter ringt mit dem Ersticken. Niemand I weiß, was ihr geschehen ist. Können Tie helfen?" „Ich will sie sehen," antwortete Rudolf Wegner. Er » sah jetzt weder die märchenhaft reichen Gemächer, die- ihn ! umgaben, noch die weinenden Frauen um sich her, er sah I nur das blutjunge, feine, kämpfende Leben in den Spitzcn- l kiffen. Und dann kam eine große Ruhe über ihn und die > Gewißheit des Sieges. Diesen Feind hatte er oft be- i zwungen. Er holte die Jnstrumententasche aus seinem faden- l scheinigen Rock und erbat mit ruhiger Stimme die nötigen » Handreichungen. Zehn Minuten später lag das Kind mit ! dem winzigen Schnitt in der Luftröhre, mit verbundenem I Hälschen sacht und schmerzlos atmend in den Kiffen. . . Eine Minute vor Mitternacht. Skizze von Thea von Harüou. i (Schluß.) (Nachdruck verboten.) . Tie hatten sich nur die Hände reichen wollen, aber ! plötzlich standen sie Brust an Brust und Mnud an Mund l und fühlten in diesem Kuß, daß aus Bruder und Schwester I Mann und Weib geworden, die füreinander leben und » sterben wollen. ! Und so strahlend, so überwältigend war das Glück I dieser Minute gewesen, daß Rudolf Wegner den Tag seiner s Erinnerung wie ein Fest beging und auskosten wollte bis » zur letzten Minute, daß es ihm diese letzten Minuten ver- I klärte und alles Elend vergessen ließ. Tenn das Eleird kam und kam bald. Mittellos, un- 1 erfahren, kaum der fremden Sprache mächtig, warf ihn das » Leben von Stufe zu Stufe in Not und" Verzweiflung. > Schließlich war es kein Leben mehr, nur noch ein Ringen f um Luft, ein krampfhaftes Anklammern an sein Ziel und t seine Liebe. Und mitten in Jammer und Leid wuchs eine siegende * Freude groß. Unter den Schicksalsgenossen die Siechen und I Wunden, das wurden seine Freunde, seine Lieblinge. Ta > raffte er alles zusammen, was Wissen und Genie an ärzt- s licher Kunst geschaffen — und er hals, heilte, rettete. In > oen jammervollen Schlupfwinkeln des Lasters und des f Elends blühten die Heilandsrosen seines Lebens auf. Da kam der Rückschlag, eine Ansteckung durch einen I Typhuskranken, den er noch hatte retten können. Monare- ' lang lag er, und der eherne Schritt des Schicksals ging I über ihn hinweg. Das Leben ließ es ihm, aber es nahm I ihm, was wertvoller war, den Mut zum Leben, die Kraft ! zum Wollen. Rudolf Wegner empfand sein Geschick als ! ein Strafgericht; er glaubte nicht mehr an Marie Luisens ! trotzige Zuversicht, an sein Recht auf sich selbst. Das Leben I verwarf ihn. Urrd er gab sich besiegt. Rudolf Wegner prüfte die Tiefe unter seinem Kammcr- auscinaudcrgcnommen und entfernt. Ihr Mr. Eutley begleitete Len Netter seines Kindes die Treppe hinunter. Durch die hohen Fenster schimmerte die erste Nöte des jungen Tages. Rudolf Wegner sah zu der mächtigen Uhr hinaus, die den ersten Pfeiler krönte. Er Wurde totenblaß. Der goldene Perpendikel ruhte. Der Zeiger wies aus eine Minute vor Mitternacht. Mr. Eutley war dem Blick des jungen Arztes gefolgt. „Wir mußten die Uhr anhalten," erklärte er. „Sie hat einen Schlag lvie eine Glocke, und das fiebernde Kind erschrak vor jedem Geräusch. ES ist jeyr elf Minuten nach ! Drei." „Mein Gott," murmelte Rudolf Wegner: und dann packte ihn Lie Wucht der Erkenntnis w-e ein Sturm. Er lehnte Lie Stirn an seine verstummte Freundin, und das Schluchzen des Erlöstseins schüttelte seinen entkräfteten Körper. „Na, na, na," machte Mr. Cutlev. der scharfe Augen hatte. „Wir scheinen mit unseren Nerven etwas,parterre ! zu sein. Dagegen habe ich einen ganz famosen Tropfen in ! meinem Arbeitszimmer. Kommen Sie, junger Mann, plaudern wir ein bißchen zusammen." ... Und Rudolf Wegner erzählte. Viel Worte zu machen, war nicht Mr. Eutlevs Art. Aber als der junge Arzt an diesem Morgen in seine Woh nung Hinaufstieg — um sie für immer zu verlassen — da wußte er, daß Marie Luise recht behalten haite mit dem ankertiescn Glauben ihrer Liebe. TrD gebrauche m slier Zeit. Zu Zetten Karls des Großen waren die häuslichen Mahl zeiten oder die großen Gastereien mit einigen Umständen der» ' knüdsi. Wenn das Mahl gerüstet war, wurden transportable ; Gestelle in die große Speifehalle getragen, auf die man ! Bretter legte. Nach beendetem Mahle wurde Vie primitive fame Rolle. Es barte zumeist die längliche Form eines TÄiffeS und wurde ungefähr in der Mitte des Tisches quer ausgestellt. An dem Tisch nahmen der Hausherr mit seiner ! Familie und Sen Gästen sowie das Gesinde Platz, und zwar dergestalt, daß die ersteren oberhalb uns das Hanspersona! unterhalb dieses Salzfasses um den Tisch saßen. Mit großer Zeremonie wurde das Mittagsmahl bei dem landsäsfigcn Hochadel umgeben. War die Tafel hergerichtet, so bewegten sich Gastgeber, Gäste, Familienmitglieder und ! Trabanten und Diener in feierlichem Zuge zur Speifehalle. Voran schritt der Haushofmeister mit seinen Chargen und hinter ihm folgten einige Musikanten. Dann kam das Hof gesinde, das in langer Reihe die fertig bereiteten Speisen dem eigentlichen Zuge der Mahltcilnehmer vorantrug und sie nach den Anordnungen des Zeremonienmeisters auf der Tafel placierte. Die Reste der Mahlzeit wurden nach beendeter Tasel in Körbe gelegt und an die vor den Toren harrenden Armen und Bettle: verteilt. Weniger zeremoniell ging es bei den alten Germanen her, die über das Essen besonders das Trinken nicht vergaßen. Ihre Mahlzeiten waren denkbar einfach. Brot, das sie in großen Mengen bei Tisch vsrzebrten, wurde in der Form runder, flacher Kuchen gebacken. Die Mitte zierte ein Kreuz oder ein Vogel, nm, nach einem Volksglauben, das Brot vor dem Verbrennen zu schützen. Milch, Butter und Käse ge hörten zum ständigen Inventar jeder Mahlzeit. Daneben kamen Fische und Speck als tägliche Nahrungsmittel in Be tracht. Auf den Tischen waren nur löfsclähnliche Gegenstände vorhanden, ein Messer sührte jeder im Gutt bei sich und die heute unumgänglich nötigen Gabeln wurden damals durch die Finger ersetzt. Daher erklärt es sich auch, daß während und nach der Mahlzeit häufiger Wasserbecken bei den Gästen die Runde machten. .