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Kurzes Glück Don G«rt Ganz merkwürdig ging (Schluß folgt.) Du denen muhte, 8 auggen. ^Nachdruck verboten) es ihvl mit diesem junge« mußt bei jeder Gefälligkeit, die du einem Menschen erweisest, deine Rechnung auf .Undank- stellen, wenngleich du dafür den größten Dank zu fordern hättest. I» den meisten Fällen folgt unausbleiblich Undank. Rechne daher stets darauf, und du schützest dich gegen Verdruß und Menjchenhaß. Sprüche -er Weisheit. Wenn du willst im Menschenherren Alle Saiten rühren an, Stimme du den Ton der Schmerze«, Nicht den Klang der Freuden au. Mancher ist wohl, der erfahren Hat auf Erden keine Lust; Keiner, der nicht still bewahre« Wird ein Weh in seiner Brust. Unter dem Geschlecht von heute Immer seltner werden Leute, Die nicht bloß nach Golde wühle«. Sondern auch für Höh'res fühlen Und ihr Bestes und ihr Meistes Setzen auf Gewinn des Geistes. ! Dinge. Er war so gewöhnt, die Mädchen, die er kennen- ! lernte, bald einzuordnen; die verschiedensten Fächer hatte I er für sie in Bereitschaft. Er wußte bisher so schnell, so f znm Überdruß schnell, in welches jede einzelne Hineinpaßle. ; Und dieses kleine Ding konnte er nirgends unterbringen. Die große Auszeichnung, die Dr. Heinz Ebert als gute l Partie überall genoß, hatte ihm etwas überlegenes, ost f unangenehm Ironisches gegeben, das seiner eigentlichen ; Natur fremd war. Bei geselligen Zusammenkünften war - er meist kühl und spöttisch. Trotzdem empfand es jedes i Mädchen als Ehre, wenn er sie scheinbar ein wenig aus- I zeichnete. Und nun kam dieses kleine Ding «ud wollte ihm I die gewohnte schuldige Anbetung versagen. Richt etwa, Welchen Genre sie in ihren Malereien Wohl bevorzugen mochte, wie sie die Dinge Wohl auffaßte? Sie hatten schon oft davon gesprochen, daß Hilde nach der Hockest weiter studieren sollte. Und sie war so glücklich darüber gewesen. Nein! — Er war nicht kleinlich wie andere Männer, bei für die Frau in der Ehe alles andere aushore« ' daß sie schnippisch oder dreist oder gar verletzend ihm i gegenüber gewesen wäre — gar nicht! Aber sie zog sich I sichtbar zurück und ging ihm aus dem Wege. Das machte j ihn geradezu nervös und gereizt. Und doch zog es ihn ' immer wieder mit zwingender Gewalt zu ihr him Heimlich ! beobachtete er sie, belauschte ihre Gespräche, und ihre ! sonnige Heiterkeit und Natürlichkeit im Berkehr mit Mäd- ! chen und jungen Männern erfülle ihn mit Entzücken. Ihr ' Ubernukt riß oft die ganze Gesellschaft mit sich fort, und I doch hätte nie jemand versucht, ihr gegenüber einen freieren > Ton anzuschlagen; nie bewegten sich die jungen Leute im Gespräch mit ihr so scharf an der Grenze hin, wie Heinz ! das anderen Mädchen gegenüber schon ost bemerkt hatte. — I So frei von jeder Gekünsteltheit, so einfach, so bezaubernd > wirkte sie auf ihn, daß ein warmes, verlangendes Gefühl » wieder und wieder in ihm aufsticg —, dieses junge ! Geschöpf schützend mit seinen Armen zu umschließen, sie I hinauszutragen aus dem Kreis all dieser Leute, ehe ss der ' Hohlheit der Gesellschaft sich bewußt wurde, sie für sich zu ; retten, für sich ganz allein. Wieder wie so ost in letzter Zeit packte ihn heute in I der Gesellschaft des reichen Bankiers ein solcher Überdruß, f daß nur der eme Gedanke ihn beherrschte: Wie komme ich ; hier auf anständige Weise fort? Diese Gänse, dachte er i erbittert, und seine Augen glitten hochmütig über ein paar I der hübschesten jungen Damen weg, die ihn vergebens mit z ihren Koketterien zu fesseln versuchten. Unwillig schob er ; den Sessel beiseite und ging auf die Tür zu. In diesem i Moment trat Hilde ein. Da blieb er. Wie immer trug I sie ein einfaches weißes Kleid, das hoch am Halse ge- , schlossen war und den Schimmer des Unberührten, der f über ihr lag, erhöhte. Nie hatte Heinz sie dekolletiert I gesehen. Doppelt setzte ihn ihre schlichte und doch vor- f nehme Kleidung in Erstaunen, weil sie, wie er oft von , anderen gehört hatte, Künstlerin werden wollte. Er ! lächelte halb unbewußt sein mokantes Lächeln. Auch ste > malte!! Gott, wer malte heut nicht! Hilde mischte sich ungezwungen unter die jungen » Mädchen, schüttelte den Herren die Hand ohne alle Steif- » heit, und bald nahm die Lust des Tanzes sie vollkommen I gefangen. Auf allgemeines Bitten ließ sie sich herbei, I einen Solotanz zum besten zu geben. Den heimlich Beob- ; achtenden dünkte dieser Tanz das Anmutigste, was er je - gesehen. Er hatte das Gefühl, als muffe er das leuchtend» l Haar jeder Fessel befreien, um es über den schlanken weißen I Körper gleite« zu lassen als einzige herrliche Hülle. Wie ; Sehnsucht stieg es plötzlich in ihm auf. So, ja so müßte « das Weib sein, mn dessentwillen es sich für ihn lohnen I könnte, zu leben. Wie ein schmachtender Jüngling sagte I er halblaut und ärgerlich, stand aus und ging aus Hilde ; zu. Um seine ihn sentimental dünkenden Gesühle zu be- » tauben, war sein Ton kälter und spöttischer als je, als er l ihr sein Kompliment über die „schöne Darbietung" machte. I Hilde hatte ihn bisher gar nicht gesehen. Jetzt bückte sie ; ihn nur groß und seltsam an und ohne ein Wort zu er- » widern, zog sie sich zurück und trat zu den andern. Blöd- I sinn? murmelte Heinz vor sich hin, und nun verließ er I wirklich die Gesellschaft. Aber der G^>anke an das Mädchen ' fing an, ihn direkt zu quälen. Nicht, daß er im Ernst daran « gedacht hätte, sie zum Weibe zu begehren. Er kannte diese I sogenannten modernen Ehen zur Genüge. Ob sie das wohl fühlte! Ob sie das ahnte, das kleine j Mädchen, das so bitterlich weinen konnte, wenn sie an ihn » dachte, da- so hast mit sich kämpfen uurßt«, «» nicht m , heißem V«rlans«n die Arme um feine« Hals zu schlingen I und ihn anzuflehen: „Hab mich doch lieb, nur ein ganz ß klein wenig, aber anders, anders als du bisher die Frauen » geliebt hast." Ein Zufall fügte es, daß er s^ einmal gegen Abend I allein traf. Sie kam aus dem Atelier. So wie heut war f ihr noch nie etwas gelungen. Der älteste der Kollegen » hatte ihr auf die Schulter geklopft und Glück gewünscht. » — Ob er sie Wohl ein bißchen mehr achten würde, wen» l er ihr Bild sähe!? — Leise trällerte sie vor sich hin. So traf ß er sie. Und wieder einmal entzückte ihn ihr harmloser, na- » türlicher Frohsinn. Schnell?trat er an sie heran. Sie fuhr » sichtlich zusammen und ihr Lächeln verschwand. Wit I hastigem Gruß wollte sie au ihm vorstberetlen. Da packte ß rhn eine förmliche Wut. Ohne recht zu wisse«, was er tat, » zog er heftig ihren Arm durch den seinen und bog in eine » stille Seitenstraße ein. Sie war so erschrocken, daß sie ihm > nicht wehren konnte. Plötzlich ließ er brüsk ihren Ar« ß fallen und blieb stehen. „Warum sind Sie so sonderbar mir ; gegenüber?" herrschte er sie an. Mes Zeremonielle war von » ihm gewichen, er war sich seines seltsamen Gebarens gar I nicht bewußt. Und ihr« Anwesenheit säst vergessend, sagte j er in plötzlichem Umschwung wie aus einem Traum heraus » leise vor sich bin: „Kannst du mich denn gar nicht lieb « haben, kleines Mädchen, so recht, recht lieb?" Da kam «in I Jubel über sie, den sie nicht dämmen konnte, ein über- j mutiges, seliges Giücksgefühl, und — „Oh! ich könnte schon," » flüsterten ihre Lippen — „Ja! ich könnte," ries sie plötzlich » ganz laut, und aus offener Straße schlang sie die Arme in I Heitzer Zärtlichkeit um seinen Hals. Ader ehe Heinz noch ß recht zur Besinnung kam, war er allein. Und er, dem sonst » alles Formlose im höchsten Grade peinlich gewesen war, » er lachte nur leise und glücklich aus. Lin unsagbares Staunen herrschte bei allen Bekannten, I als kurze Zsit darauf die Verlobung der beiden prokla- ; miert wurde. » Er hatte sich niemals binden wollen, und doch fühlte > Heinz von Tag zu Tag mehr, daß das Leben zwecklos und I ohne Reiz für ihn rväre, wenn er sie nicht gefunden. Mit ; dem Interesse an ihrer Person wuchs der Wunsch, sie ganz, " nach jeder Richtung hin kennenzulernen. — Er kannte säst I nichts von ihren Bildern; sie brachte selten etwas nach I Haus. Es seien ja nur „Studien", sagte sie auf seine ; häufigen Fragen. — Auch wenn Heinz allein war, be* » schäftigten sich feine Gedanken fast ausschließlich mit ihr. — I