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!mil Halm. Iiait von n IN«, mit, ü >on Att-^ reKs nr neu-n u len und xj SlischS 8 mUtütv«. ü mrllstenS 8 »e, g rasce <». 8 Hohmstem-Ernstthlller TllgMall uOLMM Nr. 281 Freitag, den 4. Dezember 1925 3. Beilage MM U LMM» Von Vr. Günther Molnar Es ist höchst reizvoll, zu beobachten, wie sich an der Veränderung des politischen Kräftever hältnisses im Saargebiet zugunsten Deutschlands die Besserung unserer europäischen Lage wie an einem Barometer ablesen läßt, denn die Saar- srnge ist kein gesondertes Problem, sondern das Schicksal des deutschen Mutterlandes ist auch das Schicksal des Saargebiets. Die Lösung der Caarfrage ist aber zugleich auch aus das engste an die Saargruben ge- Kunden. Wir mußten „als Ersatz jur die Zer störung der Kohlengruben in Nordfrankreich und in Anrechnung auf die Summe der Wiedergut machung von Kriegsschäden" das vollständige Eigentum an den Kohlengruben im Saarbecken an Frankreich abtreten. Es handelt sich uni ein Kohleuvorkommen von etwa 10'/- Milliarden Tonnen, jo daß Frankreich mit ihm ein Riese»« grjchenk erhalten hat, dessen Größe weit über den geltend gemachten Schaden hinausgeht. Dem Deutschen Reich ist für den Fall, daß die für 1935 vorgesehene Volksabstimmung zu seinen Gunsten aussällt, lediglich ein N ü ck k a u f s r e ch t ge- Slieben, und zwar zu einem in Gold zu zahlen de» Preise, der von drei Sachverständigen festge setzt werden soll, die mit Stimmenmehrheit be- schließem Einen hat Deutschland, den anderen Frankreich, und den Dritten, der weder Deut scher noch Franzose sein, der Völkerbund zu er nennen. Wenn in sechs Monaten, die aus Lie Entscheidung der Sachverständigen folgen, der Preis von Deutschland nicht bezahlt worden ist, soll das Eigentumsrecht endgültig von Frank reich „erworben" jein. Diese Bestimmungen des Versailler Diktats sind das Ergebnis eines Kompromisses. Frank reich, das in der Annexion des Saargebiets nur einen Teil seiner historischen Rheinlandpolitik erblickte, begehrte, bei den Friedensberatungen in Paris zu dem Saarkohlengeschenk auch das lebende Inventar der 800 000 Seelen zählenden Bevölkerung des Saarbeckens. Lloyd George und Wilson widersetzten sich zunächst der Abtren nung dieses Gebietes von Deutschland. Da band ihnen Clemenceau das berühmte Märchen von den 150 000 Saarfranzosen auf, und weil sich die Weltschiedsrichter für eine Lappalie, wie die Ab fassung des Saarstatuts, gerade 36 Stunden Zeit ließen, erlangte Frankreich durch seinen Schwin del die Aussicht, vielleicht auf Umwege» an sein Ziel zu kommen. Das Saargebiet kam unter die Herrschaft des Völkerbundes, „der hier als Treuhänder erachtet wird." Fu der Praxis wurde dieses durch Ge schichte, Wirtschaft und Kultur unlösbar mit dem deutschen Mutterlande verbundene Gebiet fort an völlig von Frankreich beherrscht, als dessen Beauftragte sich die Regicrungskommission des Völkerbunds unter Führung des Franzosen Rault fühlte. Bei fortgesetzter Verletzung klarer Vertragsbestimmungen, allein auf die Macht französischer Bajonette gestützt, wurde in dem Völkerbuudsterritorium eine unverhüllt« franzö sische Annexionspolitik getrieben und das Saar gebiet von Deutschland systematisch abgeschnürt. Für Frankreich war in all diesen Jahren die Saarfrage nur ein Teil seiner Rheinlandpölitik, und wie es von einer rheinischen Republik unter seinem Protektorat träumte, so glaubte es, daß, wenn das Eaargebiet auch schließlich nur als Völkerbundsterritorium weiter bestehen bleiben sollte, es auch weiter eine Domäne Frankreichs bleiben würde, denn ein selbständiges staatliches Leben ist dem kleinen hochindustriellen Gebiet natürlich unmöglich. Diese französischen Hoffnungen sind indessen bereits jetzt zuschanden geworden, denn es hat sich, insbesondere bei den Landesratswahlen her- ausgestellt, daß nicht weniger als das Rheinland auch Las Saargebiet durch Rasse, Sprache, Ueberlieferung und Sympathien unbedingt deutsch ist. Die Aussicht, daß es sich jemals für Frankreich erklären oder sich mit der Fortdauer der jetzigen verhüllte» französischen Herrschaft abfinden könnte, haben auch die größten franzö sischen Illusionisten aufgeben müssen. Gleichwohl ist der französische Anspruch auf das Saargebiet nicht gleichfalls aufgegeben worden! In gewissen nicht einflußlosen französischen Kreisen ist viel mehr das Projekt noch immer lebendig, die Volksabstimmung in» Saargebiet überhaupt nicht stattfinden zu lassen und sich das dauernde fran zösische Eigentumsrecht an den Saargruben durch Beseitigung des deutschen Nückkaufsrechts zu sichern. Diese Pläne erfordern nach wie vor unsere gespannteste Aufmerksamkeit. Leider gehörte die sofortige Abstimmung im Saargebict nicht zu den in Locarno vereinbarten Rückwirkungen, wie verlautet auf Wunsch des Saargebiets -selbst, das nach der Abstimmung nicht zur dritten rheinischen Zone und so aus dem Regen in die Traufe kommen möchte. Gewiß werden die Saarbewohner nach dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund an ihm einen stärkeren Rückhalt gegenüber der Regierungs kommission habe» als bisher. Damit aber kann es allein nicht sein Bewenden haben. Unser Ziel muß sein, auf das frühere deutsche Eigentums recht an den Saarkohle» nicht erst bis nach einer eventuell 1935 stattfindenden Volksabstimmung zu warten, sondern es, gerade im Hinblick auf di« nicht aufgegebenen französischen Pläne, möglichst bald zurückzuerwerben, und nicht 10 Jahre der Ausbeutungs- und Absatzpolitik Frankreichs als kaufender Abnehmer zusehen zu müssen. Wir dürfen niemals aus den Augen verlie ren, daß das Eigentumsrecht an den Saargruben an Frankreich zum Ausgleich für die zerstörten Kohlendepartements du Nord und Pas de Calais übergegangeu ist. Nun ist aber der Wie deraufbau der nordfranzösischen Gruben viel rascher vor sich gegangen, als es beim Versailler Vertragsjchluß angenommen wurde. Schon Ende 1924 hatte die französische Kohlenproduktion ihren Vorkriegsstand wieder erreicht. Ein erheb licher Teil der Saarkohlenproduktion wird des halb seit Jahren exportiert. Deutschland entrich tet durch Bezug von einer Milliarde Tonnen Saarkohle jährlich über seine ungeheueren Repa- rationrverpflichtmrgen hinaus indirekt einen un geheueren Tribut an'Frankreich. Der franzö sische Besitz der Saargruben hat aber längst sei nen vertragsmäßigen Sinn verloren. Di« Ver pflichtung, Deutschland schon jetzt die Möglichkeit zum Rückkauf der Suargruben zu geben, besteht um so mehr, als die politische Lage, die di« Grundlage für das Versailler Diktat bildete, sich inzwischen nicht unerheblich geändert hat. Soll der neue Friedensgeist in Europa nicht nur «in frommer Wunsch bleiben, dann muß eine d'tzr wichtigsten Voraussetzungen für den europäi schen Frieden, die Lösung der Saarfrage, erfüllt werden. Wir haben dabei unsere Aufmerksam keit nicht nur auf das politische Regime, jondern auch auf den Besitz der Kohlengruben zu richten, denn so lang« Frankreich die Eaargruben ge- hören, ist an eine wirkliche den Frieden Europa» festigende Lösung des Saarproblems nicht zu Leasen «Sie nach LeMNG LMOs Z VW ILoZo rro-Li so Sroroettos HSVors ver- etoo «in« L^essio^ L^oros - OLLoZstL L^zrSksrLs« 8W MÄS8KW! LSMBS MZMLMLM Der Herr im Hause Roman von H. V. Schumacher «rorwktsbt 1M0 kW (Nr,wer » vomp.. Bt,Un W. 80 (Schluß). (Nachdruck verboten) Das war Frau Henriettes Einzug auf Hoheu- biich gewesen, und da, auf der Fußbank neben sem Herde hatte sie nachher gesessen und zuge- schaut, wie Rochus die Setzeier bereitete. Denn morgen erst begann ihre Herrschaft in der Küche, heute war Rochus von Rohnsdorf noch Herr im Hause. Und da war's gewesen, daß sie gerufen hatte: „Rochus, sie brennen an!" „Nenne mich nicht „Rochus", Henriette! Neune mich „mein lieber Mann"!" Es hatte lange gedauert, bis er es von ihr erlangt hatte. Doch endlich hatte sie sich zu ihm hinausgehoben, und es ihm ins Ohr geflüstert, dar wonnige Neue. „Mein lieber Mann!" Währenddessen waren sie wirklich angebrannt gewesen. Aber die beiden hatten darüber ge lacht und jeden Hunger vergessen. Da auf der Fußbank hatte sie gesessen, und da, geradeda, wo nun das Wasserfaß stand, hatte Nvchus vor ihr auf den Knie» gelegen und ihre schlanke, schmiegsame Gestalt in seine Arme ge schlossen und — Und es war ihm, säße sie jetzt wieder dort, daß er die Arme ansbreitete, sie um Frau Hen riette zu schlingen, und daß er die vier Setzeier und die Pfanne voll zerlassener Butler in das Herdloch ausgoß. Eine lagerhelle, zischende Flamme schlug em por bis zur Decke. Mit einem gewaltigen kornnge rettete Rochus sich in die Mitte der Küche. Trotzdem war sein Frack wie seine weiße Weste besät von. unzähligen gelblichen Butter sternchen. „So ist es damals allerdings nicht gewesen!" Er rief es unwillkürlich lau t und dachte nicht an das gefüllte Wasserfaß, das auf der Stelle stand, auf welcher er damals gekniet hatte, son dern rannte mit der Pfanne zum Brunnen, sie zu füllen, dreimal, viermal. Mar die Pfanne noch so glühend, daß das Wasser sofort ver dampfte, oder hatte er sie verkehrt unter den Vrunnenlauf gehalten, mit dem rußigen Boden nach oben — cs gelang ihm nicht, auch nur einen Tropfen in das Feuer zu bringen. Und dieses hatte sich der Papiereinfassung am Rande des Rauchfangev bemächtigt und war an dieser ent lang zu der weißen Tüllgardme an» Fenster ge laufen. Die Küche stand in Flammen, und kein Tropfen Wasser war da, außer au Rochus' Frack schößen, die voll und schwer herabhingen und ihm bei jeden Schritt gegen die Beine klatschten. In einem solch.n Aufzuge den Besuch bei dem da drüben machen — unmöglich! Es war der erste klare Gedanke, den der Frei herr zu fassen vermochte. Dann kav' ihn« der zweite.' Es würde doch wohl nötig sein, „Feuer" zr rufen. Aber er kam nicht dazu. „Um Gotteswillen, Rochus," rief ihn eine Stimme an, als er wie wahnsinnig fortwährend auf die Pfanne lospumpte, „was ist passiert'?" Herr von Rohnsdorff fuhr zusammen. Der da drüben war's, Josias Lucknow, im Frack! Hatte er letzteren angelegt, um ihm löschen zu helfen? „Die Setzeier!" stammelte er verwirrt. „Und das Pfund Butter . . ." Josias war schon in der Küche. „Und da willst du mit Wasser . . ries «r. „Sand, Rochus, Sand!" Der Freiherr warf die Pfanne fort, und, während Josias die Fenstergardinen herabriß und ihr Feuer erstickte, rannte er zu dem großen Sandhaufen im Hofe, um gleich darauf mit einen« Arm voll Sandes zurückzukehren. „Es war kein anderer Behälter vorhanden," entschuldigte er sich verlegen, „und da . .." Eine Viertelstunde später war das Feuer er loschen, und wiederum eine halbe Stunde später saß Rochus, Freiherr von Rehnsdorfs, im Wohn zimmer der Mühle dem da drüben gegenüber und sprach dessen frisch bereiteten Setzeiern und dem Oberfpaier Rotspon tapfer zu. „Aber Litte wird mich vermissen!" hatte er der Einladung des Müllers entgegengesetzt. „Die Litte?" hatte Josias lachend erwidert. „Wetten wir, daß sie gar nicht erst nach Hause geht, sondern direkt hierher kommt? Die hat eine feine Nase — Minerva wir Karo sind Stümper dagegen!" Litte hatte wirklich «ine feine Nase. Ei« kam jedoch nicht in Josias' Zimmer, sondern wandte sich leise von dem Fenster hinweg, durch welches sie von draußen hineingelugt hatte und hielt dem Baumeister, der hinter ihr stand, di« offene Hand entgegen. „Es ist eine Schande!" flüsterte sie. „Aber du mußt mir noch ^ine Mark borgen!" „Wozu?" lachte dieser. „Oho! Die Kontrolle über mein« Ausgaben gestatte ich erst später, mein Herr! Also, wollen Sie oder wollen Sie nicht?" Baumeister Waldeck wollte. Er sowohl, wie Engstrandt gingen sogar mit zur Post, wo Litte ein Telegramm ausgab: An Freifrau Henriette non Rohnsdorff. „Allgemeine Versöhnung. Kommt, bitte, so fort! — Litte!" Das Telegramm kostet« freilich nicht -mez «in« Mark, aber Litte gab darum den Rest doch nicht zurück. Cie kaufte sich dafür in der Apotheke einige Stangen Süßholz. „Es ist wenigstens Reelles!" stichelte fi« Maldeck gegenüber. „Nicht das Luftige, das ver weht, wie der Wind!" Dann gingen sie zu den Beiden, zu dem da drüben. Spät erst am Abend war die Ananas-Bowl«, die Werner zur Feier des Tages gebraut halt«, geleert. Lucknow Vater und Sohn geleiteten ihre Gäste bis an die Tür des Schlosses. „Die Küche ist freilich ausgebrannt!" meint« Rochus. „Aber iin Keller wird sich doch noch etwas finden! Also, herein alle Mann!" Und Konstantin von Engstrandts alte ge stickte Reisetasche, feiert« nachher einen großen Triumph. Si« enthielt nicht nur ein halbes Dutzend Kragen, wie ein Paket Bankbillets, auch sämtliche Jndredienzien zu einer indischen Kräuterbowle spie sie aus Fern von Hohenbüch begegneten sich am fol genden Tage zwei Eisenbahnzüge. In dem einen von beiden stand ein alter Herr an einem Waggonfenster, in dem anderen eine alte Dams. Im Vordeisausen trafen sich ihre Augen. „Henriette!" schrie der alte Herr. „Rochus!" rief die alte Dame. Dann waren sie bereits weit von einander entfernt. Aber der kurze Augenblick hatte genügt, um auch zwischen ihnen den ersehnten Frieden herzustellen. Rochus, Freiherr von Rohnsdorff, riß nicht die Notbrems« herum, um den Zug zum Stehen zu bringen, wie er es anfänglich beabsichtigt halt«. Er fuhr weiter zur Stadt. Hier besuchte er zuerst den Echlossermeist«» Robrecht. Zu welchem Zweck? Es gab d« in dessen Kabrik einige kein«,