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WDMMüIkr UM ErfHetm 1U>r» Werkt-, »achmM-g«. — fieni spreche, Nr. — Postscheckkonto Lelpzl, «emelndegtrokont» I«. — v-nk- konto D-rmftädte, Bank Zwelgntederlassun» Hohenketn-rrnftthal — Unverlangt etngel-ndte Manuskripte werben nicht gurückge. schickt, «insendimgen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme UN-AnMer Set Stagen, Lomurien, Bergietchen uno. » rd oer Bruttobetrag « Rechnung gestellt. Im Falle höherer DeWalt — «r eg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebe» der Zeitung, »er Lieseranten oder der vesördcrungi emrichtun,en — hat der Be> jieher leine» Anspruch ans Lieserung oder Rachlieserung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise». Hohenstein-Ernstihaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Dienstag, de» 11. August 1925 s > 75. Jahrg Generalanzeiger für Hohenstein - Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Her»nsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Fallen, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Lirschheim, Kuhfchnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, BczugSvrets kalbnn-natlich 80 Goldvfenntae einschliekilich Traaerlobn. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamts und des Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften» Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Nutzdorf. kW« -18k» ! der «insoaMnen Anzeiaenzeile betrügt 15, lUT, 180 I der NcktamczcNe 45 Gvttwsenntae. stur den Nuchwets » werden 15 Gvlopseuuige berechnet. IMW » W MV «WM Bon unserem Berti «er B«, trete« In den letzten Tagen ist durch verschiedene Vorkommnisse die Aufmerksamkeit der deutschen Diplomatie auf die gegenwärtige Außen politik der russischen Sowjetregierung gelenkt worden, die alles daran legt, kühle Zu- rückhultung gegenüber Deutschland und freund liches Entgegenkommen gegenüber Frankreich zu markieren. Obwohl bei wiederholten diplomati schen Zwischenfällen mehrmals die Gefahr einer Trübung der deutsch-russischen Be ziehungen gegeben war, die nur durch das lorrekte und konziliante Verhalten des Berliner Auswärtigen Amtes vermieden werden konnte, wird von russischer Seite neuerdings behauptet, daß die deutsche Politik sich immer mehr nach dem Westen hin orientiere und aus diesem Grunde das bisherige Freundschaftsverhältnis zwischen den beiden Ländern aufgehört habe, zu bestehen. Für die deutsche Regierung erhebt sich nunmehr die Frage, welche Haltung Deutschland gegenüber einer solchen Orientierung der russi schen Außenpolitik cinnchmen soll. Soll Deutsch land die russischen Unfreundlichkeiten mit der gleichen Münze heinizahlen oder soll es seine bisherige Politik fortsetzen, die darauf gerichtet ist, die Beziehungen zu Rußland mit der größ ten Sorgfalt zu pflegen? Die Beantwortung ist augenblicklich sehr schwer, da man deutscherseits noch nicht voraussehen kann, wie sich die Ver handlungen zwischen Rußland und Frankreich gestalten werden. Kommt eine Verständigung zwischen Moskau und Paris zustande, so würde dies natürlich gewisse Rückwirkungen auf die bis herigen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland haben, die aber noch nicht mit einer Entfremdung gleichbedeutend wären. Die deutsche Diplomatie hätte in einem solchen Falle lediglich die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die beiden Länder keine Vereinbarungen ein- gchen, die sich direkt oder indirekt gegen Deutsch land richten könnten. Sollte jedoch keine russisch- sranzösische Annäherung Zustandekommen, so wird die Moskauer Negierung von selbst zu dem bisherigen Weg der freundnachbarlichen Bezie hungen gegenüber Deutschland zurückkehren müs sen. Deutscherseits würde man dann keinerlei Veranlassung haben, die bolschewistische Regie rung irgendwie zu umwerben, denn nach wie vor wird die deutsche Außenpolitik an dem Grundsatz sesthalten, keine einseitigen Freundschaftsbezie- hungen einzugehen, durch die eine Erschwerung bei Beziehungen zu der anderen Seite eintreten würde. Die Politik, die die Reichsregierung seit dem Vertrag von Rapallo gegenüber Rußland getrieben hat, hat oftmals sehr bedenkliche Lagen geschaffen, denn immer wieder wurde von alli ierter Seite die Verdächtigung ausgesprochen, die Neichsregierung hätte mit Rußland ein Geheim- biindnis geschloffen. Durch derartige Verdächti gungen ist schon so viel Unheil angerichtet wor den, daß Deutschland die denkbar größte Rück sichtnahme aus die Tragweite derartiger außen politischer Imponderabilien walten lassen muß. Die Moskauer Diplomatie darf daher nicht da mit rechnen wollen, daß Deutschland die gegen wärtige russische Politik zum Anlaß nehmen würde, mit irgendwelchen Angeboten an Ruß land heranzutreten, um es davon abzuhalten, sich mit Paris zu verständigen. Der stellvertretende russische Außenminister Litwinow hat dieser Tage in einer Be sprechung mit dem deutschen Außenminister Dr. Stresemann die gegenwärtig zwischen Deutschland und den alliierten Regierungen schwebenden Fragen angeschnitten und dabei die .Tatsache zur Sprache gedacht, daß die deutsche Stürmische Tagung im Reichstag Die Obstruktion macht das Haus bcschlubunfähig - Stiirmischc Auseinandersetzungen mit den Kommu nisten — Die Polizei wird hcrbcigcrufen — Gewaltsame Entfernung von kommunistischen Abgeordneten — Mehrfache Unterbrechung der Sitzung — Weitere Wortgefechts Bou milerem varlamcnwrillben Mitarbeiter Berlin, 10. August Im deutschen Reichstag hat man schon viel erlebt, aber das, was sich heute ereignet hat, dürfte in der parlamentarischen Geschichte ganz ohne Beispiel dastehen. Die kommunistische Oppo sition ging mit einer derartigen Schärfe gegen die Verhandlungsführung des Parlamentes vor, daß dem Präsidenten nichts anderes übrig blieb, als mehrmals die Polizei herbcizurnfen, um widerspenstige kommunistische Abgeordnete aus dem Saale entfernen zu lassen. Schon der Be ginn der Sitzung stand unter einem sehr ungün stigen Stern. Nachdem die Opposition ihre Pro testreden gegen das Vorgehen der Regierungs mehrheit wiederholt hatte, wurde die Beschluß fähigkeit des Hauses angezweifelt, denn die Linke hatte sehr wohl beobachtet, daß einige Ab geordnete der Regierungsparteien am frühen Montagvormittag die Stunde des Reichstagsbe- ginns verschlafen hatten und noch nicht im Saale erschienen waren. Kaum war der Antrag aus Feststellung der Beschlußfähigkeit ergangen, als auch schon die Kommunisten und die Sozialdemo kraten fluchtartig den Saal verließen, um die Beschlußunfühigkeit herbeizuführen. Inzwischen setzten die Regierungsparteien alles daran, die fehlenden Sündenböcke auf dem schnellsten Wege herbeizuschaffen. Während der Vizepräsident Graef die Auszählung der noch im Saal Ver bliebenen vornimmt, benutzen die Regierungs parteien die Gelegenheit, die noch fehlenden Ab geordneten telephonisch herbeizurusen. Diejeni gen, die man in der Kürze der Zeit erreichen konnte, stürzen mit der Karte in der Hand in den Saal und dokumentieren so ihre Anwesen heit. Sehr komisch wirkte es, als eine der Zen- trumsfraktion angehörende Dame in- größter Eile mit dem Hut auf dem Kopfe und der Reise decke über dem Arm, in den Saal herbeistiirzt und beim Präsidium ihre Karte abgab. Man wurde unwillkürlich an die längst vergessene Militärzeit erinnert, wo beim Nlarmblasen alles in größter Verwirrung herbeistürzte. Das Un heil war jedoch nicht mehr abzuwendcn, denn noch fehlten neun Abgeordnete, um das Haus beschlußfähig zu machen. Während Vizepräsident Graef das Abstimmungsergebnis verkündet, er tönt von den kommunistischen Bänken der Ruf: „Sie alter Schieber da oben", was mit einein Ordnungsruf quittiert wurde. Nunmehr muß eine neue Sitzung anberaumt werden, die einen sehr stürmischen Verlauf nahm. Als der Vizepräsident einen Redner der Sozialdemokratie zur Sache rust, entsteht auf der Linken ein ungeheurer Lärm. Ein Kommunist wird von der Sitzung ausgeschlossen und, weil er den Anordnungen nicht Folge leistet, schließ lich auf acht Tage disqualifiziert. Die Strafe wird dann auf 20 Sitzungstage erhöht, was von kommunistischer Seite mit weiteren stürmischen Entrüstungsrusen ausgenommen wird. Trotz mehrfacher Aufforderung leistet der ausgeschlos sene Kommunist Widerstand und verbleibt im Saal. Nunmehr wurden die Tribünen geräumt, und es erscheinen in. wenigen Minuten sieben Kriminalbeamte, die den Kommunisten aus dem Saale entfernen wollen. Die Beamten werden zunächst von den Kommunisten aufgefordert, ihre Legitimationsmarken zu zeiget. Ohne jede Ant wort stürzen sich die Polizisten auf den gemaß regelten kommunistischen Abgeordneten, packen ihn am Halse und Genick und zerren ihn mit Gewalt, unter einem furchtbaren Höllenlärm der gesamten Linken aus dem Saal. Die Sitzung mußte unter solchen Umständen geschlossen wer den. Nach einer halben Stunde beginnt bereits die neue Sitzung. Als der Vizepräsident die Verhandlungen eröffnen will, wird er bereits von den Linksradikalen mit den Rufen: „Da kommt der Hausknecht" empfangen. Der Kom munist Stöcker behauptet, das Vorgehen der Polizeibeamtcn sei geradezu tierisch brutal ge wesen. Es könne nicht daran gezweifelt werden, daß sie entsprechende Instruktionen erhalten Hütten. Bei diesen Auseinandersetzungen kommt es zu einem neuen Konflikt. Vizepräsident Graef schließt weitere fünf kommunistische Ab geordnete von der Sitzung aus und droht da mit, die ganze kommunistische Fraktion aus dem Saal hcrauswerfen zu lassen. Dies rief derartig stürmische Kundgebungen der Kommunisten her vor, daß die Sitzung abermals unterbrochen wer den muß, um die Polizei anmarschiercn zu las sen. Während die ausgeschlossenen kommunisti schen Abgeordneten sich abermals weigern, den Saal zu verlassen, erscheinen 15 hünenhaft ge baute Kriminalbeamte im Saale und stürzen sich unter andauerndem Tumult auf die ihnen be zeichneten ausgeschlossenen Abgeordneten, die dann ebenfalls unter energischer Gewaltanwen dung aus dem Saale geschleppt wurden, während die noch anwesenden kommunistischen Abgeordne ten wutschnaubend den Abgeordneten der Rechtsparteien die Worte „Vlutgesindel" und „Bluthunde" entgegenrufen. Kurz vor 3 Uhr wird dann die vierte Sitzung eröffnet. Der Vizepräsident Graef gerät da bei in einen neuen Wortwechsel mit den Kom munisten. Der kommunistische Redner kann je doch seine Ausführungen benden, ohne daß es zu neuen Zwischenfällen gekommen wäre, denn nunmehr übernimmt Reichstagspräsidcnt Löbe den Vorsitz. Immerhin war nicht daran zu den ken, die durch die furchtbaren Aufregungen der letzten Stunden gereizten Gemüter zu beruhigen, sodaß sich die dauernden Zwischenfälle auch noch nach den Beratungen des Aeltestenausschusses fortsetzten. Verständigung über die Zollvorlage? iEiaene Drabtmeidunai Berlin, 11. August Im Reichstag haben am Montag andauernd Besprechungen zwischen den Führern des Zentrums, der Demokraten und der Sozialdemo kratie stattgefundcn, um eine Verständi gung über die Durchführung der Zollbera- tungen zu ermöglichen. Das Zentrum, dessen Vermittlung von den anderen Regierungspar teien angenommen wurde, hat einen Kom- promißvorschlag gemacht, dessen Annahme eigentlich nur noch von der Sozialdemokratie ab hängt. Man nimmt daher in den parlamentari schen Kreisen an, das bis Mittwoch eine Eini gung erzielt sein wird und die Zollvorlage dann spätestens bis Donnerstag abend oder Freitag mittag verabschiedet sein wird. Regierung bei ihren Entschließungen von dem festen Vorsatz ausgegangen sei, die Neutralität Deutschlands im Falle eines Konfliktes zwischen Rußland und den Westmachten sicherzustellen. Diese Haltung der Neichsregierung finde inNuß- lnud weitestgehendes Verständnis und gebe die Gewähr dafür, daß der Frieden zwischen den beiden Ländern gewahrt bleibt. Diese freund lichen Worte Litwinows stehen in krassem Gegensatz zu den Erklärungen, die der russische Botschafter in Paris, Krassin, noch vor weni gen Tagen der französischen Presse gegenüber ab gegeben hat. Aus diesem Vorkommnis kann man sehr deutlich erkennen, daß die Moskauer Diplo matie sich sowohl in Berlin als auch in Paris besondere Sympathien erwerben will, um auf jeden Fall die Bildung eines antibolschewisti schen europäischen Blockes zu verhüten. Unter diesem Gesichtswinkel erscheinen daher gewisse beunruhigende Momente nicht so tragisch, als man sie im ersten Augenblick in Berlin beurteilt hatte. W VMM UMM „Die Optanten sind Ausländer" Der polnische Gesandte in Berlin, Ol- s c a w s k i, hat dem deutschen Außenminister Dr. Stresemann im Auftrage der polnischen Ne gierung folgende Erklärung übergeben: Ein Teil der deutschen Optanten, die im Sinne der Bestimmungen der Artikel 11 und 12 des Wiener Abkommens vom 30. August 1924 ihren Wohnort aus Polen nach Deutschland spä testens am 1. August 1925 hätte verlegen müssen, hat sich nicht an die Bestimmungen gehalten und bis zu diesem Augenblick die Grenzen Ler Repu blik Polen noch nicht verlassen, während die pol nischen Optanten zu dem ihnen gestellten Termin aus Deutschland entsprechend den ihnen von deut scher Seite erteilten Weisungen abgewandert sind. Die polnische Regierung wünscht mit allem Nachdruck festzustellcn, daß die deutschen Optanten mit dem 1. August 1925 zu Aus ländern geworden sind, deren Aufenthalt aus polnischem Gebiet nicht loyal ist, und die so mit den polnischen Anordnungen unterworfen sind. Die Maßnahmen werden nach den inter nationalen Geflogenheiten gegenüber den Per sonen angewandt, die sich in dem Gebiet eines anderen Staats widerrechtlich aufhalten. Die pol nische Negierung macht die deutsche Negierung gleichzeitig auf den 8 4 des Artikels 12 der Wie ner Konvention aufmerksam, der besagt, daß die vertragschließenden Parteien sich damit einver standen erklärten, daß die Optanten, die sich der Verpflichtungen, ihren bisherigen Wohnsitz In der festgelegten Zeit zu verlassen, nicht anpassen wollen, an die Grenze abgeschoben und den deut schen Behörden übergeben werden. Der Zutritt nach Polen kann jenen Personen für immer ver boten werden. Die polnische Regierung muß jede Verantwortung für die Konsequenzen, die sich für die Optanten aus diesem Nechtszustand ergeben, von sich weisen. Nichtsdestoweniger ist die polnische Negierung bereit, wie bereits ein mal festgcstcllt, weiterhin den deutschen Behör den jegliche Hilfe und Unterstützung zu gewähren, damit sich die Abreise der Personen, die in kürze ster Zeit erfolgen mutz, in den Formen vollzieht, die den Optanten bei der Abwanderung möglichst alle Unbequemlichkeiten erspart. Die polnische Negierung bestätigt die Note Aus W a r s ch a u wird gemeldet: Minister präsident Erabski erklärte im Sejmausschuß, daß auch der neue Notenwechsel mit Deutschland in der Optantenfrage keinerlei Zurück ziehung der bereits verfügten Auswei sungen zur Folge haben könnte. Insofern müsse er vor unbegründeten Erwartungen warnen. Die deutsche Antwort In seiner heute erteilten Antwort auf die polnische Optantennote stellt das Auswär tige Amt gegenüber der polnischen Negierung fest, daß von den etwa 20 000 deutschen Optanten, die zum 1. August auswanderungspslichtig wa ren, tatsächlich ungefähr 17000 die Grenze überschritten haben, die übrigen 3000 seien zum weit aus größten Teil solche, denen auf Grund besonderer Abmachungen zwischen dem deutschen Gesandten in Warschau und dem pol-