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Mierhalümgsöeilage D .zum D Hohensiein-EmstthaLer Tageblatt und Anzeiger § — . — Dies versprach ich ihm natürlich. Aber jetzt, wo er j tot ist, und ich nicht weiß, ob er sein Werk zu Ende führen ' in der Nähe des Tatortes gefunden und mir übergeben. Dr. Holly, wo haben Sie es her?" ..Es wurde heute zufällig vom Rosenhofer Gärtner (Nachdruck verboten.) konnte oder vorher daran zugrunde ging, quält mich namenlose Unruhe. Soll ich Onkel David warnen oder nicht? Aber ich weiß ja nicht einmal, wovor! Und auch das quält mich: die Angst, daß Adolfs Tod vielleicht nur eine Folge seiner heimlichen Schritte ist, jenen Elenden unschädlich zu machen. Vielleicht ist der, vor dessen Um trieben er Onkel David retten wollte, sein Mörder ge worden!" Sic schwieg. Auch Holly, der ihren Worten mit ge spannter Aufmerksamkeit gefolgt war, blickte stumm vor sich hin. Wie seltsam war diese Mitteilung, die so schwer ins Gewicht fiel, wenn man Adolf Lauterbecks Tod daneben hielt; und doch so gar kein Fingerzeig über das Motiv des Verbrechens und die Person des Mörders! Als Tatsachen schienen aus Melanies Bericht sich allerdings zu ergeben: 1. daß Baron Drewendt einen Feind besaß, der ihm Schaden zufügen wollte, 2. daß Adolf Lautcrbeck auf irgendeine Weise Kenntnis davon bekam und es zu verhindern strebte, 3. daß er knapp vor Erreichung seines Zieles ermordet wurde, woraus sich der Schluß ergab, daß sein Mörder wohl jener Feind Drewendts war, der sich so des gefährlichen Mitwissers entledigte. Wer aber war dieser Feind? Was plante er? Und welche Nolle spielte Fräulein Schmidt in dem ganzen Drama? Melanie nahm endlich wieder das Wort: „Auf eines möchte ich Sie noch besonders aufmerksam machen, Herr Doktor. Man hat uns gestern die Sachen vorgelegt, die man in des armen Adolfs Taschen sand, damit wir feststellen sollten, ob sie sämtlich sein Eigentum seien. Jenes Taschenbuch, von dem ich vorhin sprach, in dem sich Adolfs Beweise befanden, war aber nicht dar unter. Spricht dies nicht auch dafür, daß der Mann, den er verfolgte, sein Mörder ist? Wer anders könnte ein Interesse daran gehabt haben, gerade dieses Taschenbuch verschwinden zu lassen?" Holly blickte verwirrt auf. Dann fragte er lebhaft: „Erinnern Sie sich vielleicht zufällig, wie jenes Tafchen- buch aussah, gnädiges Fräulein?" „Gewiß. Ich kenne es sehr genau. Es stammt noch von unserem Vater, der darin sein erspartes Geld auf bewahrte. Adolf trug es aus Pietät stets bei sich und pflegte früher Notizen zu seinen Arbeiten, die er oft nur mit Bleistift flüchtig hinwarf, darin zu sammeln. Es war aus dunkelgrünem Marokkoleder und ziemlich abgenutzt." „Ist es dieses?" Holly zog das von Adams ge fundene Ledertäschchen heraus und legte es vor Melanie hin. Sie stieß einen Schrei aus, während ihre Augen sich mit Tränen füllten. „Ja — das ist es!" rief sie bewegt. „O, lieber ! (8. Fortsetzung.) „Ja. Sie müssen es erfahren, denn dies ist der I eigentliche Zweck meines Kommens. Es war am letzten ; Abend, den wir gemeinsam verbrachten. Tante Sabine » spielte mit Onkel David Schach. Onkel Andreas las in ! seiner Fischereizeitung und Tante Ludowika war Valentin I entgegengcgangen, der noch nicht vom Meierhof zurückge- ! kehrt war. Adolf war den ganzen Tag über unruhig und ' in sich gekehrt gewesen wie so oft in den letzten Wochen. I Ich ging ihm daher, als er gleich nach dem Abendessen auf > die Terrasse hinausging, nach und fragte ihn, was er habe. « Da antwortete er zuerst: „Laß das, Mela! Frage ja vor ! den anderen nichts dergleichen. Noch kann ich dir nichts t Bestimmtes sagen, und du könntest durch eine harmlose ' Bemerkung unabsehbares Unglück heraufbeschwören." ' Natürlich wollte ich mich damit nicht zufriedeugeben i und drang weiter in ihn. „Welches Unglück, Adolf?" i fragte ich. „Hängt es mit deinem veränderten Wesen zu- ! sammen? Was fürchtest du eigentlich, und warum willst I du nicht offen mit mir darüber sprechen?" Er sah lange schweigend vor sich hin. Endlich sagte j er beklommen: „Weil ich noch nicht alle Beweise beisammen - habe. Aber nächstens hoffe ich, Gewißheit zu erlangen, ! ob meine Vermutungen stimmen, und daun . . ." Wieder schwieg er. Mich aber packte plötzlich eine I seltsame Angst. ; „Betrifft es dich? O, sage mir wenigstens das, » Adolf!" bat ich. Da strich er beruhigend über mein Haar. I „Nein, Liebling, es betrifft Onkel David, gegen den man t etwas Schändliches vorhat. Und da ich unabsichtlich ! Schuld daran trage, daß es versucht wird, muß ich alles ! tun, um die Ausführung unmöglich zu machen." I Ich war natürlich sehr erschrocken. „So hängt es damit zusammen, daß du deine Studien , unterbrachst und so viel von Haus fort warst in der ? letzten Zeit?" forschte ich. Er nickte. „Ja, Melanie." , . . „Hat denn Onkel David einen Feind?" ' „Ich fürchte es. Nur ein erbitterter Feind kann dem i alten Mann einen so tiefen Schmerz antun wollen." „Und wirst du cs verhindern können?" „Ich hoffe es, und zwar, ohne daß er überhaupt je ! etwas davon erfährt. Hier —," er öffnete den Nock und I wies auf eine Brieftasche, die er jn der inneren Tasche j trug, „habe ich die Beweise. Nur der letzte fehlt mir. » Wenn ichden habe, dann ist alles gut, und ich kann jenen ! Elenden zwingen, von der Bildfläche zu verschwinden, ohne i daß er sein Werk zu Ende führt. Aber uun ist's genug I mit dem Fragen, Mela! Später einmal werde ich dir j im Vertrauen Wohl alles mitteilen. Für jetzt versprich » mir nur, daß du zu keiner Menschenscele ein Wort von I dem verlauten läßt, was wir soeben sprachen. Zu nie- > mandem, verstehst du wohl, er mag dir noch so nahe- ! stehen!" Am das Erbs der DrsNreMs Kriminalroman von Erich Ebenstem.