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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
- Erscheinungsdatum
- 1925-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192504016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19250401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19250401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-04
- Tag 1925-04-01
-
Monat
1925-04
-
Jahr
1925
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
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Landestulturrat in eine Landwirtschaftskammer nach der Art der preußischen Landwirtschaftsver tretungen umgestaltet wird. Dav Gesetz, daß am 1. September d. I. in Kraft treten fall, wurde gegen die Stimmen der Deutschnationalen und der Kommunisten angenommen, nachdem die deutschnationalen Abänderungs anträge von den Fraktionen der großen Koa lition abgelehnt worden waren. Weiter wurde ein Gesetzentwurf über die Aufwertung von Gebäudeschaden- Vergütungen der Landesbrandversiche rungsanstalt angeiwmmen, der als Stichtag den 1. September 1926 vorsieht und den jeweils gel tenden Teucrungszuschlag für Vauarbeiten, die nach dem 1. Januar 1926 ausgcführt wurden, ge währt. Eine Regierungsvorlage über die Auf nahme einer solchen Anleihe zur Weiterführung stillgelegter Wohnungsbauten wurde an den Rechtsausschuß verwiesen. — Sodann wurde ein Antrag angenommen, in dem die Regierung ersucht wird, mit möglichster Beschleunigung eine Vorlage auszuarbeiten, die zur Belebung des Wohnungsbaues Erleichterung der im Baufalle zu entrichtenden Steuern und Gebühren vorsisht. — Zum Schluß wurde eine Regierungsvorlage angenommen, die 198 090 Mark für eine weitere Kapitalbeteiligung des sächsischen Staates bei der Sächsischen Flughäfenbe - triebsgesellschaft fordert. — Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr. Tagsordnung: Mit telstands-, Kleinrentner- und Landwirtschafts fragen. MMel WMAW der EhtMiche« Ettreuvereme zu Hoheaftetu-EkuMal am Dienstag, den 31. März, im „Schützcnhaus" —Ltg. Unvcrgeblich werden mir die Stunden sein, die ich heute im überfüllten Schützenhaus erleben durfte. Die hiesigen Christlichen Eltcrnvereine hat ten ein Programm zusammcngestellt, das alle Erwar tungen weit übertraf. Die musikalischen Darbietun gen trugen unsere Seelen hinaus in das Reich, von dem aller Segen und alles Glück für uns Menschen kinder kommt. Weit, weit lag der Alltag hinter uns zurück. Die letzten Stunden des scheidenden Monat März wurden für uns von Gott gesegnete . . . Herr Otto Pfefferkorn sprach in seiner kur zen Begrünung über die Ziele und Bestrebungen der Christlichen Elternvereinc. Unsere Jugend muh eine religiöse Erziehung haben in Haus und Schille. Ohne Religion kann keine Schulerziehung gedacht werden, gibt cs keine Sittlichkeit. Die gegenwärtige Schule erfüllt diese Forderung nicht. Darum ist die Erfas sung aller Volksgenossen notwendig, um mitzuarbei- te», mitzuhelfen zur Erreichung des Zieles: Erzic- hung der Jugend «nf religiöser Grundlage. Möge der heutige Werbeabcnd vielen Anlav zum Beitritt in die Christlichen Elternvereine sein! Möge er vor allem angenehme Stunden bringen. Konfirmandin Elsa Wolf trug hierauf ein fein sinniges Gedicht vor: „Die Heimat hab' ich droben", das gute Aufnahme sand. Im Mittelpunkte des Abends stand der Vortrag der Frau Rektor Hummel- Altenburg über „Volk und Familie." Herr Kurt Röbel gab Ausklärung über die erfolgte Thcmenänderung. da erst ein Vor trag Uber „Die sittlichen Aufgaben der Familie" sei tens der Frau Rednerin vorgesehen war. Herr Röbel wünschte herzlich, dab die Eltern ihre Kinder den Herren Kantoren zur Gcsangsausbildung geben möchten, um beizulragen, dab durch erquickenden Ge sang viele der Gemiitsschühe gehoben werden. Sodann sprgch Frau Rektor Hummel. Ich hab« schon vielen Vorträgen gelauscht, aber noch keiner hat mich derartig gepackt und gefesselt, wie dieser ge dankenreiche und tiefschürfende der ausgezeichneten Rednerin und glänzenden Stilistin. Seelisches Mit erleben, Aufgehen der Vortragenden verrieten ihre Morte, und darum trafen sie auch die Herzen der Gäste. Der langanhaltende Beifall zeugte davon — Jeder von uns hat gespürt, dab etwas anders ge worden ist bei uns, dab der Strom des deutschen Lebens höher geht, so führte sie etwa aus. Viet Schlamin und Unrat der Tiefe ist aufgespült worden. Wir alle haben eigenes Leid gespürt. Die letzten Jahre haben nicht allen Erwartungen entsprochen. Häuft sich auch auf der einen Seite die Zahl derer, die Hand an sich legen, so erwachen doch auf der andere» viele, die aufbauen wollen. Neue Kräfte werden spürbar, ein starker Wille zum Helfen, sodab einem das Herz lachen möchte trotz aller Not der Zeit. Das Gemeinschaftsleben, durch Bande des Blutes, der Sprache, gemeinsame Erlebnisse bedingt, wird zum Bedürfnis. Wir sind entkräftet, zersplittert durch die harten Geschehnisse letzter Jahre. Aber.allüberall finden wir ein Suchen nach neuen Formen. Noch habe» wir sic nicht gefunden. Unabhängig vorn Staat müssen sich überall lebendige Eemcinschaftcn zusam- menschlieben und arbeiten, bis neue Formen gefun den sind. Wir wollen nicht das verlieren, was wir zum Leben brauchen. Auber den materiellen Dingen haben wir aber vor allem auch an die Bedürfnisse unserer Seele zu denken, denn „der Mensch lebt nicht vom Brot allein". Wichtig ist vor allein auch die Erkenntnis des völkischen Gedankens, der frei von jeder Politik, edleren Zielen dienen mub. — Wenn eigentliche Aufgaben des Staates, wie kulturelle Pflichten, gegen Unruhe gegründete Wehrhaftigkeit, ein Volk, wie das unsrige selbst übernommen hat, so betont es nur seinen rein germanischen Charakter. Rednerin ging, nach Streifung mittelalterlicher Zeit- vcrhältnissc, die den unsrigcn von heute sehr ähneln, auf die sittliche Stellung der Frau in der Familie ein. Schon die altcn Germanen haben ihr wahre Bedeutung erkannt: als fleibige, segenbringende Hausmutter. Und doch gab es auch Zeiten, in denen das Ansehen der Frau stark gesunken war. Erst ein Dr. Luther hat die hohe Stellung der Frau wieder WiM WA liki M MWkWW 59—KV Soldaten ertrunken außerordentlich Verunglückten ölt Kinder der Die Darbietungen nach dem Vortrage waren dem Zugabe „Im so hingehend Hannover teilnahmen. Uebung ereignete sich ein Eine von den Pionieren baute Pontonbrücke Im Verlaus dieser furchtbares Unglück, über die Weser ge- stürzte gerade in In einer Information, die uns noch aus Ber lin zugegangen ist, wird bestätigt, daß die er trunkene Mannschaft n i ch t beim Zusam- in e nstur z der Brücke ihren Tod gefunden, son dern dadurch, daß die bei der Rettungsak tion eingesetzte F ä h r e ü b e r l a st e t war. chem er sein aufrichtiges Mitgefühl mit den bei der Reichswehriibung auf der Weser Berunglückten ausspricht. Dr. Dr. wel- —" Die Frage» auf dem Gewerbeboge» der Volkszählung am 16. Juni sind besonders ein gehend anzugeben.U. a. ist der Vor- nnd Zuname wcgung. Zeichen der Zeit sind die vielen Scktenbil- j gefälliges „Mtnnctto" von Emil Kronke, wohl dem düngen. Unser Volk dürstet nach Gott und göttlichen bcdeuteckdften Flötekomponisten der Gegenwart. Das cingcräumt. Von allen natürlichen Blutsgemein- schaften ist die Familie geblieben. Diese ist jetzt in Erfahr durch das Programm einer groben politischen Partei. Wir brauchen nur an die russischen Verhält nisse zu denken, dann wissen wir, was werden soll. Eine andere schwer» Gefahr ist unsere wirtschaftliche Entwicklung, die die Mutter zur Fabritarbcit zwingt und somit der Pflege der Kinder entrecht. Frau Rek tor Hummel geißelte auch die Entartung des weib lichen Geschlechts und wünschte, da» In vielen Frauen der mütterliche Sinn wieder erwachen möge. Alle Frauen müssen sich selbstlos aufopfern, mit aller ihrer Kraft einen anderen helfen und sich dafür einsetzeu. Nachdem beleuchtete sie den sittlichen und moralischen Verfall unserer Jugend, die ein kranker Volkskörper, unglückliche Zeitverhültnijse heraufbeschworcn und gab Richtlinien zur Hcrbeijührung einer Gesundung, als da sind: die Kinder zur Ehrlichkeit, Wahrhaftig keit und zum Verantwortungsgefühl zu erziehen, zu sittlichen Persönlichkeiten. Aber auch Aufklärung der Jugend lut not; sic ist aber nicht der Wahrheit letztes Ziel, sie sollen nur den Millen stärken. Sich selbst bekämpfen mutz man können! Die Kinder sind nicht unser Eigentum, sie sind ein Geschenk Gottes. Deshalb ist eine wahrhafte Erziehung notwendig, die vor allem auch die Kinder zu einem Eliede unseres Vol kes macht. Unbedingt erforderlich ist hierzu ein star ker Zusammenhalt der Familie, die Wahrung alter Uebcrlicferungen sowie das Gefühl, mit der Familie verwurzelt zu sein. Ein ernstes Gebot für alle Eltern ist ferner die Jugend vom Partcigezänk unserer Tage und von der Politik sernzuhalten. Die Aufgabe der Familien aber muh sein: die geistige Bewegung auf- zunchmcn, zu vcrticscn und fruchtbar zu machen. Eine neue Zeitwende hebt an. Lauter wird der Wunsch, sich fest zusammenzuschkietzen, was mit Deutscher Zunge spricht. Es lebt in unserem Volke die Sehn sucht nach Wehrhaftigkeit, um die Ideale mit den Waffen verteidigen zu können, sich zu wehren gegen Erniedrigungen. Und stärker wird die religiöse Bc- Frühling gleichfalls angepabt. Frau Bcck-Lcisr und Herr Claus, sangen ein wcichflutcndcs Duett, das innig verklärt die Schönheit des Lenzes selig empfinden lieh. Herr Hans Zescwitz war bei allen Gesängen und den Cellovorträge» Begleiter am Dlüthnerslügcl. Er hat gezeigt, datz er nicht nur kritisieren kann, son dern auch wirtlich In der Musik daheim ist. Zwei Chöre der Neustädter Schulkinder schlossen mit gewaltigem Beisalle das in dieser Verbindung wohl einzig dastehende Konzert würdig ab. Allen Damen und Herren und auch den lieben Kindern des Kindcrkirchenchores zu St. Trinitalis mich herzlicher Dank gezollt werden. eiuandcr. Ein Teil der 13V Mann, die sich auf der Fähre befände», siel ins Wasser, wäh- rnd die übrige» auf den schwimmende» Teil der Fähre sich retten konnten. Vom Ufer wurden sofort Rettungsmaßnahmen mit Pon tons cingeleitet, und es gelang, etwa 8 0 Mann dem Tode zu entreißen. Die übrige» der feldmarschmäßigen ausgerüsteten Soldaten wa ren von der starken Strömung bereits abgetrie ben. Wie viele von ihnen ertrunken sind, konute noch nicht festgcstellt werden. Bisher sind sechs Leiche» geborgen. Dingen! Frau Rektor Hummel verstand cs vorzüg lich, die beginnende Gcistescpochc durch einige bunte Lebensbilder, an denen die Alltagsmenschcn achtlos vorübergchen, treffend zu illustrieren. Die geistige' Bewegung wird kommen. Gottes Fiihrcrhaud spüren wir in unseren Tagen deutlich! Herr Otto Pfefferkorn sprach den Dank allen Mitwirkcnden aus und gab dem Wunsche Ausdruck, datz die hohen E-danken bei allen recht lebendig blei ben mögen. Droben am Himmel reden die Gestirne zu mir. Es sind wenige, aber um jo belückendere Worte: „So geht ihr den richtigen Weg, liebe Menschen, wenn ihr eure Seele nicht vergebt und in diese böse Zeit hinein euer Ruf nach Gott lauter, stärker wird. Er wird euch hören! Du deutsches Volk, crst dann kann dir aus allen Irrungen »ud Wirrungen eine gänzliche Befreiung werden, wirst du wieder grob und mächtig sein, wenn du nicht des Herrn, deines Gottes ver gibt!" Berlin, 31. März. Reichskanzler L » ther hat an den Rrichswehrminister Geßler ein Telegramm gesandt, in flüssige Spiel und die wundervolle Abtönung der Motive zeigten Herrn Röbel als Meister seines ge liebten Instrumentes, aber auch als felnempstndcn- den Musiker überhaupt. Frau Lotte Röbel beglei tete ihren Gatten in erfreulich bestimmter und doch eng anschmiegcnder Weis« am Blüthnerflügel. Frau Liesbeth Fischer spielte daraus Sonatine op. 18 Nr. 3 von Karl Hoyer. Sie machte mit die sem schönen, modernen Werk, das der Komponist be scheiden „Sonatine" getauft hat (ein minder Grober hätte es wer weib wie genannt), mit einem Meister der Tonkonst bekannt, der in Chemnitz lebt nnd wirkt. Gcdankenbesrachtet, ernst im herben Moll beginnend, ringt sich der Komponist durch zu einem nicderringcu- den herrlichen Dur-Schlub. Frau Fischer spielte vollendet gut und schön und machte so ihrem Lehrer, eben Herrn Hoyer, Ehre. Rach dem Ecdichtvortrag durch die Konfirmandin Elsa Wolf erfreute und bezauberte Frau Charlotte Beck-Leist die wohl tausend zählende Besuchcr- schar durch ihren wundervollen Sopran. Auch sie brachte zunächst einen Lebenden zu Gehör: Geilsdorf- Chemnitz. Cie sang dessen ticferftihltes, an Richard Wagner erinnerndes „Ach wie flüchtig", das den Gottglauben als Fels im Meer hinstellt. Dann bot sie „Elsas Traum" aus Lohengrin von Wagner voll endet schön dar. Wie Silber flutete die grobe, edle Stimme und hinterlicb tiefste Wirkung. Aus der Zugabe „Weiser und Poet" sprach die liebe Mutter und grobe Künstlerin zugleich. Herr Dr. Karl Pfefferkorn-Dresden, ein Sohn unserer Stadt, spielte zwei getragene Sätze von Goltermann. Dieser Komponist versteht das Wesen des Cello richtig, und so sind seine Werke so außer- ordcntlich ansprcchcnd. Herr Dr. Pfefferkorn spielte vollkommen und sein empfunden. Herr Felix Claub, ein Babsängcr von gewalti gem Umfange, sang zunächst aus Lohengrin „König Heinrichs Gebet", so markant und mächtig, dah ein ungeheurer Eindruck hinterblieb. Seine Stimme ist so gründlich und gut durchgcbitdct, seine Tongebung so klar und bestimmt, ohne jedes Tremolo. Und da» cr seine Gcsangsvorlagen völlig verarbeitet hatte, er- wics „Im Dom" von Arthur Anders. Auf mich hat dieses Stück tiefste Wirkung ausgciibl: Not der Zeit. 'Rettung: Besinnung auf das Deutschsein. Die tief sten Fragen der Zeit liegen in diesem kleinen Gedicht, dem Augenblick ei», als sie vo» größere» Truppenverbände» passiert wurde. Die Solda ten, die vollkommen feldmarschmäßig ausgerüstet wäre», fielen ins Wasser und sind fast sämtlich ertrunken. Die Z a h l der Opfer wird, dem „Hann. Kurier" zufolge in den ersten Meldungen auf ca. 50 geschützt. Nähere Nachrichten stehen zur Stunde noch aus. Hannover, 31. März. Ein Teil vom Ans- bildungsbatuillon in Detmold wurde bei Velt heim durch eine Fähre des Pionierbataillons 6 übersetzt. Auf unaufgeklärte Weise brach diese Fähre auseinander, und etwa 160 Mann, mit denen diese Führe bemannt war, fielen ins Wasser. Es werden 6 5 Leute des Ausbildungsbataillons Nr. 18 Det mold ver in i ß t. Einwandfrei tot sind 4 von der einen und 7 von der anderen Kompagnie. Minden, 31. März. Heute morgen fand in der Nähe von Minden eine große Gelände übung statt, an der Truppenteile der 6. Divi sion aus sechs verschiedenen Garnisonen beteiligt waren. Dabei sollte das Ausbildungsbataillon des Infanterieregiments 48 Detmold bei Velt heim über die Weser gesetzt werden. Auf einer großen Fähre befanden sich etwa hundert Mann. Ungefähr auf der Mitte des Stromes riß die Fähre durch, sie b r a ch^direkt in zwei Teile. Dadurch kam es, daß fast die ganze Besatzung dieser Fähre ins Wasser stürzte. Ein Teil der Leute konnte sich schwimmend retten, wäh. das Anders packend illustriert. Eine Lenz" von Hildach sang Herr Clan« warm und innig. Und dann kamen Kinderchörc. Zum Unglück bei Miudcn Auf dem Drahtwege erfahren wir dazu noch: Berlin, 1. April. Ueber den Hergang der K a - tastrophc auf der Weser wird noch mitge teilt: Für die Urbersctzung der Truppe» über die Weser hatten die Mindener Pioniere eine Fähre gebaut, Lie aus 6 Pontons bestand, die mit einem Bohlenbelag versehen war. Nachdem die Fähre bereits zweimal die Weser mit Trup pen an Boro ungefährdet überquert hatte, be gannen bei der dritten Ueberfahrt mitte» im Ncustädtcr Schule — ohne t. Klasse — unter Leitung des Herrn Oberlehrer Kantor Fischer sangen schlicht, einfach und begeistert und doch tief zu Her zen gehend „Mit Gott" von Lorenz und eine Motette von Stein. Lebhaftester Beifall dankte ihnen nnd ihrem verehrten Leiter. Nach der Panse sang Frau Käthe Pfeffer korn-Dresden mit einer zarten, bestens geschulten Sopranstimme Goltermanns .LrühltngslieL". Di« Weichheit der Siimme patzte ausgezeichnet zum war» * llcbcr das Konzert wird uns von musikalischer Seite geschrieben: Auch siir diesen Elternabend hatten sich eine An zahl Damen und Herren, musikalisch gebildet und kunstbegeistert, selbstlos in den Dienst der guten Sache gestellt. Und das ist so sehr erfreulich. Man sieht, datz einmal der Nur-Geschäftssinn, der das Lebe» so nüchtern macht, im Weichen begriffen ist, dann aber auch, datz die Mitwirkcnden den einzig richtigen Standpunkt vertreten: Gab dir ein gütiger Genius eine Gabe, so lah andern davon schenken, dann bereitest du dir selbst den besten Loh»! Eine grode Ueberraschung wurde den Besuchern durch die Flötenvorträge des Herr» Kurt Nötzel. Flöte ist in Dilettantcnkrcisen sehr selten, wenn auch Friedrich der Grohe das beste Vorbild dafür abgab. Umsomehr sind diese Darbietungen zu begrüben. Herr Nötzel spickte erst ein ernstes „Arioso" von Quantz, dem Klassiker der Flöte und dann ein heiteres, sehr reud andere durch die Rettungsmannschaften, die sofort hinzukamen, aus dem Wasser gezogen wer den konnten. Die Z a h l der V e r m i ß t e n be trügt im Augenblick noch 5 0, allerdings ist diese Zahl nicht ganz znverlüssig, weil man annimmt, daß sich ein Teil dieser bisher noch Vermißten in Veltheim«: Quartieren befindet, wohin sie sich geflüchtet haben, um sich zu erwärmen, andere lie gen auch in den Militärkrankenstuben benach- barter^siarnisonen. Ueber die Ursache läßt sich im Augenblick noch nichts sagen. Jedenfalls steht fest, daß die Schuld daran ener Per son nicht zuzuschreiben ist. Es ist mit aller Vorsicht und in der sonst üblichen Weise gearbeitet worden. Die Untersuchung ist im. Gange. Eine Darstellung des Neichswehrmunsteriums Wie wir aus dem Reichswehrministerium erfahren, find bei dem Unglück tatsächlich etwa hundert Soldaten ins Wasser ge stürzt. Um 2 Uhr nachmittags wurden von diesen Leuten noch 1 Offizicr und 6 2 M a n n vermißt. Es ist allerdings beobachtet worden, daß einige Mannschaften sich retten konnten nnd zur Zeit jedenfalls in umliegenden Dörfern und Ortschaften untergebracht sind. Jedoch muß leider damit gerechnet werden, daß die Zahl der * Ein schweres Unglück hat die deutsche Reichs wehr heimgesucht. Etwa 1'/2 Kilometer von Minden in Westfalen haben bei einer Feld- dienstiibung auf der Weser eine Reihe bra ver Soldaten infolge Brechens einer Fähre, mit der sie nach dem Zusammenbruch einer von Pio nieren gebauten Brücke gerettet werden sollten, den Tod gefunden. Leider hat sich cherausge- stellt, daß die ersten Nachrichten, die von mehr als fünfzig Opfern dieser Katastrophe sprachen, nicht übertrieben zu sein scheinen. Das Reichs wehrministerium gibt 63 Vermißte an. Selbst wenn es einigen dieser Vermißten gelungen ist, sich zu reiten, so ist jedenfalls die Totenziffer außerordenalich hoch. Mitten im Frieden haben eine Reihe deutscher Soldaten in treuer Pflich- erfüllung ihr Leben lassen müssen. Das deutsche Volk gedenkt ihrer wie ihrer Kameraden, die im Kriege vor dem Feinde geblieben sind, in tiefer Trauer. Ueber das Unglück liegen uns folgende Mel dungen vor, deren erste uns schon gestern nach mittag erreichte — für die Aufnahme in die Zei tung leider zu spät: Hauuovcr, 31, März. Zwifchc» Velt- h e i m und der Stadt Hausberge saud heute morgen eine große F e l d d i e u st ii b u n g der R «i ch s w e h r statt, a» der Teile der Jnfan- terieregimentcr 16 und 18 aus Osnabrück und Detmold, Bückeburg und Hamel», des Pionier bataillons 6 aus Minden und eine Abteilung Les Artillerieregimerrts 6 aus Miudcn, ferner die Fahrabtcilung 6 aus Hannover und Teile der Reiterregimenter 13 und 15 aus Paderborn und Sächsisches Hobenstein-ISrufttbal, 1. April 1925. Heiter, warm, trocken, auffrischende südliche bis westliche Winde. « Temperatur von, 11. März: Minimum -s23, mittags 12 Uhr -j 9.3, Maximum -si1O.O. Strahlende Sonne Wachse und lvdre, gluhendcr Arand! Leachic hinaus inS veutsihe Land! Tücke und Fälschte! scheue dem LIchl! Weis' nnS die Wcqe zu Wahr!,eit nnd Pflicht! Singet und jauch,et! Klinget ihr Lieder! Sannwend' ist hcul! Baldur lehrt wieder! ... so klingt es heute fortgrsebt in mir. Meine Augen müssen wohl lenchtcu, denn »yei» Herz schlägt schneller, lehbaftrr, denke ich an all das Knospen und Blühen, datz nun anhcben wird. . . . Strahlende Sonne . . . Nun ist sie wieder da, endlich, die Licht- und Wärmebringerin. Bald wird sich auch der Himmel tiefblauer noch färben, kleine Wölkchen nur hin und wieder durchs un ermeßliche Aethermcer schiffen . . . Drunten im Hose ist das Htthnervolk lebendig, rebellisch wie seit langem nicht. Auch sie fühlen, daß der blonde, jugendfrische Baldur eigentlich erst heute richtig gekommen ist. . . . Still dock, du dummes Herz! Wart« noch ein weilchen, bald wird dein Träger im lleberschwange seiner Jugend, im neuerwachten Gefühle seiner Kraft über Halden und Berge springen, mit einem Buche in der Hand, um in traulich-stillem Winkel ans dein Born deutscher Dichtkunst zu schöpfen! Deutsche Dichtung, dn,Gesundbrunnen unseres Lebens! Wollten doch viele dich finden nnd dann nimmer lassen! Was du mir gegeben? Gesundheit, Kraft, BergMen trüber, bitterer Tage. Was mir die Sonne bringen soll? Liebe des Schöpfers, einen heiteren Lcbcnssinn, Licht . . . Licht! Sonne, ach du! strahle -und leuchte mir mmer! W. Stg. Strom die hinteren P 0 » t 0 »s wegzu- s a ck c n, und der B 0 hlenbelag riß aus -1 "icu Text. Ccllo und Klavier begleiteten das Lied.
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