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* Schadet übertriebene Sauberkeit? In gewißen Gebirgsgegenden Süd amerikas wohnen Judianerstämme, denen auch tze primitivsten Forderungen der lKgiene völlig unbekannt geblieben sind. Gleichwohl findet man gerade unter diesen Stänrmen, deren Mitglieder vor Schmutz starren, mehr Hundertjährige als sonst in der Welt, eine Wahrneh mung, die auch die anderwärts schon gemachte Beobachtung bestätigt, daß die Langlebigkeit ein Vorrecht der von der Sauberkeitsmanie am wenigsten geplag ten Naturvölker zu sein scheint. Ein französischer Gelehrter hat in Beantwor tung einer diesbezüglichen Rundfrage sich mit folgenden Worten zu der wieder holt erörterten Frage geäußert: „Sauber keit ist für uns eine stillschweigende Vor aussetzung. Sie ist einfach eine Frage der Behaglichkeit, der Selbstachtung und der gesellschaftlichen Kultur. Nur soll man darüber nicht vergessen, daß unsere Haut Talgsttbsianzen beherbergt, die von einer dünnen Fettschicht bedeckt sind. Diese Talgschichten sind für unser Wohl ergehen unbedingt notwendig. Man braucht nur einen Hund oder ein Pferd liebkosend zu streicheln, um sich davon zu überzeugen, daß die Hand, die mit der tierischen Haut in Berührung gekommen ist, fettig geworden ist. Wenn man die schützende Oberfläche der Haut durch zu häufiges Waschen und Baden entfernt — es kommt dabei indessen nicht minera lisches Wasser in Frage, denn schwefel haltige Bäder begünstigen im Gegenteil die Erzeugung der Fettschicht —, so wird die Haut anormal trocken. Die geringste Verletzung kann dann zu gefährlichen Folgen führen. Ich selbst kenne Leute, die solchen Verletzungen eine schwere Er krankung der Haut zu danken haben. Man kann ja auch die Beobachtung machen, daß dis Weißen Schoßhündchen der Damen, die es sich gefallen lassen müssen, von ihrer allzu sauberen Herrin täglich mit Seife gewaschen zu werden, schnell eingehen." Ein Arzt, der längere Zeit in Südamerika weilte und dort Studien machte, kommt allerdings zu einer ganz anderen und ungleich einfacheren Er klärung der hier aufgeworfenen Frage. Auch er bestätigt, daß in jener Gegend ein ungewöhnlich hoher Prozentsatz von Hundertjährigen festzustellen, dafür aber die Kindersterblichkeit eine ungeheuer große ist. Die Kinder, die am Leben bleiben, haben sich dafür eine solche kör perliche Widerstandsfähigkeit erworben, daß ihnen Krankheiten nichts mehr an- baben können. Es handelt sich also hier um eine Folgeerscheinung der natürlichen Auslese, die die körperliche Erstarkung der Rasse zur Folge hat. * Allerlei Hochzeiten. Am Hochzeits tag feiert man bekanntlich seine „grüne Hochzeit", am 25. Jahrestag feiert man seine „silberne", am 50. Jahrestag seine „goldene", am 60. Jahrestag seine „dia- mantene" und am 65. Jahrestag seine „eiserne". In Deutschland. Was ist aber mit den dazwischenliegenden Jah restagen? Die berühmte englische Schrift stellerin Ouida gibt darüber Ausschluß. Bei ihren Landsleuten feiert man am 1. Jahrestag die „baumwollene" Hochzeit, weil da das Frauchen meist noch immer so behandelt wird, als ob es einem Schmuckstück gleich in Baumwolle gelegt wäre. Dann kommt die „papierne" Hoch zeit, weil da die Liebe und (natürlich nur beim männlichen Teil) auch die Treue sehr oft nur auf dem Papier stehen. Der dritte Jahrestag ist der der „ledernen" Hoch zeit, dann kommt der der „hölzernen". Der siebente Jahrestag ist der der „wolle nen" Hochzeit, die Zeit, in der man un rettbar dem Philistertum, den gestickten Wollpantoffeln, dem Hausläppchen und vielleicht gar der Zipfelmütze zu verfallen droht. Der zehnte Jahrestag ist der der „zinnernen" Hochzeit, da lötet sich so manche Ehe wieder fest. Der 12. Jahres tag heißt der „seidene", dann kommt als 20. der „gläserne"; der 30. bringt die „Perlen"hochzeit und der 40. wird der „Nubinen"hochzeitstag genannt. * Wrangel als Reitlehrer. Als Wrangel Regimentskommandeur gewor den war und sein Regiment das erstemal exerzierte, rief er zunächst die Offiziere vor die Front. Als die Herren ihm aber zu langsam ritten, redete er sie an: „Ich bitte nochmals inzutreten." Dann ries er zum zweitenmal: „Die Herren Offi ziere!" Wieder kamen die Herren in ihrem gewohnten ruhigen Galopp heran- gerittcn. Da rief Wrangel empört: „Wenn ich Ihnen rufe, meine Herren, dann kommen Sie in Karriere. Ich bitte nochmals inzutreten." Als nun die Offi ziere zum drittenmal gerufen wurden, sah man ein Jagen und Wettrennen ohnegleichen. Ein junger Offizier ver lor sogar die Gewalt über sein Pferd und ritt im vollen Galopp Wrangel derart an. daß das eine Bein desselben über den Pferderücken zurückgeschoben und Wran gel selbst aus dem Sitz gebracht wurde. Mit dem andern Fuß im Bügel hing Wrangel nun an der Seite seines er schreckten Pferdes, welches mit seinem Reiter in dieser merkwürdigen Stellung davonjagte. Mit den Händen hielt Wrangel sich an der Mähne des Pferdes fest, und als es ihm endlich gelungen war, den Fuß aus dem Bügel zu ziehen, ließ er sich fallen und bestieg das Pferd eines Wachtmeisters, der aus der Front heraus seinem Vorgesetzten nachgceilt war. Wrangel kam nun zum Regiment zurück und sagte: „So, meine Herren, wünsche ich von Sie, daß das Reiten im Regiment künftig betrieben wird." Im Weltall. bfc Das Bad in der Pflanze. Unter den mannigfaltigen Einrichtungen, welche die Blumen besitzen, um die Insekten zu ihrer Befruchtung zu veranlassen, ist das „Badezimmer", das die südamcrika- nische Orchidee Coryanthes ihren Be suchern darbietet, wohl eine der selt samsten. Die Blüte enthält in ihrem Innern ein „Futtergewebe", das von den sie besuchenden Insekten außerordentlich begehrt ist. Es scheint, daß dieses „Futt<^" betäubend wirkende Stoffe enthält, denn wenn die Bienen sich an seinem Genuß erfreut haben, sinken sie alsbald in einen Kessel, der, den unteren Teil der Honig lippe bildend, mit einer wässerigen Flüssigkeit angesüllt ist. Damit dieses Bassin nicht leer wird, ist sogar eine Ein richtung getroffen, durch die die Flüssig keit ständig und tropfenweise von oben- her immer wieder nachgesüllt wird. Wollen nun die Bienen das ihnen natür lich nicht gerade erwünschte Bad ver lassen, so ist das nicht leicht, denn die Wände des Bassins sind glatt und gestat ten kein Entkommen. Endlich finden sie eine kleine Öffnung, die ins Freie führt; drängen sie sich nun aber durch diese Öffnung hinaus, so werden sie gleich zeitig mit Pollenstaub überschüttet und diesen Staub übertragen sie sodann bet einer anderen Blüte, die sie danach be suchen, auf dem gleichen Wege auf die Narbe, denn sowohl die Narben wie auch die Pollenmassen befinden sich gerade da, wo die kleine Öffnung aus dem Bade bassin ins Freie führt. Trotz des wenig angenehmen Bades, das die Bienen beim Besuch der Orchidee mit in Kauf nehmen müssen, sind die Coryanthes- blüten immer derart überlaufen, daß ost ganze Bienenprozessionen aus den kleinen Löchern herauskommen. Die Befruchtung der Blüten ist also jedenfalls immer ge sichert. Die Regentropfen haben nicht Kugel form, sondern sind meistens flach mit Zu spitzung nach unten. * Nestvölker wohnen im australischen Busch, d. h. Völker, die sich als Wohn stätten nur Nester bauen, und zwar ent weder aus der flachen Erde oder in den Kronen der Bäume. Die Nester sind äußerst geräumig, und oft hockt eine Fa milie von zehn, zwölf Köpfen in solch einem Nest. Im Niagarafall stürzen jede Sekunde 425 000 Wasserkilogramm aus 50 Meter Höhe herab, was einer Arbeitskraft von 17 000 Pserdekrästen entspricht. Vexierbild. Wo ist der Spielgefährte? (Auslösung in nächster Nummer.) Auflösung der Schachaufgabe aus voriger Nummer: 1-vdS-d2, l5o2XkS, 2.8ü4-e2 matt. ä. 1 8§6—e5, 2. Vb2—el matt. 8. t. -.., 8g6beliebig,oderH4—«5, L8b6—v7 matt. 6. 1--8 beliebig, 2. Vb2-b2 matt.