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8 soviel * * Gortsctzuna folgt.) «WM» ... der Hochzeit auf dem kleinen flatlerte ihr sofort etwas in schwärmerischer Liede an ihr, der Freundin, vielleicht hörte es auf ein reiferen und klügeren Frau. Nicht blindlings hingeben dem Manne, nicht die eine Teele ver leugnen und den eignen Willen unrergraben, täglich von neuem den eigenen Wert fühlen lassen, und selten, nur selten Sie Schwächen des eigenen Geschlechts zeigen, Las geheime Sehnen und Anschmiegungsbedürfnis, ... o ja, ... sie würde schon die richtigen Worte finden für Lie junge Braut. Uns die kleine, verliebte Dürgermeiftersgrete würde ihr La- Als Maria am Vorabend Bahnhof in Kroplin ankam, zeitsfeierlichkeiten. Das Mädel hing älteren und eleganten mahnendes Wort der L L o: x: f für vielleicht dankbar sein ihr ganzes Leben lang, war diese Hochzeitsreise schon zwang sie, ihm zu gehorchen. Zum erstenmal in ihrem Leben mußte sie erkennen, daß Manneskrast und Mannes wille über jeder Frau stand, die sich dem Manne anver- traute. Und sie floh vor diesem Willen, um sich nicht selbst zu verlieren . . . Maria blieb plötzlich auf ihrer unruhevollen Wande rung stehen. Ihr siel die Hochzeitseinladung wieder ein, und die vielen, schwärmerischen Briefe der jungen, bräut lichen Freundin. Wenn die sich nun auch in blinder Liebe an den Mann verlor, dem sie sich zu eigen gab? Wenn das unerfahrene und weiche Herzlein ahnungslos und biegsam sich dem Manneswillen von Anfang an unterwarf, was dann? Es würde vielleicht nicht den Mut und die Kraft haben, dem unwürdigen Zustand zu entfliehen, wie Maria es getan, und sich gegen Gesetz und Sitte auflehnen. Dulden und entsagen würde es,'und heimlich kranken unter der Willkür des Mannes, wie die meisten der verliebten und schwachen Frauen. In die Wangen der Malerin floß heiß und rasch das Blut der Erregung. ' Vielleicht lohnte es sich doch, nach diesem Kroplin zu fahren, ungeachtet der kleinstädtischen und lächerlichen Hoch- wert . . * stand und ihren Stuhl lauter, wie nötig war, an den Tisch zurückschob. „Damals, als ich von Herbert sortging, und Papa so rasch starb, hätte ich mir deine Bitte, mit dir zu sammen zu leben, doch noch mehr überlegen fällen, denn^ du bist oft schmerzhaft deutlich . . ." „Aber Kind, ich will doch nur dein Bestes . . Die alte Dame griff bestürzt nach der Hand der Nichte, die sie aber heftig abwehrend entzog. „Laß mich, bitte, jetzt, ich gebe in mein Atelier hinauf, bis jetzt bin ich meine schlechten Bilder alle noch reißend losgeworden." Die Tür klappte — und die alte Dame saß allein und trank seufzend ihren kaltgewordenen Kaffee aus. Da lag die unschuldige Ursache dieser Aufregung noch auf dem Tisch. Schlichtes Kartonpapier mit unmodern ge druckter Schrift, uns doch sehr gediegen und gut sah die Einladung des Bürgermeisters aus. Warum Maria da nur nicht hmwollte? Kroplin, ja, es war vielleicht auch so ein kleines, entlegenes Städtchen wie Bergsfelde, dahin die Nichte damals vor zwei Jahren ihrem Gatten gefolgt war. Und aus dem sie schon so bald wieder zurückkehrte nach Berlin, in leidenschaftlicher Abwehr fliehend vor dem Manne, dem sie Treue an ihrem Hochzeitstage gelobt. „Er hat mich zwingen wollen, Tante, in seiner bru talen Kraft, er packt in der Fabrik mit an wie ein gewöhn licher Arbeiter, obwohl er es nicht nötig hat, er weiß mit Steinen und Zement umzugehen, nie aber mit einer Frau, die ihren eigenen Willen hat und ihre eigene Seele," hatte Maria in ihrer ersten Aufregung gesagt. „Und sein Haus hat wie ein Gefängnis eine hohe Mauer um Hof und Garten, über die nur das Pfeifen von der Fabrik und das Surren der Maschinen tönt. Und wenn er kommt, um mich dahin zurückzuholen, so sage ihm, daß eine Maria Volk mann sich nicht zurückholen läßt, wenn sie erst einmal fort- gegangen." Gottlob hatte die alte Dame das dem Manne, den sie heimlich selber verehrt hatte in seiner sieghaften Männlich keit und Frische, nie sagen brauchen. Denn er war nicht gekommen, um sein Weib zurückzuholen. Seine Briese aber, die er in der ersten Zeit so oft geschickt, hatte Maria alle nur allein gelesen und sie gleich daraus mit undurch dringlicher Miene im Kamin verbrannt. „Einer Maria Volkmann hat die Mutter gefehlt," mußte die alte Dame bekümmert denken bei ihrer einsamen Morgenbetrachtung. Da war keine sorgende Frauenliebe, die dem schönen, wilden Kinde den richtigen Weg gezeigt, da war nur des Vaters Wille und des Künstlers Eigenart, die an der Tochter bildete und formte mit verbittertem, selber früh verwaistem Herzen. Für ein Kunstwerk war dieses willkürliche Formen vielleicht oft gut, für ein leben diges Menschenkind aber, in dem das Gute und Böse wild durcheinander wucherte, wie auf einem unbebauten Felde, wie konnte es da zum Segen werden? m * * * Maria konnte heute nicht arbeiten an ihrem Bilde. Sie wagte gar nicht hinzublicken nach der Staffelei, auf der in dicker, aufdringlicher Farbe ein Chaos bunter Häufer unter einem merkwürdig roten Himmel auf Ler Lein wand lag. Es war die Art Kunst, die Herbert nicht liebte, und von der er gesagt hatte, sie stände einer Frau, die An- i spruch auf Seele haben wollte, ganz und gar nicht. Er hatte soviel gesagt in jenen sechs Monaten, da sie bei ihm gewesen. Seine ganze einseitige Welt war vor ihr i aufgerollt wie ein Vorhang, hinter dem alles das lag, was i Maria fremd und unbegreiflich fand. Zuerst hatte sie gelacht über seine Ansichten und seinen j Kunstgeschmack. Sie liebte ihn, war verliebt in den wun- j dervollen Kopf, seine hohe Gestalt und die Kraft seiner l Arme. Und in seinen Mund, der sie zum erstenmal das Küssen gelehrt, der so weich und warm flüstern konnte wie < sie es nie vorher gehört ... ; Und Loch hielt diese Liebe dem Sturm nicht stand, der ; gegen sie anbrauste. Dem Trotz nicht und dem Eigenwillen, , der in ihr wuchs von Tag zu Tag an seiner Seite. Und ' die Stunden, da sie ihm in Abwehr und Wildheit wider- < strebte, da sie sein Tun und Wesen bekritelte und verspottete, häuften sich und gaben Anlaß zu häßlichen Szenen. Seine Stimme wurde laut und drohend, und sein Arm Weiches und Jubelndes in Lie Arme. „Daß du nun doch gekommen bist,. . . ach, daß Lu nun Loch La bist zu meinem Ehrentage," lachte und weinte eine junge, warme, vom Glück durchflutete MLdchcnstimme. Die junge Frau hielt beinahe bestürzr vor so viel Freundschaft und Liebe der stürmischen Umarmung stand. „Ja," sagte sie ruhig, mit ihrer klingenden und zwin genden Stimme, „du kannst dir auch etwas daraus einbilden, kleine Grete. Es ist die erste Hockzeit, außer meiner eigenen, die ich mitmache. Und Lie letztere war nur so ein kleiner Zivilakt, ein leider nicht unumgänglicher Punkt. . ." Und dabei streckte sie nachlässig sie Hand aus, weil hin ter dem aufgeregten Mädel noch jemand stand, der beinahe hilflos in das schöne Frauenaiulitz hineinlächelte. „Auch ich heiße Sie herzlich willkommen, gnädige Frau," hatte Ler mit einer tiefen Verbeugung gesagt. „Das ist also der vielgeliebte Bräutigam," mußte Maria in einer Art Enttäuschung denken. Unglaublich jung und unscheinbar sah er aus. Nur die Stirn war schön geformt unter den dunklen, kurzen Haaren, uuo die Augen blickten frei und klug. Nur Lie Hände,... Lie junge Frau zog ihre eigenen sehr rasch wieder zurück, diese breiten, harten Hände erinnerten sie schmerzhaft stark an andere, die auch so fest zupacken konnten, und wie diese hier wohl auch harre Arbeit kannten . . . Grete hatte einen Arm in den der Freundin, Len andern in den des Verlobten gehängt, und schritt so, links und rechts fertig eingehakt, von dem ländlichen Bahnsteig zu ser harren den Familienkutsche des Bürgermeisters. Der alte Mann, der den schmalen, eleganten Kuppekofser Marias trug, kletterte sehr umständlich aus Len hoben Dock, knallte mit Ler Peitsche, die Pferde, richtige, starkknochige Ackergäule, zogen an, und man fuhr ratternd über das be rühmte Pflaster von Kroplin. Das Brautpaar lachte, als es Las entsetzte Gesicht des Gastes sah.