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„Ich bitte sehr, mit Vergnügen," beeilte er sich zu bemerkt: wir haben jetzt vier Reihen voll Kaffeekannen, erwidern, und da ich mich ihm gegenüber niederließ, Eine Menge von Figürchen, Vasen und sonstigem Krims- Er lehnte sich in seinen Sitz zurück, zündete eine Zt> garre an und fuhr fort: „Bor sechs Wochen hatte ich meinen Geburtstag Wochen vorher gab s allerlei kleine, aber für meine Ge< Weibliche Waffen. Humoreske von I. M. Merich. (Nachdruck verboten^) Spitze gelten lassen wollte — die Hosenträger wollten mir nicht plausibel erscheinen. Wenn auch so manche Frau die Hosen anhat, so ist das doch bloß figürlich gemeint, und Lazu braucht sie Loch keine Hosenträger? Diese Ansicht äußerte ich auch, doch mein Gegenüber brach wieder in ein fröhliches Gelächter aus. „Aber was Ihnen nicht einfältt," rief er, „meine Frau trägt keine Hosenträger und raucht auch keine Zigarren und braucht auch keine Zigarrenspitze, hat gar keine Verwen dung für eine Aktentasche und . . ." „Sie sagten mir doch," unterbrach ich seinen Redestrom, „es wären Geburtstagsgeschenke für Ihre Frau?" „Sind es auch — weibliche Waffen. Sie verstehen nicht? Nun, ich werde Ihnen das gleich erklären." kraüts — angeblich Gclegenheitskäufe — bildeten einen weiteren Teil der Beschenkung; notabene, ich kann das Zeug nicht ausstehen. Weil ich mich nun nicht riesig ge freut habe, gab's einen Krach, ach, einen Heidenkrach — na, Sie werden jetzt meine Wahl begreifen." Ich mußte lachen. Allerdings, die Revanche war nicht schlecht. „Aber fürchten Sie keine Vorwürfe?" konnte ich doch nicht umhin, einzuwenden. „Sie kann nicht, denn seit der letzten Szene ist sie heiser, stockheiser. Ich habe mir daher auch etwas erlaubt, was ich sonst, ehrlich gestanden, nicht getan hätte. Ich trinke für mein Leben gern ein gutes Glas Wein — bei uns gibt's nur selbstgesülltes Braunbier, müssen Sie wissen. Gegen den Wein hat meine Frau aber immer etwas einzuwenden, ich sei zu vollblütig, er schade mir nur und so fort. Weibliche Waffen, Herr, nur weibliche Waffen, das merken Sie sich. Ich habe nun ihr zum Geburtstag eine Kiste Liebfrauenmilch bestellt, ihr zum Geburtstage. Gut, nicht wahr?" Der Zug hielt bei unserer Station. Ich half ihm seine Pakete sammeln, und höchst vergnügt zog er von dannen. und herausfordernd an, und da ich sah, daß er beinahe so daß sie ihn jetzt trägt; ein weiteres Präsent bestand in starb vor Sehnsucht, mir irgend etwas Besonderes mitzu- einem Satz Kaffee- und Milchkannen sowie einer ganzen teilen, so wollte ich ihm dazu Gelegenheit geben. Ich bat Kollektion Küchensachen, Lie sic schon längst nötig hatte, die um die Erlaubnis, das Coupsfenster zu öffnen. aber mein angeblicher Geiz ihr verweigerte. Nebenbei Ich war einige Tage verreist und hatte daher keine Gelegenheit, meinen CoupSgefährten wiederzusehen. Als ich wieder meine gewohnte Fahrt antrat, sah ich ihn in seiner Ecke, so wie damals mit Paketen beladen, und zwar mit Paketen, die mit den früheren Ähnlichkeit aufwiesen. Neugierig, wie seine Frau die Geburtstagsüberraschung ausgenommen hätte, setzte ich mich ihm gegenüber und begrüßte ihn höflich. Er erwiderte meinen Gruß kurz und mürrisch und schien keine Lust zu haben, mir Mitteilungen zu machen. Doch so leichten Kaufes ließ ich ihn nicht los. Er hatte mir den Anfang erzählt und nun wollte ich auch das Ende wissen. Ich erkundigte mich daher direkt, wie seine Frau mit der Überraschung zufrieden gewesen wäre. Seine kleinen Äuglein blitzten mich zornig Lurch die Brillengläser an, und er brummte etwas vor sich hin, was beinahe wie „unberufene Neugierde" klang. Das ging mir denn doch wider den Strich. Ich er klärte meinem Gegenüber, daß ich mich nicht in sein Ver trauen eingedrängt. „Das geht Sie doch aber wirklich nichts an, wenn ich die Sachen jetzt alle umtauschen muß, das ist doch eine Familienangelegenheit," schrie er aufgeregt. Ich sah ihn ruhig an, dann dachte ich mir, er werde noch froh sein, sich sein Gemüt erleichtern zu können. Ich setzte mich daher schweigend in meine Ecke und blickte anscheinend teilnahms los zum Fenster hinaus. Wie ich es mir gedacht hatte, so kam es. Nach einiger Zeit rutschte er ungeduldig auf seinem Sitz hin und her, um endlich, sich entschuldigend, mir die Hand entgegenzustrecken. Das gute Einvernehmen war bald wieder hergesteltt. „Ja, alles muß ich -urücktragcn, sonst hätte ich Lie Hölle im Haus. Ja, diese weiblichen Wassen . . . Sie sind großartig, aber zweischneidig für den, der damit nicht umzugehen weiß. Sehen Eie," und er zog einen langen Zettel aus der Tasche, „das muß ich ihr alles kaufen." „Aber was ist mit dem Wein geschehen?" „Das ist das Schrecklichste. Ten Wein, der in meiner Abwesenheit kam, hat sie zur Stärkung meiner Schwieger- mutter geschickt — die Empörung aber über meine Kühn- heil hat ihr zugleich die Sprache wiedergegeben begann er sofort in ebenso lebhafter wie drolliger Form seinen Bericht. Ich muß noch bemerken, Laß wir täglich zur selben Stunde mit der Stadtbahn zur gleichen Station fuhren, doch hatten wir bis jetzt miteinander noch kein Wort ge- wechselt. „Na, heute endlich wird es doch entschieden werden," sagte er, indem er eine Anzahl Pakete, die er neben sich aus dem Schoße hatte, gewissermaßen liebkosend streichelte. Da ich keine Ahnung hatte, was er damit sagen wollte, begnügte ich mich mit einem zustimmenden und ermun ternden Lächeln. „Ja, heute wird es sich zeigen, wer stärker ist. Apropos, sind Sie verheiratet?" Ich mußte verneinen. „Dann werden Sie das nicht genau begreifen, aber immerhin, die Frauen sind schrecklich herrschsüchtig." Ich dachte an meine kleine, blonde Lilly, und obwohl noch nicht verheiratet, hatte ich keine Ursache, zu wider- sprechen. „Es ist der ewige Kampf Ler Geschlechter," fuhr er eifrig fort, „und leider besitzt die Frau Waffen, gegen die man schwer aufkommen kann, aber," er reckte sich trium- phierend in Lie Höhe und wies auf seine Pakete mit einer Gebärde, wie ein Feldherr auf seine Armee, „ich habe jetzt das Geheimnis entdeckt Man muß sich im Kampfe mit den Frauen ihrer eigenen Waffen bedienen. Ja, weibliche Waffen, weibliche Taktik und Strategik muß man an wenden, dagegen kommen sie nicht aus, denn schließlich sind ja doch wir die Männer." Er schien zu erraten, daß ich gern etwas klarer zu sehen wünschte, und beeilte sich fortzufahren: „Sehen Sie diese Pakete, lauter Geburtstagsgeschenke für meine Frau; was denken Sie wohl, was darin ist?" Ich erlaubte mir die Bemerkung, Laß mir der Ge- > schmack und die Wünsche seiner verehrten Gemahlin ebenso > wie sie selbst leider unbekannt seien, doch gab ich der Ver mutung Ausdruck, es seien Handschuhe, Schmuck, Nippes ! oder ähnliches, was man eben einer Frau schenkt. Mein Gegenüber schien das riesig zu amüsieren, denn er wälzte sich schier vor Lachen, als ich diese diversen I Artikel auszählte. „Sehen Sie," sagte er nach einer Weile und putzte die ; angelaufene Brille, „das wäre in meinem Falle unrichtig. > Ich werde Ihnen jetzt sagen, was ich meiner Frau zum I Geburtstag gekauft habe: eine Kists echter Havanna, eine , prächtige Meerschaumspitze, eine Aktentasche und ein Paar I gestickter Hosenträger." Ich war nun allerdings ein wenig erstaunt, denn für I eine Dame waren das doch etwas sonderbare Geschenke. . Wenn ich im äußersten Falle noch die Zigarren und die Seit geraumer Zeit beobachtete ich mit heimlichem wohnheiten empfindliche Einschränkungen. Meine Frau Vergnügen, wie er sich bestrebte, meine Aufmerksamkeit zu sparte sich an meinem Munde ein schönes Sümmchen Geld erregen. Er war ein kleiner dicker Herr mit ungemein gut- ab, um mir Geburtstagsgeschenke zu machen. Sie fielen mütigem Gesichtsausdruck. Hinter der goldgefaßten Brille reichlich genug aus: ich erhielt einen Brillantring, der mir funkelten mich zwei kleine, wasserblaue Äuglein munter viel zu klein war und nun gerade ihr am Finger paßte, und herausfordernd an. und da ich sah, daß er beinahe so daß sie ihn jetzt trägt; ein weiteres Präsent bestand in