Volltext Seite (XML)
Lchee ltnterhaltuugs - Beilage ZUM MW - WWkl MN M NM Druck und Verlag von I. Ruhr Nachf. Dr. Alban Frisch, Hohenstein-Ernstthal. Km das Erbe § Kriminalroman von ; l4- Fortsetzung.) Holly stand wie erstarrt. Eine Flut von Gedanken l jagte ihm durch den Kopf. „Du hast sie — geliebt?" wiederholte er endlich I langsam. „Und davon hatte niemand eine Ahnung?" „Nein!" „Hast du sie am Ende damals vor ihrem Verschwin- ; den noch getroffen — oben am Winzerhaus?" fragte Holly - ängstlich. Rehbach nickte stumm. I „Und jener Tote?" ü „Ich weiß nichts von ihm," fiel Rehbach hastig ein. ' „Ich kenne ihn nicht. Aber nun laß das Fragen. Komm I mit mir! Wir müssen fort!" „Nicht eher, als bis du mir noch diese letzte Frage » beantwortet hast, Hans: auf Ehre und Gewissen — bist ! du schuldlos an dem Tode Adolf Laulerbecks?" „Ja. Auf Ehre und Gewissen! Meine I Hände sind so rein von diesem Blut wie deine eigenen!" ; lautete Nchbachs feierliche, wie ein Schwur klingende i Antwort. Holly atmete tief auf. Beider Blicke trafen sich. Dann ! schlangen sie, beide demselben Impuls folgend, die Arme ! umeinander und hielten sich so umschlungen, lange, fest I und schweigend, als müßten sie einander von neuem I Freundschaft geloben. Dr. Holly stellte keine Frage « mehr, so viele ihm auch noch auf den Lippen brannten. ! Er fühlte, daß Nehbach ihm doch auf keine mehr ant- I Worten würde, daß irgendein düsteres Geheimnis da war, I das ihm die Zunge band. ; Schweigend fuhren sie nach dem Schauhaus. Da dle ' Leiche noch identifiziert werden sollte, machte man ihnen ! keinerlei Schwierigkeit, sie zu besichtigen. i Nehbach zuckte zusammen, als ein Diener das Laken ! hinwegzog, welches den Körper der Unglücklichen ver- ' hüllte. „Nein, von dem Gesicht war wirklich nichts mehr > kenntlich! Aber das lange, blonde Haar, das in feuchten » Strähnen auf dem Kissen lag . . .? Nehbach atmete tief auf. Gottlob, das war nicht die I goldig schimmernde Flut, an deren feinem Duft er sich so ! oft berauscht hatte, das er so sehr liebte, noch immer — ; ach, noch immer! Und da, gleich unter dem rechten Ohrläppchen, das 1 süße braune Mal, das er so oft geküßt hatte, es fehlte an » der Leiche. Auch die Hände waren anders. Mcht so ! schmal und fein wie die Jelas. Freilich, für alle diejenigen, die nicht wie er mit den I Augen der Liebe jede Kleinigkeit an Jelas Person in sich ; ausgenommen hatten, würden.diese Feinheiten wohl nicht « ins Gewicht gefallen sein. Größe, Alter und Haarfarbe stimmten so ziemlich. I Wahrscheinlich würden alle in Betracht kommenden Per- I souen in der Toten Jela Schmidt erkennen. Und das war gut. Das lenkte wenigstens vor der I Hand die Behörde von ihrer Spur ab und gab ihr Zeit, der DreweMs. , l Erich Ebensteiru > ' (Nachdruck verboten.) » zu fliehen. Ach, wohin mochte sie geflohen sein, sie, die I Waise, die weder Heimat noch Verwandte besaß? Und z wer mochte dieses fremde Mädchen sein, das. allem An- » schein nach von Mörderhaud gefallen war? „Nun?" fragte Dr. Holly, Rehbach leise anstoßend. I „Ist sie es?", - j „Nein." " » „Du bist deiner Sache ganz sicher?" » „Absolut. Aber davon sollst du keinen Gebrauch I machen, Felix; verstanden? Mein Urteil wird ja nicht I eingeholt werden, und wenn die anderen anders ent- H scheiden, ist es mir nur lieb. Es wäre mir schrecklich, ! ihren Namen auf aller Lippen zu wissen." Holly schwieg auch jetzt zu dieser sonderbaren Er- » klärung. Im stillen dachte er: „Ist es nur der eifersüchtige » Liebhaber, der sein Liebstes vor böswilligem Klatsch be- , wahren will, bis alles aufgeklärt ist, oder hat er einen I besonderen Grund, die Welt im unklaren über Fräulein j Schmidts Person zu lassen?" Schweigend traten sie den Heimweg an- ' Fünftes Kapitel. ..... » Frau My war ganz außer sich über all die Aufregun- ? gen, dis ihr beschauliches Dasein so unangenehm unter- I brachen. Wäre es nicht genug an dem Mord gewesen, den mau, » ruchlos genug, auf ihrem Grund und Boden vollbrachte? H Aber dazu kam nun noch Jela Schmidts unbegreifliches I Verschwinden und all die peinlichen Dinge, die sich daran l knüpften. ; Gleich am ersten Tage hatte die Polizei sie persönlich » mit ihren Fragereien belästigt, obwohl sie ja gar nichts I wußte, als daß Jela kurz vor fünf Uhr noch den Tee mit I ihr und den Mädchen eingenommm hatte. Von dieser i Stunde an hatte sie die Gouvernante mit keinem Auge ! mehr gesehen. Dann war Fräulein Schmidts Zimmer der Vorsicht » halber amtlich versiegelt worden. Gestern hatte Fräu My sogar einer Vorladung zum » Untersuchungsrichter Folge leisten müssen und heute l morgen hatte man sie bitten lassen, in Begleitung ihres , Mannes eine Wasserleiche zu besichtigen, in der man ; Fräulein Schmidt vermutete. Sie, die Leichen nicht sehen » konnte und im Leben noch nichts mit Gerichten zu tun l gehabt hatte! Natürlich hatte sie sich geweigert, etwas so « Gräßliches ansehen zu sollen. Aber es hatte ihr nichts « genutzt. Zur bestimmten Stunde hatte ein Herr sie und I ihren Mann im Wagen abgeholt, und obwohl der gute ß Rudi selber ganz entsetzt über die Zumutung gewesen, » mußte er sich schließlich doch noch bequemen, ihr zuzureden, » da es eben leider nicht anders ging. Halbtot vor Aufregung fuhren sie also gegen Mittag I nach dem Schauhaus. Als sie dann vor der verstümmelten z Leiche standen und beide wirklich Fräulein Schmidt in M » erkannten, wurde Frau My ohnmächtig. "