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NnierhMmtgs - Beilage ZMN MM« - KGM MM M AM Druck und Lerlag von I. Nuhr Nachs. Dr. Alban Frisch, Hohenstein-Ernstthal. Des Ehs dsr Rmaie Heinsius Sloman von Ruth G o rtz. (29. Fortsetzung.)' , „Renate, Liebste, Einzigste, du bist mein?" fragte er, und fester schmiegte sie sich an ihn, als könnte er sie be schützen vor dem Schrecklichen, das vor ihr lag. Ihr ge peinigtes Herz, Las alle Qualen Les Verrates, der Ver nachlässigung ertragen, schlug stark für den Menschen, Ler ihr in der schwersten Zeit ihres Lebens ein Freund gewesen. Lohe hielt sie fest an sich gedrückt, nahm ihre Arme, legte sie um seinen Hals und fragte mit leiser Stimme, als müßte er die Antwort noch von ihren Lippen hören: „Renate, du bist mein?" Da wich mit einen! Male alles, was licht und hell ge wesen. Sie machte sich aus der Umschlingung frei, ihre Augen wurden groß, in Lem Gesicht stand der rührende Leidenszug der Mutter. Sie barg ihr Gesicht in den Händen. „Nie, nie kann ich mehr eines anderen Mannes Frau sein." Professor von Lohe verstand den Sinn ihrer Worte nicht. Noch einmal streckte er die Arme ihr entgegen, aber La schüttelte sie stumm und leise den Kopf. „Ich muß ja allein bleiben." Und leise, kaum hörbar, sagte sie: „Für mein Kind." Da erst wußte er, was sie gemeint, und ein furchtbarer Kampf stand in seiner Seele auf. War es denkbar, daß sie den Mann verließ, der ihres Kindes Vater war? Alles drängte zu ihr hin, ihr beizu stehen in ihrer schweren Not. Zum ersten Male, gerade, da sie aller Bande ledig war, frei hätte sein können für ihn, lebte in ihm das große, starke Gefühl der Freundschaft. Drosten hätte er sie mögen, ihre Hände in den seinen halten, sie in die Arme nehmen, ihr wie einem kranken Kinde zu sprechen. Er hatte seine Fassung wiedergesunden und sagte: „Sie haben keinen treueren Freund als mich, Renate. .Wenn Sie mich rufen, werde ich sogleich zu Ihnen kommen. Ich warte, daß Sie mir einen Wink geben, ich werde immer zu Ihrer Verfügung sein." Sie wußte, daß ihr Geheimnis ihm nicht mehr fremd war. „Bester, liebster Freund," sagte sie, und jetzt flossen ihre Tränen. Sie waren kein Schmerz, sie bedeuteten Be freiung. Lohe neigte sich zu ihr hin. „Ich werde nie in Sie dringen, Sie nie mit Fragen quälen. Was Sie beschlossen, werde ich hinnehmen, wohin Sie Ihr Herz treiben mag, ich will Sie nie verlassen." Es klang wie ein Schwur, ihre Hände lagen ineinander. Blauend stand die Dämmerung draußen, wurde tief und wich dem Abend. Er kam, brachte Ruhe und freud volles Zusammendenkcn. Renate in dieser Stunde, Lie sie hinaushob über vieles Erdenleid, weil sie eines Menschen Größe erkannt, Lie Größe des Mannes, fragte sich, welche Rätsel in der Brust der Frau liegen, daß sie bei dem Gedenken ihres Mannes ihr Herz blutend und zerrissen fühlte, daß ein liebes, ver- (Nachdruck verboten.) ; söhnendes Wort des anderen, von dem sie gegangen, sie I glücklich machen konnte, während dieser die Seligkeit ihr I nicht bringen konnte. Er, Ler größer war als alle Menschen, ! die ihren Lebensweg betreten. Im Zuge verabschiedeten sie sich. Renate wollte es so, I und Lohe fügte sich schweren Herzens. Er sollte während > seines Aufenthaltes in Breslau nicht nach ihr fragen. Sie - fühlte, daß sie allein bleiben mutzte, weil sie den Ange- , hörigen gegenüber einen schweren Stand haben würde, I ihre plötzliche Abreise zu erklären. Niemand wußte von , ihrem Kommen. Sie mußte es als eine harmlose über- ; raschung darstellen und hatte kaum Kraft, die schwere i Trauer zu verbergen. Auf dem Breslauer Bahnhof blieb sie schweratmend, ' unschlüssig stehen. Der Gepäckträger, der sie nach ihrem Ge- ; päckschein fragte, riß sie aus der Versunkenheit. Sie gab I ihm die Adresse, er sollte ihr Len Koffer später bringen, j zuerst wollte sie allein kommen. Die Dunkelheit machte sie eine Minute unsicher. Ihr ! war, als habe sie in der Zeit ihrer Ehe verlernt, allein zu I handeln, die Einsamkeit ängstigte sie. Endlich ging sie aus I die nächste Droschke zu . . . der Kutscher schlug den Weg ; nach der Villenstadt Kleinburg ein. Die vielen Menschen taten ihr weh. Die Stille der I kleinen Stadt, unter der sie geseufzt, war ihr vertraut und I lieb. ; Endlich zog sie die Klingel an dem palastartigen Hause. » Wie sie die Treppen hinaufschritt- die mit prächtigen Decken I belegt waren, kam es ihr vor, als sei eine unendlich lange I Zeit dahingegangen, daß sie selbst einmal in einem großen ! Hause gewohnt hatte. Eine quälende Scham war in ihr, daß irgend jemand I das Geheimnis ihrer zertrümmerten Ehe ahnen würde, I noch ehe sie selbst zur Ruhe und Überlegung kam; am ' liebsten wäre sie umgekehrt. Dunkel lag die Zukunft vor ihr, ! aber sie wußte, daß sie um des Mannes willen nichts von I dem sagen durfte, was sie b-erhergeführt. Nach einigem Zaudern griff sie zu der Klingel, und ; wie der Ton schrillte, begann ihr Herz stürmisch zu klopfen, i Ein Dienstmädchen in schwarzem Kleide, mit weißer I Schürze, das Häubchen aus dem Haar, erschien. Sie musterte ; Renate und fragte nach ihrem Begehr. I „Sind die Herrschaften zu Hause?" fragte Renate zag- i Haft. Sie ahnte, daß sie weder Gerta noch die Mutter an- I treffen würde, und sah sich bereits aus Ler Straße umher- « irren oder in ein fremdes Hotel gehen, unsicher, wie sie ge- ! worden. „Gnädige Frau ist zu Hause. Wen darf ich melden?" Das Spiel begann, sie mußte auf der Hut sein. „Sagen Sie . . . eine Dame sei gekommen, die die ! gnädige Frau in einer wichtigen Angelegenheit sprechen l will." j Der zaghafte Ton schien das Mädchen glauben zu ' machen, daß es sich um eine Bittstellerin handele, wenn- » gleich die Dame vornehm und elegant aussah. Aber man I