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ganz besonders das zarte Geschlecht veranlaßt, mit er hätte nicht kampflos von ihr «blassen, er hatte nicht den Ehrgeiz über die Liebe stellen dürsen, das war ihm jetzt ganz klar, das einzige Klare in dieser schrecklichen Finsternis. „Süße, süße Marga/ flüsterte er verzweiflungsvoll. Da schlug die Kranke die müden Augen auf. „Egon, mein Bräutigam, du kommst spät — zu spät. So lange habe ich auf dich gewartet. Wo bliebest du nur?" Da stürzte der Mann nieder, ergriff die welke Hand der Sterbenden und schluchzte: „Verzeih!" Ein Leuchten flog über Margas Antlitz. „Ich habe dir nichts zu verzeihen. Du bist ja da, du machst mir das Ende leicht. Du wirst für ihn sorgen." Und ihre Augen suchten ihren Sohn. „Du wirst ihn halten, als wäre er der deine." „Das werde ich tun," flüsterte Berger. - Da schloß Marga die Augen, ein kurzes Röcheln noch — dann war es totenstill. Marga hatte ausgelitten. Haarfarben. Aus dem Arsenal der Schönen. Seit jeher hat die Eitelkeit die Menschen — und zwar Run stand er vor dem Sterbebett Margas. Auf dem ! Wege zu ihr, tn eflender Hast, hatte er erfahren, was er I gern nicht erfahren hätte. Sie hatte den andern, den fie j nicht liebt«, geheiratet; aber nicht lange, so entpuppte er » sich als ein leichtsinniger und charakterloser Mensch. In » wenig Jahren war das Vermögen Margas aufgezehrt, t und das Elend pochte an die Tür. Marga hatte ange- l fangen für Geschäfte zu arbeiten. Da verließ er sich bald » ganz auf sie und tat keinen Handstrich mehr. Zu alledem ! war er außerordentlich eifersüchtig, und als er einmal eine I Photographie Bergers unter ihren Sachen fand, kannte I seine blinde Wut keine Grenzen. Seitdem ktänkelte » Marga. Aber sie hielt sich aufrecht für ihren Sohn. Und ! als der Vater vor drei Jahren einem Herzschlag erlegen I war, da atmete fie sogar auf. Dem Tode verfallen, lernte > sie doch wieder wehmütig lächeln, wenn ihr Sohn ihr auf » der Geige oder aus der Klarinette etwas vorspielte, oder . wenn sie in der Zeitung von Onkel Egon las, wie fie den I Regierungsrat z» nennen pflegte. Da lag nun das arme Weib, dem sein Herz gehört » hatte alle die Jahre lang, schlafend, wie schon tot —, zer- ! brochen vom Schicksal und dem stolzen Regierungsrat vor j die Füße geworfen wie eine vernichtende Anklage. Rein, Hilfe von künstlichen Mitteln die natürliche Schönheit des Körpers zu erhöhen, zu erhalten oder Mängel zu ver bessern. Färbten und färben die wilden Völker mit Vor liebe Haut und Zähne, so legten Griechen und Römer mit ihrem besonderen Kulturbedürsnis besonderen Wert auf Haarfarbe, deren Verschönerung seit einiger Zeit auch bei uns wieder in Mode gekommen ist. Das Färben geht gewöhnlich so vor sich, daß das Haar zunächst durch Waschen mit Seisenwasser, mit einprozentiger Ammonium oder Sodalösung entfettet wird, um dann soweit abge trocknet zu werden, daß noch ein wenig Feuchtigkeit zurück bleibt. Das durchgekämmte Haar nimmt dann die mittels einer Bürste kalt ausgetragene Farbe besser an. Nachdem das Haar wieder ganz trocken geworden ist, trägt man eine zweite Lösung mit einer dünnen Bürste auf. Dann pflegt bei guten Haarmitteln nach kurzer Zeit Sie ge wünschte Farbe zu erscheinen; sonst kann man unter Um ständen stundenlang warten. Der Uberschuß an Farbe wird durch gründliches Waschen mit Seifenwasser wieder beseitigt, und schließlich wird das getrocknete Haar einge fettet. Von den anorganischen Mitteln sind besonders die filbersalzhaltigen zu empfehlen. In der zuerst aufgetragenen Flüssigkeit ist gewöhnlich Höllenstein enthalten; in der zweiten ein reduzierendes Mittel, wie das aus der Photo graphie bekannte Pyrogallol oder das Natriumthiosulfat, durch das aus dem Höllenstein metallisches Silber ge bildet und in fein verteilter Form auf dem Haar nieder geschlagen wird; oder in der zweiten Flasche ist ein Salz enthalten, das mit dem Silber eine schwer lösliche Verbin dung eingeht. Die schwarzen Silberflecken lassen sich mit HUfe von Jodkalilösung leicht entfernen. Mit der ge nannten Methode werden schwarze, blonde und braune Töne erzielt. Direkt schädlich ist es, vor dem Färben z. B. schwarz und weiß meliertes Haar mit Wasserstoffsuper oxyd zu bleichen, da hierbei die Haare leicht brüchig werden. — Von den natürlichen Farbstoffen wird chine sische Tusche verwendet — besonders für die Augenbrauen. Sie ist aber nicht haltbar, ebensowenig wie Rußextrakt- Haarfarben. Dagegen sind die persischen Haarfärbe mittel — Henna und Reng, dieses aus dem Jndigo- strauch — sehr empfehlenswert. Mit Henna wird das Haar orangefarbig oder fuchsrot, mit Reng dagegen blond bis schwarz gefärbt; die Färbung ist allerdings recht um ständlich, hält jedoch monatelang an. Unter den künstlich hergestellten organiscken Stossen steht, wie Professor Joseph gefunden bat, mit an erster Stelle das Primal. Die in ihm enthaltenen, ursprüng lichen giftigen Farbstoffe werden vor dem Färben in un giftige, nicht gefärbte Stoffe umgewandelt, die, in wäßriger Lösung auf das Haar gebracht, durch Oxydation mit Hilse des Luftsauerstoffes als uggiftige Farventöne erscheinen. Dieses Verfahren bat den großen Vorzug, daß die Haare nur mit unschädliche» Farbstoffe» in Berührung kommen. Ein Vermächtnis. Skizze von Ernst Berg. kSchluß.) (Nachdruck verboten.) Wenn es Margas Sohn wäre! schoß es ihm durch den Sinn, und eine schwere Welle der Wehmut überflutete dabei sein Herz. Er war so mitgenommen von seiner Vermutung, daß es ihm unmöglich war, seinen Tischnachbarn gerecht zu werden. Er gab auf ihre Fragen einsilbige Antworten und verlor manchmal völlig den Zusammenhang. Als ein Toast auf-ihn ausgebracht wurde, blieb er sitzen; er hatte die Rede und daß fie ihm galt, völlig überhört. „Sind Sie krank, Berger?" fragte Knock teilnehmend und mali- tiös; „dann gehen Sie doch lieber nach Hause." Berger erhob sich eilig. „Krank bin ich wohl gerade nicht, aber abgespannt, sehr abgespannt. Ich wollte nur heute nicht fehlen; sonst wäre ich gar nicht gekommen. Aber Sie sehen, ich habe mir zuviel zugemutet. Sie entschuldigen mich." Er verbeugte sich und ging. Aber er ging nicht nach Hause. — Draußen im Gar derobenzimmer erkundigte er sich nach dem Zugang zur Galerie. Man wies ihn über ein paar halbhelle Treppen in einen dunklen Raum, der bei Tage als Waschküche be nutzt wurde. Verworren drang dorthin der Lärm des Festmahles und, ihn übertönend, der Jnstrumentenwett- kampf des Orchesters. Der Regierungsrat wartete voll Unruhe, bis eine Panse eintrat. Es schlich in der Dunkelheit ein Schatten um ihn —, die Schuld. Hatte sie denn ein Recht auf ihn? Die Tür ging auf, eine Hells Lichtwoge quoll daraus hervor. Der Kapellmeister kam in die Waschküche. Berger bat ihn um ein Wort. „Dürfte ich fragen, wie der junge Mensch heißt, der die Klarinette bläst?" „Egon Böhm." „Egon" —, das war die Bestätigung. Margas Sohn muß in der heiligen Nacht zum Vergnügen anderer auf spielen! Was muß sie erlebt haben! „Könnte ich Herrn Böhm einmal sprechen und könnten Sie eventuell heute ganz auf ihn verzichten?" „Wenn e r nichts dagegen hat, er bekommt dann na türlich nicht voll bezahlt." „Ich ersetze ihm seinen Schaden." Der Kapellmeister rief Böhm heraus. Berger sah, wie der junge Musiker aufstand, und die Bewegung, mit der er dies tat. diese schnelle, graziöse Be wegung, überzeugte ihn noch mehr von der Richtigkeit seiner Vermutungen. Er trat erregt in Len Hellen Licht kegel vor. Da sah ihn der Jüngling, und wie vor einer Vision erstarrend, stammelte er: „Onkel Egon, was willst du von mir?" > Da war in Berger der Regierungsrat gestorben; und er riß den Jungen an seine Brust und küßte ihm Stirn und Angen und Mund.