Volltext Seite (XML)
- Z' l5l 2 S O§AZ^ langen, durch sie einiges Gew zu gewinnen, um so mehr, als das Dolkselend oder auch eigene Bequemlichkeit es , manchem Manne schwer, ja unmöglich machten, Frau rmd s Kinder zu ernähren. Der Handel geschah meist auf öffent- i lichen Märkten und wurde hier auch amtlich gebucht, ganz so wir bei dem zu Markt getriebenen Vieh; ebenso wurde ; eine Markttaxe bei abgeschlossenem Handel erhoben. So > verkaufte damals zu Oxford ein Arbeitsmann seine Frau > für fünf Schilling an einen Maurer. Der Sitte gemäß führte er sie am Strick, hielt diesen ! so lange in der Hand, bis er Las Geld empfangen hatte, f überreichte ihn dann seinem Nachfolger, wünschte viel l Glück und ging davon. Zu Esfex verkaufte ein Mann seine ! Frau mit ihren beiden Kindern für eine halbe Krone. Es ' wurde eine schöne Musik dazu gemacht, und die Mutter i mußte dann mit dem Strick um den Hals dreimal um den Marktplatz wandern. Ein Zimmergesell« traf mit einem Genossen den, selben Handel, nnd der Kauf brachte ihm Glück, > denn nicht lange hatte er seins neuerkaufte Frau daheim, l als ihr ganz unvermutet eine Erbschaft von 1öÜ0 Pfund f Sterling zufiel; da nach englischen Gesetzen das einge- » brachte Geld der Frau dem Manne gehört, so war ihm « durch den Handel ein ganz überraschender Vorteil ent- I standen, und der Verkäufer mag seinen Schaden aufrichtig f beklagt haben, der Handel war aber zu Recht geschehen, » sonst möchte er sich zweifellos Lie Frau wiedergesordert « haben, wie es einmal ein Bauer in Oxfordshire tat. Dieser I hatte seine Frau schon vor vielen Jahre« verkauft, es f waren aber die nötigen Formalitäten dabei unterblieben. » Nachbarn machten ihn mit der Zeit darauf aufmerksam « und versicherten, daß der Kauf umgestoßen werden könnte. I Kurz entschlossen macht das Bäuerlein sich auf den Lieg z und holt sich seine ehemalige Frau wieder ab, dann führt > er sie an einem Strick sieben Meilen weit bis zu jenem Ort, » wo er sie einst verhandelt hatte; hier verkauft er sie von k neuem nach allen Rechten und Gebräuchen für eine Krone, j Die Marktkasse erhob von ihm vier Pence Zoll für diese« « Handel. ! Zn Nottingham verkaufte ein Mann seine Frau schon l drei Wochen nach Ler Hochzeit; ein Nagelschmied erstand I sie für einen Schilling. Tragikomisch war auch der Handel, ; den zwei Eseltreiber miteinander schlossen; der «ne ver- » kaufte dem anderen sein« Fran und seines Esel für I 13 Schilling und 2 Kannen Drer; darauf vertranken beide z Männer gemeinsam mit der verhandelten Frau Bier ; sowohl wie Geld in der nächsten Schenke. Das würdigste » dieser würdigen Beispiele in der Auffassung des Menschen- > rechts aber leistete sich der Kirchspielvorsteher zu Swad- I lincote. Dort war ein Mann seiner Frau davongelaufen ; und das Kirchspiel mußte sie nun dem Recht gemäß als » eine Verlassene unterhalten. Um sich dieser Aufgabe und I den damit verbundenen Kosten zu entziehen, brachte man f die Frau zum Verkauf auf den Markt und es fand sich ein ; Käufer, der sie mit zwei Schilling bezahlte; soweit machte » das Kirchspiel aus der Sache noch ein Geschäft. Der Kauf I wurde sehr umständlich in Die Zollbücher eingetragen; f selbst der Wert des Strickes wurde nicht zu vermerken ver- ; gessen. , - » Frauenhan-et in England. Von Berta Wit t-Mltona. Man wird eS kaum für möglich hatten, daß eine Natton, die, wenn sie auch in der Anerkennung weiblicher Rechte von anderen überholt ist, doch den Frauen jetzt ein Übermaß von Schutz gewährt, mehr als es manchmal er träglich, daß diese Nation vor nicht viel mehr als hundert Jahren in der Rechtlosigkeitserklärung der Frau soweit ging, wie sich damals kaum in den Ländern des dunkelsten Europa ein Beispiel auffinden läßt. Es stand dem Manne in England frei, seine ihm angetraute Frau, die durch die Heirat gewissermaßen sein Eigentum geworden war, zu verkaufen, und in den unteren Volksschichten, die in Eng land bekanntlich immer auf sehr tiefer Stufe standen, wurde von diesem Recht häufig genug Gebrauch gemacht. Nie blühte dieser Frauenhandel in England mehr als im Jahre 17S0. Der Grund lag vielleicht meist weniger in dem Überdruß des Mannes an der Frau, als in dem Ver Oas Klavier. Skizze von Hedwig Stephan. (Schliß.) (Nachdruck verboten.) „Guten Morgen, Herr Doktor!" sagte di« Rätselhafte mit einer angenehmen Stimme. Wendelin verbeug« sich und fühlte mit Schaudern, daß er rot wurde. „Guten Morgen, gnädiges — gnädiges . , „Fräulein Menzel, wenn ich bitten darf." „Fräulein Menzel," wiederholte Wendelin und sah so hilflos aus, daß Frieda Menzel erst einmal den Kops zur Seite wende» mußte, ehe sie fortfuhr: ^,Ja — ich bin die Tochter, die Sie in Ihrem Brief erwähnte«, aber doch nicht die, die Ihre Ohren in so un verantwortlicher Weis« gekränkt hat bitte, bitte, keine Entschuldigung, ich habe mich selbst davon überzeugt! Die Sache verhält sich nämlich so — —" sie stockte einen Moment, ein wenig verlegen, hob daun aber entschlossen den Kopf und sah Wendelin freimütig in die Augen. „Meine Mutrer hat gespielt, Herr Doktor. Sie ist den ganzen Tag allein, weil ich uu Bureau meist bis 8 Uhr be schäftigt bin, und da hab' ich ihr zu Weihnachten dies Klavier da gekauft, damit sie «in bißchen Unterhaltung hat. Daß es eis minLenvertiges Stück war, darüber ließ ja der Preis keinen Zweifel, aber ich konnte nicht mehr anwenden — und da urein Mütterchen leider sehr schlecht hört, so meinte ich, es würde genügen. Ich selbst ^ibe nie darauf gespielt " hier noacht« sie wieder eine Panse — „ich — ich bin musikalisch auch ein wenig empfindlich — und wir hatten früher einen so schönen Flügel sonst hätte ich ja genierkt, wie entsetzlich verstimmt das Instrument ist, und natürlich sofort für Abhilfe gesorgt. Ich bitte also vielmals um Verzeihung, Herr Todor." Wendelin saß bei dieser laugen Rede wie benommen da und sah unverwandt das Mädchen an, Las in so selbst verständlicher Art Dinge sagte, Lie ihm doch ganz und gar nicht selbstverständlich erschienen. Sie war in einem Bureau angestellt — die Verhältnisse mußten also keineswegs glänzend sein und das Gehalt sicher auch nicht — und doch hatte sie soviel erübrigt, um der halbtauben Mutter ein Klavier zu taufen daß es so etwas überhaupt noch gab — Liebe, die so selbstlos war, so voll Nachdenken der Sorge Elfriede mochte Wohl solche Gedanken aus seinen Augen ablesen, denn sie senkte die ihren und fügte schnell hinzu, unwillkürlich bestrebt, den Eindruck übzuschwächen, und mit einem Lächeln, das ihr wunderhübsch stand: „Einen Stimmer habe ich schon bestellt — wir sind nüuKich auch durch „Persönliche Beziehungen" mit einer Klavierfabrik verknüpft, Herr Doktor!" Wendelin hätte ihr für diese Wendung ins Humoristi sche am liebsten gleich um den Hals fallen mögen, denn er war dicht daran gewesen, gerührt zn werden, und ein gerührter Oberlehrer Dr. Wmäelin Küppersteg welch unmögliche Zusamnrenstellung! So lachte er denn ebenfalls, verständnisvoll und sehr erleichtert. Fragte, was sirr ein Fabrikat denn ihr Flügel gewesen sei — man kam aus den Flügel im allgemeinen zu sprechen, von da aus auf Mipik, und es stellte sich heraus, daß sie beide dem Modernen abhold waren und für Beethoven schwärmten. Und schließlich sagte Wendrlin, es würde ihn ganz, überaus glücklich machen — Ober lehrer Dr. Küppersteg sagte in der Lat wörtlich so! — wenn ihm die Damen die Ehre erwiesen, heute Nachmittag ihn zu besuchen, damit Elfriede den Flügel probieren könnte. Denn herunterschaffen ließe er sich doch nicht gut. Ist es noch notwendig,' zu berichten, daß diese Schwierigkeit sehr bald behoben wurde? Dadurch nämlich, daß das Instrument drei Monate später in einem stilvoll eitigerichteten Musikzimmer stand und Elfriedes Eigentum war — ebenso wie der dazugehörige Dr. Wendelin Küpper steg, Oberlehrer usw. Und Elfriede wurde eine sehr kluge, bedachtsame Frau, die ganz genau wußte, daß nur gute Behandlung vor Ver stimmung schützt — bei Stutzflügeln sowohl als auch bei Ehemännern. —e