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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 04.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192512040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19251204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19251204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-12
- Tag 1925-12-04
-
Monat
1925-12
-
Jahr
1925
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Mir ging ein Ahnen auf von der Seelen gröste dieses einfachen Mannes, von der Arbeit an der Jugend, die er durch Generationen ge leistet hatte. Und voller Ehrfurcht, streifte mein Blick das gütige alte Stoppelgesicht und den gebogenen Nucken. „Welches war nun ihre glücklichste Stunde und ihre unglücklichste, Papa Berger?!" „Ach — das ist wohl schwer zu sagen. Wenn tausend Lichter nebeneinander brennen, gibt es einen grasten Glanz. Aber warten sie, da war doch eine Stunde, die brachte mir den grössten Schmerz, und es ging von ihr eine andere aus, die hell durch mein Leben leuchtete. Dreißig Jahre mögen's sein, da hatten wir in der Prima einen blonden Jungen mit grasten blauen Augen. Dor war so unberechenbar, wie er klug war und bereitete seinen Lehrern manch seltsame Ueberraschung. Immer, wenn er etwas ausgefressen hatte, und das kam sehr oft vor, kam er zu mir, bat mich, ein gutes Wort für ihn cinzulegen und offenbarte mir bei dieser Ge legenheit seine Knabenseele. Die war wild, aber tief und rein. Ich kannte den Jungen besser als seine Lehrer, ja, ich möchte sagen, besser als seine Eltern, und darum hatte ich ihn lieb, als wenn er mein eigener wäre. Und dann kam der döse Tag. wo ich ihn im Zimmer des Direktors erwischte, gerade, als er im Begriff war, sich gewaltsam Gewißheit zu holen über ein Thema für das schriftliche Examen. Er bat und flehte, ihn nicht zu verraten, er weinte und fiel vor mir auf die Knie, und ich kämpfte einen schweren Kampf, denn wenn ich ihn meldete, war er erledigt, keine andere Anstalt würde ihn jemals wieder aufnehmen. Schwieg ich aber, machte ich mich zum Mitschuldigen, zum unehr lichen Menschen, und ich hatte nicht das Recht, noch einen Tag in meiner Stellung zu bleiben. So stand ich dann am nächsten Morgen vor meinem Direktor und meldete pflichtschuldig, was ich zu melden hatte, aber nicht, ohne für den armen Jungen besonders herzlich um Gnade zu bitten. Dennoch kam es, wie es kommen musste: Das einstimmige Urteil der Konferenz lautete auf sofortige Entfernung von der Anstalt. Blutenden Herzens machte ich mich auf den Weg, um den armen Jungen Trost zuzu sprechen. Ich bat ihn um Verzeihung, daß ich ihn gemeldet hatte: er aber fiel mir weinend um den Hals und leistete einen feierlichen Schwur, den ich Wort für Wort behalten habe. „Papa Verger", sagte er, „ich war drauf und. dran, ein Schüft zu werden. Eie haben mich davor bewahrt. Zu meinen Eltern darf ich nicht zurück. Aber draußen in der Welt will ich das Schicksal mir gefügig machen. Und wenn ich erreicht habe, was ich mir in dieser Stunde vor nehme, sollen sie von mir hören. Das schwöre ich ihnen". Damit ging er. Und hinterließ mir die unglücklichste Stunde meines Lebens." Papa Berger schwieg. Die Erinnerung über wältigte ihn. „Jqhre vergingen. Lange, lange Jahre. Ich hatte nichts mehr von dem Jungen gehört, auch in der Stadt wußte niemand etwas van ihm. Er galt als verschollen. Da gelangte eines Tages, aus Indien war's, eine größere Geldsumme an die Anstalt. Von einem unbe kannten Spender hieß es, zur Errichtung einer Stiftung für arme, begabte Kinder. Akan stand vor einem Rätsel. Weil aber ein Irrtum unmöglich war, nahm man das Geld an und Das Heimweh Novellette non Franz Cingia Der alte Jakobsen läßt plötzlich den schweren Hammer auf dem Ambos ruhen und wirft einen väterlich-scharfen Blick aus den jungen Gesellen, der an der Glut des Feuers hantiert. „Du redest Unsinn, Karl, das glaubt dir nie mand. Was willst du denn in der Fremde? Bleibe da, sag ich. Du hast dein Auskommen und später . ." Da krampft der Alte die Hand wieder um den Stiel und der Hammer saust auf und nieder, bis das glühende Eisen fertig geschmiedet ist und seine Hitze im Wasser verzischt. „Ich möchte auch einmal etwas von der Welt sehen, Meister. Wenn man jung ist, da treibt alles hinaus." Der Geselle sagt den letzten Satz fast für sich. Seine Augen glühen seltsam im heißen Gesicht und das Feuer wirft wallenden Glutschein über ihn. „Unsinn," fängt Jakobsen wieder an, „jetzt, wo sich in allen Ecken die Arbeit häuft. Einfach weglaufen und dazu noch in eine verflixte Groß stadt. An Leib und Seele zugrunde gehen, was? Na... ich sag dirs." Des Meisters Stimme wettert und poltert durch die alte Dorsschmiede, wie noch nie. Sein immer noch starker Arm zuckt manchmal, als möchte er dem Gesellen einen tüchtigen Schlag versetzen. Und seine Gedanken werden auf ein mal ganz verbittert. Er weiß gut, daß seine Ar beitskraft langsam zermürbt und daß er für sein Geschäft keinen Nachfolger hat, wenn er diesen Gesellen, den er in den drei Jahren lieb gewann, nicht halten kann. Und sein einziges Kind, seine blonde Gretel ... Er hat doch auch Augen im Kopfe, er sieht und beobachtet, wenn auch die jungen Leute glauben, es werde nichts bemerkt. „Fremde . . . was Fremde, so etwas überlegt man, zweimal, dreimal, und springt nicht ohne weiteres in eine Dummheit hinein. Ich sag dirs im Guten." Der Geselle macht keine Entgegnung mehr. Er will den Alten nicht noch stärker aufreizen verfuhr damit auftragsgemäß. Die Spenden wiederholten sich, immer in gewissen Zeitab ständen, aber niemals lüftete der Wohltäter das Geheimnis seines Namens. Der Direktor, das Lehrerkollegium, die Stadt, alle bemühten sich, hinter das Rätsel zu kommen umsonst, der Absender war so vorsichtig zu Werke gegangen, daß irgendwo in Indien der Faden sich stets ver lor. Längst hatte man sich an die Spenden des Wohltäters gewohnt und die Stiftung war zu einem wirklichen Segen geworden. Auch ich hatte mir oft den Kopf zerbrochen, wer wohl der stille Wohltäter sein könnte. Aber wenn das Lehrerkollegium auf diesen oder jenen riet, so dachte ich — weiß der Teufel, wie es zuging — an den Schwur eines davongejagten Primaners. Und dann trat eines Abends im Herbst ein breitschultriger, wettergebräunter Mann in mein Zimmer, sah sich, ohne ein Wort zu sprechen, lange in meiner bescheidenen Woh nung um, kam dann auf mich zu und drückte mir, immer noch schweigend, die Hand. Und wie er dann endlich anhub zu sprechen, während ihm die Tränen ans den Augen schossen, wußte ich: Es war der mit Schimpf und Schande daoongsjagte Primaner, den ich geliebt hatte wie meinen Sohn, und auf den ich zwanzig Jahre gewartet hatte. Er war der unbekannte Wohltäter ge wesen, er hatte so manchen Eltern die S ge um ihr Kind abgenommen. In Indien, : er sich das Leben hatte um die Stirn brausen lassen, war er zu Wohlstand und Ehren gelangt. An diesem Abend blieb er bei mir und er zählte. Von der brennenden Scham, die er da mals empfunden, von dem Schwur, an den er sich in der Fremde stets erinnert, von der unnennbaren Sehnsucht nach der Heimat, von den Tagen der Not und von der Stunde, da sein Fleiß das Schicksal besiegte. „Und hättet ihr, lieber, alter Papa Verger", so schloß er seinen Bericht, „an jenemAbend nicht zu mir gestanden, härtet ihr den Stab über mich gebrochen, wie die Pedanten es getan, ich glaube, ich hätte draußen im stillen Woldteich meine Scham erstickt. Euch allein, Papa Berger, danke ich, daß ich den Kampf mit dem Leben aufnahm und daß ich Sieger ward!" „Sehen Sie, das war die glücklichste Stunde meines Lebens!" Der alte Berger wandte sich zur Seite, um eine Träne zu verbergen. — Tiefbewegt ging ich von ihm. Aber ich wußte: Der da hatte die Bestimmung seines Lebens erreicht, denn in der Finsternis des Alters leuchtete ihm ein Licht. Und ich dachte bei mir: Wenn jeder einmal von sich sagen könnte, daß er nur ein junges verirrtes Menschenleben auf den rechten Weg zurückgeleitet — welch Hellen Lichterglanz gab' es doch am Abend! Und der war nur ein Dienender gewesen! Düs VsrbsL Skizze von Paulrichard Hensel Der Geheimrat goß freundlich lächelnd dem Besuch aus der hohe», geschliffenen Bierkanne ein. „Sie machen sich wirklich unnötige Sorge, Herr Nachbar: die paar Blumen blühen ja nur, damit sie gepflückt werden." „Aber Herr Geheimrat", antwortete der an- nnd ihm die paar Tage, die er noch zu bleiben gedenkt, nicht ganz verbittern. Seins jungen, kräftigen Arme fahren desto wuchtiger in die Arbeit und er schafft sozusagen für zwei. Der Meister soll über seine letzten Arbeitstage keinen Grund zur Klage finden. — Dieses bedrückende, schweigsame Verhältnis zieht sich noch drei Wochen hin. Bis der junge Geselle eines Tages nicht mehr am Feuer der Esse erscheint, Jakobsen schlägt an diesem Tag den Ambos fast in Grund und Boden, so wühlt in ihm der Zorn. Bei jedem Schlag, den er voll führt, stösst immer ein Gemurmel über seine Lip pen Er soll mir nochmal kommen, er soll sich unterstehen, ich will ihm Füße machen... so weglaufen." Als er aber beim Abendbrot sitzt und Gelegenheit hat, seiner Tochter ins Gesicht zu schauen, da wandelt sich sein Zorn in Mitleid, denn das liebe Mädchen fühlt den Schmerz her ber, als er dachte. Und er sucht aus seine Art der tiefen Traurigkeit seiner Gretel zu wehren. „Nun, Gretel, jetzt sind wir ja glücklich wieder allein. Wir machen uns aber nichts draus. Nur das eine sag ich, dieser Mensch kommt mir nicht mehr ins Haus, und wenn ihm die Kleider lum pig am Leibe hängen würden, er dürfte bei mir keine Barmherzigkeit suchen. Uebrigens gehst du morgen gleich nach Mersen zu Meister Holder, er soll mir den Altgesellen schicken. Ich bring die Arbeit allein nicht fertig." „Warum diesen wieder?" Gretel stellt plötzlich das Geschirr ab und blickt ihren Vater seltsam an, fast feindselig be ginnen ihre Augen zu funkeln. Jakobsen schlägt die Faust auf den Tisch. „Hast es ja gehört, der Arbeit wegen." „Ja, aber ich will nichts von ihm wissen. Er wird wieder so anfangen, wie damals. Mich ver folgen und mir überall den Weg verstellen. Das will ich nicht mehr . . . von diesem nicht . .." Fast schneidend stoßen die Sätze aus Gretels Mund. „Sei ruhig, dummes Mädel und denke dar über nach. Dieser Altgesell ist seßhaft, versteht seine Arbeit und will endlich einmal eine eigene Häuslichkeit gründen. Mit mir geht es nimmer ewig sort und was wird dann mit dir?" dere, ein kleiner, erregter Herr, „es gehört sich nun einmal nicht. Und die Angelegenheit ist mir peinlich, weil ich nicht möchte, daß dadurch unsere angenehmen Beziehungen zu einander leiden. Ich habe es meiner Tochter schon so oft verboten, durch die Zaunlücke in ihren Garten zu gehen. Sie hat nichts darin zu suchen." „Hat sie es Ihnen denn selbst erzählt, daß sie die Blumen gepflückt hat." „Aber nein, das regte mich ja gerade auf. Ich sitze in meinem Arbeitszimmer: plötzlich kommt die Erika herein und bringt mir ein paar Blumen. „Schau mal", sagte sie, „was ich für dich gepflückt habe!" Ich wußte, daß auf meinem Grundstück so etwas nicht wuchs und fragte, immer noch ruhig: „Wo hast du denn die Blumen gefunden?" — „Na, hinten am Bienen stock", sagte sie. Da habe ich sie gestraft, nicht allein dafür, daß sie fremdes Eigentum nahm, sondern daß sie nicht die Wahrheit sagte." Der alte Rat zog bedächtig an seinem Glase. „Wahrscheinlich hat das arme Mädel einen anderen Dank dafür erwartet, da es Ihnen eine Freude machen wollte." „Aber Herr Geheimrat —." Der andere richtete sich verwundert in die Höhe, doch eine sanfte Handbewegung hielt ihn nieder. „Man kann natürlich verschieden darüber urteilen", sagte der Nat. „Ich persönlich halte die Absicht, mit der man etwas tut, wichtiger als die Tat selbst. Denken Sie einmal an unsere Schulzeit, an die mit Recht so bezeichneten Flegeljahre, an die heimlichen Zusammenkünfte, die abendlichen Bummel mit der Mappe unterm Arm, um Mutters Gewissen zu beruhigen — taten wir das Meiste nicht, weil wir vor einem neuen, uns unbekannten Reich standen, dessen. Türen man mit strengen Ermahnungen vor uns verschloß? Hätten wir Gefallen an manchen banalen Vergnügen, an manchen Torheiten ge funden, wenn sie alltäglich und erlaubt gewesen wären? Nur das reizte uns, was verboten war. Damit prahlte der eine norm anderen, noch andere Möglichkeiten gefunden zu haben, in das verbotene, aber gelobte Land zu kommen. Mein Vater mußte in feiner Sekundanerzeit ein ganz Schlimmer gewesen sein. Und hernach wurde er ein sehr vernünftiger Kerl, ein Kamerad, der seinen Kindern das Lehrgeld ersparte, was er selbst zahlen mußte. Da war auch so eine Gnriengeschichte. Ein hoher Zaun trennte unsern Garten von dem des Nachbarn. Die undurchsichtige Hecke, die Stille drüben auf der anderen Seite, das weit zurücklie gende Haus mit den verschlossenen Fensterläden hatte schon lange meine Neugierde geweckt. Ein mal fand mich mein Vater, wie ich wieder die Nase durch die TUterstäbe klbmmte, nm das in meinem Kopf schon wuchernde Geheimnis des stillen Gartens zu erspähen. „Klingle doch einmal drüben," sagte er da, „und bitte den Pörtner, daß er Dich einläßt." Ich ging und fand, daß der Garten wie unse rer war, eigentlich noch ungepflegter, und daß es gar nichts besonderes darin zu betrachten war. Seitdem stand ich nicht mehr an dem Gitter. — Mein Vater trank mittags und abends nach dem Essen Vier. Und da leider in der Schule nicht früh genug damit angefangen werden kann, von heimlichen Kneipen zu sprechen — es ge- jcbicht ja in Wirklichkeit nur die Hälfte alles Er zählten — gingen meine Wünsche lange Zeit in „Mit mir?" . . . Gretel stockt plötzlich. Ihre Augen werden unvermittelt voller Tränen und sie senkt schnell das Haupt, um sie zu verbergen. Greift wieder nach dem Geschirr und sagt im Hinausgehen nur: „Es wird schon etwas wer den . . ." Als Gretel draußen ist, wettert Jakobsen wieder die Faust auf den Tisch. „Dieser Mensch . .. hätte er nicht da bleiben können." — Der Altgesell vom Schmiedemeister Holder ist nicht geholt worden, dafür ein anderer, dem aber die Arbeit nicht so von den Händen geht. Jakob sen muß sich deshalb mehr anstrengen und ist oft schlechter Laune. Auch Gretel ist nicht mehr wie sonst. Sie ist wortkarg geworden und manch mal wird sie vom Vater dabei ertappt, wie sie am Fenster steht und den Blick wie verloren nach den, Waldrand sendet, um dann seltsam znsam- menzuschrecken, wenn sie eine Stimme hört. — So rinnen die Wochen und Monate in das Liefe Meer der Vergangenheit und es will doch nicht anders werden. Eines Tages sagt Jakobsen und lächelt dabei: „Morgen ist Kirchweihtanz, Gretel, du kannst dir das Vergnügen auch 'mal wieder gönnen." „Warum ich? . . ." „Na, ich meine nur. Wenn man einen Bräutigam bekommen will, darf man sich nicht ganz von der Welt abschließen." Da umzuckt ihn wteder der abwehrende Blick aus ihren Augen uno er wagt nichts mehr zu sagen; zündet die Pfeife an und s rpft hinaus, denn es fällt ihm ein, daß er kürzlich ein beson deres Stück Eisen zum Gerümpel warf, das er heule gut gebrauchen kann. Im alten Schuppen, der etwa zwanzig Schritte von der Schmiede entfernt ist, hantiert er eine Weile, bis er das Eisen findet. Unter dem Ein gang im Tageslicht prüft er das Stück nochmals, und als er eben die windschiefe Türe des Schup pens zuschlagen will, fallen seine Blicke auf eine Männergestallt, die auf dem Wiefenweg seinem Hause näher kommt. Jakobsen traut kaum sei nen Augen und läßt vor Erstaunen die Eisen stange beinahe aus der Hand fallen: aber Plötzlich zuckt in ihm etwas auf. Die Hand krampft sich Richtung einer gewissen Kellertilr, die aber unsere wahrscheinlich wohlinstruierte Wirtschaf terin wie ein Cerberus bewachte. Alle Mühe war umsonst, es den Schulkameraden in heim lichen Studien gleichzutun. Da kam der Semester, schluß und meine Versetzung. Und am Abend kam mein Vater zu mir ins Zimmer, legte ein paar Zigarren auf den Tisch, stellte zwei Flaschen Dier und zwei Gläser daneben und sagte: „Wenn du Zeit hast, mein junger Herr, wollen wir mal eine Stunde miteinander» plaudern . . ." Später, in der Studentenzeit, die zuweilen zum übermäßigen Genuß verlockte, habe ich ost an diese eine unvergeßliche Stunde zurückge- dacht, aus der ich, im rechtschaffenen und aus freiem Witten geborenen Genuß, mehr Lebens freude empfing als aus allen papiernen Ermah nungen und Lehren. Verzeihen Sie, daß ich Sie aufhalte, lieber Herr Nachbar. Aber so ist meine Ansicht: Un wahrheiten entstehen nur aus Verboten. Denn Wünsche sind nun einmal da, daß sie uns quälen, und wem die Erfüllung versagt ist, der sucht sie sich auf Umwegen. Das Erlaubte aber läßt oft die Wünsche einschlafen oder macht ihre seltene Erfüllung zu einem Fest, dessen man sich ehrlich freuen darf. Eie wie ich mich freue, wenn ich in meiner jetzigen Einsamkeit eine stille Stunde bei einem Glase Bier verbringe, um an das erste Glas, an die ganze liebe Jugendzeit zurückdenken zu können. Einen» Volke die Möglichkeit neh men, mit einein Becher Wein, einem Glase Bier sich aus den vielen Unzuträglichkeiten des täg lichen Lebens in eine glücklichere Stunde zu ret ten, hieße, es auf den Weg der Unwahrhaftigkeit und Heimlichkeit zu treiben. Und davor bewahre uns Gott." Und während sich der Gast schweigend und mit gesenktem Kopse erhob, griff der Nat in die volle Vase am Fenster. „Hier," sagte er, „bringen Sie diese Blumen Ihrer kleinen Erika und sagen Sie ihr, der ganze Garten stünde noch voll. Und wenn sie kommt, wird sie mit wenigen zufrieden sein!" Kunst und WKnschast Der Vühnenvolksbund in Sachsen. Zu Be ginn dieses Jahres wurde die Landesgeschäfts- stelle des Biihnennolksbundcs von Dresden nach Leipzig verlegt. Den Vorsitz übernahm der be kannte Frauenarzt vr. meck. Thies und die orga nisatorische Leitung wurde Herrn Georg Wink ler, Leipzig übertragen. Als künstlerischer Be rater wurde Herr l)r. Bruno Golz, Leipzig, ge wonnen. — Seither hat der Bühnenvolksbund sein Arbeitsfeld vor allem auch auf die theater- lofen Städte ausgedehnt. Er gründete zu diesem Zwecke zwei Künstlergruppen, und zwar das Leipziger Künstlertheater mit dem Sitz in Leip zig und der künstlerischen Leitung des Herrn Dir. Hepner und das Vogtl. Stüdtebundtheater mit dem Sitz in Treuen unter der künstlerischen Leitung von Herrn Dir. Hampe. Außerdem ver. pflichtete er einige bekannte bestehende Unter nehmen, z. B. die Petrenz-Oper, Dresden. Durch die Gründung einer Reihe neuer Ortsgruppen, unter anderem in Mittweida, Großröhrsdorf, Rodewisch, Lengefeld i. V., konnte er sein Tätig keitsgebiet seit Beginn der neuen Spielzeit er heblich er weitern. scst um das Eisen und die Hautfaltcn auf seiner Stirn Härten sich. „Was willst du hier?" schneit er auf den lang sam Näherkommenden ein und droht mit den» Eisen. Geht sogar einige Schritte auf den ande ren zu. Dieser bleibt stehen, nimmt bescheiden den Hut in die Hand und sagt mit seltsamer, schmerz licher Stimme: „Grüß Gott, Meister Jakobsen." Aber der Schmied droht und fuchtelt mit dein Eisen und sein Gesicht ist voll Grimm. „Was willst du noch? Wenn cs dich gelüstet, mit die sem bekannt zu werden, dann komm nur." — „Ich will ja nichts ... Ich wollte nur mal vorbeigehen und sehen ... denn das Heimweh .." Die Stimme des Gesellen bricht jäh ab: klingt aus wie ein sehnsuchtstiefer Schrei. Line unaussprechliche Bitte zuckt in seinen Augen un wartet voll Demut auf etwas Liebes und Er lösendes. „Nun, das Heimweh . . . ." Jakobsen weiß auch nichts mehr zu sagen. Er stellt das Eisen zu Boden und blickt den Gesellen wortlos an. Räuspert sich, wie um einen nnfatz zu einem neuen Wort zu bekommen; aber es uüll ihm kein geeignetes einfallen. Seine Gedanke» sinnen über etwas Unergründliches nach, ver weben sich in ein wunderseliges Geheimnis, das tief in der menschlichen Brust lebt und wirkt... Und auf einmal sind seine harten Gesichts züge weich und seine Augen erstrahlen in väter licher Milde. „Na, Karl, du wirst einen weiten Weg hinter dir haben und wirst müde sein, geh' nur hinein und ruhe dich aus." Dann dreht er sich schnell um und geht wie der in den Schuppen zurück. Er denkt, da will ich nicht'zuerst dabei sein; die Gretel kennt ja seinen Schritt. Einige Minuten später treibt es ihn aber doch iir das Haus. An der Treppe bleibt er stehen und lauscht auf die Helle, freudige Stimme seiner Gretel, die jubelnd im Wohnzimmer ertönt. Da fährt der alte Meister mit dem Hand rücken über die Augen und in seinem Herzen wird es leichter und früher. mrp. cmpfieh bü er, sn IMM M M IrniMt zu t ftülmcn Pr< HsrSgefü Wnee Stt Hem Md L Die 1. 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