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Kraft, den Aufbruch zu hindern. Nicht einmal das Versprechen, daß sie der Pastorin nachrief, sie wolle die dreihundert Mark dem Säuglings heim schenken, verfing. Man lehnte dankend ab und verschwand ohne Abschiedsgruß. Nur die Nichte blieb bei der Tante und fragte: „Tante — ich höre, du hast dreihundert Mark übrig; ich bin so knapp bei Kasse — pumpe mir das Geld für meine Reise!" Es ist nicht bekannt geworden, ob Frau Pöhlke den Wunsch erfüllte. Aber das eine ist gewiß: Sie wanderte bald selbst aus Birkenbostel aus. Alles — wegen Cäcilie! Drei Menschen Skizze von Harry Wien Wer konnte sagen, die Nacht ist still, dachte Katarine Gabor. In den vielen Sommernäch ten, die sie jetzt durchwacht, war es ihr zum Be wußtsein gekommen, daß die Nacht laut ist und voll von Geräuschen, die man am Tage nicht hört. Wenn man so schlaflos liegt und lauscht, hat ein Aechzen im Gebälk, das Wehen einer Gar bins ein Blätterrauschen, der dumpfe Bellaut eines fernen Hundes eine durchdringende und un heimliche Gewalt. Und in der lauten Nacht wird — o Entsetzen — das eigene Herz laut. Es soll nicht sprechen. Man hält sich dir Ohren zu, man wühlt sich stöhnend ins Kissen, man ist star rende Abwehr vom Scheitel bis zu den Fuß sohlen — und muß es doch hören, was sich da offenbart, obwohl es geheim bleiben müßte. Katarine Gabor richtet sich im Bette auf. Ihre Hand tastet nach der Vorhangschnur des Fensters. Licht soll sein. Vielleicht, daß das Herz schweigt, wenn das Dunkel ringsum geschwunden. Die Vorhänge am Fenster schweben nach rechts und links. Mondlicht quillt herein, wirst Flecke auf ihr Lager und auf den Fußboden, glänzt an Türen und Pfosten, dringt vor bis in die Ecken, in denen das Dunkel kauert. In diesem flimmernden Licht sieht Katarine Gabor deutlich drüben auf der Tapete das Helle Viereck, wo das Bildnis gehangen von Ursula Gabor, Alexander Gabors erste Frau. Alexander hatte es nach seiner Vermählung mit Katarine dort fortgenommen und in seiner Schreiblade verwahrt. Es war geschehen aus zarter Rücksicht auf sie, seine zweite Frau. Sie hatte damals nicht widersprochen. Aber nun, da sie ihren Stiefsohn Felix kennen gelernt und dasselbe Dach über ihren Häupten ruhte, war es ihr in diesen schlaflosen Sommernächten immer gewesen, als richteten sich dort von der Wand her die Augen der toten Ursula auf sie und riefen: „Du lebst! Mein M<lnn und'mein Sohn .lieben dich. DU wohnst in meinem Haus, du schläfst in meinem Bett, du sitzest an meinem Tische. Du Lebende — alles hast du genommen, was mir gehört." Genommen? Katarine Gabor schüttelt ab wehrend den Kopf, daß ihre Haarflechten von den Schultern auf den Rücken fallen. Alexander Gabor hatte sie genommen. Sie litt es, denn sie war jung und arm. Und Felix Gabor würde sie nehmen, wenn sie ihm nicht wehrte. In dem Zimmer über ihr wurden Schritte laut. Sie gingen über den Flur hin — und her, her — und hin. Auch Felix fand den Schlaf nicht in- diesem Hans und starrte mit brennenden Mgen in den weißen Mond und hörte, daß die stille Nacht nicht stille war. Dachte er auch, daß es besser gewesen wäre, wenn er nicht heimgekommen ins Vaterhaus? Dann hätte er draußen, irgendwo in der Welt, ein einfaches fröhliches, liebes Mädchen gefun den und alles wäre gut gewesen und gesund. Nun aber brannte in seinem Herzen die Liebe als böse dunkle Flamme, als Geheimnis und als Schuld. Sie schlugen zitternd die Augen nieder, wenn sie sich begegneten, Stiefmutter und Stiefsohn, sie wagten einander nicht die Hand zu reichen aus Angst, das Feuer würde über springen von einem zum andern, sie mieden das Alleinsein, damit nicht über ihre Lippen die hei ßen Worte stürzten, vor denen sie eiserne Riegel geschoben, um sie zurückzuhalten. Der Kampf war schwer, aber sie kämpften ihn mit allen Kräften, um den nicht zu martern, der ihnen vertraute. Wenn Aexander Gabor zu ihnen ins Zimmer trat, alt, gütig, weise und milde, kam der Sturm in ihren Herzen zur Ruhe. Sie blickten zu ihm auf mit der gleichen Ver ehrung und gelobten sich innerlich, daß sein Friede und sein Glück ihnen heilig sein sollte. Die Nacht ging vorüber, wie noch jede Nacht vorübergegangen. Als Katarine am Morgen ins Wohnzimmer kam, fand sie Vater und Sohn im Gespräch. Felix sah bleich aus. Seine jungen Züge waren durchwühlt und durchfurcht. Gealtert war sein Gesicht in den Stunden dieser letzten Nacht. „Felix will uns wieder verlassen und zurück nach Philadelphia gehen. Was sagst du dazu, Katarine?" Die Frau stand wie erstarrt. Es war ihr, als sänke etwas Dunkles, Drohendes, Ehernes schmet ternd nieder auf ihr Herz. Sie wollte schreien: „Er darf nicht fort. Ich liebe ihn!" Aber sie senkte den Kops und antwortete leise: „Wir dürfen Felix nicht hindern, zu tun, was er für richtig hält." Dke letztem/ bitter«, Briden war es lieb, daß die Zett so kurz war bis zur Abfahrt. Wenn es länger währte, hätten sie die Masken kaum mehr tragen können. Einer hätte vielleicht die Hände des andern gefaßt und umklammert und festgehalten und nimmer freigegeben. Der Tag der Trennung war ein Herbsttag, so warm und leuchtend blau, daß er den Sommer vortäuschte. Im offenen Wagen fuhren die drei Menschen dem Hafen zu. Katarine hatte die Augen gesenkt und blickte auf ihre Hände, die im Schoße ruhten. Felix blickte auf die Straßen, durch die sie fuhren, auf die Menschen, die vor übereilten, ihren Heimstätten zu oder den Stät ten der Arbeit. Das Bild des Hafens tauchte auf. Eisengraues Wasser, Brücken, Speicher, Schiffsleiber, Masten. Sie gingen über den Landungssteg und Ka tarine dachte in ihrem Herzen: ich sehe ihn nicht wieder. Er kommt niemals zurück. Alexander Gabor und seine Frau blieben auf der Landungsbrücke stehen, bis das, Schiff ab fuhr und sahen ihm nach, wie es ferner und fer ner wurde und schließlich ganz entschwand. Da sank Katarine aufschluchzend in ihres Man nes Arme und spürte an seinen tröstenden Wor ten, an seinem festen und dankenden Händedruck, daß er alles geahnt und alles gewußt. Berliner amtliche Notierungen Berlin, 1. Oktober Lelegrapdische Ans- s »ahlung oup 1. Geld 10. Briel 30. 9. Geld j Brief Holland Ivo AI. Lnenos Aires I Peso Belgien >00 Ire?. Nolwe/e» >»o Kr. Dänemark wo itr. Schweden wo Kr. iiunland wo sinn. Ml. Italien >00 Lira LondiN > Psd. Stert. Newyorl t Dollar Parts l»0 grcS. schwel« Ivo grcS. Spam n ioo Pei. Dt.<Ocsierr. lvo Schilling Prag lvo Kr. P>,darrst woovo Kr. Bulgarien ioo Lewa Jugoslawir» Ivv Dinar Otto de Janeiro i Milr. Japan l Jen Lloabon >00 EScUdo Danjig «onjioutiuorel Athen 168,64 1,703 18,83 kb,44 101,b2 112,64 10,: 0 17,03 20,818 4,19b 1'. ,87 80,93 60,17 b9,20 12,42 b,872 S,0S 7,44 V,b88 1,717 21,07 b 80.61 2,83 6,14 109.06 1,707 18,87 8 b, 66 101,78 N2,S2 10,60 17,07 20,368 4,20b 19,91 81,13 60,33 bS,34 12,46 5,892 3,'/ 7,4b 0,b90 1,721 2l,12d 80,81 2,34 6,.6 l«8,60 169,11 1,700 1,704 18,b7 18,61 83,89 84,11 101,62 101,78 112,66 112,91 10,b6 10,60 I7,(8 17,12 20,318 20,368 4,19b 4,20b 19,88 19,92 80,96 »1,16 60,22 60,38 b9,20 K9.34 12,42 12,46 b,87S ' b,89b 3,06 3,07 7,43 7,4) 0,b8b 0,b87 1,719 1,723 21,07b 21,12b 80,61 80,81 2,33 2,34 6,14 i 6,16 Bremer Bü»mw»llSört» vom 1. Oktober, abends u Nh». Offizielle Notierung. Middling Universal Standard 3t) mm loko 25,6» (25,99) Dollarscent Mr ein engl. Pfund. Wlepovrt«, 1. Oktober- Baumwolle. Take- laridts per November 43,58 >42,85), Januar 42,90 (42,50), März 42,90 (42,50). Oberäqypttsche Afhmount ver Oktober 31,00 (31,18), Dezember 31,27 (31,32). Chemnitzer Produktenbörse vom 30. Septbr. Weizen 74 i-s 207—217, Roggen, hiesiger 70 tx 160—170, do. nieder!, u. vreutz. 71 Ke 170—180, Sommergerste 225—250, Winternerste 185—195, Hafer 180—200, Mais 205—: 1 >, Weizenmehl 40,50, Äogaenmehl 30,50, Wcizenkleie 10,50, Roggenkleie 10,50, Wiesenbeu 11,00, Kleeheu—,—, Getreide-Stroh, lose —, oo. gepreßt 4,00. Die Preise verstehen sich bei Getreide in Ladungen von 200—300 Ztr., bet Mehl in Mengen unter 100 Ztr., bei Heu und Stroh ladungsweise franko Chemnitz in Goldmark. Berliner Produktenbörse vom 1. Oktober. Nach der erneut schwachen Weltmarktlage zeigte sich heute auch hier mattere Tendenz; die für Ok tober angedienten Getreidemengen waren im Roggen ziemlich beträchtlich, aber auch von Weizen und Hafer nicht unerheblich. Neues Angebot vom Inlands ist besonders sür Roggen recht knapp, doch genügt es der Nachfrage. Weizcn- und Roggcnliejerung gaben etwas nach. Hafer ziemlich preishaltend Gerste ruhig. Mehl bleibt sehr schwierig zu verkaufen. Futterartikel ruhig. — Getreide und Oelsaaten per 1000 Kg., sonst per 100 Kg. Weizen märk. 200—204, Roggen märk. 145 bis 148, Sommergerste 206—230, Futtergerste —,— Wintergerste, neu 169—174, Hafer märk. 172-178 Mais 205-209, Weizenmehl 27,00 bis 30,75, Noggenmehl 21,50-23 50, Weizenkleie 9,80—10,00, Roggenkleie 8,75—9,00, Raps —, Leinsaat —, Viktoriaerbsen 26,00—31,00, kleine Speiseerbsen —, Futtererbsen 21,00—24,00, Peluschken —, Ackerbohnen —, ,—, Wicken 23,00—26,00, Lupinen blaue —, ,—, Lupinen gelbe —, Serradella —, Rapskuchen 15,00, Leinkuchen 21,50, Trocken schnitzel 11,20, Soya-Schrot 20,00, Torfmelafse 8,00-8,20, Kartoffelflocken 15,60-16,00. Kirchliche Nachrichten Oberlungwitz Sonnabend nachm. 4 Uhr Jungschar: Kna» b na'iicill Ns. Wüstenbrand Freitag, den 2. Oktober, nachm. halb 6 Uhr Jungschar ebenda. Bernsdorf Sonnabend? den 3. Oktober, nachmittags 5 Uhr Choralsingstunde. LaUenberg mit Sietchenbach Freitag, den 2. Oktober, abends 8 Uhr im Konfirmandensaal Bibelftunoe über Epheser 3. Beim Aachsüllen « achte man darauf, daß die Würze aus Maggi's großer Originalflasche gefüllt wird; denn in diesen Flaschen darf gesetzlich nichts anderes als Maggi's Würze feilgehaltcn werde». "l-lruri-a Iltiitii I»>IIIIII»» ! II wegen auch zwei! Das stärkt das Gedächtnis! Dann zünde dir auch einen Glimmstcngel an, und heraus mit der amerikanischen Agitation." Keller pfiff drei Kognaks, und fünf Zigarren steckte er in seine Brusttasche, die sechste setzte er in Brand. „Wozu dann aber diese Schwindeleien?" Der „Engländer" warf einen schmachtenden Blick nach der Decke des Zimmers. „Mein Gott, ich habe ein zu empfängliches, zu weiches Herz. Ich kann nicht leben ohne Liebe!" Lucknow lächelte. »Ich glaub's schon," deutete er auf den Nasier- kasten, „daß Ihnen der da nicht genug zum Le ben einbringt. Wie viel wohl?" „Eine Eewissensfragc, Herr Lucknow —" „Na nur heraus mit der Wahrheit!" „Hm, meine Kunden — der Freiherr täglich fünf Pfennige." „Was? Nicht mehr?" „Und die Ehre, einen Edelmann wöchentlich mindestens zweimal schneiden zu dürfen? — Schullehrer Jordan wird meinen späteren Kin dern unentgeltlichen Privatunterricht geben . . ." „Mehr kann niemand von einem Dorsschul- meister verlangen!" „Bauer Gundlach und Bauer Kersten liefern monatlich je eine Blut- oder Leberwurst, Bäcker Schnorr wöchentlich ein halbes Brot, Apotheker Hölscher das englische Heftpflaster für die Schnitt wunden des Freiherrn und Herr Josias Lucknow endlich — „Rasiert sich selbst!" „Und recht schlecht, wie ich sehe!" „Nun — dann mach's besser!" lachte Lucknow und setzte sich zurecht. „Aber merke dir, ich bin nicht blaublütig!" Auch Edmund Keller lachte und schlug Schaum. Er fühlte sich sicher: wenn der Alte jemand duzte, war der Himmel wolkenlos! „Und wie bezahlst du deine Lieferanten?" frage Josias dann während des Rasierens. „Ruck, Mertens, Schuhmacher Bolze?" Keller zuckte die Achsel«. „Ja, mein Gott..." „Ah so! Das nennst du von der Liebe leben! Und deine Zylinder?" „Noch von drüben, Herr Lucknow!" > „Auch aus Amerika ? Auch solch ein Liebes leben?" Keller seufzte tief auf. „Auch solch ein Liebeslebcn!" wiederholte er in einem seltsamen, fast gedrückten Tone. Der Alte achtete nicht darauf. „Was würdest du nun aber sagen," fuhr er fort, „wenn ich dich verraten wollte?" Das „Genie von Hohenbuch" wurde ein wenig blaß. Gleich darauf faßte cs sich jedoch wieder. „Sie werden es nicht wollen!" lächelte es. „Und warum nicht?" „Weil Sie mich brauchen!" „Ich dich? Wozu?" „Um Gemeindevorsteher zu werden!" „Sieh an! Woher weißt du das? — Nun ja, es ist so! Nicht des Amtes wegen, sondern. . Keller zwinkerte pfiffig mit den Augen. „Der Bahnhof..." „Ja! Und . . . ." „Der Freiherr ...." „Ja, ja! Was würde der aus Hohenbüch machen! — Du verstehst mich also. Ich weiß jedoch nicht recht, was tun. Und da fiel mir ein: Der Keller ist in Amerika gewesen wo derartige Wah len ja alle Augenblicke Vorkommen. Vielleicht, daß der Keller mir einen Rat zu geben vermag!" Das „Genie" richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. „Sie haben sich an den Rechten gewandt, Herr Lucknow!" sagte es stolz. „Ich war drüben ein berühmter Agitator. Wer weiß, ob ich es nicht zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gebracht hätte, wenn nicht —" Er verstummte jäh, wie von einem unange nehmen Gedanken gepeinigt, und sein Gesicht war beschattet von trüber, geheimnisvoller Melan cholie. Josias hatte nicht auf seine letzten Worte ge achtet. Er deutete auf den Frühstückstisch mit einer einladenden Handbewegung. „Pfeife einen Kognak, mein Junge, meinet „Zuerst stellt man sich an die Spitze der Gegen partei!" begann er mit erhobenem Zeigefinger, indem er geradeaus ins Leere starrte. „Der Gegenpartei?" wiederholte Lucknow, „haben wir hier nicht!" „So schaffen wir sie! Der Freiherr repräsen tiert die Vergangenheit, konstruieren wir also die Gegenwart!" „Und die Zukunft?" „Schlummert! — Das Parteiprogramm stützt sich auf die Interessen des Mittelstandes, welche durch einen Bahnhof auf Grafenstein in empfind lichster Weise geschädigt werden würden!" „Ausgezeichnet!" Wohingegen dem Eemeindewohl der größte Nutzen erstehen würde, wenn der Bahnhof auf das Grundstück des Mühlenbesitzers Herrn Jo sias Lucknow käme!" „Bravo!" „Denn die Produkte dieses der ganzen Ge gend nahrungspendenden Etablissements würden durch eine Vereinfachung des Transportes bedeu tend verbilligt werden!" „Hört! Hört!" „Außerdem hat sich die gesamte Prpsse, das bekannte Sprachrohr der öffentlichen Meinung, gegen das Gräfensteiner Projekt entschieden!" „Die Presse? Haben wir in Hohenbüch auch nicht!" „So führen wir sie ein! Was meinen Sie vom Kreisblatt?" „Da annonziert Rohnsdorff seine Rosen und Mastochsen!" „Nehmen wir also den General-Anzeiger!" „Das Käseblättchen?/' ' - —- „Wir machen es groß! Sehr einfach! Man setzt unter den Titel in gesperrten Lettern: Organ für die Entwicklung der Gegenwart. Das imponiert!" „Unseren Hohenbüchern?" „Lassen Sie uns nur erst den Sauerteig der Wahrheit in die träge Masse gebracht haben! Wenn jemand zum Beispiel für die Schiitzengilde einen silbernen Ehrenpokal stiftete . . ." „Wird gestiftet!" „Und wenn hier und da einmal so ein kleines Fest gefeiert würde? Ein Tänzchen für die Jun gen, eine Eratiskneiperei für die Alley, ein Kaffeeklatsch für die Weiber — dabei ließen sich herrliche Agitationsreden halten! Zum Schluß bekommt die Gegenpartei Prügel!" „Famos!" „Am Abend der Wahl ein solenner Fackelzug mit Böllerschießen, bengalischem Licht, Hochrufen und Freibier und, zehn gegen eins, dieser Kan didat ist der Würdigste unter der Sonne!" „Wenn er nicht durchfällt!" „Auch dagegen gibt es ein Mittel! Er bleibt inkognito!" „Aber — wie ist das möglich?" Der Agitator macht alles! Er arrangiert die Feste, er bildet die Partei, er bearbeitet die Mas sen, bis sie zum Hammelsprung reif sind, verteilt versiegelte Wahlzettel mit dem Namen des Kan didaten und geleitet endlich die Wählerhorden noch bis zur Urne, um sie bis zum letzten Augen blick zu überwachen. Schluß! Fertig!" Er lächelte dem Verblüfften überlegen zu und blies den Rauch seiner Zigarre durch die Nase. Josias starrte Ihn fassungslos an. „Gott sei Dank," seufzte er endlich, „daß wir nicht in Amerika sind! Solch ein Wähler muß nach all' dem ja ganz blöde werden! Trotzdem — der Agitator! Woher einen Agitator nehmen?" * (Fortsetzung folgt)