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HohmMn-AuHlckr Tageblatt un-LnWer s« »»'»»> — - » > ' >' >>»> -- „II . Nr. 88 Sonnabend, den 14. Februar 1925 2. Berlage e ' , „ , -- — > — SMWe -MWe MMIlMM , Besserung auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen. Das Lanbesamt für Arbeitsvermittelung vcr- kfstntlicht über die Lage auf dem sächsi sch en Arbeitsm arkte für die Zeit vom 1. bis 7. Februar 1925 folgenden Be« richt: Die Landwirtschaft zeigt erhöhten Bedarj an jungen Krallen beiderlei Geschieh. Aus. mahmesähig blieben auch die Stein- mnd die Glasindustrie, und lebhaft gestaltet sich die Ver- mit.clungstätiftcit in der Metall- und der Ter- tillndustrie. Verlangt wurden männliche und weibliche, gelernte und ungelernte Kräfte. Die Tricotagen- und Strnmpfwarenbranche stellte we gen Mangel an Facharbeiterinnen Ungelm t: als Lernende ein. Die Papierindustrie neigte im Gegensatz zur Vorwoche offensichtlich zur Besse rung. Uneinheitlich gestaltete sich weiterhin die Lage in der Lederwarcnindustrie im Holz- und Schnitzstof'gewcrbe, und wenig günstig blieben im allgemeinen die Verhältnisse im Nahrungs. und Eenußmittcl-, im Vckleidungs. sowie im Gast- und Schanlwi.tschaftsgewcrbe. In Baugewerbe boten sich infolge der milden Witterung an ver schiedenen Orten Beschaftigungsmöglichkeilen. Der hierdurch bedingte Abgang an Arbeit lesen wurde allerdings durch Zugang an solchen an deren Orten wieder ausgeglichen. Tie Zahl der unter stützten Erwerbslosen vctrug zu Beginn der Be richtswoche 54 762 (48 872 männliche, 5 890 wci 'liche) und die der Znschlagscmpsänger 62 231, fodaß seit dem 15. Januar eine Abnahme von 3 169 Hauptuntcrstützungs und 1217 Zuschlags- «mpfängcr zu verzeichnen ist. Jukunstsaussichten des drahtlosen Fernsprechers. Von Ing. Const. Redzich-Frankfurt a. M. Mit welcher Vorsicht die in letzter Zeit um herschwirrenden Gerüchte von einer Möglich keit drahtloser Wortvermittlung über weite Entfernungen, sogar von und zu überseeischen Ländern aufzufassen ist, soll nachfolgende, aus zuverlässiger Quelle stammende Nachprüfung der bisherigen Erfolge bestätigen, damit die in erwartungsvoller Ungeduld auf das kom mende Wunder harrende Menschheit von einem Irrwahn befreit werde. Die drahtlose Telephonie hat in derUeber- brückung großer Entfernungen der Drahttele- phonie den Rang abgelaufcn. Mit drahtloser Telephonie hat man Entfernungen von 5000 Kilometern zwischen Neuyork und England überwunden, ja man berichtet sogar, daß man in London den Rundfunksender von Chikago in 7500 Kilometer Entfernung hat aufnehmen können. Was einer Telephonverbindung der Kontinente durch Kabel zurzeit unmöglich er scheint, ist der drahtlosen Telephonie gelungen. Es ist sogar heute gar kein Kunststück mehr, auf beliebige Entfernungen drahtlos zu tele phonieren, sondern einzig eine Frage der auf gewendeten Energie. Und der Grund dieser Ueberlegenheit ist darin zu suchen, daß in Drahtleitungen gewöhnlich eine erhebliche Ver zerrung der Zeichen eintritt (Echoeffekt), deren Beseitigung mit großen Schwierigkeiten ver knüpft ist, indessen die drahtlosen Energiewel len beim Durchqueren des Aethers unver ändert bleiben. Trotzdem ist es wohl sehr fraglich, ob wir in absehbarer Zeit einen transatlantischen Telephondienst bekommen werden. Man muß nämlich in erster Linie bedenken, daß die Ge schäftszeiten hüben und drüben ganz verschie den liegen, so daß uns für den eigentlichen Ver kehr nur etwa sechs Stunden zur Verfügung stehen würden, und daß diese Gespräche außer ordentlich lener sein müßten, um die Beträge zur Verzinsung der hohen Anlage- und Be triebskosten auszubringen. Dagegen scheint sich die Telephonie von großen Schiffen aus zur Küste und umgekehrt, auch der Verkehr in das normale Drahtfernsprechnetz langsam zu ent wickeln. Dies dürfte ein Feld sein, auf dem wir zunächst vielleicht eine Erweiterung .des Betriebes zu erwarten haben. Auch dürfte die drahtlose Telephonie da am Platze sein, wo die Leitungsverlegung auf erhebliche Schwierig keiten stößt, beispielsweise zur Durchquerung von Wüsten, sofern es gelingt, die hauptsäch lichsten bisher erst zu einem kleinen Teile über wundenen Schwierigkeiten auszugleichen. Was nun gar die Möglichkeiten eines Neben- einanders bei einer Ozeantelepohonie betrissr, so ist diese, wie Herr Oberingenieur F. Lüschen von der A.-E. Siemens u. Halske während eines Vortrages im Verein deutscher Elektro techniker recht interessant hervorhebt, noch ge ringer als bei der Telegraphie. Für die Tele phonie ist ein Frequenzband von mindestens 2000 Hertz erforderlich. Sie beansprucht zu- folgedessen den zwanzigfachen Bereich eines Telegraphierbandes. In einem Bereich von 15 000 Hertz sind demnach höchstens sieben Ge spräche unterzubringen. Auch dieser Umstand müßte bei der Eebührenbemessung berücksich tigt werden. Es müßte ein Gespräch von einer Minute Dauer mindestens gleich dem zwanzig fachen der in einer Minute zu befördernden Telegramme festgesetzt werden, also gleich etwa 2000 Telegrammworten, wenn die Telephonie rentabel sein soll: ein Dreiminutengespräch käme demnach schätzungsweise auf etwa 6000 Mark zu stehen, was soviel bedeutet, daß wir von einer Eesprächsübermittelung auf draht losem Wege über den Ozean noch recht weit entfernt sind. Mithin bleibt das Hauptfeld der Telephonie der Rundfunk. Ein solcher erfordert in tech nischer Hinsicht zunächst einen guten Sender, der mit einem nicht verzerrenden Mikrophon moduliert wird, auch ein Wellenband aus strahlt, das möglichst nur von der Trägerfre quenz plus Modulationsfrequenz reicht, also frei von verzerrenden Oberschwingungen ist. Der Empfänger mag in der Nähe der Sender für Primärempfang eingerichtet sein: Audion und Niederfrequenzverstärker. In größerer Entfernung empfiehlt sich ein Empfänger, be stehend aus einer abgestimmten offenen An tenne, einem Hochfrequenzverstärker, abge stimmtem Sekundürkreis, rückgekoppeltem Audion, und beim Gebrauch eines Lautspre chers hinter dem Audion noch ein Niederfre- quezverstärker genügender Leistung. Schließ lich ist dazu noch ein guter Lautsprecher er forderlich. Es sind außerordentliche Anforderungen, die heute an die Schnelligkeit der Entwicklung gestellt werden. Daher bedarf es für die deutsche Industrie aller Anstrengungen und vieler Kräfte, um dem starken Wettbewerb, nament lich dem Amerikas gegenüber, an der Spitze zu bleiben. Alle unsere Fortschritte werden heute weniger durch große Entdeckungen gemacht, als durch systematische Forschungen und Arbeit, wobei auch die mathematische Durchdringung der Probleme und systematische Durchforschung der Materialien eine besonders wichtige Rolle spielen. Und das kostet einen erheblichen Auf wand an Kräften und Kapital. Aber das Ge biet der Fernmeldetechnik bearbeitet keine Luxusgcgenstände. Fernsprecher und Tele graph in jeglicher Gestalt, ob im öffentlichen Verkehr, im Polizeidienst, im Eisenbahnwesen, im Sicherheitsdienst von Fabriken und Banken, im Echiffskommandodienst, überall sind es Kraft, Zeit und Arbeit sparende, d. h. dis Produktion fördernde Teile des großen Wirr- schaftskörpers. So ist es berechtigt, wenn von der Großindustrie und den Behörden große Mittel für diese Entwicklung aufgewendet wer den, damit unser Vaterland sich wieder zu dem jenigen achtungswürdigen Kulturstaat auf schwinge, wie er bisher als führend unter allen anderen Nationen mit Recht anerkannt wor den ist. Unser gesamtes Schaffen und Wirken ge hört der Zukunft; und nur im festen Glauben an das kommende Gelingen unserer großzügi gen Pläne finden wir auch die Kraft zum Vorwärtsstreben, zu unentwegter Weiter arbeit. Denn die Gegenwart gehört schon der Vergangenheit an, im Zukünftigen erblicken wir das winkende Ziel unserer Hoffnungen und jegliche Hoffnung ermuntert wiederum zu küh nem Ringen um den Aufstieg. Kin Ausflug nach den Pyramiden Don Dr. Walter Hagemann. Kairo, im Januar. Der Besuch der Pyramiden von Eiseh ge hört noch immer zu den gescheitesten Einfällen einer Aegyptenreise, und ich genüge einer Chro nistenpflicht, wenn ich berichte, daß sie noch un verändert auf dem gleichen Breitengrad liegen und noch ebensoviel Besucher anlocken, wie zur Zeit des Psammetich. Mehr sogar! Denn der mit Recht so berühmten Tutanchamun hat, weit entfernt, seinen Kollegen in Giseh Konkurrenz zu machen, diesen im Gegenteil viel neue Kund schaft ins Haus gebracht. Erstens ist die Reise nach Luxor nicht billig und für gewisse Paffan ten recht zeitraubend, und zweitens kann sich nicht jeder seiner Beziehungen zu hohen und höchsten Personen rühmen, durch deren Ver mittlung er die geheiligten Hallen von Seiner Majestät Grab zu betreten vermöchte. So pfle gen sich denn besonders Deutsche auf die Pyra miden zu beschränken und bei den Dragomanen von Eiseh ihr Geld und ihre gute Laune zu lassen. Obgleich ich als simpler Fahrgast eines Auto bus auf der Bildfläche erschien, stürzten sich gleich ein Dutzend Lebewesen wie Skorpione auf mich los: „Kammähl!" „Aehsell!" „Fottoh!" war das einzige, was ich aus dem wilden Knäuel vernahm. Ich hielt meinen Bädecker beschwörend in die Höhe und erklärte in allen möglichen Sprachen der Welt, daß ich weder Kammähl, noch Aehsell, noch Fottoh brauchte, sondern nichts als freie Bahn, um durchzukom men. Alles Schimpfen und Drohen half nichts, ich mußte doch zuletzt ein Kamel besteigen, und einen Führer bekam ich auch noch. So ausge rüstet trat ich meine Expedition zu den hundert Schritt entfernten Pyramiden an und hoffte wenigstens jetzt von weiteren Quälereien erlöst zu sein. Weit gefehlt! An der ersten Wege kreuzung hatte ein Wahrsager sein Hauptquar tier aufgeschlagen und forderte meine Hand um meiner Zukunft willen. Ich gebe ihm meine Hand und fünf Piaster dazu, um meine Ruhe zu haben. Zwanzig Schritte weiter hielt man mir Skarabäen von unwahrscheinlicher Echtheit unter die Nase und verlangte, ich solle sie kau fen. Ich versuchte einen Trick und erklärte, daß ich kein Geld hätte und kehrte zum Beweise des sen meine sorgfältig geleerten Taschen um. Da zupfte einer an meinem seidenen Taschentuch und erklärte, das könne ich ja dafür hergeben. Da faßte mich ein heiliger Zorn, und ich jagte die ganze Gesellschaft zum Teufel, indem ich wie ein Wilder mitten Hineinritt. Der Blick von der Cheopspyramide ist von altersher berühmt und oft beschrieben worden. Darum will ich nur von den neuen Totenfel dern erzählen, die jüngst am Fuße der Pyra mide bloßgelegt wurden, und die einen Flächen- raum von mehr als 60 000 Eeviertmeter umfas sen. Von oben gesehen, wirken sie wie Garten beete, die die Kinder zum Scherz in den Sand gezirkelt haben, und erst wenn ein Mensch durch die Totengassen schreitet, erkennt Idan, welch ungeheure Dimensionen diese Erabhäuser haben müssen. Tausende dieser Mastabas lie gen noch verschüttet im Sands und verraten sich nur durch unmotivierte Erhebungen des Bodens. Wenn einmal alle diese Totenstätten der Aegypter vom Sande befreit sind, dann wird der Triumph der Altertumswissenschaft vollkommen sein, vollendet zu haben, was räu berische Beduinenhände glorreich begannen. Im Schatten der Pyramide entdeckte ich zwei Wanderer, die aus Blechnäpfen ihr Mit tagsmahl verzehrten. Deutsche also, dachte ich, und sprach sie an. Sie waren überrascht, denn Deutsche, meinten sie, pflegten hier gewöhnlich uuf hohem Roß zu reiten, nicht nur auf hohen Kamelen. Die beiden Reisenden waren ein Jahr lang durch Italien gewandert und woll ten nun Aegypten durchqueren. Der ein; war ein Maler, der andere ein Volksschullehrer. Der eine hatte eine Mappe voll hübscher Skizzen und Einfälle, der andere sah etwas verwahr lost aus, und wäre wohl bester daheim bei sei nen Kindern geblieben. Jedenfalls werden beide einst mehr und lieber an ihre Aegypten reise denken, als mancher, der sie im D-Zug und Fiatwagen unternommen hat. Ein deutscher Arzt hatte sich erboten, mich i» die Pyramide zu führen. Er erläuterte jeden Schritt, den wir in den finsteren Gängen vor wärts machten, mit mystischen Deutungen des sogenannten Pyramidenmaßes. Allgemein glaubte man an diesem Bauwerk prophetische Weissagungen zu finden und wurde erst be lehrt, als ein vom alten Cheops gcweissagtes Meltgetümmel nicht zur vorbestimmten Zeit eintresfen wollte. Nunmehr ist man mit einer „Revision" des Pyramidenmaßes beschäftigt und schon so weit gekommen, daß man für Europa in den nächsten Jahrzehnten viel Glück und Wohlstand herausliest. Ich möchte mich diesen frommen Wünschen aus vollem Herzen anschließen! Ich fand in der Pyramide nichts als ungeheure Steinblöcke, Fledermäuse und einen so pestilenzialischen Geruch, daß ich mich von meinem Führer dankend beurlaubte und schleunigst wieder ins Freie kroch, wo sich die Araber inzwischen über den Inhalt meiner Botanisiertrommel hergemacht hatten, in der Annahme, daß Piaster darin seien. Ich kann es mir nicht versagen, Cie auch noch zur Sphinx mitzuschleppen, denn so alt und reizlos die Dame auch im Laufe der Jahr tausende geworden ist, so übt sie doch noch immer eine große Anziehungskraft aus, und ihr Besuch bedeutet sozusagen den Höhepunkt der Partie. Zwar ist der Hals ein wenig dünn ge worden und das Haar arg durcheinanderge zaust, auch blicken die Augen etwas geistlos in , die Welt, nachdem ein paar tausend Beduinen sich diese als Zielscheibe für ihre Pfeile ausge sucht haben. Nein, was alljährlich Tausende von Besuchern von nah und fern zu diesem Un hold zieht, das ist nicht Kunst, das ist noch weni ger Schönheit, das ist Photo! Jenes Photo, das man stillvergnügt mit in die Heimat nimmt, um der staunenden Gemeinde einen überzeugenden Beweis zu liefern, daß man wirklich in Aegypten war! Der Tempel von Karnak ist schön, die Heiligtümer von Philä schöner, aber nichts geht über die Sphinx von Eiseh! Man setzt sich auf dem Kamel zurecht, man gibt dem Tropenhelm die richtige Haltung, man ruft den „Lieblingsaraber" ans Halfter und — Knips! — der historische Moment ist vorüber, man bringt den Helm in die alte Lage zurück, man bebakschischt zwanzig Behilfliche, man macht Kehrt und Heißa! geht es nach Kairo zurück. („Dr. Anz.") 1 Hoftgesetr! Eingang oüm Neubacken in nm guten QuoUtülen ru billigsten Kreisen. 61 c/e se? ^ekemn^.M.ai'kt