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j Llnierhattungsbeilage j N zum V A Hohensiem-Emstthaler Tageblatt und Anzeiger H Ger KsMpf ums Majorat Ein Kultu-romaK von Fritz SkoVronnvL. Der Nitar empfing ihn sofort und Saleski übergab I Viktors Brief. Der alte Herr las ihn und musterte , ihm dann den Überbringer. sprach er ! geholfen habe. Um so freudiger würde das Wiedersehen I über > nach einem Wort der Liebe. Mit ein paar allgemeinen ferner, daß die Wechsel, die Viktor eingeschickt hatte, zu Saleski ging dank der Freigebigkeit seines Herrn jetzt - sehr elegant gekleidet, und dem aristokratisch auftretenden I Mann hätte es niemand angesehen, daß er noch vor I wenigen Wochen nicht gewußt harte, wo er sein Haupt ; hinlegen sollte. „Dem Artgestellten scheint es ja besser zu gehen als i dem Herrn," sagte der Notar etwas sarkastisch. Mas l bringen Sie sonst noch, Saleski?" I Saleski zuckte die Achseln. „Nicht sehr viel, Herr Notar, ich muß erst noch festen I Fuß fassen. Zwischen Herrn von Poranski und der An- > nuschka scheint ein ernstes Zerwürfnis zu bestehen. Am l Abend vor meiner Ankunft haben sie zusammen gespeist, k dabei gerieten sie, wie mir die Dienerschaft mitteilte, sehr I heftig aneinander und standen vom Tisch auf, ohne die > Spesten berührt zu haben. Welche Szene der Abreise der » alten Frau von Poranska und ihrer Tochter vorausging, ! konnte ich bis jetzt noch nicht feststellen." „Nun," sagte der Notar nachdenklich, „jedenfallshaben ' Sie einen Fingerzeig, wo Ihre Tätigkeit einzusetzen hat. ; Tausend Gulden für Herrn von Poranski als Vorschuß für > die Rente des nächsten Jahres sollen Sie sofort haben. I Schreiben Sie ihm, ich hätte dieses eine Mal eine Aus- ; nähme gemacht und das Geld persönlich, nicht in meiner ; Eigenschaft als Testamentsvollstrecker, geliehen. Und dann i hoffe ich, bald mehr von Ihnen zu erfahren." „Sie können sich auf mich verlassen," sagte Saleski. , „Einen Auftrag, den ich übernommen habe, führe ich auch I Neapel mit mehreren Landsleuten zusammengetroffen und , in ein vornehmes Haus eingcführt war, in dem er sich sehr Lemberger Geldleuten zu hoch eingeschätzt. Dazu kam aus, wenn es mir auch persönlich oft recht schwer wird." i Nachdem Saleski das Haus des Notars verlassen j hatte, verwandelte sich der Detektiv wieder in den Privat- ; selretär des Herrn von Poranski. Er hatte noch die « schwierige Aufgabe vor sich, bei den Geldleuten in Lem- I berg nm jeden Preis eine größere Summe zu beschaffen. > Viktor von Poranski hatte seine Kreditwürdigkeit bei ; Herr von Poranski hatte es für gut befunden, Saleski - über seine Beziehungen zu Annuschka aufzuklären. Er ! stellte das Verhältnis so dar, als wenn das Mädchen, I mit dem er nur harmlos geflirtet habe, die Sache ernst » genommen hätte, und nun könne er aus Mitleid sie nicht f im Stiche lassen, da sich Annuschka sonst ein Leid antun i würde. Um keine Unannehmlichkeiten zu haben, wollte Viktor I seine jeweilige Adresse niemand außer Saleski mitteilen, ; der cs verstanden hatte, sich in der kurzen Zeit das volle i Vertrauen des Schloßherrn von Ehmilowo zu erwerben. I Um ganz sicher zu gehen, hatte Viktor seinem Sekretär . das Versprechen abgenommen, für den Fall, daß An- I nuschka dringend nach seinem Aufenthaltsort fragen sollte, I eine falsche Adresse anzugcben. In den ersten Wochen nach 1 der Abreise Viktors kamen kurze Briefe an Annuuschka. In > (io. Fortsetzung.) Nur als Viktor die Bemerkung machte, er habe ge-! , hört, daß Iedlinski die Erbschaft nicht annehme und wieder j nach Amerika zurückkehre, ging der alte Herr aus seiner i Reserve heraus und so.gre mit einem feinen Lächeln: „Ich kann Ihnen aus bester Quelle versichern, daß , dieses Gerücht nicht ans Wahrheit beruht. Herr Iedlinski f wird die ihm zugcsallene Erbschaft antretcn, und daß er z sich trotz der Schwierigkeiten, die mit dem Nachweis seiner j Abstammung verbunden sind, die ihm gebührende Stellung » unter dem polnischen Aoel erringen wird, dafür birgt, f mir seine Persönlichkeit." „Nun — ich wünsche Jbrem Schützling viel Glück!" j sagte Viktor mit einem Unurton von Ironie in seiner » Stimme und entfernte sich. Die Spielvcrluste waren nicht ganz so hoch, wie i Viktor angenommen hatte. Es blieb ihm nach Deckung i seiner Wechselschnlden noch soviel übrig, daß er ohne f Sorge seine Reise nach dem Süden antreten konnte. > Beinahe hätte er den Entschluß aufgegeben, denn mit ! einem Gesellschafter, wie Saleski es war, verliefen die I Stunden auch auf Ehmilowo, ohne daß man sich lang- j weilte. ; Redewendungen war die Gefühlsseite abgetan. Schließlich blieben die Briefe an Annuschka ganz aus, I und Viktor richtete nur kurze geschäftliche Mitteilungen I an seinen Sekretär, aus denen hervorging, daß er in » den Briefen stand nichts weiter, als daß Herr von Poranski l I von der Schönheit des Südens entzückt sei. und daß er § überall leicht Anschluß finde. Vergebens suchte Annuschka (Nachdruck verboten.) ; Dieser Verkehr schien für Herrn von Poranski ziem- I lich kostspielig zu sein, denn eines Tages traf ein Brief ! aus Neapel an, in dem Viktor schleunigst eine telegraphische ; Geldsendung verlangte. Vorsichtig, wie Viktor in solchen i Fällen war, schickte er gleich mehrere, auf hohe Summen I lautende Wechsel ein, die bei Lemberger Geldgebern I flüssig gemacht werden sollten. Außerdem sollte Saleski ! versuchen, ob er nicht bei dem Notar in Lemberg einen i Vorschuß für die Rente des nächsten Jahres erhalten I könnte. Ein: Quittung war beigefügt. . . . - Eine Sttmde nach Erhalt dieses Briefes war Saleski j bereits aus dem Wege nach Lemberg zum Notar Kola- « kowski. ! Viktor reiste ab. ohne sich von Annuschka zu verab- I schieden. In ein paar zurückgelassenen Zeilen f. I die Hoffnung aus, daß er ihr auf diese Weise am leichtesten ! über den schweren Augenblick der Trennung hinüber-