Volltext Seite (XML)
Helden fiel der Ruhm des Siegers zu, sondern dem listen reichen Odysseus, den ein französischer Gelehrter dahin kennzeichnet, daß er „weniger ein Heerführer als der Leiter eines Syndikats verwegener Reeder" war. Die zehnjährige Belagerung ließ es den Heerführern aber an gezeigt erscheinen, ihre Krieger sowie das griechische Volk durch entsprechende Beschwichtigungsmittel zum geduldigen Ausharren zu bewegen. Für die eingeweihten und prak tischen Leute genügte ja der Ausblick aus das lockende wirt schaftliche Ziel der Expedition. Sie wußten, daß außer der großen Beute die Beseitigung eines gefährlichen Konkurren ten in Aussicht stand. Für das Volk aber brauchte man ein Stimmungsmoment, und als solches konnte das Schlag ¬ wort Wirtschaftskrieg nicht in Frage kommen. Man be- ? nötigte ein stark wirkendes, ideales Äriegsziel, und da es i mit der verletzten Nationalehre nicht ging, so behalf man i sich mit dem Schlagwort der verletzten Eattentreue. Wenn ! Der gute Menelaos so jammervoll über sein eheliches Miß- I geschick lamentierte, so geschah es aus dem praktischen i Grunde kühler Berechnung. Er schreckte selbst nicht davor ! zurück, sich im Interesse der Allgemeinheit lächerlich zu » machen. Er wußte dabei sehr Wohl, was er tat. Und ! wenn er sich den Anschein gab, als ob er hinter seiner I pflichtvergessenen Frau herliefe, so ist das nur eine Maske, j hinter der sich seine Profitgier verbirgt. Kurz, er nützte , sein Unglück aus. I * Wie man Kinder trägt. „Auf dem Arm," sagt die deutsche Hausfrau. So einfach ist sie Sache aber doch nicht. Die Ciädterin, die ihr Baby auf dem Spiel teppich oder im Laufstuhl verwahrt und es nur gelegentlich einmal trägt, nimmt es allerdings auf den Arm. Auf dem Land aber, wo die Mutter ihr Kind bei der Ar beit oder gar auf weiten Feld- und Ge birgswegen mitschleppcn muß, findet man ganz andere Tragarten. Wenn die Han noveranerin vom Dorf zur Stadt wan dert, setzt sie ihr Baby „huckepack" auf den Rücken. Ein Dreiecktuch wird darüber ge legt, auf der Brust kreuzweise überein- andergcschlagen und um die Taille herum im Rücken verrnotet. Die Thüringerin trägt ihr Kind in dem bekannten „Kinder- mautel". Die Harzerin expediert ihr Klei nes in einem Korb, den sie au? dem Rücken trägt. Wenn die Schweizer Sennerin mit ihren Kühen und ihrem Kmd auf die Alm oder wieder zu Tal zieht, balanziert sie die Wiege mit dem Säugling sogar auf dem Kopf. In der Umgebung Wiens rol len die Bäuerinnen ihr Kind fest in ein Tuch, legen es quer über den Rücken und verknoten die Enden über der Brust. Noch selifamere Tragarten findet man in ande ren Ländern. Die Serbin steckt ihr Kind in eine wollene Tasche und hängt sie über den Rücken. Die Norwegerin trägt es ebenso, nimmt aber statt der Tasche einen Ledcrbeutel. Die Eskimofrau steckt ihr Kind in den hohen, pelzgefütterten Win- tersiiefel, so daß nur der Kopf aus dem Schaft herausguckt. Die Sudanesen, die Nfam Njam und die Araber lassen das Kleine auf der Hüfte reiten. Vereinzelte Jndiancrstämme tragen das Kind in einem Beutel, der an einem Stirnband be festigt wird. * Ter gefährliche See. Eine For schungsreisende, Lady S. aus England, die das wilde Gebiet der Felsengebirge auf der Grenze von Kanada, in dem es noch freie Jndianerstämme gibt, zum Schauplatz ihrer Studien gemacht hatte, ließ sich von mehreren Indianern über einen düsteren tiefen See rudern, der rings von Bergen umgeben war. Die Leute waren offenbar voller Angst vor dem unheimlichen See und prägten der Reisenden mehrmals ernstlich ein, sie dürfe unter keinen Umständen irgendein Geräusch machen, sonst würden die Geister des Sees sich beleidigt fühlen. Die Dame machte sich innerlich über den törichten Aberglauben lustig und beschloß, die Leute zu kurieren. Gefahr konnte ja dabei nicht sein, denn die Lust war unbewegt und die dunkle Wasserfläche glatt wie ein Spiegel. Als sie die Mitte des Sees erreicht hatten, stieß sie daher mit voller Lungenkrast einen Schrei aus, der von den Bergen rings umher schauerlich zurückgeworfen wurde. Die Indianer waren aufs äußerste bestürzt. Wortlos und mit finster zu sammengezogenen Brauen ruderten sie unter Aufbietung aller ihrer Kraft, fo daß das schwanke Boot wie ein Pseil dahin- schoß. Ersichtlich lag ihnen alles daran, ! so schnell wie möglich aus dem Bereich der ! beleidigten Geister zu kommen. „Sollten > sie denn wirklich noch immer nicht einsehen, daß es mit ihren albernen Gottern nichts ist," überlegte die Engländerin befremdet. Wie gedemütigt aber fühlte sie sich, als die rauhen Raturkinder, sobald sie das User betreten hatten und sich in Sicher heit wußten, wegwerfenden Tones in ge brochenem Englisch ihre Meinung dahin äußerten: „Ter große Geist ist barm herzig. Er weiß eben, daß eine weiße Frau nun einmal nicht den Mund halte» kann." -i- Ter Mann mit dem Staublappen. Früher galt es als eine feststehende, bei nahe heilige Regel, daß die Frau sich nicht um die Geschäfte des Mannes, der Mann sich nicht um den Haushalt zu kümmern habe. „Der Mann muß hinaus ins feind liche Leben, . . . doch drinnen waltet die züchtige Hausfrau." Ach, es war einmal, und es wird wohl nie wieder so sein, ob wohl es bis zu einem gewissen Punkte ge wiß gut wäre, wir kehrten zu dieser Ar beitsteilung zurück, wir könnten auf die vielen Bureaudamen, die seufzend auf Er lösung harren, als aus eine historische, nicht mehr wirkliche Erscheinung zurüü- blicken. Immerhin: nur bis zu einem gewissen Punkte! Denn es ist durchaus zu begrüßen, wenn der Mann, ob Gatte oder Sohn, zu Zeiten aktiv an der Haus wirtschaft teilnimmt. Elstens vermag er sich dann in Fällen, wo die Hausfrau ein mal ihre Pflichten nicht verrichten kann — bei Erkrankung, während einer Reise — selbst zu Helsen; zweitens merkt er bei Selbstbetätigung im Haushalt, daß das doch gerade kein Zuckerlecken ist. Es ist ja rührend, wenn eine Ebesrau dem Ehe- liebsien alle häuslichen Sorgen sernhält und ihn nur — zaghaft — in langen Zwischenräumen um ein bißchen Wirt schaftsgeld anilebt: aber eine solche Frau vertieft nur noch den dem Mann ange borenen Egoismus und handelt also eigentlich unmoralisch! Jawohl! Wenn sich eine Frau gelegentlich müde und ab gespannt fühlt, so sollte sie ganz ruhig zu ihreni Paul oder Peter sagen: „Du, heute mußt du heran! Mach mal die Wohn stube reine; wasch mal das Geschirr ab!" Unerhört? Wieso? Ist es nicht vielmehr unerhört, wenn sich eine hustende, von Kopf- und anderen Schmerzen geplagte Frau so lange abrackert, bis sie einfach nicht mehr kann. Mag der Mann selbst auch ruhcbedürftig sein; er gehört doch zum „starken" Geschleckt! Nur natürlich dars die Frau auch nicht den Schuh um drehen, wie es Vorkommen soll: den Mann . zur Hausmagd machen und selbst ihr Da« » sein zwischen Bett, Sofa und Besuche« I machen austeilen. * Gegen Motten, Fliegen usw. Um ! Schlupfwinkel von Motten, Spinnen, ! Fliegen usw., die sich hinter Möbeln be- I finden, unschädlick zu machen, empfiehlt l es sich, die Rückwände der Möbel mit » einem dünnen Teeranstrich zu versehen. , Auck den Fußboden kann man zweckmäßig I damit bestreichen; man setzt dem Teer dann Eisenocker oder ein anderes Färb- ' j mittel zu. » i v Sleppdrckenüezüge. Um wollene « Decken oder Steppdecken vor dem Her- I unterruticken zu bewahren, setze man in- > wendig au beide Seitennähte des Be- I zuges dreifingecbreite Streifen mit hinein, » woran mau die Decke sestüestet. Die Decke I kann sich nun nicht verschieben, und der j Bezug leidet nicht. Um die Decke einzu- « heften, legt man sie aus den links ge- ? machten Bezug und klappt die. Stoff- , streifen darüber, die man dann mit gro- « ßen Stichen darauf heftet. Noch schneller ! geht das jedesmalige Beziehen, wenn l man den Stoffstreifen mit Knopflöchern i und die Decke dementsprechend mit Knöp- » fen versieht; dann braucht man nicht » jedesmal beim Beziehen des Bettes zu I nähen. * Kitt für Glas und Porzellan. Einen « guten Kitt für Glas und Porzellan er- ? hält man, wenn man weiße Gelatine auf i heißer Herdstelle in etwas Essigsäure auf- j löst, die Flüssigkeit warm aus die Bruch- » stelle aufstreicht, die Teile seft aneinander , drückt und das Ganze einen Tag lang an » einer warmen Stelle trocknen läßt.