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Der Trojanische Krieg - sine Wirtfchastsknsis Der Raub der Helena als Vorwand. Legenden sind da, um von der Wissenschaft zerstört zu werden. Das hat sich auch an der Geschichte vom Trojanischen Krieg bewahrheitet. Tie Belagerung von Troja war nach Ausweis neuer wissenschaftlicher Forschun gen der letzte Akt eines ausgesprochenen Wirtschaftskrieges, den die Griechen ins Werk setzten, um eine ihnen unbe quem gewordene wirtschaftliche Konkurrenz zu erdrosseln, und der Raub der Helena war in Wahrheit nichts anderes als ein geschickt ausgedachter Vorwand, der dazu herhallen mußte, dem griechischen Volle die wahre Natur des Krieges zu verschleiern. Der gute König Menelaos aber spielte dabei die Rolle des Stimmungsmachers. Zur Stützung Lieser Auffassung hat neuerdings Walter Leaf, der Autor der besten englisck^en Ausgabe der „Ilias-, auf Grund seiner an Ort und Stelle angestellten, ausge dehnten Untersuchungen einen wertvollen Beitrag beige steuert. Danach war Troja, dank seiner glücklichen Lage, der Stapelplatz eines blühenden Transithandels und ein Markt, auf den die Kaufleute vom Schwarzen Meer, die Las Risiko des Seetransportes scheuten, sowie Händler aus Phönizien und aus Ägypten ihre Waren brachten. Es entwickelte sich hier alljährlich ein umfangreiches Meß treiben unter dem Schutze eines stark befestigten Platzes und eines wohlgeordneten Staatswesens. Die Stadt war, wie auch die Ausgrabungen hinlänglich bewiesen haben, steinreich, und alle, die hierher kamen, konnten von Jahr zu Jahr feststellen, mit welcher Schnelligkeit dieser Reich tum wuchs. Die Begehrlichkeit der Griechen sah denn auch mit dem Piratensinn, der ihnen damals eigen war, in Troja eine Beute, die den Aufwand von Opfern wohl lohnte. Troja täuschte sich nicht einen Augenblick über die Gefahr, die ihm von seilen der Griechen drohte. Es hatte sich deshalb auch durch gewaltige Mauern gegen eine Über rumpelung gesichert. Diese Mauern schützten nicht nur gegen einen Handstreich der benachbarten Völker, sondern hinderten auch, wie die Geschichte zeigt, die Griechen, die Stadt im Sturm zu nehmen, und zwangen zu einer Be lagerung und Blockade. Und nicht dem stürmischen Achilles oder dem schrecklichen Ajax, noch irgend einem anderen der Meter tiefer saß, als man angenommen hatte. Man mußte den Rettungsschacht vertiefen. Wieder verstrichen zwei Tage. Velten verbrachte sie in einer Art Halbschlaf. Er hörte über sich das Arbeiten der Rettungsmannschaft, er erfuhr durch seinen Vater, daß die ganze Stadt an seinem Geschick Anteil nähme, daß sich die Feuerwehr und eine Pionierabteilung an der Rettung beteiligten; aber es war ihm, als ginge das alles ibn gar nichts an. Er hungerte, er fror, er war müde — aber auch das kam ihm kaum zum Bewußtsein. Am fünften Tage blitzte mit einem Male ganz dicht vor ihm die Flamme eines Streichhölzchens auf. Da er wachten seine Lebensgeister fast explosiv. Er bat um warme Kleidung und ein ordentliches Stück Fleisch. Die Kleider erhielt er, statt des Fleisches aber nur Milch. Befreit konnte er vorläufig noch nicht werden. Die Öffnung der Verschalung vor Lem Horizontalrohr war zu eng, und eine gewaltsame Erweiterung durfte nicht ver sucht werden; Velten selbst verbot das, denn als man das Rohr mit einer Winde durch die Verschalung stoßen wollte, da bebte diese so, daß ein neuer Erdrutsch zu be fürchten war. Aber die Prüfungszeit war doch nun nahezu abge laufen. Man konrne Velten eine Säge zureichen, und er selbst stellte mit der erforderlichen Behutsamkeit den Weg ins Freie her — eine Leistung, die nur erklärlich ist durch die ungeheure Nervenanspannung, unter der Velten seit sünf Tagen gestanden hatte. Als die Verbindung hergestellt war, schlangen die Retter ein Seil um Veltens Körper, zogen ihn nach dem neuen Schacht und wanden ihn diesen hinauf — ans Licht. Eine ungeheure Menschenmenge empfing den vom Tode Anferstandeuen; er aber schwenkte die Mütze und rief: „Glück auf!" „Glück auf!" klang es tausendfach zurück. Dann wurde Velten ins Krankenhaus gebracht, und bald senkte sich ein wohltätiger Schlummer auf seinen erschöpften Organismus. . . . ausgchobenen Kesselbrunnens vollenden sollte. Der Brunnen war etwa 25 Meter lief, die Ummauerung bis her sieben Meter hoch hergestellt. Nachdem Velten — so hieß der junge Mann — auf einer Sreigleiter bis zu der Vermauerung hinabgelangt war, ging er daran, ein kleines Stück der Schalung über dem Mauerwerk zu entfernen. Dies schien keine Bedenken zu haben. Velten füllte dann einen Eimer mit Sand und ließ ihn hochwinden. Der Eimer stieß mehrmals heftig an Vie Holzwand, und mit einemmal sab Velten mit Ent setzen, daß die gesamte Verschalung in sich zusammenjank und herniederkrachte. Sand und grobe Kieselstejne über schütteten ihn, und er glaubte sein letztes Stündchen ge kommen. Doch hatte er Geistesgegenwart genug, sich an der Letter festzuklammern. Allmählich legte sich der Sandregen, und Velten hatte Muße, seine Lage zu überdenken. Er stellte sest, daß er unverletzt war und daß sich um ihn eine Höhte gebildet hatte, die einen Meter lang, 80 Zentimeter hoch, 35 Zentimeter breit war. Etwas Luft, aber kein Licht kam von oben hineingesiüerl: die Steigleitern hatten eine gänzliche Verschüttung verhindert. Konnte Betten irgend etwas zu feiner Rettung, tun? Durchaus nicht. Jeder Versuch hätte die Sandmasscn von neuem in Bewegung gesetzt, und er wäre unweiger lich zerquetsch» worden. Ei mußte auf Hilse von außen harren und sich vorbcreiten. wenn diese nicht käme, vom Leben Abschieo zu nehmen Eine böse Sache für einen Lm Brunnenschacht. Man hört leider nur zu häufig von tödlichen Un- glücksjällen, die sich gelegentlich des Bauens oder Reini gens von Brunnen ereignen. Meist sind sie durch giftige Gase veranlaßt, die sich in der Tiefe sammeln und die Nied ersteigenden betäuben und verderben. Aber nicht nur die giftigen Gase hat ein Brunnen bauer zu fürchten, sondern auch nachsttirzendes Erdreich. Immer wieder bringen die Zeitungen Notizen über erdrückte, erstickte Brunnenarbeiter; nur selten können sie einmal über die wunderbare Rettung eines Verschütteten berichten. Von einer solchen wunderbaren Rettung soll im Nach stehenden erzählt werden. Ler Held der Geschichte ist ein junger Mensch, der im ; Auftrag seines Vaters die Ummauerung eines von diesem ; jungen, lebensfrer diaen Menschen. Aber noch brauchte er « ja nicht zu verzweifeln: sein Vater würde alles ausbieten, k um ihn zu retten. Was für Gedanken Velten in seinem Kerker durch den ff Kopf schossen, wer wollte sich das ausmalen! Er selbst - wußte später nickt zu sagen, was in ihm vorgegangen I war, nur erinnerte er sich, mit aller Gewalt in dem bißa-en I Hoffnung fesigehatten und jede Anwandlung von Klein- ; mut energisch niedergekämpft zu haben. » Stundenlang kauerte er in seinem Verließ, ohne einen i Ton aus der Oberwelt zu vernehmen, so angestrengt er I auch lauschte. Endlich drang ein schwacher Laut an jein ' Ohr — die Stimme seines Vaters. „Wir sind dabei, die Erde abzutragen und wollen I einen zweiten Schacht graben, um dir zu Hilfe zu kommen, i Mut, mein Junge, Mut!" Kaum zu verstehen waren diese Worte, die sich gleich- » sam an der Leiter entlang mühsam zu dem Verschütteten i hinabzwängtcn. Aber sie ließen Velten doch innerlich auf- j jubeln: „Der Vater ist da, in ein paar Stunden siehst du ; das Licht wieder!" In ein paar Stunden — diese Erwartung sollte bitter I getäuscht werden: Erst nach fast vollen fünf Tagen schlug i für Velten die Erlösungsstunoe. . . . » Ununterbrochen wurde an dem Nebenschacht ge- » arbeitet, achtunvvierzig Stunden lang. Man trieb ihn 1 16 Meter tief, eine Arbeit, die der immer wieder nach- j stürzende Sand aufs äußerste erschwerte und Lie die größte » Vorsicht erheischte, da jede größere Erderschütterung dem . Eingeschlossenen verhängnisvoll werden konnte. Velten l spürte jeden Spatenstich. Zwei Tage nach dem Unglück war man so weit, daß » ein Eisenrohr von 50 Zentimeter lichter Weite in horizon- » taler Lage nach dem Brunnen hinübergeschoben werden k konnte. Da aber ergab es sich, daß Velten noch zwei