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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192511303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19251130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19251130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-30
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
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Fahrt war er von ««bekannten Räubern durch ein stark wirkende» Rauschgift betäubt und seiner kostbaren Perle« und Diamanten beraubt worden, die nach Angaben des Juwelenhändlers einen Wert von mehr als SOO 000 Lire darstellen. Die Schweizerische Depeschenagentur teilt da zu weiter mit: Bei der Mailänder Polizeidirek tion meldete sich ein gewisser Charles Dobr- zynski aus Lodz, der in Antwerpen wohnhaft ist und gab an, daß ihm im Zuge ein Porte feuille mit 5000 Eoldgulden Inhalt und eine Anzahl kleiner Diamanten im Gesamtwerte von 50 000 Eoldgulden abhanden gekommen sei. Er glaubt, daß er während der Reise narkotisiert wurde. Da der Bestohlene den Verdacht aus sprach, der Diebstahl sei auf der Strecke Chiossa —Mailand erfolgt, wurde er zunächst zu einer Geldstrafe von 200 000 Lire verurteilt, da er den italienischen Zollbehörden die Brillanten nicht angegeben hatte. IW eMktitk MM Ma» Die endgültige M i n i st e r l i st e des Kabinetts Briand ist folgende: Briand, Ministerpräsident und auswär tige Angelegenheiten: Chautemps, Inneres; Loucheur, Finanzen; Renoult, Justiz; Painleve, Krieg; Leygues, Marine; Daladier, Unterricht; de Monzie, Oeffentliche Arbeiten; Durafour, Ar beit; Jean Durand, Ackerbau; Vincent, Handel; Perrier, Kolonien; Jourdain, Pensionen. Die Unter st aatssekretäre im Kabi nett sind: Laval, Ministerpräsidentenschaft; Paul Morel, Finanzen; Ossolat, Krieg; Laurent- Eynac, Luftfahrt; Danielou, Handelsmarine; Rameil, Schöne Künste; Chauvin, Befreite Ge biete; Venazet, Technischer Unterricht und kör perliche Erziehung. Das Kabinett besteht aus 13 Ministern und 8 Unterstaatssekretären. Hiervon sind vier Senatoren, nämlich Renee Renoult, de Monzie,, Jean Durand und Leon Perrier, die sämtlich der radikalen Senatsfraktion angehören. Von den übrigen 17 Mitgliedern des Kabinetts, die sämt lich Abgeordnete sind, gehören der Fraktion der Linksrcpublikaner an: Georges Leygues; der Radikalen Linken, also der Fraktion Loucheur, sechs, nämlich Loucheur, Daniel Vincent, Jour dain, Danielou, Paul Morel und Eynac; der radikalen Fraktion: fünf, nämlich Chautemps, Daladier, Durafour, Ossolat und Chauvin; den Sozialrepublikanern vier, nämlich Briand, Painleve, Paul Benazet und der Oberkommissar für Wohnungswesen, Levasseur, und schließlich der zu keiner Fraktion gehörende, aber links stehend» Abgeordnete Pierre Laval. Der erste Ministerrat Ein Ministerrat unter dem Vorsitze des Präsidenten der Republik hat am Sonntag um 6 Uhr abends begonnen. Ministerpräsident Briand hat die im Parlament zur Verlesung gelangende proklamatische Erklärung der Regierung seinen Kollegen zur Genehmi gung unterbreitet. Briand verläßt Montag vor ¬ mittag 11 Uhr Pari», um sich nach London z« te« geben. Seine Rückreise nach Pari» erfolgt Mitt woch vormittag. Die Richtlinien des Kabinett» Briand lieber den Inhalt der Regierungser klärung des Kabinetts Briand glau ben einige Pariser Morgenblätter Mitteilungen machen zu können. Darnach wird darin betont werden, daß das in Locarno begonnene euro päische Friedenswerk fortgesetzt wer den muß. Außerdem soll eine Herabsetzung der Militärdienstzeit auf ein Jahr an gekündigt werden. Schließlich wird eine endgül tige Regelung der Frage der interalliierten Schulden geplant. Ein Zyklon über Fes Nach einer Meldung aus Fes ging am Sonnabend über die Stadt ein Zyklon nie der, der 30 Sekunden dauerte und in dieser Zeit für eine halbe Milliarde Frank Schaden anrichtete, 67 Flugzeuge wurden zer stört, darunter 50 Goliath-Riesenflugzeuge. 3 Personen wurden getötet und 20 verletzt. Zwölf Truppenbaracken und ein Flugzeugschup pen wurden vernichtet. Alle Telegraphen- und Telephonverbindungen sind unterbrochen. Angora lehnt den Schiedsspruch in der Mossulfrage ab Die „D. A. Z." meldet aus Genf: Eine Bil dung aus Angora besagt, daß der türkische Ministerrat den obligatorischen Schieds spruch des Völkerbundes in der Moss ul frage ablehnte und dem heute nach Genf abreisenden Außenminister dementsprechend in struierte. Sächsisches Hvbensteitt-Brnsttbal, 30. November 1925. Kalt, heiter, trocken, wechselnde Winde. Temperatur vom 29. November: Minimum-1-4.6 mittags 12 Uhr -H1.0 Maxi mum -t-0.5. —* Der erste Advent liegt nun bereits hinter uns. Er war ein guter Anstalt der kommenden. Der Verkehr, der gestern in unserer Stadt herrschte, darf als gut bezeichnet werden. Die Geschäfte waren bis abends ge öffnet; auch die Schaufenster zeigten den vor weihnachtlichen Zauber. In den Vormittags stunden setzte erneuter Schneefall ein, das winterliche Bild immer mehr verstärkend. Schlittschuhläufer konnte man auf den meisten Straßen sehen, ebenso die Kleinen mit ihren Schlitten. — - Für die Kinder der Alt- und Neustädter Schule soll eine Sondsrkinderaufsiihrung ge boten werden. Und zwar müßten, da die An meldung dafür weit über 1000 gehen, zwei Tage vorgesehen werden. Dienstag 3 Ahr und Donnerstag 3 Uhr. — Für die Hauptaus- führungen Mittwoch, Freitag und Montag sind noch Kart«« auf alle« Plätze« vorhanden, die außer den drei Vorverkaufsstellen auch die Klassenlehrer vermitte'n. Um zahlreichen Be such wird von der Lehrerschaft gebeten, damit die große Mühe nicht umsonst gewesen ist. —* Am 21. und 22. November fand in „Stadt Chemnitz" die Jubiläums-Schau des Kaninche«- züchter-Berein» von 1900 statt. Das Tier material war gut, ebenso die Produkte. Der Verein brachte rn seiner jetzigen Stärke über 70 Tiere zur Schau, so daß Ehrenpreise auch hierher fielen. Träger der Stadt-Ehrenpreise waren die Herren Hermann Spangenberg-Hohenstein- Ernstthal, Albert Weber-Grüna, Otto Kunze- Oberlungwitz und Albert Gläser-Oberlungwitz. Auf Produkte erhielt Herr Kirchner und Kurt Wolf-Hohenstein-Ernstthal die Silberne Me daille. Ein Diplom auf beste Gesamtleistung errang der Kanincheitzüchter-Verein Oberlung witz; dasselbe für einen Einzelaussteller erhielt Herr Hermann Spangenberg vom hiesigen Verein. Alles in allem, kann der Verein mit Besuch und Material zufrieden sein. — Am Sonnabend, den 28. November, fand eine kleine Jubiläumsfeier innerhalb der Mitglieder im „Deutschen Krug" statt. Nach einem kurzen Ueberblick seit der Gründung des Vereins durch den jetzigen Vorsitzenden, wurden die erschie nenen waire, Herren Fritz Dölling, 1. Vorsitzen der des Vezirksverbandes und Mitgründer des Hohenstein-Ernstthaler Vereins und Max Diener-Wüstenbrand begrüßt. Im Namen der Bezirksvereine überreichte Herr Fritz Dölling dem Verein ein Jubiläums-Diplom. Der ge mütliche Teil fand erst in den Morgenstunden ein Ende. —' Am Sonnabend mittag ereignete sich auf der Goldbachstraße ein schwerer Unglücks.««, dem leider ein Menschenleben zum Opfer fiel. Die am 20. November 1898 zu Weißbach ge borene Schnitterin Anna Meisel kam hinter dem zu dem Mehlhornschen Grundstück gehören den Schuppen hervor und wollte das Gleis überschreiten, als in diesem ^Augenblick die Straßenbahn gefahren kam. Sie wurde durch einen schweren Schlag zu Boden geschleudert und erlitt einen linksseitigen Schädelbruch, ferner wurde ihr der linke Unterarm gebrochen. Die Verletzungen und der Fall waren so schwer, daß Frl. Meisel sofort tot war. Sie wurde durch dis Gemeinde Oberlungwitz in das dortige Krankenhaus gebracht. Frl. Meisel war seit Donnerstag arbeitslos, sie war zuletzt in Lan genchursdorf in Stellung gewesen. —* Wie wir vor kurzem berichteten, hat in der vorvsrgangenen Woche dis in der Neustadt wohnende Kriegerswitwe M. dadurch die Sprache »erlorrn, daß ihr in einer hiesigen Web fabrik plötzlich ein Warenbaum vor die Füße fiel. Erfreulicherweise befindet sich die Frau auf dem Wege der Besserung, und die Sprache hat sich wieder gefunden, jedoch in schwer ver ständlicher Weise. —- Ueber den Verbleib des seit gegen 14 Tagen vermißten Wcrksührsrs T. von hier sind die Angehörigen noch im unklaren. Der Be dauernswerte, der krank war, hat vor einigen Tagen aus Dresden nach liier briefliche Mittei lung gelangen lassen, die oarauf schließen läßt, daß er sich möglicherweise ein Leid angetan hat. —- Der Naturheilverein beging am ver gangenen Sonnabend im „Schützsnhaus" sein 41. Stiftungsfest, das einen guten Besuch auf wies. Der konzertliche Teil wurde von unserer hiesige« Stadtkapelle — unter Leitung de» Herrn Musikdirektor Schäffer — bestritte». Das Programm bekundete in der Wahl de, musikalische« Stücke guten Geschmack. Die ein zelnen Darbietungen wurden — um es gleich vorauszusagen — darum auch dankbar ausge nommen. Wie bet den meisten Musik-Pro gramms, so eröffnete auch hier ein Marsch Blankenburgs — „Der Väter Geist" — de» Abend. Eine gute Leistung war die Jubel- Ouverture von Bach. Starres „Träumend am See" erhielt durch das Violin-Solo des Herr» Musikdirektor Schäffer eine besondere Note. Herr Schäffer zeigte sich als glänzender Künstler auf der Violine, die unter seinem Strich sang und träumte und die Seele auszulösen ver mochte. Es wäre zu wünschen, Herrn Musik direktor Schäffer öfters einmal auf der Violine zu hören. Scenen aus Rossinis „Wilhelm Teil" ließen eine reiche Arbeit erkennen. Leider litten hier die Trompeten sehr unter den Temperatur- Verhältnissen im Saal. Als eine weitere außer ordentliche Leistung ist Gilberts Ouvertüre „Das Jungfernstift" anzusprechen. Das Idyll „Vom Storchennest" von Weiß gelang vorzüg lich. Der Vorsteher, Herr Kranz, sprach be grüßende Worte. Er wünschte allen ein paar frohe, gemütvolle Stunden, und erinnerte dann an die Einbringung des Gesetzentwurfes zur Be kämpfung der Geschlechtskrankheiten. Wer den Naturarzt lese, werde wissen, worum es sich handele. Ein Walzer von Guardia „Am Golf von Neapel" sowie zwei Fanfaren-Märsche „Hie gut Brandenburg, allewege" und „Kreuzritter- Fanfare" leiteten zu dem Ball über. Der reiche Beifall brachte zwei Zugaben ein. Dem Ball wurde gut zugesprochen. — Es sei an dieser Stelle nochmals erwähnt, daß unsere hiesige Sradtkapelle samt und sonders ihren Mann stellt und sich vor anderen Musikkapellen wahrlich nicht zu verbergen braucht. Es wäre darum wohl Pflicht eines jeden hiesigen Vereins, zu seinen Veranstaltungen — so wie der Natur heilverein vorbildlich gewesen ist — unsere städtische Kapelle zu gewinnen. —* Jugendbuchwoche des Neichsbundes Deut scher Papier- und Schrerüwarenhändler. Zum zweiten Male tritt der Verein in die Oeffent- lichkeit als Kämpfer gegen die verderbliche Schund- und Schmutzliteratur und als Werber für die gute Jugeudschrifr. Der Erfolg der vor jährigen Veranstaltung war ein voller. Aber der Schund und Schmutz in unsrer Literatur ist noch groß. Die Zahl der gegenwärtig im Um lauf befindlichen Schundhefte wird auf rund 3 Milliarden geschätzt. Es heißt also den Kampf fortsetzen, wenn unsre deutsche Jugend einer sittlichen Erneuerung entgegensehen soll. Eltern und Lehrer weisen in diesen Tagen auf die Be deutung guter Bücher hin. In den Schau fenstern unserer Buchhandlungen liegen billige und gute Bücher für jedes Kindesalter aus. Möchten alle Eltern und Erzieher den Kindern eine besondere Freude durch Schenkung eines guten Buches bereiten. Die Jugendbuchwachs dauert vom 30. November bis ö. Dezember. —* Empfangsbescheinigung für Postpakete. Die Nachrichtenstelle der Oberpostdirektion teilt mit, daß die Postanstalten die Einlieferung ge wöhnlicher Pakete auf Antrag gegen eine Ge bühr von 10 Pfennig für jedes Paket beschul-1 nigen. Pnketversender, die hierauf Wert legen, I werden auf diese Möglichkeit aufmerksam I gemacht. EhrWsn Pölzer Skizze von Lita Wolff Wie eine schwarze, überlebensgroße Sil houette hob sich die Gestalt des alten Schäfers von dem rotglühenden Abendhimmel ab. Er stand inmitten seiner Herde und sprach in abge rissenen Worten auf sie ein — ermahnend — anfmunternd — lobend — je nachdem. Das blökte und meckerte um ihn herum, als ab ihm jedes etwas erzählen wollte. Die jungen Lämmer, die so ungeschickt sprangen, schrieen wie kleine Kinder dazwischen. And die beiden großen Schäferhunde, wahre Pracht exemplare, umkreisten die Herde und holten jedes Stück sofort zurück, wenn es sich zu weit entfernen wollte. „Recht hast, Phylax", murmelte Christian Pälzer, „grad' wie die Menschen stellt sich das dumme Viehzeug manchmal an. Als obs daheim nicht am besten wäre — lauf, hol' die graus 87 zurück, Vie rennt ja gradwegs ins Kornfeld 'nein " Der Hund jagte davon. Christian sah sich um. Er kannte jedes Stück seiner großen Herde und wußte, wo jedes seiner 384 Tiere zuhause war. Für jeden andern war's eine wimmelnde, graue, lebendige Masse — für Christian Pälzer waren es Lebewesen, deren jedes seine eigene Seele, sein Einzelschicksal hatte. Grad' wie die Mensche«. Die waren nur vernünftiger — die naschten an Giftpflanzen und tranken von giftigen Wässern, die sie sich selber machten, und die ihr Leben verkürzten. Da war die tierische Kreatur doch klüger. Die wußte, daß ein Dorn busch ein Dornbufch war, daß man von ihm keine Rosen pflücken konnte. Und den giftigen Kräu tern ging sie behutsam aus dem Wege. Christian Pälzer war im Laufe der 58 Jahre, die er nun die Schafe von E. hütete, ein Philo soph geworden. Seine blauen Augen schauten wie die eine» Lebens- und Menschenkenner, aus dem braunen Pergamentgesicht. Und wie er niemals einen Gedanken ins Uferlose fallen ließ, so ließen auch seine Finher niemals eine Masche an den blauen oder grauen Wollstrümpfen, die er Sommer» und Winters strickte, fallen. Er hatte eine Freundin, das war die junge Lehrerswitwe, deren Mann im Felde geblieben war. Kürassier, der mit dem Denket um di« Wette nicht. Bald liefen allerlei böse Gerüchte durchs z-rttten und doch als Erster durchs Zi^l sMm-Z DM. .Und wacht« mein Herz wieder auf und sie sollte meine Frau werden. Aber das gönnt« uns die Tina Er stand auf und umfaßte mit einem einzige« Blick seine Herd«. Da war alles in Ordnung. „Von d«m großen Brand« hast ja wohl dein' Sroßmutting erzählen hören. Dazumal war ich ein forscher Mensch, grad' zwanzig und ein men wäre. Ich hieß denn auch „der tolle Christian" im Regiment, und mein Rittmeister hatte einen Narren an mir gefressen. Die Mädels waren mir alle gut, ob sie nun blond oder braun waren. Und wenn ich auf Urlaub kam, dann gab's manche Rauferei, denn der „tolle Christian" machte jedem Burschen sein Mädel abspenstig. Vis die richtige Liebe kam. Da guckte ich kein Mädel mehr an, und kein noch so heißer Blick lockte mich. Aber die, die ich liebte, wollte nichts von mir wissen, die wollte hoch hinaus. Schön war sie und Geld hatte sie auch, und ich war bloß ein armer Kerl. Mein ganzer Reichtum war mein Herz. Und dann kam der Brand. Es war eine wilde Sturmnacht und an Rettung nicht zu denken. Und die stolze Schulzen-Tina lag mit gebrochenem Vein in ihrer Giebelstube, und kein Mensch wagte, sie aus den brennenden, rauchenden Mauern herauszuholen. Alles schrie und brüllte durch einander und der Vater benahm sich wie ein Wahnsinniger. Na — ich besann mich nicht weiter — ich trug sie auf meinen Armen ins Lehrerhaus. Arg verbrannt waren wir alle beide — ich kam gleich ins Lazarett " „Ja — und da habt ihr die Rettungsme daille bekommen, sagte Großmutter." „Und als ich sie nach einem halben Jahre wiedersah", — er wischte mit den Handrücken über die Augen — „da hätt' ich sie nicht wieder erkannt — da war ihre Schönheit hin. Und ein Krüppel war sie auch. Und glauben tat sie an nichts im Himmel und auf Erden." Er schwieg wie erschöpft. „Ja — aber ich halt' sie doch nun mal lieb, und für ihr Unglück konnte sie doch nicht. Aber der Alte bot mir einen blauen Lappen an — den schmiß ich ihm in» Gesicht — ja. Und dann ging ich auf die Walze. Aber es litt mich nimmer draußen in der Welt. Die Heimat rief nach mir. Da war der Alte tot, und die Tina war noch verstockter 'worden. Aber ich besuchte sie halt manchmal und erzählte ihr allerlei. Und daß e« noch viel, viel ärmere und unglücklichere Menschen gäbe. Meine Liebe aber war tot, di« hatt« sie gemordet. Nun war bloß noch da« Mitleid mit dem armen Weibe da. — Und dann kam die Anna ins Dorf und da „Das einzig vernünftige Frauenzimmer, seit meine Anna tot ist", pflegte er von ihr zu sagen. „Die redt' nicht bloß vom Kochen und be klatscht die andern Weiber, die redt' von Gottes freier Natur und freut sich noch an Himmelsblau und Heckenrosen, und die blanken Eternennüchte und der Mondschein, die haben ihr noch was zu sagen. Weit mehr als die rotblonde Nachbarin mit dem Schandmaul und dem Allesbesser- wissen." So manche Stunde saß die junge Frau Magdalena am Feldrain neben Christian und ließ seine Weltweisheit wie einen sanften Bach über sich hinfließen. Und wenn ihr ungebär diges, sehnsüchtiges Herz, das sich in all die Ein samkeit und das Leben, das sich zum Entsagen zwingen wollte, nicht schicken konnte, dann flüch tete sie zu dem ganz Einsamen, der sich doch nicht so wohl fühlte. Und immer ging sie getröstet heim. Noch nie hatte der alte Christian versagt. Man lachte über die verdrehte „Schüserlena" wie sie im Dorfe längst genannt wurde. Jetzt saß sie wieder einmal neben ihm und sah auf die fleißigen, nimmermüden Hände. „Ach, Christian, wenn ich doch auch erst so ruhig und abgeklärt wäre wir ihr", seufzte sie und hob die sehnsüchtigen Augen zu den ziehen den Wolken empor. „Nicht doch, mein' Tochter, du hast doch dein ganzes Leben noch vor dir. Glaub man, es war ein langer Weg bis hierher. Und immer ist der alte Christian auch nicht so ruhig gewesen. Der war auch mal jung und hatte ein heißes Herz " Magdalena sah den Alten an. Herrgott — mußte das lange her sein! Als ob er ihrs Ge danken erriete, hob er das stoppelige Kinn und schaute ihr ins Gesicht. ,Za — lang her ist da« all' — ein Menschen alter grad'. Und wenn du die Geschichte hören willst, mein' Tochter " „Ach ja, Christian, erzählt mir doch aus eurem Leben", bat sie und sah ihn erwartungs. voll an. der Saale. Ein paar Minuten später und sie hätt' nimmer wieder die Augen zum Himmel aufgeschlagen. Irgend «in böses Gift hatte sich ihr aber doch ins Herz gefressen — sie gab mir meinen Ning zurück. Da wurde ich ganz einsam und menschenscheu. Zehn Jahre lang lebte ich weit draußen in meiner Holzhütte. Da lernte ich die Natur lie ben und verstehen. Und die Sprache der Tiere war mir nicht mehr fremd. Nur die Menjchen waren mir ganz fremd geworden. Und mein Lebtag hab' ich mir kein' Müh' mehr gegeben, sie kennen zu lernen. Er lohnt nicht — wirklich, es lohnt nicht. Aber so ein jung' Frau wie du — nein — du mutzt noch 'nein ins Leben du hast noch viel zu geben und zu nehmen." Frau Lena seufzte schwer. „Ja — und das Eine will ich dir noch sagen: Schlägt mal ein Herz in Liebe für dich — dann halt es fest! Geliebt werden — das ist des höchste Glück! Einen Menschen haben, de« sich ums uns sorgt, der heitze Tränen weint wenn wir sterben. Um mich alten Kerl," setzte er wehmütig hinzu, „weint kein Menschenauge — der Phylax, der wird heulen was, dn treues Tier?" Er kraute dem wedelnden Hunde den Kopf. Der Mond war über dem Walde heraufgekam- men wie ein großer, gelber Ball hing er im Aether. Di« blauen Augen in dem zarten Frauen- gesicht standen voller Tränen. Ganz leise und sanft strich ihre Hand über die runzlige, braune Rechte des alten Mannes. Geliebt werden! Füllte das ein Frauen- leben aus? Mutz nicht auch das eigene Herz in jubelnder Seligkeit alles zurückgsben, was es empfängt? Und doch Frau Lena stand auf und reicht« Christian Pälzer abschiednehmend die Hand. „Lebt mahl. Christian," st« lächelt« unter Träne«, „Ihr habt! mir den rechten Weg gewiesen. Ich weiß nnml daß ich Karl Berger zum Glück und zum Leben nötig -.n." Leichtfüßig schritt sie den Wiesen- pfad hinab. Der Alte sah ihr sinnend nach: - Vier Wochen später läuteten die Hochzeits glocken zu ihm herauf. Da nahm er den alten, verbeulten Hut ab, und seine Hände falteten sich zu eine,« Segenswunsch für das junge Paar. Drei L S. Dezeml Oeffentlick Der ei Kind — gemälden Dresden r Gerhard S kannte Kii Rob. 1 ichafter. < mehr, die Landschaft senken in Zonne un ocjaher. Duft, Hw Malerische in geheim wie das 1 Äbcr auch Zeine Pes endetes D ein guter tlusstellnn - Rembri sei aufgeb schatten, ist vorzügl Lleistiftskt ;wungenes rer seiner Set inan A Sen wir s- steiner Sch >u seinen Mgan, in Ser besten itein a. d. sre". Web hervor. D ausstellung Monatsschi kann zufri bereits ve irr- DLLLss: SA Marge den I.Dez. KMiSL NN Nestanr Roß." T WEkl Äcifamml Brü ZU?! emr Mrstaer Oberin .Zern ö k-MiW md eingetr elbige von Üerkauf.Au verk MMlkl. 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