Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192510026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19251002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19251002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-10
- Tag 1925-10-02
-
Monat
1925-10
-
Jahr
1925
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Donnerstag einberufen wurde, tagte ununter brochen von den Nachmittagsstunden bis zu später Nachstunde. Er beschäftigte sich zunächst mit dem deutsch - russischen Handelsver trag und galt dann insbesondere den recht .schwerwiegenden politischen Vorschlägen, die Tschitscherin überbrachte. In der Nacht wurde dann der russische Außenkommissar nach Beendi gung des Ministerrates zu weiteren Besprechun gen im Auswärtigen Amt erwartet. Es ist so gut wie sicher, daß der deutsch-russische Handelsver trag unterzeichnet werden wird. Ungewißheit besteht nur über die Form, in der der Außen minister dem Russen Garantie dafür anbieten wird, daß Deutschland auch bei einem Abschluß eines Sicherheitspaktes und selbst beim Eintritt in den Völkerbund nicht dem antirussischen Block angeschlossen wird. Man kann damit rechnen, daß die alte deutsche Opposition gegen den Ar tikel 16 des Völkerbundstatuts sich unter dem Druck Tschitscherins noch verstärken wird. Dar über hinaus aber hat sich der Ministerrat mit dem Problem einer von Rußland aus gehenden europäischen Machtgruppe zu befassen. Wie der Asien-Europa-Dienst meldet, hat Mussolini den italinischen Dslegationsführer in Moskau zu sich berufen zur Berichterstattung über den Zweck von Tschitscherins Europareise. Es scheint sich die Kombination Rußland, Polen, Tschechoslowakei, Jugoslawien, Italien abzuhe ben, die schon darum eine so außerordentlich große Wahrscheinlichkeit besitzt, weil in ihr Rumänien eingekreist würde und so vielleicht die für Ruß land besonders brennenden beßarabischen Fragen zur Lösung gelangen könnten. Man kann wohl sagen, daß Berlin augenblick lich Mittelpunkt ganz bedeutender politischer Kombinationen ist, denn der englische Ge gendruck ist selbstverständlich schon zu spüren. Es ist nicht damit zu rechnen, daß vor der Reise der deutschen Delegation nach Locarno oder auch nur vor der Ausarbeitung eines endgültigen Paktentwurfes eine Entscheidung in diesen Din gen fällt. Die Nachrichten, die von einem Ulti matum Tschitscherins wissen wollen, sind also fasch. Der russische Außenminister wird aber während der ganzen Zeit der Verhandlungen in Locarno in Deutschland bleiben, und zwar in Fühlungnahme mit der Reichsregierung. Die anfänglich peinliche Ueberraschung, die in Berlin Tischitscherin hervorrief, ist der Hoffnung ge wichen, daß man aus diesem Auftauchen des Ge samtkomplexes der Ostfragen doch noch wesentliche Vorteile bei den Verhandlungen mit den Westmüchtsn ziehen wird. KMMMW MlMWkll MN «MÄKKk «kIaen < Drodtmeltuna» Berlin, 2. Oktober W'.s wir hören, wird Reichskanzler Dr. Luther vor der Abreise der deutschen Dele gierten die Führer der verschiedenen Reichs tagsparteien nochmals zu einer letzten Aussprache empfangen, die aber lediglich infor matorischen Charakter hat. Irgendwelche Kund gebungen oder Beschlüsse sind nicht zu erwarten. Die deutsche Delegation wird von sämtlichen in Berlin weilenden Ministern des Reichskabinetts zum Bahnhof geleitet werden. Die stündige Fühlungnahme zwischen den deutschen Delegier ten und den in Berlin weilenden Ministern wird auch während der Konferenz gesichert sein. Die Vertretung des Reichskanzlers Dr. Luther wäh rend seiner Abwesenheit von Berlin hat abermals Reichswehrminister Dr. Geßler übernommen. Das amerikanische Interesse an der Sicherheits konferenz <E tarne Dravtmeldung» Berlin, 2. Oktober Wie wir aus Kreisen der amerikanischen Bot schaft in Berlin erfahren, wird die amerika nische Regierung auf der bevorstehenden Konferenz in Locarno weder offiziell noch in offiziell einen Beobachter unterhalten. Trotzdem könne versichert werden, daß die Vereinigten Staaten den Ergebnissen der Paktkonferenz nicht gleichgültig gegenüberstehen, daß das Zustande kommen einer Verständigung, die Amerika durch seinen Einfluß gern fördern wolle, der amerika nischen Außenpolitik eine willkommene Hand habe zu einer wirklich positiven Mitarbeit an den europäischen Problemen liegen könnte. Die Ge sundung Europas hänge jetzt tatsächlich mehr oder weniger von dem Erfolg der Bemühungen zur Sicherung des Friedens ab. Eine Konferenz der Innenminister der Länder in Berlin Laut „Lokalanzeiger" sind die Innen minister der Länder für Freitag nach Berlin berufen worden, wo sie u. a. mit dem Neichsministerium des Innern über politische Fragen im Zusammenhang mit der Entwaff nungsnote der Alliierten und über die Fragen res Preisabbaues beraten werden. Keine Aufbesserung der Bcamtengehälter Der Reichsfinanzminister empfing Donnerstag nachmittag Vertreter der Spitzen ¬ organisationen, die ihre Wünsche hinsichtlich der Beamtenbesoldung vortrugen und eine Erhöhung der Bezüge besonders der gering be soldeten als unabweisbar bezeichneten. Dem gegenüber erklärte der Reichsfinanzminister unter ausführlicher Darlegung der Wirtschafts- und Finanzlage des Reiches, daß eine Erhöhung der Bezüge den Beamten keine Besserung ihrer Lebenshaltung bringen würde, da bei einer Ge haltserhöhung auch ein Steigen der Preise zu befürchten sei. Der Reichsbankpräsident hat die Reichsregierung in einem Schreiben ersucht, alle Kreise auf den ,Ernst unserer wirtschaftlichen Lage hinzuweisen. Eine Erhöhung der Beamten bezüge würde nach dem Standpunkt des Reichs bankdirektoriums geradezu als ein Unglück an gesehen werden müssen. Die Reichsregierung könne daher in Uebereinstimmung mit der Lan desregierungen eine Aufbesserung der Bezüge nicht verantworten. Hindenburg entzieht sich allen Ovationen Der Reichspräsident hat gestern in aller Stille Berlin verlassen, um sich für einige Tage unauffindbar zu machen. Tatsächlich ist sein Aufenthaltsort amtlich nicht bekannt. Hin denburg will in diesen Tagen der Zurückgezogen heit seinen Geburtstag am 2. Oktober im engsten Familienkreise begehen. Er hat sich zwar alle die vielen schon geplanten Glückwunschkund gebungen in freundlichster Form verbeten, aber es wäre für ihn der 2. Oktober doch ein Tag großer Unruhe und Zerrissenheit geworden. Da Hindenburg seine Gemahlin verloren hat, liebt er es, Familienfeste nur im engsten Kreise zu begehen. Es ist nicht damit zu rechnen, daß der Reichspräsident, wenn nicht unvorhergesehene große politische Ereignisse eintreten, vor Ende nächster Woche von seinem Aufenthaltsort auf einem Jagdschlößchen in der Mark nach Berlin zurückkehrt. Feuer im Hamburger Hafen 16 Verletzte Der im Hamburger Hafen von Baltimore über Neuyork angekommene japanische Dampfer „Y ukus u M a r u" löschte Donnerstag morgen für Hamburg bestimmte Güter, u. a. 147 Kisten Filme und 1000 Oelkruken. Die Kisten standen zur Beförderung an Deck, als plötzlich eine Stichflamme aus einer Kiste flog. Wie das Feuer entstanden ist, bleibt ein Rätsel. Die Flammen verteilten sich blitzschnell auf die ande ren Kisten, so daß in wenigen Minuten sämtliche 147 Kisten explosivartig in Braud gerie ten. Aon den an Bord befindlichen Schauer leuten und Schuppenarbeitern wurden 16 Per sonen von den wild zur Seite schlagenden Flam men getroffen und zum Teil mehr oder weniger schwer verletzt. Die Schiffsieitung stand mit ihren Löschvorrichtungen dem Feuer machtlos gegenüber. Es wurde sofort die Feuerwehr alar miert, die mit vier Löschzügen sowie drei Lösch dampfern an die Brandstelle rückte. Die Gewalt des Feuers war so enorm, daß die Flammen der brennenden Filme in den offenen Schiffsraum flogen und dort die Oelkrukenladung in Brand setzten. Als die Feuerwehr eintraf, stand das ganze Mittelschiff in Flammen. Nach vierstündi ger schwerer Arbeit gelang es, das Feuer durch die gewaltigen Wassermassen zu ersticken. Der angerichtete Schaden ist sehr groß. Ein neues Edikt gegen die Franenmode Nach einer Blättermeldung aus Rom erläßt der Vati kam ein neues überaus scharfes Edikt gegen die moderne Frauenkleidung. Die Aufsichtsorgane der römischen Kirchen werden angewiesen, keine Damen, die nicht die von der Kirchs vorgeschrie bene Kleidung trugen, in die Gotteshäuser ein treten zu lassen. In der Berliner katholischen Hedwigskirche ist ein Anschlag ausgehängt, in dem es heißt: Der Kardinal Fürstbischof von Breslau hat sich genötigt gesehen, anzuordnen: Ohne Reichung der heiligen Kommunion sind in Zukunft an der Kommunionsbank stillschweigend zu übergehen weibliche Personen, deren Klei dung der besonders im Heiligtum geziemenden Dezenz und Schamhaftigkeit nicht entspricht. Be kleidet sein muß der Oberkörper bis an den Hals, der Unterkörper bis über die Knie. Vom Marokkokeieg Der um .6 Uhr 15 Minuten vom General Primo de Rivera ausgegebene Funkspruch von Bord des Kreuzers „Alfons des Dreizehnten" be sagt, daß infolge der Beschießung durch die Spanier die Ortschaft Ajdir inFlammen steh e, darunter das Haus Abd el Krims. Ein vorläufiges französisch-amerikanisches SchuldenaÜkommen Die französisch-amerikanischen Schuldenver- handlungrn endeten am Donnerstag mit einem vorläufigen Abkommen, das sich auf einen Zeitraum von 5 Jahren erstreckt. Das Abkom men sieht eine jährliche Zahlung von 40 Millio nen Dollar an die Pereinigten Staaten vor. Weitere Verhandlungen sollen ausgenommen werden, sobald die französische Negierung der Ansicht ist, daß die Verhältnisse dies ermöglichen. Sächsisches Hoüenstein-Ernfttbal, 2. Oktober 1925. Nebelgewölk, kühl, trocken, östliche Winde. Temperatur vom 1. Oktober: Minimum -1-10.3, mittags 12 Uhr -f-16.4, Maximum -i-16.7. —* Vom Pfarramt St, Trinitatis wird uns geschrieben: „Nächsten Sonntag, den 4. Oktober, soll in unsrer Gemeinde das Erntedani fest gefeiert werden. Dabei wird unsre Orge die seit 7 Jahren von ihren Prospektpfeifen ent blößt war, aber nun durch Spenden von Ge meindegliedern wieder mit einem vollständigen Pfeifenprospekt und zugleich mit einem elektri schen Winderzeuger versehen ist, in dieser neuen Ausstattung erstmalig in Gebrauch genommc werden. Die Gemeinde wird zu allseitiger Teü nähme am Gottesdienst herzlich eingeladen und gebeten, zur festlichen Ausschmückung unseres Gotteshauses recht reichlich Kränze und Blumen sowie Feld- und Eartenfrüchte aller Art bis Sonnabend nachmittag 4 Uhr in die Kirche zu bringen und auch zu der, wie alljährlich, an die sem Tags stattfindenden Kollekte zum Besten unserer, der Unterstützung dringend bedürftigen Eemeindediakonie nach Kräften beizutragen." —* Die Firma Eduard Beckert (Inhaber die Herren Max Beckert und Erich Drechsel) Woll- und Baumwollfärberci, hier, Lungwitzer Straße 21, konnte am gestrigen Tage auf 5V Jahre des Be stehens zurückblicken. ÄuS diesem Anlaß wurden den beiden Firmeninhabern aus allen Kreisen unserer Stadt zahlreiche Glückwünsche und Ehrun gen zuteil. Auch der Rat der Stadt ließ der Firma aus Anlaß des Jubiläums ein Glück wunschschreiben der Stadtgemeinde zugehen; ebens» hat die Handelskammer Chemnitz ihre Glückwünsche schriftlich zum Ausdruck gebracht. Gleichzeitig konnten auch drei langjährige Ange stellte ein Jubiläum feiern, und zwar die Herren Packmeister Fritzsche, Schlcudermeister Bester und Kärbermeistcr Naaei. Herr Fritzsche ist bereits 50 Jahre tätig und erhielt für diese langjährige Treue das silberne Ehrenzeichen der Handels kammer, Herr Beyer ist 37 Jahre tätig — ihm wurde das bronzene Ehrenzeichen der Haudels. kammer verlieben — und Herr Otagel 23 Jahre. Der Zahl der Gratulanten schließen wir uns gern an und wünschen der Jubelfirma, die, gegründet von Stadtrat Eduard Beckert, sich aus kleinen Anfängen zu einer der größten ihrer Branche entwickelt hat, weitere erfolgreiche 50 Jahre im Dienste unserer heimischen Volkswirtschaft und Industrie. —* Herr Sanitätsrot Dr. Eichhoff ist am 30. September in seiner Eigenschaft als Gerichts- astistenzarzt aus dem Dienste des Justizministe riums geschieden. Aus diesem Anlasse haben ihm das Ministerium sowohl wie das hiesige Amts gericht für seine siebeuundzwanzigsährige treue Pflichterfüllung den herzlichsten Dank ausgespro chen. An seiner Stelle ist der hiesige praktische Arzt, Herr Dr. Walter Strey als Geiichis- assijtenzarzt in Pflicht genommen worden. —- Wie aus dem Anzeigenteil ersichtlich, hält der HausSesitzeroercin morgen Sonnabend, abends punkt 8 Uhr, im Hotel „Gewerbehaus" feine Mouatsverfo^miunq ab. Die Tagesord nung ist äußerst wichtig. Das Thema „Die Auf wertung und der Wiederaufbau des Realkredits ist nur erreichbar in der Beseitigung der Woh- nungszwangswirtschaft" wird HerrOberpostsekre- tär Lucke, M. d. R., Chemnitz in einem Vorträge behandeln. In Anbetracht dieses wichtigen Vor trages werden die Mitglieder gebeten, recht zahlreich zu erscheinen. —e. Das Konzert, das gestern abend das „Neue Chemnitzer Konzert-Orchester" (Leitung: Herr Kapellmeister Jugel-Janson) aus Anlaß der Einweihung des neu vorgerichteten Saales im Fremdenhof „Drei Schwanen" veran staltete, war aus allen Kreisen der Geschäftswelt unserer Stadt sehr gut besucht. Herr Jugel-Jan son bot im ersten Teil den Festmarsch in Es-Dur von Beethoven sowie Opernmusik von Wagner, Strauß und Meyerbecr, während er im zweiten Teil vaterländische Töne anschlug und besonders mit dem Euleschen Streichquintett „Kriegers Traum vor der Schlacht" außerordentlich gefiel. Mit mehreren Zugaben konnte er für den ihm gespendeten reichen Beifall danken. An das Kon zert schloß sich ein Ball, dem ebenso wie den Tafelgeniissen des Herrn Lorenz, der in Küche und Keller wie immer nur Gutes bot, gut zuge sprochen wurde. —" lieber das Thema „Der nächste Weltkrieg in der Weissagung" wird am nächsten Montag Herr P. Neef aus Stettin im Saale des Fremdenhofes „Drei Schwanen" sprechen. Die in der heutigen Anzeige aufgesührien Gutachten be weisen, daß wir mit dem Vortrage tatsächlich etwas Außerordentliches erwarten dürfen, das das Interests weitester Kreise erwecken sollte. (Alles Nähere siehe Anzeige.) —0 Gersdorf, 2. Oktober. Der Wohnungs ausschuß hielt gestern nachmittag im Rathause eine Sitzung ab. Es waren sehr viele Gesuche um die neuen Wohnungen beim Neubau des Siedlungsdoppelhauses eingegangen. Die end gültige Vergebung dieser Wohnungen liegt je doch dem Bauausschuß ob, der Wohnungsaus schuß wird jedoch hierzu seine Vorschläge unter breiten. Die dann freiwerdenden Altwohnungen wird der Wohnungsausschutz vergeben. Man hat die Gesuche durchgeprüft und wird erst in später Sitzung zum Beschluß kommen. Ein Mieter ist nach auswärts verzogen und erhält dort ein« Werkswohnung, so daß hier die Woh nung einem Wohnungssuchenden zugewiesen werden konnte. Schließlich besprach man noch die Wohnungstauschgesnche und hofft damit vie len Gesuchstellern ihre Wünsche noch erfüllen zu können. — Oelsnitz t. E., 1. Okt. Die Autoverbindung Oelsnitz—Hartenstein, ein nun schon viele Jahre schwebendes Projekt, scheint seiner Verwirk lichung nicht mehr allzufern zu sein. Die Staat liche Kraftwagenverwaltuna plant eine Ver bindung Chemnitz—Leukersdorf—Lugau—Oels nitz—Zschocken—Hartenstein, jedoch verzögert sich die Angelegenheit angeblich dadurch, daß ein Teil dieser Strecke für die Postautos der Reichs postverwaltung beansprucht wird. Der hiesige Ortsverein der sich dicserhalb um Auskunft nach Dresden gewandt hat, erhält von dort den folg- genden Bescheid: „Wegen des Planes einer Kraftmagenlinie Oelsnitz—Hartenstein und Oslsnitz—Lugau—Leukersdorf soll im Laufe, des Monats Oktober mit den beteiligten Stellen verhandelt werden. Die staatliche Kraftwagen- verwaltung hofft, bei dieser Besprechung an Ort und Stelle mit den Behörden und Gemeinden zu einer Verständigung gelangen zu können durch die eine baldige Eröffnung dieser Linie gesichert ist." Besprechungen an Ort und Stelle mit den beteiligten Behörden haben schon früher wiederholt stattgefunden. Es ist sehr zu wün schen, daß man aus dem Stadium der Verhand lungen endlich einmal herauskommt. — Stollberg i. E., 1. Oktober. Gestern abend wurde vom Zuge Stollberg— St. Egidien, ab Stollberg 10,44 Uhr, an der Brücke zwischen Oelsnitz und Rödlitz bei Stein 122 ein junger Mann überfahren. Der Kopf mar glatt vom Rumpfe getrennt und lag zwischen den Gleisen. Die Aufhebung der Leiche erfolgte polizeilich, sie wurde nach der Totenhalle gebracht. Selbst mord ist sicher anzunehmen. In dem Toten wurde der Schlossergeselle Poetschke aus Hohn dorf festgestellt. — Chemnitz, 1. Oktober. Der Rat der Stadt Chemnitz beschloß in seiner letzten Sitzung, den Allgemeinen Deutschen Musikverein einzuladen, das Deutsche Tonkünstlerfest 1926 in Chemnitz abzuhalten. — Auf der Dresdner Straße ereig nete sich in der Nähe der Philippstrabe ein schwerer Unfall, dem leider ein Menschenleben zum Opfer fiel. Bei dem Versuche, einem ihm entgegenkommenden Radfahrer auszuweichen, überfuhr ein Kraftwagen einen anderen Rao- fahrer. Der Unglückliche erlitt einen Schädel bruch und war auf der" Stelle tot. — Der hie sigen Kriminalpolizei gelang es, einen auf dein Kaßberge wohnhaften 23 Jahre alten angeb lichen Ingenieur, der sich Ulbricht nennt, festzu nehmen. Der Verhaftete hat es fertig gebracht, in unserer Zeit der schärfsten Eeldverknappung seine gutmütigen Gläubiger — zumeist Chem nitzer Geschäftsleute — um rund 187 000 Mark zu schädigen. — Von dem Schöffengericht Chem nitz wurde der hiesige Agent und Auktionator Heinrich wegen fortgesetzten Leistungswuchers in Tateinheit mit gewerbs- und gewohnheits mäßigem Wucher zu 7 Monaten Gefängnis und 1000 Mark Geldstrafe unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf zwei Jahre und der Drogengefchäftsiuhabec Gothe in Schönau zu vier Monaten Gefängnis und 500 Mark G:"i- firafe verurteilt, wobei sich das Gericht die Ent- stheiduug über den einzuziehenden übermäßigen Gewinn noch vorbehielt. Der Tatbestand der Anklage wirft ein furchtbares Bild auf dis Moralität unserer Zeit, die sich nicht scheut, in unhemmbarer Gier dis Geldnot ihrer Mit menschen auszunützen. Die beiden Angeklagten, von denen Heinrich als Vermittler und Gothe als Geldgeber von Beträgen von 150 bis 5000 Mark auftraten, hatten sich als Opfer im allge meinen Leute herausgesucht, die unter allen Be dingungen Geld zur Einlösung von Wechseln, zur Deckung von Geschäftsverlusten usw. be durften. Die armen Opfer mußten die Hilfe n!t monatlichen Zinsen von 12'/- bis 20 Prozent bezahlen. Nicht weniger als 14 Fälle waren d>m Gericht bereits bis Ende 1924 bekannt geworden, tlm die unmäßigen Zinssorderungen zu oee« chleiern, bedienten sich die Angeklagten ein cs zeschickten Trickes: die Darlehnsverträge lau teten nur auf monatliche Zinsen von 5 Prozent. Die Schuldner mußten aber ctls Sicherheit Mobiliar, Geschäftseinrichtungen usw. an Gotho als dessen Eigentum abgeben, der ihnen dieses wiederum leihweise gegen weitere 10 Prozent monatlich der Darlehnssumme als Mietspreis iberlietz. Auf diese Weise kamen die Ange- lagten auf Jahreszinsen von 180, ja sogar 240 Prozent. Der Staatsanwalt hatte gegen ois Angeklagten je 1'/- Jahr Zuchthaus beantrag:, und erst nach sehr langwierigen Beratungen entschloß sich das Gericht zu dem genannten mil deren Urteil. — Oberwiesenthal, 1. Oktober. Der Ober wiesenthaler Jahrmarkt ist infolge der tschecho» lowakischen Währung, die den Einkauf jenseits >er Grenze weit preiswerter gestattet, während der Böhmisch-Wiesenthaler Jahrmarkt in dem gleichen Maße an Umfang zunimmt. Der Ober- wiesenthaler Markt ist bereits bis auf v Bude» usammengeschrumpst, und dürste aller Wahrschein» tchkelt nach der letzte der einst so stark besuchten Oberwiesenthaler Jahrmärkte gewesen sein. — Notscha», 1. Oktober. In einem Grund, tück hatte ein 12jähriges Mädchen einen Obst« iaum bestiegen, glitt ans und stürzte so Unglück» ich ab, daß es beide Arm brach. Das Kind war )ann noch etwa 1' 2 Stunde an Ort und Stell« liegen geblieben, wodurch sich der Zustand ver» chlimmerte. Das Mädchen mußte nach dem Kran» enhaus gebracht werden. — Döbeln, 1. Oktober. Die beiden drei und ünf Jahre alten Kinder einer hier in der Dresdner Straße wohnenden ledigen Arbeiterin wurden feit Sonntag mittag vermißt. Eine Frau sah die kleinen Kinder mit einem jungen Menschen in der Nähe des Muldenbades, ohne dabei etwas Böses zu ahnen. Inzwischen ist durch die Kriminalpolizei ermittelt worden, daß der uneheliche Vater dieser beiden Kinder, der 38jährige Kraftwagenfiihrer Hempel von hier, zuletzt aufenthältlich in Leisnig, durch einen achtzehnjährigen Burschen aus Leisnig diq Kleinen mit Schokolade nach der Mulde locken ließ. Dort hat er den Burschen fortgeschickt, miff
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)