Volltext Seite (XML)
Beizi Has Gaaigeöriide; Vielfach wird das Beizen des Saatgetreides aus Un kenntnis, Gleichgültigkeit oder falscher Sparsamkeit unter-, Kassen. Durch Nichtbeizen des Saatgutes kann man, so führt Kurt Babowitz aus, nach den bisherigen Beobachtung gen und Erfahrungen im Durchschnitt der Jahre einen' Minderertrag bon 1 -L annehmen. Vielfach, und insbesoutz Here in bäuerlichen Betrieben, wird der Verlust noch viel« größer sein. Wollen wir nun 160 Zentner Hafer mit Gerg 'misan und 100 Zentner Gerste mit Uspulun beizen, so wird sich zunächst beim Hafer folgendes Rechenexcmpel ergebens Dermisan ist in einer 0,25 Aigen Lösung bei einer Beiz-e dauer von einer halben Stunde im Tauchverfahren anzu-^ wenden. Für 100 Zentner Hafer benötigt man etwa 5000 iGramm Genmsan, die 54 Mark kosten. Wenn mehrere Bottiche angcsetzt werden, besorgen zwei Männer in zwei Magen die ganze Belzarbeit. An Arbeitslohn kosten diese 'zwei Männer zusammen 20 Mark, so daß sich die Gesamt-^ ausgabe für die Beizung auf 74 Mark oder je Zentner^ auf 74 Pfennige stellen wird. Um 74 Pfennige wird also der Saatgutpreis jo Zentner höher. Mit 100 Zentner Hafer besät man etwa 200 Morgen, die wiederum in norg Malen Jahren auf besseren Böden einen Durchschnitts- ertrag von 16 Zentnern Hafer je Morgen, also 320Ü, 'Zentner Hafer bringen. Ist das Saatgut zu dieser Ernts nicht gebeizt gewesen, so kann man mit einem Verlust von 82 Zentnern rechnen 1 A), die bei einem Preise von nur 9,50 Mark je Zentner einen Ausfall von 304 Mark ergeben,' Ziehen wir hiervon dis Ausgaben der Beizung ab, so vcrg 'pleibt ein Mehrgewinn durch Beizen des Saatgutes von 830 Mark. tz Bet der Behandlung von Gerste mit Uspulun (einLj 0,25 Aige Lösung bei einer Stunde Veizdauer im Tauch- Herfahren genügt) verhält es sich ähnlich: Für 100 Ztr. sind erforderlich etwa 5000 Gramm Uspulun' «Dieselben kosten , 52,— Marr, «Arbeitslohn 2 Männer 4 Tage je 5 Mark , 40,— Mark« Gesamtkosten der Beizung . , , , , , , 92^—Mark- öder je Zentner 92 Pfennige. '' - Mit 100 Zentner Gerste besät man 'etwa 190 Morgens die ihrerseits bei einen: Ertrage von 16 Zentnern je Mor-- gen eine Gcsamtcrnte von 3040 Zentnern liefern. Bell einem Ernteausfall von 1 A bei Nichtbehandlung des! Saatgutes ist mit einem Minderertrag von 30,4 Zentnern- zu rechnen, die bei einem Preis von 11,50 Mark je Zentner Men Geldverlust von 349,60 Mark Hervorrufen. Ziehen wir hiervon die Kosten der Beizung ab, so verbleiben 857,60 Mark als Mehreinnahme bei Behandlung des Saat gutes mit entsprechenden Bctzpräparaten. s " Bedeutend größer sind die Verluste, wenn durch Aus-! treten von Pilzkrankhciten tn diesen Getrcidearten ihre' Anerkennung persagt werden muß. j Diese Rechnung muß jeden überzeugen^ wie falsch die «Sparsamkeit mit Beizmitteln — welche durch die Futter- ,'stelle der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zu be^ Iziehcn sind — am Platze sein würde. In einer der nächsten «Nummern veröffentlichen wir eine Anweisung mit Bildern, ifvtc sich jeder Landwirt selbst die Anlage zum Beizen seineZ Saatgutes Herstellen kann. , s IMerpflEZenzüchümg. Es gibt ja nun glücklicherweise kaum einen fortge schrittenen deutschen Landwirt mehr, der nicht schon etwas von der Grünlandbswcgung gehört hätte. Oie Grünland-, bewegu-ng, -deren Ziel -ein -doppeltes ist, nämlich einmal ungenützte Flächen in gutes Weideland zu verwandeln und zweitens die schon bestehenden Wiesen und Weiden Von unnützen und schädlichen Kräutern zu befreien und -sie ausschließlich mit hochwertigen Futtergewächsen zu bs- setzen, hat vor allein eine große Schwierigkeit zu über winden, deren man erst langsam Herr werden lann: es «müssen die genügenden Mengen hochwertigen Saatgutes gezüchtet werden. Das erfordert aber viels Jahre. Dir Schwierigkeiten sind namentlich für den kleinen Landwirt zu groß, die Rentabilität erscheint zu gering, als daß bei uns, wie es beispielsweise in Dänemark der Fall ist, auch dvr kleinere Landwirt sich schon an diesen Hochzuchten be teiligt. Er überläßt diese mühselige Arbeit den landwirt- -fchaftlichcn Instituten und den Spezialzüchtersieu und ist .nachträglich nur erstaunt über die hohen Preise, die solches reines Saatgut kosten muß. Um einen Begriff davon zu geben, welche Arbeit bei derartigen Züchtungen über wunden werden muß, veröffentlichen wir heute zwei Ab- hildnugen, die einen Einblick in dis Methoden der Züchtung erlauben. Da sehen wir einen kleinen Draht- kälig, dessen Deckel abhebbar ist. Solche Drahtkäfige, und zwar In großer Zahl, wie man sich leicht vorstellcn kann,, find -bei Kleczüchwngm gebräuchlich. Wern: cs sich darum- Handelt, Kleereinzüchtungen oder K-leskreuzungcn hcrzu- Mlen, so darf an den Klee kein Insekt, keine Hummel oder dergleichen',gelangen. Denn diese in der Natur so nue-nt- -behrlich-n' Mefruchter der Kleeblüten würden vorher chemisch gereinigt werden müssen, was natürlich nicht Möglich ist, da sie andernfalls immer an ihren: Haarkleid -fremden Vlütenstaub einschmuggeln könnten, welcher den Erfolg der Züchtung vollkommen fraglich machen würde.! Der Mensch muß also selbst die Nolle der fleißigen Insekten tibernehmen. Mit einem Stückchen Löschpapier, welches . in öesönhM Ärk W Mr PinMNsesW ist, Mrd M Einzelne Blüte mühevoll bestäubt, nachdem man vorher dis' tzur Zucht bestimmten Klespflanzen jede einzeln in emen der abgebildeten Drahtkäfige gebracht hat, welche den Besuch von Insekten unmöglich machen. Jede Blüte wird ßnnerhalb des Drahtkäsigs mit einem -kleinen Drahthaken, -ähnlich wie sie für die Erdbeerzucht gebräuchlich sind, ge- Ftützt. Der Deckel wird nur einen Augenblick während der Künstlichen Bestäubung abgehoben, dann wieder schnell Aufgesetzt, nm samt den: Schutzkäfig erst entferut-zu werden, -wenn die Blüte die Anzeichen der gelungenen Befruchtung deutlich au-fweist. Und in dieser Art werden nun viels Kunderts von künftigen Samurträgern behandelt, der sö erhaltene Stamm wird unter den gleichen Vorsichtsmaß« negcln weitergszüchtet, bis endlich genügende Mengen vor-> Händen find, um als Saatgut in den Verkehr gebracht zu -werden. Dabet ist die künstliche Befruchtung der eigertt- Dchen Klcearten noch nicht das Schwierigste, weil der Klee Mn Fremdbsstäuber ist, d. H. weil die Kleeblüte nur dann fruchtbaren Sauren bringt, wenn der Samenstarrb einer fremden Pflanze an sie gelangt. Unvergleichlich mehr Mühe macht z. B. die Züchtung von Luzerne. Diese ist ein ^Ss-lbstbestäuber, d. h. die Samsnpollen der eigenen Blüte 'erzielen fruchtbaren Samen, wenn sie ar: den Stempel ge- -langen. Um dies zu verhindern, muß vor der Reife des Hamenstaubes dieser entfernt werden. Jede einzige der KvinzigeN Blütchen muß mit unendlicher Mühe kastriert »verbeu, ehe die künstliche Befruchtung mit fremden: Saincnsta:ü> erfolgt. Das ist aber nur ein Bruchteil der Dinge, die bei solchen Zuchten beachtet werden müssen. Unsers ohne Mähers Erklärung völlig unverständliche zweite Abbildung fall davon einen Bcgr:ff geben. Bekanntlich haben viels -Pflanzen die Eigenschaft, mit zunehmenden: Alter immer weiter ausgebrcitete Wurzclsystsme zu bilden, wöbet die -älteren, also der Pflanze zunächst gebliebenen Wurzelst sabsterben, sobald sich die weiter ausgreifenden Ausläufer Hilden. Unsere Abbildung gibt nun dis wissenschaftliche -Feststellung der Ansbreitung der Wurzeln eines -bestimmten -Wicsengrases wieder.- Es liegt auf der Haud, daß sich die 'Futterkränter mit einem möglichst geringen Wurzclrauni -begnügen sollen, damit ihrer möglichst viele beisammen --Platz finden. Nicht alle Pflanzen derselben Art sind nun 'gleichmäßig anspruchsvoll. Es gibt welche, die bei ge ringer Wurzelansbreitung sich ebenso kräftig zu ernähren Wissen wie andere, die „ans großen: Fnße leben" »vollen. sAnfgabe des züchtenden Gelehrten ist nun, dis Pflanzen ida^aufhin zn beobachten und solchen Stämmen den Vor- szug zu geben, deren ältere, auf den cngstcn Kreis um den sStengel vereinigte Wurzeln am längsten grün und lebens- sfrisch bleiben. Um bei unseren: Beispiele zu bleiben, ss werden hier diejenigen Exemplare zur Zucht auLgesondsr^ welche sich mit einer Wurzelausdehn-uug über den inuer- ssteu, in der Zeichnung hell gelassenen Kreis begnügen, die- Henigcn, die auf de» erste:: schraffierten oder gar auf den äußersten Ring übergreifen, werden ausgcmerzt. Das sind Inur einige der Vorbedingungen, unter denen die usuzsit- 'liche Pflanzenzüchtung langsam ihre in: Ergebnis dann oft so erstaunlich großartigen Erfolge -erzielt. En ZttkUNsiMO. Eigentlich ist es ein Gcgenwartsbild, genau nach einet -Photographie gezeichnet, und diese Photographie ist sogar -im deutschen Vaterlands ausgenommen worden. Immer hin muß man bei uns schon -auf große und wirtschaftlich vorbildliche Güter gehen, nur dieses von der Vergangen heit so vollkommen verschiedene Bild der Ernieeinbrin- aung zu sehen, während in Amerika cin solcher Anblick alltäglich ist. So bringt jeder amerikanische Durchschultts- sarmer feine Ernte ein. Der altväterliche Leiterwagen ist vollkommen beseitigt. Die neuzeitlichen verbesserten Wagen, um deren Einführung sich b-ei uns die Deutsche Landwirt- schaftsgesellschast bemüht, fassen bedeutend wehr sind sind, in viel kürzerer Zeit beladen. Ihrer drei oder auch mehr solcher Wagen, ein förmlicher Eisenbaynzug, werden mit- fvielendcr Leichtigkeit von derselben Benzol- oder Rohöl maschine gezogen, welche vorher den Acker umgapflügt -hat, und die tn: Gegensatz zum „Hasermotor" nur -dann Wahr weg braucht, wenn sie arbeitet. EsiMv-eUen erlaub ey die 'wirtschaftlichen Verhältnisse unseres Vaterlandes und Pie Lage des Landwirtes nur eine bangsaure Ausbreitung dieser industrialisierten Arbeitsweise und noch freuen wir uns der Poesie, welche die Einbringuna des Erntesegens nach altgewohnter Art für uns alle hat. Aber es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß auch bei uns dieses Erntc- Dild einmal nicht mehr eine Zukunftsprophez-eiung, sondern ein alltäglich anmutender Vorgmrg auf jedem Bauerndorfs 'sein wird. Wir leben ja erst im Anfänge des .Zeitalters der Maschine" und können uns auch bei regster Ein bildungskraft nicht ausdenken, wohin uns die Entwicklung noch treiben wird, Das bayerische Landschwein. Bei der Erklärung des Unterschiedes Mischen „Kalt blütern" und „Warmblütern" in der Pferdezucht kamen wir neulich schon darauf zu sprechen, wie wenig glücklich gs- wählt manche geläufigen Ausdrücke in der laud-wirtschaft lichen Tierzucht sind. Das gilt auch sür dis Schweiue- izucht. Da werden üblicherweise unterschieden „Land- schweuu" und „Edelschweine", wozu dann noch die „ver edelten Landschweine" ko-nEN. Auch hier ist der Ge brauch des Eigenschaftswortes „edel" vollkommen irre führend. Will man einmal scherzhafterweiss von alten: Adel bei den Borstentieren reden, so haben die Laud- Mweme bei uns zweifellos den viel älteren Stammbaum Mfzuwsisen und hätte» in dieses» Sinuc einen größeren Anspruch darauf, als „edel" bezeichnet zu werden. Es be deutet eine ganz ungerechtfertigte Verbeugung vor der 'englischen Tierzucht und ihren Anschau-mrgen, daß man die auf dem Woge über England aus Ostasien zu -uns ge langten Abkömmlinge des chinesischen Maskenschweines Ms Edelrassen gelten läßt und sogar Lis KreuzmuM mit diesen Rassen als Veredelung schlechthin bezeichnet. Unsers Landschweine, wenn sie gut auf Leistung durchg-ezüchtet sind, haben mindestens denselben Anspruch darauf, als- Melschweine bezeichnet zu werden. Man sollte daher lieber -alteinheimische oder Laudschweim auf der einen Seite und Chinaschweiue auf der anders» unterscheide». Das wäre viel richtiger. i Das Schwein gehört zu unseren ältesten Haustieren. ,Unsers Vorfahren gewannen -es dadurch, daß sie junge -Wildschweine cinsingsn und an Li-r Stallhaltung ge wöhnten, was auch heute uoch keine Schwierigkeiten umcht. -Auch Kreuzungen zwischen zahmen und wilden Schweinen gelingen immer Wieder mühelos, denn unsere Laud- jschwei-ne sind eben nichts mtderes als durch- die Gofangcu- -schaft mit ihre» veränderten Lebensbedingungen veränderte Wildschweine. Vielen Schlägen sicht man das kamn mehr km. Anders aber haben noch manche Züge ihrer waldbe- Üvohnenden Ahnen deutlich bewahrt. Zu diesen letzteren -gehört das in Süddeutschland und auch iu den ben-ach- Darten österreichischen Ländern weitverbreitete und mit «ollem Recht geschätzte bayerische Landschwsin. Es ist im Vorderteil strohgelb, im Hinterteil rotbraun bis schwarz bezeichnet, hat einen lärmen Kopf mit kargem Rüssel, der- Münismäß^ kleine, meist halb Mn Häirgen neigende Ähren, kleine Augen, einen scharfen, etwas gebogenen -Rücken, eine reichliche Behaarung mit starken N-ücken- borsten, eine slachri-ppige, aber sehr tiefe Brust, eine» -langen, geringelten Schwanz. Die großen Vorzüge, welche - dieses Schwein nicht nur in seiner engeren Heimat, sondern - auch in Österreich und in: deutsche!: Egerlande selbst in der Zeit, als der allgemeine Ruf mich „Veredelung" überall ertönte, verhältnismäßig sicher vor Vermischungen be wahrt hat, sind zunächst seine Widersta:Wsfühtgkeit gegen .Seuchen, Das bayerische Landschwein ist ein kerngesundes. Schwein! Dazu kommen noch schnelles Wachstum, außer ordentliche Fruchtbarkeit, leichte Aufzucht, gifte Eignung zum Weideaustrieb. Auch dir Mastfähigleft ist hervor ragend, freilich nicht so wie die der sogenannten „edlen" Nassen. Auch die Schlicken erreichen nicht die abuorw-e Größe derjenigen der chinesisch-englische» M astrassen. Dasür ist der Speck aber kernig und fest, niemals schwammig und wässerig, wie so vieler, der jetzt in den Handel kommt, und das dunkle und biudige Fleisch wird zwar langsamer im Kochtopfe gar als das der Maskenschweinabkömmlinge, hat dafür aber jenen Wohlgeschmack, der das „Gselchte" in den Heimatländern dieses Landschweines eben so berühmt gemacht hat wie den bausgcräucherten Bauernspeck, von dessen Wohlgeschmack der mit dem amerikanischen Jn- dustrtespeck abgespeiste Großstädter keine Ahnung hat. Dieser Landspeck schmeckt nach Nuß und nicht nach Tran, agt der Kenner. Eine „Veredelung" nnseres Landschwcins. wäre daher wirklich kein Fortschritt, sondern nur ei» weiterer Schritt zrm: Aufsehen alter Geschmackswerle. Aber es besteht auch gar keine Gefahr, daß diese tüchtige Landschweiurasse ausstirbt. Im Gegenteil sind eifrige Kräfte -an -ihrer weiteren Hochzucht tätig, aber an einer Hochzucht, welche die guten Eigenschaften aus der Nasse selbst heraus steigert, nicht aber sie durch Vermischuug eut« Geriet und gustilgt,