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nähme, ilik be- ederer» iS noch N '»terhKltniMS - Beilage ZUM Druck und Verlag von I. Ruhr Nachf. Dr. Alban Frisch, Hohenstein-Ernstthal. (Nachdruck verboten.) gegenüber. Aus dessen Gesicht leuchtete nun unverhohlen die Fackel der Feindschaft, Die Wut des Mannes, der sich beraubt und bestohlen glaubte, der sich im gegebenen Augen« blicke nicht dagegen wehren Durfte, dem einst die Hände ge bunden, und der Lie Minute der Vergeltung gekommen sah. Wie ein jäher Blitz leuchtend, flammend ein dunkles Zimmer erhellt, so zerriß dieses Antlitz, das bleich und höhnend sich zu dem jungen Erfinder wandte, alle Zweifel, weshalb Halmer als Widersacher hier auftrat und wie einen Funken einen Zweifel in die Köpfe der Männer warf, die sein Geschick in den Händen hielten. Das galt nicht seinem Werk, das galt ihm, dem Manne, dem Menschen, der ihm Reimte geraubt. Ein Schweigen, so tief und lastend wie das Schweigen des Todes, lag in dem Raum. Man vernahm nur das leise Plätschern des Regens, der auf die Bäume schlug. Ein Wind hatte sich ausgemacht und pfiff um die Ecke, wehte auch einmal zu dem geöff neten Fenster hinein und hatte nicht übel Lust, einige der Blätter mit den Zeichnungen zu entführen. Otto vernahm nun das Pladdern des Regens. Wie in einen Dunst gehüllt, erblickte er die Augen des Professors und wußte kaum, was er sprach. Erst als die anderen Herren Rede und Antwort standen, raffte Otto sich gewalt sam zusammen und lauschte. Was sprachen sie? War es ein Todesurteil? Und nun klang die Stimme des Vorgesetzten wieder an sein Ohr: „Ich halte es für zweckrnäßig," sagte Lohe, „daß die Herren auch diese Meinung des Herrn Halmer gründlich überlegen sotten. Auch ich habe die gleichen Bedenken ge- habt und wieder verworfen. Wir werden sie aber noch ein mal prüfen, nichts unversucht lassen, denn uns allen ist ja der plötzliche Widerstand, den uns eine Maschine entgegen zusetzen vermag, nicht unbekannt. Das Unvorhergesehene ist stets möglich. Ich bitte also, alle Fragen in dieser Hin sicht auf das eingehendste durchzuarbeiten, und um Ihr Urteil, meine Herren." Und Lohe gab durch sein Kopfnicken das Zeichen zum Schluß der Konferenz. Stühle scharrten, Stimmen mur melten leise und unverständliche Worte. Otto vernahm sie nicht mehr. Alle seine Hoffnungen waren zertreten, er selbst konnte sie nicht wieder aufrichten, glaubte auch nicht, daß sie Blüten tragen würden. Wie . . . wenn Halmer recht be hielt, oder wenn es ihm nun gelungen war, Lohe und einen Teil der anderen Herren von dem zu überzeugen, was er gegen Ottos Werk vorgebracht? Nur die Erfahrung konnte lehren, ob er recht behalten, und diese Erfahrung stand im Ungewissen. Unschlüssig öffnete er die Tür zu seinem Arbeits- zimmer. Er vernahm die Stimme des Kollegen Settgast, der eindringlich auf Halmer einsprachj „Mensch, wie konnten Sie das tun? Sie haben sich ja furchtbar in die Nesseln gesetzt. Was denken Hie von Die Ehe der Renats Heinsius Roman von Ruth Goetz. ! (22. Fortsetzung.) Professor von Lohe, der die Namen aller seiner Jnge- ' nieure kannte, schien sich hier eine Sekunde zu besinnen » und in der Erinnerung zu suchen. „Herr Halmer?" fragte er nach kurzer Pause. Lukas I verbeugte sich korrekt. „Ich bitte," sagte Professor von Lohe. ; Lukas verließ seinen Platz am untersten Ende des i Tisches, trat nahe an das Modell heran, nahm die Zeich- I nungen mit den vielen Zahlen und Buchstaben in die . Hand. Unter Len neugierig gereckten Köpfen der Männer, ; die um den langen Tisch hernmsaßen, schoß ihm die Röte i eine Sekunde lang in das Gesicht. Bald hatte er das ruhige I Aussehen wie stets, und ein Lächeln, das ihm eine schaise, . unangenehme Falte um den Mund zog, wehrte diese äuf- ! steigende Verlegenheit ab. „Das Modell ist sehr sinnreich in der Konstruktton," I sagte er, und seine Stimme bekam sogleich einen festen ; Klang, man hörte ibm an, Laß der Mann nicht unvorbe- » reitet redete und nicht der Augenblick Lie Bedenken ihm I gegeben. Er hatte lange und sorgfältig die Worte in jei- 1 nem Innern zurechtgclegt, ehe er sie aussprach. „Ich selbst habe mich mit dem Problem der Verviel- ! fältigung der Produktion von Schienenstraßen lange be- I schäftigt und darf mir daher Wohl die Berechtigung an- I maßen, ein Urteil abzugeben." Die Stille in Lem Zimmer wurde drückend, als Lukas ! seinen Finger auf einen Teil des Modells legte. „Hier, das ist geistvoll, aber nur in der Theorie, nur ' in der Theorie, meine Herren. Es ist das Bestreben aller ; Walzwerke, eine möglichst große Länge zu Walzen. Bisher . war es nicht möglich. Nun soll nach Herrn Storms Er- I findung durch eine größere Umlaufzahl der Walzen in der ! gleichen Zett mehr als doppelt soviel geleistet werden. In ; der Praxis wird man beobachten, daß unter diesen Bedin- i gungen Lie Duowalze, die feststehen muß, nicht unverrück- I dar bleibt. Die Querschnittsabmessungcn bleiben nicht ge- « ringer als die der Walzenkörper, der Arbeitswiderstand ! bringt den unvermeidlichen Bruch des Materials, und I unsere Schienen werden untauglich!" Er rief das vernich- j tende Wort wie eine Fanfare in die Gesellschaft der schwei- » genden Männner. Es dröhnte allen denen in die Ohren, die sich auf die I Seite des Erfinders gestellt, es gellte wie ein Schrei des I Triumphes der Vernichtung hin zu den Neidern. ; Über Otto Storm war es wie eine lähmende Starrheit ; gekommen. Gerade die Fehler, die Halmer ihm vorhielt, I hatte er unter unsäglichen Mühen zu vermeiden gesucht, > gerade sie brachten ihm rastloses Nachdenken, unendliche ; Arbeit. Und nun rief er sie aus, lötete mit dem Wort Hosf- » nungen und Glück, brachte neue Zweifel in die Sinne aller I derer, die ihm helfen sollten, feine Arbeit zum endgültigen » Ende zu führen. ! In einem Krampf bewegten sich seine Lippen. Worte ' drängten sich in seinen Mund; er wollte sprechen, rufen, ! schreien, und er stand stumm und gebrochen dem anderen