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Hohenstein CmHaler Tageblatt un-LuWer Beilage Nr. 172 Montag, den 27. Juli 1925 in Nun mitten graues, Geduckt, Niemand sieht es mehr. Träumt Dornröschen, Nutzeste Träume. nehmen zu stecken, die nur dadurch aufrecht er halten werden, daß man ihnen unberechtigte Steuervorteile und Kredite einräumt. Aber di« Starmatze kommen jedes Jahr wieder zu ihm und die Schneeglöckchen, di« Busch windröschen und die kleinen Beilchen. Sonst niemand mehr. liegt es so einsam und verlassen da, im stillen Birkenwäldchen, wie ein verhutzeltes Männchen anzuschauen. altersschwach, vergessen. einiger entbehrlicher Gegenstände zusammenge bracht hatte, bildeten sein Vermögen. Für fünfzehn Mark monatlich mietete sich Hans ein bescheidenes Zimmerchen an der Wind- mühlenstraße. Dann versorgte er sich ein Vor lesungsverzeichnis und legte sich eine Art Stu dienplan zurecht. Mit der Eier eines dein Ersticken nahe Ge wesenen sog er die frische Luft des akademischen Lebens ein. Das färben- und trinkfrohe Ver bindungswesen zog wie ein schöner Traum an ihm vorbei und er erfreute sich daran, wenn ihm auch persönlich die Pforten desselben verschlos sen blieben. Desto behaglicher bcwegte er sich aber in der geistigen Atmosphäre der alma ma- ter. Mit Begeisterung hörte er die Vorlesungen Zarnackes über den Parsifal und über mittelhoch deutsche Grammatik, bei Witkowski; studierte er das deutsche Drama von den Mysterienspielen bis zu Lessing. Von Wülker lieh er sich in die Syn- dax der englischen Sprache einführen, und wo es sonst etwas zu hören gab, das seinen geistigen Neigungen zusagte, da war er im Auditorium zu finden. Halbe Nächte sah er dann auch auf sei ner Bude und arbeitete. Trotzdem aber war sei geistiger Kräfteaufwand mehr ein Naschen vom Vorn der Wissenschaften als ein wirkliches Studieren. Er sah selbst ein, das; ein systematisches Stu dium erst möglich war, wenn er das Maturitäts zeugnis hatte und immatrikuliert war. Seiner Mutter hatte er kurz Mitteilung über den von ihm unternommenen Schritt gemacht. Als Antwort erhielt er einen Brief von seinem Bruder, worin dieser ihm zugleich im Namen sei ner Mutter heftige Vorwürfe machte, den Ent- schluß als den Ausfluß kindischer Illusion und einen törichten Streich bezeichnete und ihm drin gend riet, sobald wie möglich zu versuchen, wie der festen Fuß in dem erlernten Berufe zu fassen. Ganz anders lautete die Antwort Lea Rau schenbachs, die er ebenfalls von seinem Entschluß in Kenntnis gesetzt hatte. Sie wünschte ihm in den herzlichsten Ausdrücken Glück und Erfolg. Daß er seiner Veranlagung nach nicht zum Kaufmann geboren sei, so bemerkte sie, sei ihr längst zur Gewißheit geworden, dagegen würde er als Wissenschaftler sicher viel erreichen kön nen. Zum Schlüsse gab sie ihrem tiefen Bedau ern darüber Ausdruck, daß es ihr nicht vergönnt sei, mit Ihm zusammen zu treffen, wenn sie in der nächsten Zeit von Davos nach Chemnitz zu- riickkehre. Das Befinden ihres Vaters habe sich 1 tende Quietschen der Elektrischenbahn an den Straßenkrümmungen, dasselbe Autogerase, der gleiche dunstige Atem der Großstadt, der sich so fort wie ein Alp aus die noch mit reiner Luft vollgepumpte Brust legt. Nichts zeugt von dem Fehlen von Tausenden, die vor der brütenden, hundertfach von steinernen Mauern zurück prallenden Glut hinaus flüchteten in das flache Land, in die hohen Berge. Prüfend Mitet das Auge über die eilenden Menschen. Braune Gesichter, wohl eben erst wieder im Arbeitsjoch, verblaßtere Farben, die ihren Urlaub schon lange hinter sich haben. Die Mehrzahl ist bleich, abgespannt, ausgesogen von dem unersättlichen Vampyr „Stadt". Müde, leicht gebeugt schleichen sie hin, ohne Mark in den Knochen, vegetierend von dem bischen Sau erstoff, das mühsam die fast schon versagenden Lungen aus der verpesteten Großstadtluft heraussaugen. Eingepfercht in der vollen Bahn, getreten, gequetscht, fahre ich nach Hause. Endlich bin ich am Ziel. Drüben meine Wohnurig, alle Fen ster verhängt. Dumpfe Grabesluft schlägt mir entgegen. Schnell ans Fenster. Ich lasse die Glut durch die geöffneten Fenster Hereinströmen; Luft, nur Luft! Alles sieht so fremd, so winzig aus, die hohen Bäume, gemessen am weiten Himmelsdom, so verschwindend klein. Ueberall befürchtete ich anzustoßen. Auf dem Balkon ist, dank der Pflege freundlicher Nachbarn, noch alles frisch. Alles ist wie früher. Dort führt die dicke Bäckersfrau ihre beiden Fettmöpse, die japsend ihre Zunge fast bis zur Erde herabhän gen lassen. Drüben hängen wieder Hemden, Strümpfe, Jäckchen usw. zum Trocknen auf dem Balkon. Da liegt wieder die berüchtigte Klatsch base der Straße und ihre längst heiratsfähige Tochter im Fenster» hecheln jeden vorübergehen den durch. Jetzt haben sie auch mich eräugt. Nanu! Schon zurück? Und allein? Na...! Aber was schert mich das Gerede. Behaglich im Liegestuhl ausgestreckt, träume ich in der kleinen grünen Oase von duftenden Valkon- blumen weiter den Traum der schönen, frohen Ferienzeit, aus dem mich bald der Menschen größter Wohltäter, die Arbeit unsanft genug rütteln wird. erfreulicherweise etwas gebessert. Hoffentlich sei die Wendung zum Guten von Bestand. > Der Brief gab ihm Mut zum Weiterstre ben, obgleich er immer mehr und mehr die Schwierigkeiten seines Unternehmens erkennen lernte. Seine kleine Barschaft schmolz bedenklich zusammen, obgleich er seine Bedürfnisse auf das äußerste einschränkte. Nur dann und wann gönnte er sich ein warmes Mittagessen in einem bescheidenen Gasthofe. Im übrigen lebte er von Brot und geringer Zukost. Die Verdienstmöglich- keiten hatte- er sich leichter gedacht, als sie in Wirklichkeit waren. Trotz aller Mühe gelang es ihm nur einige wenige, sehr mäßig bezahlte Privatstunden zu erhalten, um daraus seine be scheidenen Bedürfnisse zu decken. Die großen Ferien kamen inzwischen heran; die Universität schloß ihre Pforten. Die Stu denten reisten in die Heimat, und auf etwa zehn Wochen verschand aus Leipzig das akademi sche Leben. Hans blieb. Wo sollte er auch hin? Er hatte keine Heimat. Die Mutter weilte noch im Gebirge, zu dem Bruder konnte und wollte er nach dem Vorgefallenen nicht gehen. Nach sei ner lieben Vaterstadt zog es ihn ja mit allen Fasern des Herzens. Was sollte er aber dort? Lea hatte zwar in ihren letzten Briefen dis Sehnsucht nach einem baldigen Wiedersehen wäh rend der Ferien zum Ausdruck gebracht; sein Herz begehrte dringend nach einem Zusammen treffen mit ihr, aber die Neiss kostete Geld, und das fehlte ihm. Schließlich konnte er sich nicht mehr bezwingen, er nahm die letzten paar Mark, die ihm noch verblieben waren, und fuhr nach Chemnitz. Zwei Tage weilte er dort, einen ihm unver geßlich seligen Abend verlebte er in der Gesell schaft der Geliebten, die ihm durch ihr ganzes Wesen zu erkennen gab, daß die Liebe zu ihm noch immer unvermindert in ihrem Herzen lebte. Voll von glücklichem Erinnern und tiefer Sorge zugleich fuhr er nach Leipzig zurück. Mit wenigen Groschen in der Tasche kam er dort an. Das Gespenst des Hungers grinste ihm entgegen. In einem Gasthofe studierte er den Inse ratenteil eines Blattes, ob sich nicht eine Ver dienstmöglichkeit biete. Der Wirt eines kleinen Tingeltangellokals suchte einen tüchtigen Kla- oierspi-.ler für die späten Nachmittags- und Abendstunden. Hans stellte sich als Bewerber vor und wurde angenommen. Als Vergütung < bekam er gut zu essen und auch ein ganz an sehnliches Honorar in bar. i Der neue Klavierspieler gefiel; besonders die in dem Lokal verkehrenden Damen der ver- > schiedensten Art hatten an dem hübschen und be- ! scheidenen Menschen ihren Narren gefressen, i Nur eins mußte man ihm zuerst abgewöhnen. > Er spielt mit Vorliebe unverständliches Zeug, r was die meisten langweilig fanden. Erst als > er sich daran gewöhnt hatte, die neuesten Schla- l ger zu spielen, war sein Erfolg ein durch schlagender. Der Wirt zeigte sich erkenntlich. Er war ecu Mairn, der nach der Devise handelte, leben und leben lassen. Hatte er eine gute Einnahme ge macht, dann legte er gern zu dem vereinbarten Honorar noch eine Mark zu und ließ den jungen Mann auch noch ein Paket mit Lebensmitteln mit nach Hause nehmen. Die reichlich darge botenen Getränke lehnte Hans zum allgemeinen Erstaunen größtenteils ab. Von den erdrückendsten Existcnzsorgen war Hans Hoffmann dadurch mit einem Male be freit, und doch fühlte er sich unglücklich. Das Milieu, in dem er seine Tätigkeit auszuüben ge zwungen war, widerte ihn an. Die aufdring lichen Annäherungen seiner Verehrerinnen wies er ziemlich schroff ab, und das Bewußtsein, das vorläufige Ziel seines hochfliegenden Stre bens in der Stellung eines Tingeltangel-Kla- vierspielers erreicht zu haben, drückte ihn nieder. Er kam sich klein, so minderwertig vor, daß es ihm fast wie ein Verbrechen erschien, überhaupt noch an eine Lea Rauschenbach zu denken. Und dennoch! Konnte er denn sein Herz be zwingen, seine Empfindungen zugeben? Alles, was ihm das Leben noch wert machte, was ihm noch liebenswert erschien, faßte sich bei ihm zu sammen in dem Namen Lea. In mancher stiller Nachtstunde, wenn er trotz seiner Uebermüdung wach im Bett lag, ver suchte er seine unselige Liebe niederzuringen, und es wollte ihm doch nicht gelingen. Heller und freundlicher nur tauchte dann das Bild der Ge liebten aus dem Dunkel empor. Auch nach Chemnitz war die Kunde von seiner Beschäftigung gedrungen. Zwei junge Herren aus seinem früheren Bekanntenkreise waren während eines vorübergehenden Aufenthaltes in Leipzig in das verrufune Lokal geraten, hatten den Klavierspieler sofort erkannt und daheim die Kunde verbreitet, Hans Hoffmann sei gar nicht Student in Leipzig, sondern Wirtshauspianist. lFortsetzung folgt.) Co ging Hans Hoffmann studierenshalber »ach Leipzig. Meta Förster, die er in seinen Plan tingeweiht hatte, war noch mit ihm zur Bahn VMngen und Hatto ihm sein Gepäck tragen hel- !«i. Beim Abschied wünschte sie ihm noch von beizen alles Gute und winkte ihm Grüße mit dem Taschentuch zu, bis er ihren Blicken weit draußen außerhalb der Bahnhofshalle ent- Ichwand, Er fuhr vierter Klasse, auf seinem Neisekorb s>lMd, der Wäsche und Bücher enthielt. Etwa acht- I'g Mark, die er aus dem Nest seines letzten Ge ntes, Stundenhonoraren und dem Verkauf Das Bahnwärterhäuschen Von Hans Erich Lübke Pink, pink, pink, pink,... rief das alte Bahn wärterhäuschen vor vielen, vielen Jahren, früh morgens, wenn der Morgenstern noch einmal durch den warmen Herdrauch der nahen Stadt blinkte und mit dem letzten Blick alle süßen Do- gelträume und holden Elfenmärchen aus Busch und Wiesen in den seligen Himmelsraum ent schwebten. Und wenn das alte Bahnwärterhäuschen nach einer kleinen Weile wieder: Pink, pink, pink, pink... rief, dann glitt die dunkle Schleppe der Nacht ganz sacht und zart über all die kleinen Vlumenköpfe. Sie erwachten, schüttelten sich, drehten sich hierhin und dahin im leisen Morgen wind und tranken dann Morgentau. Und wenn sich der Starmatz von seinem lustigen Kasten aus, im kleinen Birkenwalds neben dem Bahnwärterhäuschen, nach der Wetterlage umgesehen hatte und davonflog, kam der Frühling daher gepuffert. Dann trat auch Mienchen, die kleine Vahn- wärtertochter, mit ihrem „Pussi" in den jungen Tag hinaus, um zu spielen. Pussi versuchte noch, das letzte Rad des da- ' hineilenden Zuges zu erfassen, aber es gelang ihm nicht mehr. Mit heraushängender Zunge trat er den Rückweg an und begab sich in das kleine Birkenwäldchen zu anderem Fang. Als die neue Zeit mit ungeheuer großen Lokomotiven und Wagen vorüberdonnerte, fuhr dem alten Bahnwärterhäuschen doch der Schreck so sehr in die Glieder, daß es alt und kümmer lich wurde. Da verzichtete man auf seine Dienste. Die Birken hatten Mitleid mit ihm, strei chelten sanft über die alten Dachziegel, streuten Samen über und vor das alte Häuschen und hüllten es nach und nach schützend ein. Die Konkurse im Monat Juni Im Monat Juni sind nach Mitteilungen des Statistischen Landesamtes 111 Anträge auf Konkurseröffnung gestellt worden. Von diesen entfallen 72 auf die Städte Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau. 73 Anträgen ist stattgegeben worden, während 38 mangels Masse abgelehnt sind. Von den neuen Konkur sen betrafen 77 natürliche Personen, 23 Gesell schaften, 1 eingetragene Genossenschaft und 10 Nachlässe. 32 entfielen auf die Industrie, 55 auf den Warenhandel, 13 auf sonstige Gewerbe und 1 auf die Landwirtschaft. Beendet sind 52 schwe bende Konkursverfahren, davon 33 durch Schluß verteilung, 11 durch Zwangsvergleich, 3 infolge allgemeiner Einwilligung und 5 wegen Massen mangels. Neben den Konkursen sind noch 21 Eeschäftsaufsichten zur Abwendung des Konkur ses angeordnet und 8 abgelehnt worden. Da von betrafen 20 natürliche Personen, 7 Einzel firmen und 2 Gesellschaften. 14 entfielen auf die Industrie, 13 auf den Warenhandel und 2 auf sonstige Gewerbe. Beendet wurden 19 Ee schäftsaufsichten und zwar 13 durch Zwangsver leih, 5 aus anderen Gründen, während bei einem der Konkurs eröffnet werden mußte. Von den insgesamt beteiligten 199 Unternehmungen waren 138 (— 6,35°/») aus der Kriegszeit und 45 (— 22,61 °/°) aus der Vorkriegszeit stammen den, sowie 4, bei denen die Zeit der Gründung unbekannt ist. UM WM MMW Ser Sächsische Großhandel gegen den sächsischen Finanzminister Die Landesgruppe „Sachsen" im Zentralverband des Deutschen Großhandels wendet sich mit folgender Kundgebung gegen die Ausführungen des sächsischen Finanzministers Dr. Reinhold wegen s eines Widerstandes gegen die Finanz kontrolle der Länder durch das Reich. Die Landesgruppe „Sachsen" im Zentralver- I>and des Deutschen Großhandels nimmt mit Be fremden Kenntnis von dem Berichte, der im sächsischen Landtag zum Finanzausgleich gegeben wurde und von den Absichten gegen die höchst notwendige und durch die Reichsverfassnng vor gesehene Kontrolle über das Finanzgebahren der Länder und Gemeinden, die der sächsische Finanz- niinister entwickelt hat. Abgesehen davon, daß sie den Vergleich mit der Finanzkontrolle über die Türkei als geschmacklos ablehnt, vermag sie den Berichterstatter, der in diesem Gebiet als stark interessiert bezeichnet werden muß, nicht die Befugnis zuzugestehen, über das Maß der R»ichsfreudigkeit im sächsischen Land und in den sächsischen Gemeinden derartige Urteile abzu- gcben. Wenn der Großhandel da und dort im Kampfe gegen ungerechte oder ungeeignete Steuermaßnahmen scharf kämpft, so berührt dies seine Reichsfreudigkeit in keiner Weise. Er ver sagt deshalb dem Landtag und dein sächsischen Finanzminister in ihrem Widerstand gegen das Reich die Gefolgschaft und hält die vom Reiche vorgesehene Finanzkontrolle über Län der und Gemeinden geradezu für Pflicht der Reichsregierung, die er bei diesem Vorgehen mit seinem Einfluß und seinem Ansehen kräftig unterstützt. Denn nur dieses Mittel ist geeignet, die deutsche Währung auf die Dauer gesund zu erhalten und die deutsche Erzeugerschaft wie den deutschen Handel wettbewerbsfähig gegen über dem Ausland zu machen, sodaß eine er- solgreiche Handelspolitik getrieben werden kann, die heute leider undurchführbar ist. Das Defizit im sächsischen Land und in den Gemeinden kann sehr wohl dadurch ausgeglichen werden, daß man spart und darauf verzichtet, die Mittel der Steuerzahler in angeblich werbende Unter Lebensbilanzen Ein Kaufmannsroman Von Julius Eduard Müller 12s (Nachdruck verboten) Dann setzte sich das junge Mädchen neben ihn, schnitt ihm das Essen zurecht und nötigte ihn, zuzulangen. Geradezu war sie um ihn be sorgt, und ihr liebevolles Vesorgtsein löste ihm die Zunge. So dezent wie möglich erzählte er ihr die Erlebnisse, die ihn um sein kärgliches Brot gebracht hatten. Stellenlos, mittellos und ohne irgend welche Aussichten, angewidert von einem ihm vom Schicksal aufgedrängten Berufe, stund er jetzt da in der Welt. Meta Förster war natürlich nicht imstande, ihm Hilfe bringen oder guten Rat zu ertei len. Alles, was sie gegenüber der Schwierigkeit seiner Lage zu spenden vermochte, war linder Brost. Das aber tat sie mit solcher Wirkung, dos; der Sturm im Gemüt des jungen Mannes bald sanfter Stille wich. Am Klavier schmolz dann die Macht der Töne seine drückende Sorge in jugendliche Hoffnungsseligkeit um. In schlafloser Nacht nahm dann ein schon lange oon ihm still in Erwägung gezogener Entschluß feste Formen an: Er wollte nach Leipzig gehen, um noch zu studieren. Einstweilen konnte er sich ja als Hörer eintragen lassen; das Abiturium hoffte er bei äußerstem Fleiß in höchstens einem, vielleicht auch schon in einem halben Jahre zu umchen, dann stand seiner Immatrikulation nichts mehr im Wege. Die Kosten für sein Stu dium wollte er sich durch Privatunterricht er- iverben. lieber etwaige Bedenken, ob sich dieser Plan durchführen lassen würde, stürmte sein jugend licher Idealismus hinweg. 3u früh . . . Knirschend hemmen die Bremsen der Räder rasenden Lauf. Noch ein kurzes Gleiten und fest steht die Eifeubahnschlange. Hastig wird das Gepäck zusammengerafst und, eingekeilt in der hastenden Menge, werde ich durch die enge Sperre auf die Straße geschoben. Da bin ich wieder. Früher als ich dachte, stehe ich mitten in dem Trubel, von niemanden erwartet. Ferienzeit! Ich merke nichts davon. Noch immer das alte Hasten und Jagen, dieselbe Menschenflut, dasselbe nervenzerriit-