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WWMWM' NBIall un-Anjeiger Hohenstern-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Montag, den 5. Oktober 1928 s 15. Jahrg UezuaSvrelS halbmonatlich 40 Goldvlrnnlge einlMliebttcb Traorrlobn. Am MMS ier HMmz Vvu nnlerem Berliner Vertreter den Beratungen ausgefüllt. Die Konferenz be- Locarno eingetroffen. Was die und wahrscheinlich für die künftigen Handelsver träge des Handelsmonopollandes Ruhland mit anderen Ländern vorbildliche Vertragswerk keine Sensation darstelle. Der deutsch-russische Stresemann sind mit den sie begleitenden Herren gestern abend um 7 Uhr in Locarno ein getroffen und haben im Hotel „Esplanade" Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen LeS Amtsgericht», Finanzamt« und des StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Dr. Dr. russischen Befürchtungen anlange, dah Deutsch land mit seiner Teilnahme an der Zusammen kunft in Locarno eine vollkommene Aenderung seiner Politik und eine westliche Orientierung vornehmen wolle, so seien die Berliner Verein barungen eine Klarstellung der Absicht Deutsch lands, sich den Weg nach Ruhland offen zu hal ten. Für Deutschland gäbe es keine Option zwi schen Ost und West, es wolle nach beiden Seiten in guten Beziehungen leben. Locarno, 4. Oktober. Reichskanzler Luther und Reichsauhenminister Stresemann emp fingen heute auch die Vertreter derausländi- schenPresse. Ihre Darlegungen deckten sich im allgemeinen mit den vor der deutschen Presse abgegebenen. Minister Dr. Stresemann erklärte noch: Unsere Auffassung über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund ist in de» früheren deutschen Erklärungen niedergelegt. An dieser Auffassung der deutschen Regierung hat sich nichts gcändert. Die Beziehungen zuRuhland werden den bisherigen Weg wei- tergehen. Die Frage, ob in Locarno ein end gültiges Sicherheitsabkommen abgeschlossen wer. Len würde, beantwortete Stresemann mit den Worten: Das hängt von den Verhandlungen rufen haben. Das Thema ist auf W e st p äk t > Abschluß sei nicht nur für Deutschland undNuß- und Ost vertrüge beschränkt, aber auch dass land, sondern allgemein erfreulich. Herren der deutschen Delegation teil. Rom, 3. Oktober. Die offiziöse „Agerrcia Volta" meldet, dah die italienischen Delegierte» zur LocarneserKonferenz präzise An weisungen vom Ministerpräsidenten Mussolini erhalten haben, die ihre Tätigkeit genau ab- Locarno, 4. Oktober. Di« hier anwesenden ginnt am Montag vormittag um 11 Uhr mit 40 deutschen Journalisten wurden einer Sitzung, die voraussichtlich nur den For- heute im Hotel „Esplanade" von der d e u t- malien gewidmet ist, während nachmittags die schen Delegation empfangen. Im ersten sachlichen Beratungen sich anschließen. Die Laufe der Unterhaltung gaben der Reichskanzler verschiedenen Delegationsführer, vor allem und der Reichsauhenminister der Hoffnung Aus- Briand und Chamberlain, haben heute druck, daß es nun endlich zu einem wirklichen nachmittag die Pressevertreter ihrer Länder Frieden kommen werde, wie ihn Deutschland, empfangen, uyr sich, wie heute vormittag die aber auch die anderen, aus politischen und wirt- deutsche Delegation, über ihre Hoffnungen für schaftlichen Gründen dringend brauchen. Dr. die Konferenz zu äußern. Dabei unterstrich Luther betonte u. a.: Die Aufgaben der Konfe- Briand sehr stark den guten Willen auf sranzösi« renz seien dadurch kompliziert geworden, daß die scher Seite zu einem Einvernehmen zu gelangen, Gegenseite eine Verbindung des Sicherheitspak- während Chamberlain auf die historische Ent- tes mit der Völkerbundsfrage als unumgänglich Wicklung der zur Beratung kommenden Fragen bezeichnet habe. Die Abrüstung Deutschlands, einging. Selbstverständlich hatten auch Briand ohne daß die durch den Versailler Vertrag vor- und Chamberlain eine persönliche Aussprache geschriebene allgemeine Abrüstung von Deutsch- Sehr groß sind die Anstrengungen und Aufwen- lands Nachbarn eingeleitet worden fei, in Ver- düngen, die die eidgenössischen und Lokalbehör- bindung mit der fortdauernden Besetzung deut- den anläßlich der Zusammenkunft der Delega- schen Gebietes, schaffe für Deutschland aus dem tionsmitglieder gemacht haben. So fand heute Wege zur Erreichung des wirklichen Friedens abend eine Illumination des See- eine konkrete und besondere Lage. Dr. Strese- ufers und der auf hohen Felsen gelegenen mann befaßte sich mit den letzttägigen Aeuhe- Kirche Madonna del Casio statt. Daran betei- rungen Tschitscherins zu Pressevertretern ligten sich auch die kirchlichen Behörden. Der und ihrer Komentierung und bemerkte dazu, Bischof von Lugano celebrierte in der alten wenn die Besprechungen Tschitscherins mit ihm, Kirche Et. Antonio um 8 Uhr abends einen die zum Abschluß der zweijährigen Nerhandlun- feierlichen Gottesdienst, in dem er den Segen gen über einen deutsch-russischen Handelsvertrag des Himmels auf die bevorstehenden Verhand- ühren werden, verschiedentlich als eine Spitze lungen erflehte und in bewegten Worten auf die legen das Verhandlungsziel von Locarno aus- Rolle der Schweiz während der vergangenen gedeutet worden seien, so sei das eine vollkom- Kriegsjahre und auf ihre Pflicht zur Mitarbeit men gegenstandslose Auslegung. Tschitscherin zur Festigung und Bewahrung des Weltfriedens selber habe einem englischen Journalisten zuge- hinwies. An dem Gottesdienst in der dicht be ständen, daß der Abschluß eines so schwierigen setzten Kirche nahmen u. a. auch eine Anzahl Spezialthema des Völkerbundes soll be handelt werden, und es ist durchaus möglich, daß dann die Kriegsschuldfrage und die Räumung der Kölner Zone wieder zur Sprache kommen. Von der Art und Weise, wie man diese schwie rigsten Fragen anfaßt, dürfte es abhängen, ob die Konferenz mehr oder minder glatt und rasch verläuft oder wann der bis jetzt auf jeder Kon ferenz unvermeidliche tote Punkt eintritt. Zunächst kann aus Grund bis jetzt gepflogener Unterhaltungen nur gesagt werden, daß alle Be teiligten auf das nachdrücklichste versichern, daß sie den festen Willen haben, zu einem bestimm ten Ergebnis zu kommen. Aber erst nach den ersten Sitzungen wird man wohl einigermaßen beurteilen können, was man von dieser Konfe renz nach Hause bringt. «qch-IM jeden wnUa, nach Mitter. - gerxjp.echte Mr. »l. - Postiq-Sonto Lechzt, »««. — «m-indegirolont» lt. —»,»1. «ourmerz. und Pewet-Bank Zweigstelle Hohenstein-»rnstthal — Unnerlan^ rlnge>°»dt« Mauujkchte werden nicht ,nr»«ge. schickt. Siujendung-.n »-neNamentn-nnung finden lein« «»jnahme Wohnung genommen. — Auch der französische selbst ab. Außenminister Briand ist entgegen den ur- Locarno, 4. Oktober. Der heutige Sonntag sprünglich getroffenen Dispositionen bereits brachte eine Vervollständigung der an der Zu gestern abend, und zwar ebenfalls um 7 Uhr in sammenkunft beteiligten De l s g a t i o n « n. Um Begleitung von Berthelot, Fromageot und Leger 12 Uhr 30 Minuten traf Chamberlain be- hier angekommen und im Grand-Hotel Palace gleitet von Sir Cecil Hurst und einigen wenigen abgestiegen, wo übrigens auch die englische, die Herren fast unbemerkt von den vielen Neugieri- italienijche, die belgische, die tschechoslowakische gen hier ein. Um 1 Uhr folgte Scialoja, der und die polnische Delegation Wohnung nehmen, erste italienische Delegierte im Kraft- Locarno, 4. Oktober. Chamberlain und wagen, während der zweite Delegierte, der die übrigen Mitglieder der englischen Delegation Unterstaatssekretär Grandi nachmittags mit der sind heute mittag 1 Uhr von Domodossola her Bahn folgte. Fast um dieselbe Zeit traf Van angekommen. dervelde mit seinen Begleitern hier ein. Im Locarno, 4. Oktober. Die belgische Dele- übrigen war der Nachmittag hauptsächlich mit gation mit dem Minister des Aeuhern Van-Vorbesprechungen über den Zeitpunkt dervelde an der Spitze ist heute abend in und die Arbeitseinteilung der morgen beginnen- Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich sür die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. Berlin, 5. Oktober Nunmehr sind die deutschen und auch der -roßte Teil der Delegierten der alliierten Mächte in Locarno eingetroffen und die Welt sieht in gespannter Erwartung auf die Entscheidun gen, die die Konferenz treffen soll. Allerdings werden noch Wochen vergehen, ehe man mit Er- -ebnisien rechnen kann, wenn es überhaupt zu solchen kommt und nicht die Verhandlungen vor zeitig scheitern. Gerade in dem Augenblick, wo die Konferenz ihren Anfang nimmt, scheint sich der politische Himmel von neuem zu beziehen, indem sich die strittigen Fragen in den Vordergrund drängen. In den politischen Kreisen der Alliierten betrach tet man den Aufenthalt Tschitscherins in Berlin mit großem Argwohn und gibt der Be fürchtung Ausdruck, daß die letzten deutsch-russi schen Besprechungen so eine Bedeutung haben könnten, daß ihre Wirkungen in Locarno ähn lich wie vor zwei Jahren in Genua als große Ueberraschung explodieren könnten. In den Berliner politischen Kreisen finden die Aeuße- rungen, die Tschitscherin Pressevertretern gegen über in Unterredungen machte, ungewöhnlich große Beachtung. Es fällt auf, daß Tschitscherin sich mit großer Schärfe gegen den Eintritt der Sowjetunion in den Völkerbund ausgesprochen hat und eine solche Möglichkeit für alle Zeiten von vornherein ablehnt mit der Begründung, daß Rußland nicht seine Unabhängigkeit und Freiheit verlieren wolle. Man erblickt hierin wohl nicht mit Unrecht eine ernsthafte Warnung für Deutschland, sich nicht in dis Fesseln des Völ kerbundes schlagen zu lassen, da nach Ansicht Tschitscherins jedes Volk, das in den Völker bund eintrete, seine Freiheit aufgebe, vorausge ¬ setzt, daß es nicht zu den durch den Krieg mächtig gewordenen Siegerstaaten gehört. Es muß Auf gabe der verantwortlichen deutschen Staatsmän ner sein, ernsthaft zu prüfen, ob der Standpunkt Tschitscherins, daß die Vorteile, die sich Deutsch land von seinem Eintritt in den Völkerbund ver spreche, zu Illusionen würden, richtig ist. Es ist selbstverständlich, daß sich die Maßgebenden Ber liner Stellen, zumal die verantwortlichen Mini ster von der Reichshauptstadt abwesend sind, gegenüber diesen offenen und scharfen Aeußerun- gen Tschitscherins in tiefstes Stillschweigen hüllen. Viel Beachtung findet auch die Auffassung Tschitscherins über die Wirkungen des Artikels 16 der Völkerbundssatzung, wonach das entwaff nete Deutschland auf Grund dieses Artikels dar auf gefaßt sein müsse, einer anderen bewaffneten Macht den Durchmarsch durch sein Gebiet zu ge statten, um gegen eine dritte Macht Krieg zu führen. Daß Tschitscherin die Befürchtung hegt, daß sich die Spitze dieser Bestimmung gegen Rußland richten könne, ist nicht von der Hand zu weisen. Es bleibt abzuwarten, welches Gebiet die deutschen Staatsmänner den unzweideutigen Auslassungen des russischen Staatsmannes — vorausgesetzt, daß sie von den Pressevertretern richtig wiedergegeden sind — gerade an dem Vorabend der Paktkonferenz beimesien werden. Auf jeden Fall kommt ihnen eine große Bedeu tung zu und die Vermutung ist nicht von der Hand zu weisen, daß Tschitscherin damit auch eine starke Wirkung nicht nur in Deutschland, sondern auch bei den alliierten Mächten erzielen will. Bei den lebhaften Erörterungen über die Vorbereitungen zur Sicherheitskonferenz in den letzten Tagen hatte es in den deutschen politi schen Kreisen vielfach besonders verstimmt, daß Frankreich das Anschneiden der Frage der Heittralanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf Hermsdorf, Bernsdorf, RüZdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurSdorf, Reichen dach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Die Ankunft in Locarno Locarno, 4. Oktober. Reichskanzler Luther und Reichsaußenminister «kl »!«,«» «»ntnriw, V«r,letch« ul». M» Ser Drultsietr«- l» Reibrmn, Im yall« »»Derer »-»al» — »r«, st« j-ufii,« trgeud »«»-fier «mm, »-» «KU»«» »« Aettun«, d«r Ltrjeranl«» »»« »er »ij»-»««»^«iurufit»» — Dat der »KD« «ue» «inijmich ml »der der Lettin», oder aus «a<h«fiü»z » » «pl^drefie». Kriegsschuldlüge im Zusammenhang mit dem Sicherheitsproblem abgelehnt hat. Demgegen über hat es in den politischen Kreisen einen außerordentlich guten Eindruck gemacht, daß die Neichsregierung in dem Augenblick ihrer Ab reise zu der Sicherheitskonferenz noch einmal mit unverkennbarer Deutlichkeit ihren bekannten Standpunkt zu der Kriegsschuldfrage in der Oeffentlichkeit dargelegt hat. Dadurch werden die Besorgnisse zerstreut, daß in Locarno Ab machungen getroffen werden könnten, die, wie der Versailler Vertrag und die späteren Ver einbarungen auf den verschiedenen Konferenzen, die Alleinschuld Deutschlands am Kriege zur Grundlage haben. Uebereinstimmend herrscht nach wie vor bei Reichsregierung und Volk die unerschütterliche Auffassung, daß von einem Sicherheiispakt und im Anschluß daran von einem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund nur bei völliger Gleichberechtigung Deutschlands mit den Mächten des Völkerbundes die Rede sein kann. Wie sich die Verhandlungen in Locarno im einzelnen auch gestalten und welche Ergebnisse sie auch haben mögen, liegt noch im tiefen Dun kel. Soviel aber ist sicher, daß, wenn sich die alliierten Mächte in diesem Punkte nicht der deutschen Auffassung anpassen oder wenigstens nähern, die Konferenz von vornherein zum Schei tern verurteilt sein wird. Und sollte dies nicht der Fall sein, dann würden ihre Ergebnisse für Deutschland, um eine Wendung Tschitscherins zu gebrauchen, letzten Endes nur neue Bande dar stellen, welche die ohnehin schon beschränkte Be wegungsfreiheit deutscher Politik und Wirtschaft immer mehr einengen und beschränken würden. Preis -er rtnlvalUarn An,e«aen»eilr betrSg« IS, der Reklame,eile SS Äoldvlknniar. Nur den Nachweis werden w Goidpienmae berechnet. Die ersten Tage in Locarno Das sonst so stille Locarno ist seit Sonn abend der Mittelpunkt Europas geworden. Die Hotels, die in der jetzigen Jahreszeit nur schwach besucht sind, sind der Schauplatz politischer Unter haltungen, die in diesen Räumen ungewohnt sind. Zwischen den wenig zahlreichen Hotel gästen sitzen Kanzler, Außenminister, Staats sekretäre, Geheimräte und Journalisten in der behaglichen Halle. Alles ist noch auf den Ton zwanglosen Gespräches eingestellt. Nirgends ist in dieser Atmosphäre etwas von den bösartigen Gerüchten über parteipolitische Zwistigkeiten in der Heimat oder über Attentate zu hören, und die aus Anlaß der Konferenz getroffenen Sicher heitsmaßnahmen bewegen sich durchaus im Rah men des bei solchen Gelegenheiten Ueblichen. Vom Montagvormittag an wird aber der Weg zu Beratungen und Beschlüs sen beschritten werden, die von weltgeschicht licher Bedeutung sein sollen. Man weiß bis jetzt noch nicht, in welcher Form die Konferenz ver laufen wird, und glaubt an ein Mittelding zwi schen Entrevue und großer Konferenz. Man weiß noch nicht, weram Montag um 11 Uhr die Sitzung eröffnen und die Verhandlungen führen wird. Am Sonntag fanden die Presseemp fängt bei den deutschen, französischen und eng lischen Delegationen statt, und zwar nicht nur für die Journalisten des eigenen Landes, sondern auch für die der anderen Staaten. Der politische Hintergrund reicht jedoch offenbar über das eigentliche Thema hinaus, und als Stimmungs moment dafür sei nur das Aufsehen er wähnt, das die verschiedenen Aeußerungen und Berliner Interviews des russischen Außenkom- missars Tschitscherin in Locarno hervorge-