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s Z M der jungen war seltenen r r» r ein paar Mädels in weißen Kleidern, zumeist dieselben runden und niedlichen Gesichter, wie die älteste Schwester es besetz, dieweil auf der alten winkligen Eisentreppe ein paar Knaben herumturnten, deren Festanzüge sicherlich von VaVers ausrangierten Amtsröcken stammten. Dazwischen Türenschlagen im ganzen Hause, Kuchen-, Gast aus Berlin, und links vor dem großen antiken Kleiderschrank lag über zwei Stühle ausgebreitet etwas Glänzendes, Weißes neben einem kleinen Berg Wäsche- im Zugwinde. j Maria wußte gar nicht, wer ihr da alles die Hand schüttelte und sie willkommen hieß. Das Kichern der Back fische hinter ihrem Rücken verstärkte sich dabei noch, und sie hatte das Gefühl, daß vielleicht ihr Heller Seidenmantel daran Schuld war oder die französischen Absätze ihrer dünnen Schuhe. Sie fühlte, daß sie immer nervöser wurde, desto mehr Menschen sie kennenlernte und wäre am liebsten wieder umgekehrt und in ein Gasthaus gegangen, einerlei, ob es zu ihr paßte oder nicht. Aber das wäre jetzt lächerlich gewesen und sicherlich eine Beleidigung für das gastfreie Bürgermeisterhaus. Sie lächelte dann auch und wußte nicht, warum. Sie sprach, und wußte nicht was, und atmete erst auf, als sie von Grete durch irgendeine Tür im ersten Stock geschoben wurde, dahinein der alte Kutscher soeben ihren Koffer gesetzt. „Maria/ .. . jauchzte eine Mädchenstimme, dann war alles um sie still und verschlossen, und eine heiße Wange lag dicht an ihrer kalten. Weinte die Kleine wirklich? Eigentlich brauchte Maria selbst jetzt einen Halt, am statt dies törichte aufgeregte Kind stark in den Armen zu halten. . .. „Was ist denn?* fragte sie müde und erschrocken. - -„Nichts,* lachte die junge Braut unter Tränen, sich ein wenig enttäuscht vor der Kühle der. angebeteten Freun din über die nassen Augen wischend. „Verstehe mich doch, sei doch ein wenig lieb, Maria, mir ist vor lauter Wonne und Furcht so wirr und seltsam um's Herz wie nie vorher. Das geht mir schon die ganze letzte Zeit so, Weinen und Lachen in einer Minute, . . . komisch! Und niemand, nie mand, der Las versteht, mit dem ich darüber sprechen könnte, und . . . und der mir Hilst. Die Schwestern sind zu jung und ziehen immer alles ins Lächerliche, meine Freundinnen hier, . . . ach . . . wäre wenigstens eine von ihnen verlobt und wüßte, was das für'n wunderlicher Zu stand ist, nein, . . . ernsthaft reden könnte ich mit den LZ«' dem Schlafengehen sprechen wir weiter darüber, jetzt . . . Sieh mal, ich habe wahrhaftig noch den Hut auf, und noch nicht den Reisestaub abgewaschen. Und du willst doch, daß ich mich noch festlich schmücke für heute abend . . . was, Gret^lein?" „Verzeih/ sagte die junge Braut verwirrt, indem sie hastig von der Freundin forttrat. „Ich denke immer bloß an mich und meine Interessen. Hier, hier in dem Waschtiich findest du alles, und da in dem Kleiderschrank habe ich dir auch Platz gemacht für deine Sachen. Zu hause ist gewiß alles viel schöner und eleganter bei dir, aber . . . nimm's nur nicht so genau, bedanke doch, was du mir für eine Freude mit deinem Kommen gemacht- Ich gehe jetzt hinunter, Hans wird sicher schon warten, und Mutter wird so leicht ungeduldig, wenn nicht alles klappt. Wenn du fertig bist, kommst du nach, ja . . . wir haben heute nur kaltes Buffet aufgestellt, das ist bequemer und macht nicht so viel Arbeit. Hör' nur, da werde ich schon gerufen, das sind die Jungens, die . . . ." sie stockte und wurde dunkelrot. Unten an irgendeine Steinmauer hatte jemand die ersten Polterabendtöpfe geworfen. Es klirrte und klang und mischte sich mit dem Lachen junger Stimmen, daß es eine Freude war. „Was . .. was war denn das?" fragte Maria er schrocken. Die junge Braut hatte schon die Tür des Zimmers geöffnet. „Scherben/ jubelte sie, ohne sich noch einmal umzu sehen. Der Gast schloß langsam die Tür, nahm sich den Hut vom Kopf und preßte dann einen Augenblick nervös die Handflächen gegeneinander. Hatte sie sich zuviel zuge- mutet, als sie ihr starkes Selbstbewußtfein, ihren Spott und ihre Emanzipationsgelüste in diese Welt mitnahm, die so fremd und wunderlich auf sie eindrang ? Sie paßte ja gar nicht in dieses hochzeitliche, sreudeerfüllte Haus hinein, stand ganz abseits von diesen Menschen sowohl in ihren Ansichten, wie in ihrer Lebensart. Durfte, wenn sie nicht unliebsam auffallen wollte, nur konventionell lächeln oder banale Redensarten gebrauchen, die ihr verhaßt waren. Und doch, und doch, . . . und das war das Seltsamste in ihr, umfing sie hier in diesen alten, dicken Mauern des kleinstädtischen Bürgermeisterhauses ein Gefühl von ge borgener Ruhe, als hätte mich sie ein Anrecht auf ein winzig Stückchen Heimat hier. Unten wurde jetzt irgendwo Klavier gespielt, ein paar frische Mädchenstimmen fielen ein und sangen: „Wir winden dir den Jungfernkranz mit veilchenblauer Seide, und führen dich durch Spiel und Tanz zu lauter Lust und Freude . . ." Die junge Frau stand plötzlich vor den beiden Stühlen, über den das Brautkleid ausgebreitet war, und strich ganz scheu und schnell über die glänzende Seide. Jhw Lippen formten ein Wort, das sie lange nicht mehr ausgesprochen, starke, zwingende Lippen fühlte sie auf ihren trockenen, heißen, und diese Lippen sagten: „Sich dem andern in Liebe hingeben, heißt nicht sich selbst aufgeben, sondern sich selber finden" ... Wie abwehrend hob Maria die Hände, und war doch allein im Zimmer. Immer wieder ließ sie das kalte, harte Wasser über ihr Gesicht rieseln, was da in der großen, dicken Porzellanschüssel so reichlich zu haben war. - .. (Fortsetzung folgt.) Mädels nicht. . ." Die junge Frau stand ganz bewegungslos. Von irgendwo, aus fernen, fernen Tagen kam eine Kindersehn sucht zu ihr wieder, die sich nie erfüllt, weil der Vater nach dem Tode seiner heißgeliebten Frau keine zweite Ehe ein- gehen wollte. „Aber du hast doch Leine Mutter noch . . ." Grete blickte unsicher hoch und in die merkwürdig ver schleierten Frauenaugen. „Ach Mutter/ . . . meinte sie dann seufzend, „Mutter ist so furchtbar prosaisch. Und . .. und sie hat nie Zeit zum Antworten auf meine Fragen. Acht Kinder haben ist schrecklich. Da kommt jedes zu kurz. Ich will nur mal eins, höchstens zwei! Wie mein Blumenbeet unten im Garten, so hüte ich die mir. Nur was schön blüht, Pflanze ich ein, ., . und jeden Tag muß das Unkraut fort, ehe der Abend kommt, dann sind die Wurzeln fester von meinen Blumen. Kinder sind Loch auch wie Blumen, nicht wahr, Maria. « .?* Die antwortete nicht gleich. Was war -denn das für ein Gespräch? Was war denn aus der Bürgermeiftsrsgrete geworden? Stand hier zwischen Tür und Angel am Vor abend ihrer Hochzeit, während gewiß unten im Hause alles auf die Braut wartete, und begann zu philosophieren. Und irgendwelche Hilse suchte sie aus einer Herzensnot, suchte sie bei der alteren Freundin, bei der schmerzerprob ten „Witwe*, für die sie sich damals in dem kleinen See bade ausgegeben. „Ja/ ... sagte Maria mechanisch, und nur, um etwas zu sagen. Und dann blickte sie sich in dem schmalen Und richtig. Beinahe fehlte die gewohnte Sicherheit 1 Zimmer um, in dem allerlei ehrwürdige Möbel weiß der jungen Frau heute, als sie durch das breite, von lackiert waren und buntgeblümte Mullgardinchen hingen, Tannengrün und roten Astern geschmückte Haustor in die wo sie nur hinpaßten oder auch nicht hinpaßten. Auch r.a. Bürgermeisterei trat. Links und rechts knixten und kicherten sichtlich in aller Hast aufgeräumt worden für den seit stücken, die sehr zierlich und fein lichtblaue Seidenbänder schmückten. Grete verfolgte die Blicke der jungen Frau. - „ ...... „Mein Brautkleid, . . . und . . . und die andern Braren-" und Blumendüfte," von "irgendwo das Kläffen Sachen für morgen/ flüsterte sie. Und lag schon wieder mehrerer Hunde und das Anschlägen verschiedener Fenster i am Herzen der andern. „Hübsch," lobte Maria, . . . „nur Kind . . . aber so beruhige dich doch, ein bissel zusammennehmen müssen wir Frauen uns schon, wo kommt man denn sonst hin mit allen Torheiten des weiblichen Herzens. Heute abend vor kann man Stresemai gestellt ist dem Nutze aus di<» i-