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Unterhaltungsbeilage zum (Nachdruck verboten.) Verzech' mir. Es wird wohl alles Sin Blatt im Winde Roma« do« Le«ore Pa«y» „Lydia ..." I Sie leg^ den Finger an den Mund und wandte sich » der Tür zu. „Um eins bitte ich dich, Papa, richre nicht daran, I tvenn ich selbst nicht davon rede! Nicht davon rede! Und ; wenn Marl kommt, um Abschied zu nehmen, dann laß ' uns fünf Minuten allein! Gerade nur solange, daß ich I ihm antworten kann. Gute NaA!" Er hielt sie nicht mehr. Unbeweglich stehen-leibend, . horchte er auf den müden, schlürfenden Schritt, der sich , immer weiter entfernte. Mit keinem Wort wurde das Thema nochmals an- ! geschnitten. Nur an dem Ausdruck von Lydias blassem ; Gesicht las der Professor den furchtbaren Kampf, den sie i innerlich aussocht, und der aus den Sieg ihrer Gewissen- I Hastigkeit deutele. Ihre Ruh« hatte etwas Erschütterndes. , Als Mark, nachdem er sich vorher schriftlich Ee- ! meldet, zu Besuch kam, war sie ganz fest und gefaßt. Wie I selbstverständlich sprach sie von seiner Abreise und einem I voraussichtlichen langen Fernbleiben von der Heimat, in- » dem er, mühsam Heherrscht, mit Ungeduld einen Augen- » blick des Alleinseins erharrte. Als der Professor auf- I stand, um ein interessantes wissenschaftliches Werk -« I holen, stürzte er wie ein Rasender auf sie zu. ; „Mädchen . . . Geliebte . . ." Sie wich scheu vor ihm zurück. „Es kann nicht sein, Walter! Ich habe mein Herz I befragt, und das hat mit Ja geantwortet, ich befragte i aber auch mein Gewissen, und dieses sprach ein unum- ' stößliches Nein! So Kar und deutlich, daß nichts auf I Erden meinen Entschluß wankend machen kann!* „Also liebst du mich doch nicht so wie . . ." „Ich habe geantwortet! Uber unserer Lieb« steht ! deine Pflicht! Sie ist auch die meine!" „Und unser Glück, Lydia? Unser ewig verlorenes > Glück?" „Es war uns eben nicht bestimmt!" „So lasse mich dir wenigstens schreiben! Mache wich l nicht ärmer, als es sein muß!" „Ich werde nicht antworten!" Ungläubig, fassungslos starrte er sie an. Da ging die i Tür und der Professor trat ein. Aber er dachte gar nicht I daran, den dicken Folianten, der in seinem Anne lag, » Mark zu zeigen, sondern legte ihn achtlos auf einen Tisch. ! „Müssen Sie wirklich schon fort, Herr Mark?" fragte i er, in der Absicht, den Abschied zu beschleunigen. »Ja." . „Nun, wenn Sie wiederkommen ..." ! „Gewiß . . . gewiß . . ." Die beiden Männer schüttelten einander die Rechte. I Dann bot Mark Lydia die Hand. Stumm, wortlos. Der ; Professor begleitete ihn bis zum Ausgang. In dem ; Augenblick, da er wieder ins Zimmer trat, ertönte ein I ! (11. Fortsetzung.) „Herr Mark und ich . . ." schwer rang das Bekenntnis I sich aus ihrer Brust — „sahen uns gestern nach fünf- ! jähriger Verschollenheit wieder. Ein unglücklicher Zufall I trennte uns, nachdem wir einander unsere Liebe einge- ! standen, und nie wieder hörten wir voneinander. Nun > hat ein vielleicht ebenso unglücklicher Zufall uns wieder » zusammengeführt. Wir lieben uns heute mehr denn je ! und . . . und Mark fragte mich beim Fortgehen, ob ich sein I werden wolle." Erschreckt zog der Professor die Hand von ihrem ; Scheitel. „Sagtest du denn nicht, daß Mark verheiratet sei?" „Das ist es eben! Er will sich scheiden lassen und nach ! Europa zurückkehren. Ehe er nach Amerika reist, wird er ; noch einmal kommen, und dann soll ich ihm endgültig Be- i scheid sagen. Und nun weiß ich nicht, was ich ihm ant- i Worten soll." Eine Pause trat ein. Mit ernster Miene sah Ebenstein ! aus das junge Geschöpf zu seinen Füßen. „Liegt die Antwort denn nicht ganz nahe?" fragte er s gedämpft. „Herr Mark hat Weib und Kind!" „Es war keine Liebesheirat!" „Immerhin, er ist gebunden. Willst du, daß er um ! deinetwillen Weib und Kind verläßt?" , „Ich will es nicht, aber ..." Sie riß plötzlich sein« ; Hand an sich und küßte sie leidenschaftlich. „Wenn d u mich « nicht verstehst, wer soll mich denn verstehen? Die Einsam- I keit in meiner Brust, ist sie nicht auch indeinem Herzen? I Um meiner Liebe willen jagte man mich damals bei Nacht ; und Nebel auf die Straße! Es war eine so unschuldige » Liebe... ein Ahnen kaum., nur Sehnsucht nach Er- l füllung, namenlose Sehnsucht! D u rate mir, was ich tun i soll! Befiehl du mir, und ich will gehorchen! Nur an ! mich selbst verweise mich nicht! Ich liebe Mark, liebe ihn ! unermeßlich, und wenn ich an die Trennung denke, ist es I mir, als blicke ich in den Tod . . ." Erschüttert horchte der Prosessor auf die Stimme, » in der die Verzweiflung bebte. Ein Schrei, den er nie i vergessen, schwirrte durch seinen Sinn . . . Er beugte sich über die Kniende, die noch immer ! seine Hand umklammert hielt. „Ich befehle und rate dir nicht, mein armes Kind! j Einen einzigen Ratgeber sollst du befragen, es ist dein I Gewissen. Laß deine Liebe sich an ihm messen, und wer , von beiden die stärkere Sprache spricht, dem folg«! Etwas ! anderes vermag ich dir nicht zu sagen!" Sie nickte mechanisch. Langsam erhob sie sich. „Und wenn meine Liebe stärker ist als alles, was da- ; gegen spricht . . . wirst du mich dann verstoßen?" „Rie . . . nie . . . mein geliebtes Kind!" „Du sagst das so ... du weißt wohl schon in diesem I Augenblick, daß ich nicht die Kraft finden werde, fremdes ! Glück zu zerstören. Nun, ich habe ja drei Wochen Zeit! ' Und wenn ich mir Tag für Tag vorsage, daß ich eben I nicht zum Glücklichsein bestimmt bin, dann glaube ich es