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Nechnachien in Südamerika Bilder au» Curityba Von Margarete Hodt Strahlender Sonnenschein über Curityba, der Hauptstadt des Staates Santa Catharina in Brasilien! Fast täglich gibt es allerdings um diese Zeit ein Gewitter über den Bergen, aber die Höhenlage und die dünne Luft haben den unschätzbaren Vorteil, daß, sowie der Regen vor über ist, die Straßen geradezu im Zusehen ab trocknen. Das muh man erlebt Haden, um es glauben zu können. Tiefblauer Himmel! Das grelle Licht und die bunten Farben blenden schier bas Auge, der heiße Atem des Südens beklemmt die Brust. An den Mauern welken halber schlossene Knospen. In der vornehmen Rua 15 de Novembro, die einen Teil des ursprünglichen Straßennetzes des alten Curityba bildet, das sich an den Hügeln von Sao Franzisco hinzieht, herrscht reges Leben. Autos und Wagen fahren daher, und die Fußwege bevölkern Italiener, Portugiesen, Syrer, Polen, Japaner und Deutsche. Es ist eine Augenweide, die jungen und auch etwas weniger jungen Damen in ihrer künstlerisch vollendeten Kleidung und Erschei nung durch den Sonnenschein schreiten zu sehen. Die neuen Stadtteile haben alle breite Straßen. In der Mitte dieser Avonidas, die doppelte Fahrwege haben, findet sich ein breiter mit Bäumen bepflanzter Fußsteig. Lauter Pla tanen, die mit ihren runden Kuppeln und schnur geraden Aestereihen wie Musterbäume aus einem Baukasten aussehen I Andere Straßen zeigen blühende Waldbäume mit dunklem Laub und runden Wipfeln und noch andere das zarte Laub vieler Hunderter von Mimosazeen. Auf den Türmen der Stadt blitzt die Sonne. In den Gärten blühen glutheiße, feuerrote Blumen. Unter dem südlichen Tropenhimmel ist der An ilick der Stadt von sinnbetörender Schönheit. Und heute ist der 24. Dezember! Heute ist Weihnachten! Man schließt die Augen, träumt sich von dem brennenden Pflaster aus der Schwüle des Südens fort nach Deutschland. Man denkt an gespenstischen Nebel, geheimnis volles Dunkel, verlorene Schneeflocken und ge schmückte Tannenbäume. Weihnachten? Ist heute wirklich der Weihnachtsabend? Unter den 60 000 Einwohnern Curitybas gibt es etwas 10 000 Deutsche. Sie vergessen das liebe Fest ihrer Heimat nicht trotz des Tropen himmels und der Hitze. Der Teutobrasilianer, der sein bestes Gut, sein Deutschtum, über Bord werfen würde, wäre wie ein törichter Schiffer auf dem Meer des südamerikanischen Lebens. Er würde dadurch kein guter, sondern ein schlech ter Brasilianer werden; denn er würde sein Heimatland schädigen durck den Verlust eines hohen Kulturgutes. Die deutsche Sprache ist ein Talismann, ein Zauberschlüssel zu unendlich vielen Geistesschätzen, die der brasilianischen Nation von höchstem Nutzen sind. Die vor nehmsten Bildungsstätten, die reichsten Handels häuser, die bekanntesten Eisenwaren-, Por zellan- und Kristallwarengeschäfte, sowie die bedeutendsten Jndustriewerke tragen deutsche Namen, und in allen diesen deutschen Familien wird Weihnachten gefeiert. Als wenn eine gute Fee plötzlich die Heimat herbeigezaubert hätte, so ist es, wenn man ein deutsches Haus betritt. In dem kühlsten Raume der Wohnung, dessen Fensterläden die Hitze des Tages und die grellen Farben des Lichts fern halten, sind grüne Zweige an den Wänden, grüne Rankengewinde an den Türen und Blumen gibt es dort, Blumen über Blumen! Die Gäste haben sich versammelt — lauter Deutsche! „Fröhliche Weihnacht!" klingt es von Mund zu Mund. Da ertönt ein Elöcklein, eine Tür wird geöffnet, und jung und alt strahlt der geschmückte Weihnachtsbaum entgegen. Freilich, Brasiliens Erde bringt keine Fichten hervor, aber seit einigen Jahren versucht ein deutscher Gärtner, auf den Bergen um Curityba herum Tannen zu züchten. Neben dem Weihnachts baum steht genau wie in der Heimat der Gaben tisch, der bedeckt ist mit Kinderspielzeug und all den Herrlichkeiten, wie man sie auch in Deutsch land findet. „Stille Nacht, heilige Nacht", tönt es fromm und klar durch den dämmrigen Raum. Andere Weihnachtslieder folgen, wie: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit"; „Vom Himmel hoch, da komm' ich her" und „Alle Jahre wieder kommt das Thristuskind". Es ist ein Freuen, «in Jubeln. Man vergißt, ich danke dir — vergib mir — Friede — auf — Erden..." Dann stieg seine Seele auf in dis stille, hei- tige Nacht. Noch im Vergehen vernahm er süßen, heiligen Gesang: „Welt ging verloren, Christ ward geboren, Freue, freue dich, o Christenheit." Und die Weihnachtsglocken verkündeten: Friede auf Erden .... daß man sich in Südamerika befindet, daß draußen die Sonne verzehrend brennt. Man träumt sich weit fort in ein von einem freundlichen Ofen angenehm erwärmte» Zimmer daheim an der Elbe, der Weser, Donau oder am Rhein. Bald wird zum Festmahl gerufen. Cs gibt Gerichte wie zu Hause, ja, selbst di« herrlich duftende gefüllte Weihnachtsgans fehlt nicht. Nach dem Mahle labt man sich an köstlich be- reitetem Kaffee, mit Pfeffernüssen, Kuchen, Schokolade und Marzipan. Von den Lieben in der Heimat erzählt man. Hier und dort blickt eine kleine Wehmut aus treuen blaue« Augen. Aber dann wird wieder gesungen und bei herz lichem Lachen und Scherzen schweigt schließlich das Heimweh. Erst zu später Stunde trennt man sich. Draußen atmet die Tropennacht. Weiß« Häuser schlafen in duftenden Gärten. Ein funkelnder Sternenhimmel strahlt über die Erde. Das Kreuz des Südens leuchtet golden a«f dunkel blauem Grunde: „Christ ist geboren" klingt es süß und leise durch die tief« Stille. Aükerzuz 362 Skizze von Hans-Herbert Schmolke Heulend zischte Dampf aus den Ventilen der Maschine vor Eüterzug 362 und fuhr in breiten Schwaden über die endlose Reihe der Wagen. Elf Minuten noch — und das feuerspeiende Un geheuer polterte hinaus in die pechschwarze Nacht, eine Niesenlast hinter sich schleppend. Im Aufenthaltsraum war das Zugpersonal um den Führer versammelt. „Wir haben heute eine schwere Tour. Zwan zig Achsen zu viel, da heißt es gut aufpassen. Besonders Eie, Winkler, Sie nehmen den Schluß — müssen hinter Block Wildschütz scharf acht geben! Sie wissen, die Strecke bis Schadorf ist lang und steigt dort am meisten." „Ich weiß," gab der Angeredele zurück, „ich werde meine Pflicht tun bis zum letzten. —" „Na, na, wirst wohl gefühlvoll. Karle! Mensch! Siehste schon, wie er abhant!" riefen lachend die anderen, während sie in die dicken Mäntel fuhren, sich die Pelzmützen über die Ohren ziehend, in die Nacht hinaustrate«. Scharf schnitt der eiskalte Wind und jagte den Män nern Eisnadeln ins Gesicht. Prustend, lachend erreichten sie den Zug und gingen an ihre Plätze. Gellend heulte ein Wiff durch die Nacht, Am ganzen Leibe zitternd, Dampf und Funken spei end, setzte sich die Maschine in Bewegung. Unter Rucken und Zerren, wie widerwillig» rollte Eüterzug 362 langsam aus dem Rangierbahnhos Winterfeld und polterte über die Weichen. Bald waren die letzten Lichter 'Her Stadt vorbeigehuscht und der Zug donnerte hinaus in die freie Strecke. Schlußbremser Winkler saß fest eingehüllt und starrte hinaus in die Winternacht. Eintönig schlugen die Räder, keuchend und fauchend kämpfte sich die Maschine mit ihrer schweren Last vorwärts. Winkler aber hört es nicht! Er ist mit seinen Gedanken daheim. Christabend! Jetzt wird sein Weib den Lichterbaum angezündet haben und jubelnd werden die beiden Buben Hereinstürze«. Ob sie wohl nach dem Vater fragen werden in ihrer Freude? Der Dienst zwingt ihn doch so oft abends fort von Hause, daß die Kinder es gar nicht mehr merken, wenn er fehlt. Aber bald wirds anders sein! In ein paar Wochen kommt er in die Station, da hat ers.besser. Vergnügt reibt sich Winkler im Gedanken daran die froststarren Hände. Da poltert der Zug über eine Weiche. Signallichter huschen vorüber. Fern der Strecke ziehen einige Ge höfte vorbei. Wolkig liegt über den Schneehau hauben der Dächer eine dicke Rauchfahne. „Wildschütz!" Gellend schreit die Maschine einen Warnungsruf in dre Nacht! Wieder schlagende Weichen, Eignallichter. — Mühsam schleppt das keuchende Ungeheuer die lange Kette der Wagen vorwärts, mit grellen Lichtern in die schwarze Nach' glotzend. Ja, bald wirds besser werden, denkt Cchluß- bremser Winkler und lauscht angestrengt in dre finstere Christnacht. Schwer arbeitet die Maschine und zerrt und schleppt fauchend ihre gewaltige Last im Schnee gestöber die schier endlose Steigung hinan. Langsam nur kommt sie vorwärts, Minuten ver gehen, eine Viertelstunde. Schlußbremser Winkler aber ist auf feinem Posten und denkt an daheim, an Weib und Kinder und an die kommende des ere Zeit. Donnernd jagt über die We chen ein Zug. Entsetzt springt der Beamte in Block „Wildschütz" auf und stürzt an» Fenster. Um dkf« Zeit? Unangemeldet? Mit solchem Tempo über die Weichen? In rasender Fahrt taucht eine schwarze Schlange in Richtung Hausdorf—Winterfeld im wirbelnden Schnee unter ohne Schluß lichter! Mit zitternden Händen hebt der Beamt« d«n Hörer. Rrrrrrr rrrrrr «st „Na, man nicht so wilde", brummt der in seiner Ruhe zu so ungewöhnlicher Stunde ge störte Vorsteher in Hausdorf und erhebt fich bedächtig. Rrrrrr — rrrrrr — „Na ja doch, hier Hausd Was? letzte Wagen abgerissen? in toller Fahrt heiliger Himmel und v 27 von Winterfeld ist bald fällig " Er läßt den Hörer fallen und rennt hinaus. Da braust es und heult e» heran, wie mit Hohngelächter und schmettert durch den Bahnhof. Am ersten Wagen die roten Schlußlichter leuchten grinsend zur Fahrt. An der Bremse aber steht in fliegendem Mantel in treuer Pflichterfüllung aufrecht ein Mann. Achsen glühen und sprühen Funken. Ehe der alte Beamte sich den Schne« vom Gesicht gewischt hatte, war alles wie ein wilder Spuk verschwunden. „Tack, tack, tack, tack", gelangweilt be trachtet der Telegraphenbeamte der Station Winterfeld den Anruf. — — In der Bahnhofshalle herrscht reges Leben. Hier frohes Lachen und Rufen, da Fluchen und Toben. Reisende drängen durch einander, Gepäckträger traben; Zeitungsjungen schreien; Kellner laufen mit warmen Getränken auf und ab. — Allmählich beruhigt sich das Treiben. „Fertig!" „Fertig!" klingt der Ruf der Schaffner durch. v 27 ist fahrtbereit. Abseits schreitet langsam der Fahrdienstleiter — auf und ab, die Uhr in der Hand. Noch 57 Sekunden. Ruhig geht er weiter. „Halt! Halt!" gellend tönt der Schrei. Einen schmalen Papierstreifen in der Hand schwingend, stürzt aus dem Dienstraume ein Beamter. Entsetzen malt sich in seinen Zügen. Die Sprache versagt ihm. Zitternd reicht er dem Fahrdienstleiter das Telegramm: „Schlußwagen Eüterzug 362 abgerissen, durchfahren in voller Fahrt Hausdorf, Richtung Winterfeld." Jäh erblaßt der Beamte. Ein Blick auf die Uhr. Noch 34 Sekunden. Blitzartiges lleber- legen. Hart, wie aus Stein gemeißelt, werden die Züge. Ein Sprung an den Schaltkasten, ein Handgriff, und gespannt starrt «r die Strecke hinaus. — Di« Schaffner des V-Zuges werfen die Türen zu. Hier fallen Scherzworte zwischen den Reisenden, dort wird Abschied genommen. Ueberall aber reges Leben. Der Beamte aber steht und starrt. Kein Muskel zuckt in den eisernen Zügen. . . . und dachte an kommende bessere Zeiten. Was ist das? Erschrocken lauscht Schlußbremser Winkler. Der Zug bleibt stehen ohne Signal! Seltsam! Der Lokomotivführer hat es wohl vergessen. Beruhig setzt sich Winkler und denkt an den brennenden Lichterbaum daheim und denkt Ra ta ta „Na, da gehts weiter! — Doch halt! — Ich fahre ich fahre ja rückwärts!" Entsetzt springt er auf und schaut hinaus. Natata ratata — In immer schnellerer Geschwindigkeit rollen Schlußwagen und drei zehn anhängende zurück ... In der Ferne aber verschwindet die blutrot lohende Rauchfahn« des Eüterzuges 362. Mit aller Kraft stemmt sich Winkler in die Bremse. Knirschend faßt sie die Räder. Lang samer wird die Fahrt. Doch die Last ist zu schwer. Immer weiter schiebt sie die abschüssige Strecke hinunter. Krei schend heult die Bremse. — Der Mann aber steht. Eisern umklammern seine Fäuste den Brems hebel. Jeder Muskel ist bis zum äußersten ge spannt. „Werde ichs schaffen? — Herr im Himmel hilf! — Wenn nur die Bremsklötze nicht heiß laufen." Immer seiner wird das Kreischen. Immer rasender die Fahrt. Winkler aber steht. Wild flattert sein Mantel im Winde . . . — „Ha — da sprühen ja Funken!" Wahn sinnigen Schrecken in den Augen starrt «r ihnen nach. Seine Kraft erlahmt. — Weißglühend ist die Brems« und saßt nicht mehr. „Meine Pflicht bis zum letzten." Stahl hart werden bei diesem Gedanken die Züge des Mannes. Fest faßt er wieder ins Eisen. Vergeblich, die Geschwindigkeit steigt und steigt. Donnernd poltern die Wagen an Block .Wildschütz" vorüber. In unverminderter Fahrt ,ugen sie durch Hausdorf. Die Achsen des ersten Wagen glühen, Flammen schlagen hoch. Eines schwarz« Rauchfahn« weht. Schlußbremser Winkler aber steht aufrecht wie aus Erz gemeißelt an der Bremse. — — Hinter Hausdorf ist die Strecke ebener. Die wahnsinnige Geschwindigkeit läßt langsam, ganz langsam nach. Erleichtert atmet er auf. „Doch da ist ja schon das «rst« Stellwerk von Winterfeld. Und da und da die suchenden Augen bohren sich in das Dunkel und haften an zwei winzigen Lichtern. — „Da kommt ja l) 27! Heiliger Vater, sei meiner Seele gnädig." Die Fahrt wird immer langsamer. Näher und näher kommen die Lichter. — Grausiges Entsetzen packt den Mann. „Abspringen!" denkt er und schreit in die Nacht, hinaus: Herr im Himmel hilf, mein Weid — meine Buben! " „— Pflicht bis zum letzten!" Ruhig und gefaßt blickt er die Strecke entlang. und di« glühenden Augen rückten näher und näher. Ratata ratata, ratata — ratata Polternd stolpern die Wagen über Weichen auf ein Nebengleis. Und die Fahrt wird lang samer und langsamer. Frischer Mut und neues Hoffen läßt den Treuen aufatmen. „Die Wagen rollen langsam, di« Strecke ist lang! — ... Vielleicht?!" Die Fahrt wird langsamer und langsamer. — „O Gott, ich danke dir!" Plötzlich gibt es einen harten Stoß. Der Wagen neigt sich vorn über. Mit lautem Auf schrei fliegt Schlußbremser Winkler über den Prellbock hinab in die gähnende Tiefe. Krachend und berstend stürzen die Wagen nach, decken ihn mit ihren rauchenden Trümmern zu. Dampfend und fauchend fährt v 27 aus der Halle. Scherze, Abschiederuf« — Ruhe. — — Ratternd braust er hinaus in die dunkl« Christnacht. Die ßeikigen Loostaze Non M. Trott Die Tage, die zwischen dem 24. Dezember und dem Fest der heiligen drei Könige liegen, gelten auch heute noch in der christlichen Kirche als besonders heilig. In manchen Gegenden werden während dieser zwölf Nächte die Gottes häuser festlich erleuchtet, eine Krippe ist aufge stellt, an der die Gläubigen ihre Gebete zu jeder Stunde verrichten dürfen. In früheren Zeiten fanden während dieser Periode allerhand kirch liche Festspiele statt, Umzüge wurden abgehalten, die Häuser geweiht, selbst der Aberglaube trieb seine Blüten. Zahlreiche dieser heute noch üblichen Bräuche entstammen dem altgermanischen Heidentume. So feierten in der Heidenzeit die deutschen Stämme in den Tagen, in denen von der Kanzel die Geburt des Erlösers verkündet wird, das eine ihrer zwei größten Jahresfeste, die Winter sonnenwende. Und damit begannen die heiligen Loostage, zwölf an der Zahl. Die Götter stiegen zu dieser Zeit zu dem Menschen hernieder. Mit ihrem Erscheinen verbanden sich allerlei reli giöse Handlungen, Gebote und Verbote und Opferschmäuse. Die Götter waren ja jetzt den Menschen näher als sonst, sie erhörten die Hilfe suchenden. Der jetzt noch in manchen Ec-enden vor kommende „Schimmelreiter" ist nichts anderes als Gott Wotan, der „Bär", der ihn begleitet der Eber Fro's. Die „heiligen zwölf Nächte", in anderen Gegenden auch „die Zwölften" genannt, sind die L o o s t a g e der Germanen. Man hielt sich in dieser Zeit möglichst still, ließ Ackergeräte und Spindeln ruhen und brachte den Göttern die Opfer dar. Die Wohnungen wurden in diesen Nächten mit Wasser aus heiligen Quellen be sprengt, Feuer brannten zu Ehren der Götter und das brennende Rad wurde vom Berge hin abgerollt. Bei den Festschmäusen spielte ein Schweinskopf die Hauptrolle, und bei den sich anschließenden Trinkgelagen legte man die Ge lübde ab und pries den Ruhm der Götter. End lich wurde auch in dieser Zeitspanne der Herd erneuert. Alle diese Bräuche finden sich vereinzelt auch jetzt noch vor. An der Sieg wurde noch vor wenigen Jahrzehnten als Ausbesserung des Herdes zu Weihnachten ein Klotz aus Eichenholz in die Feuerstelle eingescnkt. Es dauerte lange, ehe dieser Klotz ganz verkohlte. Die Asche wurde unter großer Andacht auf die Felder getragen. Am Niederrhein besprengt man in der Zeit der heiligen zwölf Nächte abendlich das Haus mit Weibwasser; die auf Anhöhen abgebrannten Weiynachtsfeuer haben sich auch nur ganz all mählich verloren. So ließen sich die Beweise, daß wir gerade in der „Zeit der Zwölfe" viel von den alten Ger manen herübernahmen, noch um zahlreiche Bei spiele vermehren. Jedenfalls ist diese Spanne in allen Häusern eine Zeit freudiger Erregung und man sollte erneut darauf hinwirken, das di« alten Bräuche nicht ganz verschwinden.