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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192501103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19250110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19250110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-10
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Monat
1925-01
-
Jahr
1925
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1. Beilage Sonnabend, den 10. Januar 1925 Nr. 8 U die englische Regierung aufgefordcrt haben, den Inhalt der bisherigen Berichte der Militär oi t oll- kommission zu veröffentlichen. Ob die alliierten - z gebaut haben. D run'en Berücksichtigung gefunden bat. Ecgcn- M wärt g beurteil» man in den außenpoli i'chen Krci- Ä scn die Näumungsfrage weniger pefsiniistisch, M da nian den Eindruck hat, das; cs der dert'chcu I Politik gelungen ist, die Haltlosigkeit der Bcsüul- W diaungen der Militärwutrollkommihion in claub. « Hafter Weise vor der ganzen Welt llohzustellen. I Dicker Ein>druck wird noch bestar't durch die > Tatsache, dasz die führenden englischen Mitter preußische Krise zuni Ausbruch gelangt und neue Konsliktsstosse geschaffen worden waren. Als nunmehr die alliierte Note über die Näumungsfrage üborMben wurde, waren die innenvolibschen Gegensätze derart aus die Spitze getrieben, das; man auch dann noch nicht s ine Aufmerksamkeit auf di« außenpolitische Lag« konzentrieren konnte. Obwohl übereinstimmend die Notwendigkeit anerkannt wurde, das; der Reichstag eine Kundgebung für die sofortige Räumung der Kölner Zone veranstalten könnte, gewann das Pro lem der Negierungsfrage schon sehr bald wieder die Oberhand. Die Neichsre- oicruug ' at sich beeill, die alliiert« Note zu be antworten. Ihr Protest gegen die Verzögerung der Räumung der Kölner Zone ist inzwischen den alliierten Negierungen zur Kenntnis ge langt und wird nament l.h in England ziem lich freundlich beurtci t, da tie in der deutsch« Note enthalten«!: Argumente schwerlich einen wirklich begründeten Widerspruch seitens der Entente zu- lassen. Der Notenaustausch ist aber noch nicht zum Abschluß gelangt, denn die alliierten Rc- immgen werden nach dem Eintressen des Be richtes der inter lüft 1» Miütäriontrolltomm s- sion eine neue Mitteilung an die Neichsrcgic- rung richten, von deren Formulierung es ab- D Regierungen dieser Forderungen nachkommen wer- s den, ist aber sebr zweifelhaft, denn sic werden schwerlich vor der Ocfsentlichkett die Tatsache bloß- g kcacn, auf welch' spüriichcn Unterlagen die Kon- nollorgan« ihre sogenannten Feststellungen aus- 1 Ak PM dkl MA. W Der Kampf um die Regierungsfrage. — Der I Notenwechsel in der Räumungsfrage. — I Die preußische Krise. — Die Uebergangslösung x des Reichokabinettes Marx. Von unserem Berliner VeNnter. Die Neujahrswoche begann für die deuisch« k Politik mi einen: äußerst schwierigen Arbeits. stoff, der «in« Hochflut innenpolhischcr Ausein- 8 andersetzungm braü t:. Obwohl die Situation kiineswegs so kompliziert ist, wie sie durch die Haltung der einzelnen Parteien gestaltet wird, ergaben sich von vornherein die dembar größten Z Meinungsverschiedenheiten. Der Gedanke, eine « überparteiliche Regierung ans Ruder zu bringen, 8 sand im ersten Augenblick viel Anklang, konnte I sich aber nick t genügend durchsetzen, nach dein die hängen wird, ob der deutsche Wunsch aus gegen, I scitize Verhandlungen bei den all irrten Regie, Inzwischen hat sich auch in Preußen eine Krise herausgebildet, die von ziemlich weittra gender Bedeutung ist. Die deutschnationalen Füh rer stellten sich bei der Fortführung der Regie rungsverhandlung«» aus den Standpunkt daß ein« Rechtsregierung in Preußen die unerläßliche Voraussetzung mr eine Beteiligung der Deutsch, nationalen an dem neuen überparteilichen Kabi nett wäre. Der Reichskanzler Dr. Marr und das Zentrum glaubten diese Forderung a lehnen zu müssen, weil nach Auffassung der Politiker der Mitte eine solche Lösung die Fortführung des bisherigen gemäßigten innenpolitischen Kurses unmöglich gemacht haben würde. Aus der ande- reu Seile aber war die Deutsche Volksparteider Meinung, daß es unmöglich sein wird, den not wendigen innenpolitischen Konsequenzen auszu- wcichen. Sie zog denn auch die preußischen Ne- gierungsmitglicdcr, die zu ihrer Partei gehören, aus dem Kabinett zurück und brachte damit die preumsch« Krise ebenfalls in ein entscheidendes Stadium. Die anderen preußischen Ne prungs- partcien organisierten sofort eine Gegonbewc- gung, indem sie nach dem Austritt der vol s» parteilichen Minister die llcine Weimarer Koa. lition wieder herstclltcn, die aber von der Rech ten als ei le offen« Kampfansage bct achtet wird. Die Deutsche Volkspartci hat sich 'etzt auch von der Negferungs'ildung im Reiche zurück gezogen. Diese Tatsache i t immerhin alarmierend genug, um den anderen Parteien der Mi te den wirklichen Ernst der Lage vor Augen zu süh. ren. Ohne die Deut'che Volkspart t wird eine Lirung der Negierungsfrage in: Reiche iwer' aupt nicht möglich sein und es ist daher ziemlich be greiflich, wenn Dr. Marr an die Bildung eines reinen Beamtsnkabinettcs darbte, nm wenigstens eine Uebergangslösung zu schaffen. Er dürste sich wo'l davon überzeugt haben, daß er sich nick j daraus verlassen kann, mit Hilfe der Lin ken regieren zu wollen, denn er sie t sich einer geschlossenen Front der Rechtsparteien mit Ein schluß der Deutschen Bel spar ei und der Bayri'^cn Volkspartei gegcmüb«r gestellt die ihn mit allen Mitt:'» bekämpfen w'rd, wenn er etwa irgendwelche Lin>!endcnzcn i i die Rc- gierungspolfti' in: Reiche hiueinbringen so! tc. Dr. Marr wird da' cr den Eindruck vermciden müssen, daß eine neue Ne ieruna ein Kamob kabmctt gegen die Neckte bildet, sodaß er sich lcdi lich auf die VertcOigungslinie beschränken kann. Das Zentrums l tt die „Germania", behauptet, von den Rechtsparteien werde 'etzt ein« Politik der Zermürbung gegenüber den: Zen trum getrieben, und betont, daß cs keinen ande ren Weg gäbe, als sich kräftig zu wehren und an der lisbcrigcn Politik festzubalten. Trotz die- scr scharfen Sprache sann aber kaum angcnom. nicn werden, daß die geplant gewesene Uebrrganqs- lösung den Ausgangspunkt zu einer wir lich dauerhaKcn Regierungs ildung im Reiche bil det. Mau olaubt allgcm«in, daß schon nach ganz kurzer Zeit das Pro lein einer NechtsreAe- rung wieder in den Vordergrund treten wird, um die kurze Episode eines Ueeergangs abinctls abzulösen. WW-MANW. Von unserem Berliner HandAsmftarbtiier. -Wenngleich die mannigfachen Störungen und namentlich die politischen Schwierigkeiten fort» dauern und sogar noch eine Verschärfung er fahren haben, besteht die in den zahlreichen Nück- und Ausblicken an der Jahreswende einhe'lig zum Ausdruck gekommene Hoffnung aus weit re Besserung der wirtschaftlichen Lage im neuen Jahr unvermindert fort. Daß die endgültig« Neubildung der Reichsregierung noch immer nicht erfolgt ist, wird umso mehr bedauert, als ge- rade die nunm«hr Tatsacke gewordene Vertrags, widrige Nichträumung der Kölner Zone eine be sondere Festigung der innerpolitistche» Verhält nisse und der Regierung zur größten Notwen- diglcit macht. Zu betonen ist des weiteren, daß auch die neuerliche Ausbreitung des Finanzskan dals Kutister-Barmat-Preußische Staatsbank die zuve.sil tiichere Beurteilung der wirtschaftlichen Aussichten lis jetzt nicht zu beeinträchtigen ver mocht hat. Hier .omn i in Betracht, daß diese schmutzige Affäre die eigentlichen Handels- und Induftriekrci'e umso weniger berührt als diese „Konzerne" ihre unsaubere Ti tig'cit nahezu aus- 'chließlich aus finanziellem Gc.iete entfaltet ha ben. Ihre Beziehungen zur Industrie und ihr Einfluß auf di.se blieben im großen Gegensatz zur Stinncs- oder Michael-Gruppe nur auf un bedeutende Werk« beschränkt, die überdies als Gründungen der Jnsla imszcit ihre Lebensfähig keit ohnehin erst noch zu beweisen haben. Zwei fellos hä im die in der verhängnisvollen In flationszeit ans Grund des hierdurch beschleunig ten allgemeinen Verfalles und wachsender De- moralisation aus dcnr Ausland zugewandertcn Kntisker und Barmat, denen noch dazu bcrci's eil schlechter Ruf vorausging, i re Millimen- schiebungcn überhaupt nickt mit solchem „Erfolge" und in solchen: Umfang ermöglichen können, wenn ihnen nicht g«radc seilens der Preußischen Staatsbank unter un«rhörter Verletzung aller Pflicht und O dnungsgcsetze weitgehende Kredite cingerüumt worden wären. Daß derart: große Summen von 20 bis 40 Millionen Goldmark an sAche zweifelhaften Adressen noch dazu in ciicr Zcil ausqc i: >e» worden sind, wo die damals besonders große Geld- und Krcditnot in Deutschland selbst allerersten altangesehenen Fir men bei Beschaffung der nötigsten Barmittel die er,Pestei: Schwierigkeiten bereitet hat, laßt di« ganze Angelegenheit noch ungeheuerlicher «rschei. neu. Gleichzeitig verschär j das begreiflicherweise d'e heftige Empörung ü er diese Handlungsweife der Staatsbank. Die unvermeidlichen schweren Geldverluste, die den: preußischen Staat und hier mit auch den j-reußischen Steuerzahlern auf diese We se cntstcpidcn ßad, machen eine gründliche Re form der Geschäf shandhaoung der Staatsbank zur dringenden Notwendigkeit, der mit der Ent fernung der Hauptschuldigen bei weitem noch nickt Genüge geleistet ist. Daß di? großen P>i- v t an en ih durch die pomphafte, schwindel- ba te Ausmaäiung dieser Konzerne nicht täuschen ließen und dadurch sich vor einer Mitleidenschaft an diesen: Schwindel bewahrt haben, sei zur Kennzeichnung der Mängel der Geschäftsführung der Staatsbank besonders heroorgchoici:. I'" übrigen wird man fich hüten müssen, als solchen Folgeerscheinungen der unse'igen Iuslationswüt- fchaft verallgemeinernde Schlüsse auf die deutsch« Finanzwirtschaft zu ziehen. Denn gerade aus finanziellem Ge ide hat di: Gesundung in der letz, tcn Zeit, wie schon des öfteren sestgestellt wer den konnte, bEcr'cnswcrie Fortschu te gemack t. deren Beständig'eit erfreulicherweise außer icdem Zweifel siebt. Nach dem soe" rn erschienenen Aus. wcic der Neichsbank über die letzt: Dezember- wvche hat der gesamte Zahlunasmütelumlaus in Deutschland am Iahresschluß Erdings die ge waltige Höhe von 4.3 Mi Harden Reichsmark reicht, wovon 385 Millionen Reichsmark Scheidemünzen und das iOri^e Bankmtm sind Den: steht aber eine neuerliche Zunahme des Goldbestandes um 42 Million«» auf 750,6 Mil lionen Nci hsmark gegenüber, «benlo haben sich die zur Golddeckung herangezogenc» Deoisen- vorrä.'e um 14 Millionen auf 253,2 Mi honen Reichsmark verstärkt. Die Notcndeckung durch Gold allein stellte sich demnach am 31- Dezem ber immer »och aut 39,1 Prozent und ki:D«k- kunq durch Gold und Devisei: aus 52,2 Prozent Im neuen Fabre hat sich inzwischen zweifellos wieder ein stärkerer Rückfluß in di« Kassen rer Neichsbank und hiermit eine neue Besserung ihres Status vollzogen. Denn an: offenen Geld- markt ist in den letzten Tagen wieder eine fort schreitend« Erleichterung unverkennbar. Das An gebot von n'lerlings immer nur kurzfristigen Dar lehen bat lich an der Bür'e von Tag zu eng vermehrt, sodaß namentlich große Sumin n i er noch mit größeren Zinszugeständni'sen nn'.'i.-u- bringen sind. So konnte sich der seit mrzcm wie der an der Börse zur No.ierung kommende Prh vatdiskont als Zinssatz für allrrfcinuc Akzept« w it:r bis auf 81t Prozent ermäßmen. Acer auch die Zinssätze für täglich kündbare 'Zelder sind auf 9—11 Prozent und ,ür monrtli h lwid bare Darlehen aus 11—13 Prozeit zurückgegan- gen. Die Hoffnung, daß die Neichsbank die schon vor einigen Wochen in Aussicht acsKllle Ermäßigung der offiziellen Bankrue »an ,0 Prozent in nächster Zeit verwirkliche» werd«, ge- gewiunt unscr die ei: Umständen au Bode», wenngleich der Rcschsbankpräsident erst in diesen Tagen noch Veranlassung genommen har,, aus die bekannten Voraussetzungen kür eine Lerpt-r« Maßnahme cinschränrend hinzuwcisen. Der Geld- bedarf von Hande! und Industrie ist natürlich an dauernd weiter groß und bereitet bei einer Ein deckung noch immer ernste Schwierigkeiten, weil das vorhandene große Geldangebot, wie schon angedcutet, nach wie vor nur kurz ristige Gelder b<t ifft, die für wirtschaftliche Zwecke ni't in Betracht komm«»: können. Einstweilen profmerj von dieser GeldMi i.zkcit eigen lich nur die Börse, deren Gekchäftsbelebung im neuen Ia'we weitere Fortschrit'e gemacht hat Gleichzci ig dauerte die Aufwärtsbewegung der Kurse an da von neuem größer« Kauf"Nt^"e 'ä^t nur für ein''«imische c z Skk MMWt VW Wims. Geschichtliches Lebensbild von Philipp Galen. 65 t 'Nachdruck verboten.) Man warrdem Ufer immer näher und end lich ganz nahe gekommen. Schon strich die „Grille" an dem Schilfe vorbei und bewegte einige hochragende Büschel desselben. Endlich stieß sie mit dem Vordersteven auf den Grund und, nur auf ihrem scharfen Kiele ruhend, schwankte sie hin und her, als zittere und schüt tele sie sich ob der überstandenen langen An strengung. „Pst!" flüsterte Waldemar, „laßt mich voran. Still!" Waldemar betrat mit eigentümlicher Ge mütsbewegung den kleinen Garten, den Hille hatte Herstellen helfen. Aber er hielt sich nicht lange mit seinen Gedanken auf, es war keine Zeit zu verfäumen. Ebenso rasch wie geräusch los durchschritt er den Garten, wandte sich dann znr Linken von den: Gehöfte und erreichte einen glatten Rascnsleck, der zum Bleichen der Wüsche benutzt wurde. Nachdem er auch ihn llerschritten, gelangte er an eine Vertiefung des Bodens, die mit einem bretterncn Ver schlage umgeben war, um das Vieh abzuhalten, die darin sprudelnde Quelle, eine der wenigen auf ganz Rügen, zu verunreinigen. „Hier ist Wasser, Magnus, da, labe dich, aber trinke langsam, es ist kalt." Magnus hatte sich niedergebiickt und fing mit den hohlen Händen das plätschernde Was ser auf. Während er daraus trank, füllte Wal demar rasch eine Flasche und reichte sie dem jüngeren Piesing. Dann, sobald ihn Magnus wieder heranließ, füllte er die zweite und trank sie langsam leer, worauf er sie noch einmal voll lausen ließ und seinem Freunde reichte, der gar nicht satt wurde. Während Magnus wiederholt trank, füll ten die beiden anderen sämtliche Flaschen und Kruken, die sie in einem Korbe bei sich tru gen, wobei sie jedes Geräusch zu vermeiden suchten. Waldemar trat zuerst aus der Umzäunung in das Freie zurück und wollte eben dem Rasenplatz zuschreiten, als er einige dunkle Schatten über denselben sich ihm entgegen be wegen sah. Zuerst dachte er, es wäre Piesing mit seinen Geführten, die der Durst und die Ungeduld herbeigesührt, cber bald sollte er eines anderen belehrt werden, denn das Ras seln von Waffen schreckte ihn aus seinen be haglichen Gedanken auf, und augenblicklich wa ren er sowohl wie seine Geführten von einer so großen Menge bewaffneter Soldaten umringt, daß jeder Widerstand vergeblich gewesen, wenn er versucht worden würe. Plötzlich hielt ihm jemand eine bisher ver borgen gehaltene Laterne vors Gesicht, und eine Stimme fragte in einem Deutsch, das seine südliche Abstammung nicht verleugnen konnte: „Halt, wer da? Wer seid Ihr?" „Wir sind Deutsche, das hören Sie, wie ich es Ihnen anhöre, daß Sie einer sind." „Antworten Eie bündig, mein Herr; ich bin kaiserlicher Offizier, wie Cie sehen, und habe das Recht, Sie zu fragen. Wo kommen Sie her?" „Von Schweden, und wir sind hier nur einen Augenblick gelandet, um unseren Durst zu löschen." „Von Schweden? Das tut mir leid, wir führen mit Schweden Krieg, ke:n Schwede darf hier landen, und so sind Sie meine Ecfang-n nen. Geschwind, faßt sic und bindet sie! Dieser Befehl wurde mit einer Schnellig keit vollstreckt, die bewies, daß er lange vor bereitet war. Man hatte das Boot schon von der Eöhrenschen Küste aus bemerkt und es bis Bakewitz an: Strande verfolgt. Magnus, Waldemar und der jüngere Pie sing wurden an Händen und Füßen fest ge bunden. «Jetzt folgen Sie mir, meine Herren," sagte der Offizier, indem er einen Blick der Befriedi gung auf den Grafen Brahe und Waldemar Granzow fallen ließ, die er nach ihrem überall hin verbreiteten Signalement wohl schon er kannt haben mochte. Während sie den Rasenplatz überschritten, kehrte Waldemar die volle Besinnung und das Bewußtsein der Gegenwart zurück. An seine Gefährten im Boote denkend, von denen namentlich Piesing Vater einer zahlreichen Familie war, faßte er einen heroischen Ent schluß. Er blieb einen Augenblick stehen, wandte sein Gesicht nach der See und rief mit weithinschallender Stimme: „Landsleute! — Verrat — Wir sind gefangen! — Stoßt ab!" „Ha!" schrie der Offizier, „Sie haben noch so viel Courage? Ich habe meine Pflicht also noch nicht vollständig erfüllt. Rasch, stopft ihnen den Mund, Leute, und legt ihnen das Gebiß eines widerspenstigen Hengstes an." Auch dieser Befehl ward sogleich vollstreckt, und nachdem man allen dreien einen Knebel vor den Mund gelegt, führte man sie in das Gehöft, und hier wurde Waldemar sehr bald von einem dummen Knecht als der gesuchte Seemann rekognosziert, worauf man in weni ger als einer Viertelstunde einen Strohwagen kommen ließ und die Gefangenen darauf setzte, um sie, wohl gefesselt und von einem Schwarme bewaffneter Soldaten umgeben, landeinwärts zu fahren und den ihrer harrenden Gerichten zu überliefern. Neunundzwanzigstes Kapitel. Zm Gefängnis. Wie Lauffeuer hatte sich am nächsten Mor gen in Bergen, und einen Tage später auf ganz Rügen die Kunde verbreitet, die von französi scher Seite als Hochverräter, Spione und Auf rührer bezeichneten Rügianer, Graf Brahe und Waldemar Granzow, seien nun endlich nach langem Suchen wirklich gefangen und in das Stadtgefängnis zu Bergen abgeführt, eine Kunde, die das ganze Land, namentlich aber die Verwandten und Freunde derselben, in die tiefste Betrübnis versetzte. Vom frühen Mor gen drängte sich die Bevölkerung der kleinen Bergstadt dem Marktplatz zu, um wenigstens das Haus zu betrachten, in welches man die beiden Männer gebracht hatte. Auf allen Ge sichtern prägte sich dabei die innigste Teilnahme aus. Nachdem man von französischer Seite alle öffentlichen Gebäude der Stadt, als Kirchen, Amtshäuser, Schulen und dergleichen in Be schlag genommen und in Heu- und Strohmaga zine, französische Eerichtsstuben und Kasernen der Soldaten umgewandelt hatte, blieb den Franzosen zur Aufbewahrung ihrer Gefange nen nur das kleine hinter dem Rathause ge legene Stadtgefängnis übrig, das nie in dem Ruf eines sehr sicheren und festen Verschlusses gestanden hatte. In diesem winzigen Hause befanden sich nur vier kleine Gemächer, in denen man Gefangene unterbringen konnte, und außerdem wohnte noch der Schließer dar in, der Kerkermeister, Profoß und öffentlicher Ausrufer in einer Person war. Magnus Brahe bewohnte das Eckzimmer der östlichen und Waldemar Granzow das der westlichen Seite. Die beiden Mittelzimmer waren von gewöhnlichen Uebeltätern besetzt. Zur Verzierung des engen Raumes diente nur ein Strohsack mit einer wollenen Decke, ein wackliger Tisch und ein Schemel, schließlich aber noch ein großer und schwerer Klotz, an welchen man mittels einer eisernen Kette die Hauptver brecher anzuschließen für notwendig befunden hatte. Magnus Brahe war weder traurig, noch niedergeschlagen, weder hoffnungsvoll, noch hoffnungslos, er war mit einem Wort vollkom men ergeben in sein Schicksal. Ganz das Gegenteil von ihm, wie immer in: Leben und Wirken, zeigte sich Waldemar Gran zow. Er saß auch still auf dem dumpfigen Strohsack, mit gefesselten Füßen an seinen Klotz gekettet, aber in seinem Kopfe rasteten die Ge danken keinen Augenblick, und in seinem frucht baren Geiste sammelte er alle Fähigkeiten, um
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