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LÄLQLL Oie teure Banane. Ihre Bedeutung als Volksnahrung. Man hat in den letzten Vorkriegsjahren die Banane öfter als Dolksnahrungsmittel vorgeschlagen, und seit sie wieder in großen Mengen bei uns eingesührt ist, ist auch alsbald die Frage aufgetaucht, ob die Banane unter Um ständen nicht wirklich eine wertvolle Volksnahrung Lar- stellen könne. Diese Frage ist nun durch die in der letzten Zeit im chemischen Laboratorium der Bayerischen Landes- anstatt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz ausgesührten Untersuchungen ziemlich geklärt worden. Untersucht wurde eine Banane, die ein Gewicht von 107,6 Gramm besaß. Beim Wiegen der Frucht zeigte sich, daß ihr Kaufwert verhältnismäßig hoch ist, da die Schale nicht weniger als 42,5 Gramm wog, was einen Anteil von 40 des Gesamtgewichts ausmacht. Da die Masse, auS der die Banane nach der Entfernung der Schale noch be stand, 74,67 H Wasser enthielt, so kam auf die Trocken substanz, d. h. die Stoffe, die allein der Ernährung zu- kommen, nur mehr als 25,53 mit einem Gewicht von 16,49 Gramm. Was die Nährstoffe betrifft, die in der Trockensubstanz der Banane enthalten sind, so bestehen sie aus 3,8 Nohproteineiweiß-, sowie aus 96,2 A Extrakt- stoffen, unter denen man Zucker, Stärke, Dextrin, Fett, Asche und Rohfaser zu verstehen hat. An sich ist nun. wie man sieht, der Nährwert der Trockensubstanz, wenigstens im Vergleich zu anderen Früchten, gewiß nicht gering zu nennen, allein als Volksnahrungsmittel im wirklichen Sinne des Wortes kann die Banane nicht in Frage kom men, weil ihr Preis im Verhältnis zu ihrer Trockenmasse, die im untersuchten Fall nur 16,49 Gramm betrug, zu hoch ist. — Als Genußmittel ist die Banane jedoch zweifellos zu empfehlen. Ehe dieser entscheidende Abschnitt ihres Lebens mit Schu manns geistiger Umnachtung zu Ende ging, sie gleichzeitig den großen künstlerischen Werdeprozeß durchgerungen hatte, als dessen Ergebnis uns ihre spätere, unerreichte Künstlerschaft erscheint. Die Verhältnisse, die sie mit Schu- manns Krankheit und Tod zwangen, im Herbst 1854 den Kampf ums Dasein entschlossen aufzunehmen, haben die Künstlerin der Mujikwelt zurückgegeben. Seit dieser Zeit wuchs die Kunst Clara Schumanns zu jener Größe empor, die uns in ihrer Art noch heute un erreicht dazustehen scheint. Es war ihr nicht leicht, sie jetzt zu einem Mittel herabwürdigen zu müssen, Geld zu ver dienen, wie es die Notwendigkeit gebot, und hier spiegelt sich ihr Empfinden in einem Briefe an Brahms wider: „Eigentümlich erscheint mir Deine Anschauung des Konzertreisens! Du betrachtest es nur als Verdienst; ich nicht: ich fühle mich berufen zur Reproduktion schöner Werke, so lange ich die Kraft habe, und würde auch, chne daß ich es unbedingt nötig hätte, reisen, nur nicht in so anstrengender Weise, wie ich es oft muß. Die Ausübung der Kunst ist ja ein großer Teil meines Jchs, es ist mir die Luft, in der ich atme!" So haben wir sie denn auch vor Augen behalten als — um mit Franz Liszt zu sprechen — eine Hohepriesterin der Kunst, für die es nur ein Glaubensbekenntnis gab, das in geheiligten Anschauungen wurzelte. „Mein Streben ist immer nur, das Göttliche in der Kunst zu empfinden, immer würdiger es wiederzu- gebeu." Weit über 60 Jahre hat die ausgezeichnete Künstlerin mit wenigen Unterbrechungen Winter für Winter in deut schen Konzertsälen gewaltet, ehe sie im März 1891 in Frankfurt zum letztenmal öffentlich spielte. Die tatkräftige Förderung junger Komponisten, wie sie sie anfangs Schu mann und Chopin zuteil werden ließ, übertrug sie später auf Brahms, besten Klavierkonzerte ihr die vielleicht schönsten Siege verdanken, ehe Hans- von Bülow sich ihrer annahm. Wer sich des Waltens der liebenswürdigen Matrone in deutschen Konzerten noch erinnert, wird das gewiß mit besonderer Ehrfurcht tun. Als sie vor nunmehr 25 Jahren in ihrem Hause in Frankfurt aus dem Leben schied, ging mit ihr eine Künstlerin dahin, deren bedeut samen Einfluß auf das deutsche Musikleben niemand ver kannte. Von Alldeutschland betrauert, sand sie ihre Ruhe stätte an der Seite Robert Schumanns auf dem Bonner Friedhof. Clara Schumann. Ein vorbildliches Frauenleben. ; Clara Schumann gilt uns als eine derjenigen Frauen, denen wir als Zierde des weiblichen Geschlechts ein blei bendes Andenken zu bewahren pflegen. Hervorragende Fähigkeiten, verbunden mit den ausgezeichnetsten Eigen- schäften, machten sie nicht nur in der Musikwelt zu einer Ausnahmeerschcinung, man wird sie auch vom mensch lichen Standpunkt aus als eine fesselnde Vertreterin weib licher Größe und Tugend anerkennen. Als Künstlerin un erreicht, blieb mit ihr Ler.Begriff der „deutschen" Künst lerin so eng verbunden, daß man sie nicht allein als die erste, wie Robert Schumann sie nannte, sondern in ihrer Art auch als die einzige ansehen kann. Ihr Thron als „Königin der Klavierspielerinnen" scheint auch heute noch verwaist, da sich unter Lem pianistischen Nachwuchs keine Anwärterin fand, die ihm im wahrhaften Sinne ent sprochen hätte. Der Begriff „deutsch" ergibt sich so be stimmt aus Ler unwandelbaren Treue an ein hohes Ideal, aus einer innigen Hingabe daran, aus der völligen per sönlichen Unterordnung unter Las strenge Gesetz der Kunst, daß es kein Kokettieren und selbstgefälliges Zurschautragen mit dieser Kunst geben darf. Diese ihr so eigentümliche, ganz hohe Kunstauspassung ist es, die Clara Schumann auf eine so hervorragende Stufe emporhebt. Zweifellos war es ihres Vaters Verdienst, ihr durch seine hochgespannten und zweckmäßigen künstlerischen An- leitungen jene Bahnen eröffnet zu haben, gab er doch da durch die Grundlage für den hohen Berus der Tochter. Dennoch wäre das nicht mit solchem Erfolg geschehen, wenn nicht bereits hohe musikalische Fähigkeiten in Clara schlummerten. Sie zu wecken und zu fördern war Wiecks Verdienst, das ist auch von niemand Lesser als von Ciara selbst anerkannt worden. Wieck betrachtete es als seins vornehmste Lebensaufgabe, eine große Künstlerin aus ihr zu machen, eine „musikalische" Pianistin, deren es bisher nur eine gegeben: die Spymanowska aus Petersburg. Wohl blieb Clara zunächst bei der Virtuosin stehen — äußerlich wenigstens — ihre innere Entwicklung, die be reits in ihrer Jugend das übliche Matz weit überschritten hatte, weist dennoch einen steten Fortschritt auf. Schu mann scheint die junge Künstlerin bereits damals in ihrer ganzen Bedeutung ersaßt zu hab^> Er, der der jugend lichen Komponistin bis in die feuS 'n Falten ihrer Ge danken folgte, wußte auch, daß sie seines Einflusses nicht bedürfen würde zu der Wandlung, die sich allmählich, aber ungehemmt in ihr vollzog. Nicht die Pariser Reise, nicht die glänzende Aufnahme in Wien können die gesunde Grundlage erschüttern, auf der sich dies künstlerische Werden vollzog. Unbekümmert, ob man ihr folgte oder nicht, ging sie ihren sicheren Weg aufwärts, auch dann gerade, als sie sich allein say, da sie die Virtuosen programme gegen Bach, Beethoven, Schumann ver tauschte. Wohl aus diesem Grunde hat die Künstlerin später ihrem Publikum nicht immer den notwendigen künstlerischen Aufschwung zugetraut. Dennoch blieb sie unbeirrt. Und das ist anch die rechte Art, auf welche der Künstler am besten erzieherisch auf seine Umgebung ein zuwirken vermag, daß er leitet, nicht aber sich vom Ge schmack der Menge leiten läßt. Immerhin ergab sich die entscheidende Wendung, auch in künstlerischer Beziehung, für Clara erst durch ihre Vermählung mit Robert Schu mann. Durch ihn und mit ihm, durch die Wechselbeziehun- ! gen zwischen dem höherstehenden schaffenden Künstler und ! der nachschasscnden Interpretin erreichte Clara aus der Brandung des Virtuosentums vollends festes Land einer hohen Künstlerschaft. Es ist bekannt, wie sehr Wieck diese Wendung als ! einen Eingriff in seine Rechte empfand. Weniger die Be sorgnis, Clara könne an der Seite Schumanns nur ein bescheidenes untergeordnetes Dasein finden, als die Mög- ! lichkeit, die von ihm für eine außerordentliche Laufbahn f bestimmte Tochter würde in der Ehe ihrer Kunst entsagen und verlorengchen, war es, was Wieck zu seinem hart- ! näckigen Widerstand bestimmte. Allein Wiecks Furcht er- > wies sich immer mehr als völlig unbegründet, denn für i Clara war diese Verbindung mit Schumann der Schritt l nach oben. So daß, als nach vierzehn Jahren glücklicher " co-" S