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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192507084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19250708
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19250708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-07
- Tag 1925-07-08
-
Monat
1925-07
-
Jahr
1925
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
- Autor
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Recht maßgebenden Einfluß zu üben scheint; alle Schuldnergruppen haben dementsprechend auch wiederum einen einmütigen Einspruch gegen eine höhere Aufwertung erhoben; jede entgegen gesetzte Meinungsäußerung versucht man zu unterdrücken. Daß skrupellose Schuldner sich ihrer Schulden möglichst kostenlos zu entledigen suchen, ist bekannt; die Gesetzgebung darf aber hierzu nicht die Hand bieten. Diese Aufwer tungsgesetzgebung wird ein dunkles Blatt in der deutschen Rechts- und Sittengeschichte bilden; die politischen und sittlichen Folgen werden nicht ausbleiben; sie beginnen schon jetzt sich im öffent lichen Leben und im geschäftlichen Verkehr zu zeigen. Eine Schuld bleibt bestehen bis sie ge tilgt ist; es widerspricht jedem Recht, einem Schuldner von dem größten Teil seiner Schuld zu befreien, weil er z u r Zeit für nicht voll zahlungsfähig erachtet wird. Nach Zeitungs berichten verhandeln die im Reichstag anwesen den wenigen Abgeordneten vor leeren Bänken; es hat den Anschein, als ob die Aufwertungsvor lage mit stenographischer Abkürzung verhandelt werden solle, um möglichst schnell in die Ferien gehen zu können. Was sagen die Wähler dazu, deren Daseinsmöglichkeit von der Lösung der Auf wertungsfrage in den weitesten Volksschichten abhängt? Sächsisches Hohenstetn-Ernstthal, 8. Juli 1925 —* Am 30. Juni fand eine Sitzung des Hanpiaus- schusses der Gewerbekammcr Chemnitz statt, in der eine Reihe wichtiger Gegenstände behandelt wurde. Auf Veranlassung des Sächsischen Wirtschaftsmini steriums hatte sich der Ausschuß zunächst mit der Frage einer gesetzlichen Regelung des Zugabcwcjcns zu beschäftigen. Die Mehrzahl der von der Kammer gehörten gewerblichen Verbände spricht sich für ein gesetzliches Eingreifen gegen das Zugabewcsen aus. Der Hauptausschuh empfahl eine gesetzliche Regelung des Zugabcwesens, wenn die Möglichkeit hierzu be steht, ferner sprach er sich im Sinne der Zugehörigkeit des Motorfahrzeugrcparaturgewerbes zum Motor-, Fahrrad- und Nähmaschincn-Mechanikcrhandwerk aus. Ucbcr die Anerkennung des Elasreinigcrge- werbcs als Handwerk schweben noch Erörterungen. Von dem vorläufigen Entwurf von Bestimmungen für die Gewährung von Darlehen aus dem Masäsi- nensonds der sächsischen Ecwcrbekammer nahm man Kenntnis. —* Die Ordnung und Sicherheit im Eisenbahn betriebe werden neuerdings häufig durch Schulkinder gefährdet. Es mehren sich die Fälle, daß sie in den Abteilen der fahrenden Züge und aus den Bahnhöfen Unfug treiben. Unter anderem ist beobachtet worden, daß Schüler so lange warten, bis sich der Zug in Be wegung gesetzt hat, eine Weile neben dem fahrenden Zuge herlaufen, und erst dann in ein Abteil sprin gen. Das Aufsichts- und Begleitpersonal ist in ein zelnen Bezirken der Reichsbahn von neuem ange wiesen worden, dagegen streng vorzugehcn. —* Nachdem bereits vor längerer Zeit die kom munale Giro-Organisation durch die Einführung der Weltkreditbriefe eine Einrichtung geschaffen hatte, die dem reisenden Publikum die Vorteile des Reise kreditbriefes auch für Auslandsreisen sichern sollte, hat jetzt die Deutsche Girozentrale — Deutsche Kom munalbank —, um den Wünschen des Reiscpublikums nach einem überall verwertbaren Zahlungsmittel, das zugleich größtmögliche.Sicherheit bietet, zu ent sprechen, eine Vereinbarung getroffen, nach der sie künftig auch offizielle Ausgabestelle für Reisechecks (Traveller Schecks) über amerikanische Dollar, eng lische Pfunde und italienische Lire ist. Diese Reise checks sind in Heften zu fünf Schecks der gleichen Währung und über den gleichen Betrag lautend zu- sammcngcstcllt und fortlaufend nummeriert. Bei Ausgabe der Schecks wird dein Käufer eine Liste aus- gchändigt, in der die Namen von mehreren tausend über die ganze Welt verteilten Banken verzeichnet sind, bei denen die Schecks eingelöst werden können. Diese werden aber nicht nur von den in der Liste aus- gcführten Banken entgegengenommen, sondern auch von Reise- und Vcrkchrsbüros, Warenhäusern usw., d h. also, daß die Schecks dem Bargeld gleichzustellen sind. Die Anforderung der Hefte geschieht durch Vermittlung der zuständigen Girozentrale unter Verwendung eines besonderen Formulars, das von der Deutschen Girozentrale der beantragenden Stelle jeweils zugcstellt wird. Die Schecks werden sofort nach Empfang auf der Vorderseite unterzeichnet und müssen bei Verwertung in Gegenwart des Em pfängers auf der Rückseite nochmals unterzeichnet werden. —* Der Stand der Viehseuchen in der Amts hauptmannschaft Glauchau ist nach dem Bericht des Landesgcsundhcitsamtrs vom 1. Juli folgender: Schweineseuche und Schweinepest: 2 Gemeinden, 2 Gehöfte; Tuberkulose der Rinder: 1 Gemeinde 1 Ge höft. Fülle von Milzbrand, Tollwut, Rotz, Maul- und Klauenseuche, Räude der Einhufer und Rotlauf der Schweine sind in der Amtshauptmanuschast Glauchau nicht zu verzeichnen. —* In einer Besprechung im Reichsverkehrsmini sterium wurde ein einheitliches Vorgehen vereinbart, wonach die Deutsche Reichsbahngescllschaft für den Berliner Vahnhossbuchhandeh der Magistrat Berlin für die Verkaufsstellen auf den Berliner Bahnhöfen, die nach dem t. Juni 1928 wegen eines Vergehens gegen die 88 181 und 181a des Strafgesetzbuches rechtskräftig verurteilten Blätter, für eine bestimmte Zeit vom Verkauf auszuschlicßcn. Diese Maßnahme soll später in entsprechender Weise im ganzen Deut schen Reiche durchgeführt werden. — Zwickau, 7. Juli. Am Sonntag früh in der vierten Stunde sprang ein anf dem Haupt- markt wohnender junger Mann von der Para- diesbrücke in die Mulde. Polizeibeamten gelang es, den Lebensmüden noch rechtzeitig zu retten Ferner ging am gleichen Tag abends gegen > 26 Uhr die 25jährige Scheunert aus Falkenau bei Flöha in den Schwanenteich und ertrank. Liebes kummer hat das Mädchen wahrscheinlich in den Tod getrieben. — Ein ans der Freiberger Gegend stammender, ungefähr 60 Jahre alter Landwirt, der sich am Anfang v. W. von seinen Angehöri gen mit unbestimmtem Ziel entfernt hatte, schrieb von hier aus einen Abschiedsbrief an seinen ver heirateten Sohn mit dem Hinweis: „Lebe wohl: letzter Gruß vom Denkmal am Schwanenteich!" Die nach hier geeilten besorgten Anverwandten, die vermuten, daß sich der Vater ein Leid ange tan hat, mußten trotz allen Absucheus des Teich- geländes unverrichteter Sache nach Hause fahren. Allem Anschein nach dürfte sich der alte Mann mit Selbstmordgedanken besaßt haben. — Werdau, 7. Juli. Ein schweres, nahezu eine Stunde anhaltendes Gewitter entlud sich am Freitag über unserer Gegend. Der in Strö men niedergehende, teilweise mit Hagel vermischte Regen bewirkte ein rasches Ansteigen der Ge wässer, namentlich der Pleiße. Die Turnhallen- straße mar auf ein beträchtliches Stück völlig überschwemmt. ' — Netzschkau, 7. Juli. Am Freitag abend versuchte ein 18jnhrigcr Maurer von hier von der Göltzschtalbrücke herabznspringen. Davon wurde er aber durch hiuznkommende Leute abge halten. Später vernahmen Spaziergänger in einem Kornfeld südlich der Brücke ausfallende Töne. Beim Nachsehen wurde der gleiche junge Mann auf der Erde liegend dabei betroffen, wie er ein Tas' entuch fest um den Hals geschnürt hatte, um freiwillig aus dem Leben zn scheiden. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Bücher „Lacht Euch Laune", 1000 Witze von Ernst War litz, 290 Seiten, Titelbild von Koch-Gotha, Preis ge bunden Mk. 3.30. Max Hesses Verlag, Berlin W 15. Das Buch enthält 1000 sprühende Witze und Anek doten von solch bezwingender Fröhlichkeit, daß sich seinem Einfluß niemand, aber auch niemand ent ziehen kann. Der Autor hat cs, wie er angibt, auf .zwanzigjährigen Verufsreisen an Stammtischen, im Eisenbahnabteil, auf Watzdertourcn, an Bord des Schiffes, im Kaffeehaus, anf Festlichkeiten, in den Garderoben der Kabaretts usw. erlauscht und zu- sammengetragcn. Der Inhalt, der das ganze Ge biet menschlicher Schwächen und Torheiten umfaßt, ist tatsächlich für Gesunde zum Kranklachen, für Kranke zum Gesundlachen. Wer sich immer und immer wieder Stunden herzerquickender Fröhlichkeit verschaffen will, wer eine ganze Gesellschaft in kür zester Zeit unfehlbar zum Lachen, Schreien und Quietschen bringen will, der greife nach diesem lustig sten aller Bücher, dessen Inhalt der Meister Koch- Gotha anf dem Titelblatt mit dem vor Lustigkeit sich windenden Männchen schlagend wiedergegebcn hat. „Der Feldtamerad" Im Eigenverlag des Bun- des Sächsischer Feld-Kameraden-Vereinigungen, Sitz Leipzig, erscheint eine die Interessen der im Bund zusammengeschlosscnen Feldzugsteilnehmer-Vereine fördernde und eine treffliche Erinnerungsschrift für alle ehemaligen sächsischen Soldaten darstellende Schrift: „Der Feldkamerad". Zahlreichen Landes-und Vezirkszusammenschlüssen ehemaliger A^>piiric^<eil- nehmer dient der „Feldkamerad" als Rachrichtenblatt und schafft so einen bedeutenden Bczieherkrcis. Die Schrift erscheint reichhaltig ausgestattet monatlich. Kostenlose Werbeexemplare geben gern die Geschäfts stellen des Verlages in Chemnitz, Dresden, Freiberg, Plauen, Riesa, Zwickau, sowie die Hauptgefchäftsstclle Leipzig-Volkmarsdorf, Kirchstraße 4, ab. Alphonse Daudet: Briefe ans meiner Mühle. Uebersetzt von Peter Scher. Volksverband der Bücher freunde, Wegweiser-Verlag E. m. b. H., Berlin-Char lottenburg, Berliner Straße 42/43. Durchblättert man dieses Werllein, so strömt uns eine ganz eigen sinnige Wehmut entgegen. Eine Wehmut, die uns manchmal packt, wenn wir so vieles Alte entschwin den sehen, das uns aus unseren Kindertagen lieb ge worden; wenn es vernichtet wird, zertreten von den eisernen Schritten der rasend fortschreitenden Technik. So wurde auch eines Tages die Romantik der guten alten Windmühle vom kalten, herrisch aufstrotzendcn Stcinkoloß der Dampfmühle verdrängt und unsere altvertrautc Freundin ihrem verfallenem Schicksale überlassen. Doch noch einmal entsteht sie und ihre Welt vor unseren Augen, trauliche Erlebnisse flechten einen 'Erinnerungskranz und humorige Wärme ent führt uns dem Alltag. Dieses zarte fein abgestimmte Kunstwerk, das auch bei uns in Deutschland seit lan gem zu den Perlen der Weltliteratur gezählt wird, hat der emsig arbeitende Volksverband der Bücher freunde als entzückende Taschenausgabe in seiner neuesten Auswahlreihe herausgeüracht. Kein glück licherer llcbcrsctzer konnte dazu gefunden werden, als Peter Scher. Da die Auswahlbände des Verbandes nur für seine Mitglieder käuflich sind, weist auch diese reizvolle Buchausgabe auf den Vorteil hin, die kostenlose Mitgliedschaft zu diesem Verbände zu er werben, denn die Vielseitigkeit der dargcbotcnen Er scheinungen wird selbst noch in einem literarisch ver wöhnten Liebhaber neue Wünsche auslösen. Kosten« lose illustrierte Vcrlagskataloge versendet auf Wunsch die Geschäftsstelle des Verbandes, Berlin-Charlotten burg 2, Berliner Straße 42 13. Nie xanre rväscbt sich rvöLbentlicb sten Itopk mit clem berübmtcn Komdella - Shampoon - lli. (1 Li kür rvcei Kopkva-NM sckunxen SO Pfennige.) Hile rveräen dervunclert um stas schöne, Leisten schimmernste unst scbuppenkreie Haar, auser- stem noch um stie frische, gesauste Gesichts farbe, stis Sie stem Gebrauch von Xombeila- Lreme unst ster Xombella - Leite /erstanlcen. Kunst und Wissenschast Goethe als Tänzer Der kurländische Edelmann Freiherr Otto Johann Heinrich von Mirbach, der sich Ende des 18. Jahrhunderts in Jena aufhielt, berichtet über das gesellschaftliche Leben daselbst mancher lei. Unter anderem heißt es da: „Nur die Hof rätin Schütz versammelte während des Winters wöchentlich einmal einen Zirkel in ihrem Hause, der einzig in Zena und einzig in seiner Art war. Samen, die Wirtin des Hauses ausgenommen, sah man gar nicht, dafür aber die berühmtesten Köpfe Deutschlands, wie sie sich nur sehr selten, vielleicht nie mehr beisammen sanden. Man sah hier Goethe und Schiller, die beiden Humboldt, die beiden Schlegel, Fichte, Paulus, oft auch Wieland und Herder. Goethe mar mehr in Jena als in Weimar, um, wie es wenigstens hieß, ge meinschaftlich mit Schiller die Herausgabe der „Horen" zu besorgen, aber wie man allgemein glaubte, um der hübschen Paulus den Hof zu machen. Ich weiß nicht, ob der stolze Mann je mals mehr als höchstens einen gnädigen Blick an einen Studenten verloren hat, von denen ohnehin nur wenige Zutritt zu diesem Zirkel hatten. Ich gehörte zu den Auserwühlten, zu fällig oder vielleicht weil ich bisweilen auf den Bällen in der „Rose" mich zu einem Dreher mit der dicken, bereits alternden Hofrätin Schütz her- beiließ. Da war, wie Goethe auf dem seinigen, ich auf meinem Platze, den ich mit Würde sogar gegen Goethe zu behaupten wußte. Auf den Bällen in der „Rose" schien ich ihn gar nicht zu beachten, ließ sogar oft absichtlich seinen Lieb lingsdreher mit Madame Paulus unterbrechen. Ich war nämlich dort Tanzdirektor und, wie schon gesagt, anf meinem Platze". Einen ande ren Nachweis von Goethes Tanzkunst gibt Karo line Flachland an ihren Bräutigam Herder. Sie 'chreibt aus Darmstadt: „Goethe und ich tanzten nach dem Klavier Menuetten." Im Jahre 1797 besuchte Goethe in Zürich mit dem Kunstmeyer die Schipf, einen großen Saal, in dessen Hinter grund er eine Orgel erblickte, und den er mit den lustigen Worten: „Hier muß man tanzen," betrat und seiner ganzen Länge nach im Tanz schritt durchmaß. Soweit die Nachweise der Tanzkunst des jungen Goethe, aber noch als Greis tanzte der Dichter. Es war am 4. August 1821, als Goethe in seinem Tagebuch wahrend seines Aufenthaltes in Marienbad verzeichnete: „Abends Ball im Hause, wobey gegenwärtig bis 10 Uhr." Und ein anderer Teilnehmer an diesem Ball verrät uns, was die Tagebuchaufzeichnung verschweigt, daß „selbst Goethe tanzte". Es.war im Kreiie der Ulrike von Levetzow, seiner „letz ¬ ten Liebe", und es mochte das letztemal gewesen sein, daß der damals 72 Jahre alte Altmeister ein Tänzchen wagte. Die Ausstellung Gerstenberger-Chemnitz hat in ihren Räumen augenblicklich eine Georg- Kolbe-Ausstellung, die in 32 Plastiken und eben soviel Tuschezeichnungen einen Ueberblick über die Entwicklung des Künstlers in den letzten 10 Jahren vermittelt. Georg Kolbe ist einer unse rer feinsinnigsten Bildhauer. — Die Besichti gung dieser hochinteressanten Ausstellung ist sehr zu empfehlen. Ist die „Fledermaus" eine Operette? Die Wiener Lustbarkeitsabgabe sieht für Operetten einen höheren Steuersatz vor, als siir Opern. Die Staatstheaterverwaitung hat es versucht, Johann Strauß' „Fledermaus" als komische Oper zu qualifizieren, um sie so in den niedrige ren Steuersatz zu bringen. Der Magistrat hat die Beschwerde unter Hinweis darauf abgewie sen, daß Johann Strauß selbst auf dem Origi nalmanuskript die „Fledermaus" als Operette bezeichnet hatte. Das Manuskript war viele Jahre lang verschwunden und ist anläßlich des vorjährigen Musik- und Theaterfestes der Stadt Wien aufgefunden und ausgestellt morden. Nichtsdestoweniger hat sich eine Reihe von Gut achten auf den Standpunkt gestellt, daß die „Fle dermaus" unbedingt höher zu werten sei. Be zeichnend ist, daß Gustav Mahler in Hamburg die „Fledermaus" als komische Oper eingesührt hat. Das Originalmanuskript von „Tausendund eine Nacht" gesunden. Nach Mitteilungen russi scher Blätter wurde im Archiv der Petersburger öffentlichen Bibliothek ein in persischer Sprache gehaltenes, vergilbtes, altes Manuskript gefun den. Das Manuskript wurde der russischen Aka demie der Wissenschaften zur Prüfung vorgclegt, und der auch im Auslande bekannte Kenner der persischen Sprache und Literatur Marr stellte fest, daß es sich um eine Sensation, nämlich um das Originalmanuskript der berühmten persi schen Märchen „Tausendundeine Nacht" han delte. Das Manuskript ist etwa gegen Mitte des 15. Jahrhunderts geschrieben worden und galt bisher als verschollen. Das Originalmanuskript, von dem es wahrscheinlich keine zweite Abschrift gibt, soll jetzt in einem der russischen National museen aufbewahrt werden. Emilia Galotti im Armenhaus. Bei einem meiner ersten Besuche des Theaters in Odense (so erzählt Andersen in seiner Selbstbiographie, die er „Das Märchen meines Lebens" getauft hat), sah ich, damals noch ein kleiner Knabe, das „Donauweibchen", ein ehedem hochberühmtes Wiener Singspiel, und das Publikum jubelte über die Darstellerin der Hauptrolle. Ihr wurde gehuldigt, sie wurde geehrt, und ich dachte mir recht lebhaft, wie glücklich sie sein müsse. Als ich viele Jahre später als Student nach Odense kam, erblickte ich in einer Stube des alten Hospitals, wo die armen Witwen wohnten und ein Bett neben dem anderen stand, ein weibliches Bildnis in vergoldetem Rahmen über einem der Betten. Es zeigte Lessings Emilia Galotti, wie sie die Rose zerpflückt; das Bild stach seltsam ab gegen die Armut, die es umgab; offenbar war es ein Porträt, aber wen stellte es dar? Ich fragte eine der alten Frauen. O, war die Antwort, das ist ja das Gesicht der deutschen Dame, die sich jetzt hier bei uns befindet; sie war früher Schauspie lerin, es muß lange her sein. Dann erschien eine kleine feine Frau mit Runzeln und in einem ärmlichen Seidenkleid, das einst schwarz gewesen war. Kein Zweifel — das war die Künstlerin, der als Donauweibchen alles zugejubelt hatte . . Dies Erlebnis, fügt Andersen hinzu, machte un auslöschlichen Eindruck auf mich und fiel mir oft wieder ein. Die älteste Zeitung der Welt, „Peking-Bao", ward in Peking im Jahr 44 unter der Regie rung des chinesischen Kaisers Tin-Kuang-Tsang von jenem Su-Kung gegründet, der auch als Erfinder der gegoßenen Drucklettern aus Blei und Silber gilt. In ihrer ersten Zeit wurde die Zeitung Su Kungs auf sechs Blätter aus gelber Seide gedruckt, die zusammengeheftet wurden. Eine Zahl dieser Blätter wurde als Dedika- tionsexemplare den hervorragenden Persönlich keiten des chinesischen Reiches zugestellt. Jahr hundertelang erfreuten sich die Herausgeber der Zeitung weitgehendster Unabhängigkeit. Gegen das Jahr 1200 aber ließ sich der damalige Her ausgeber verleiten, in seinem Blatt eine eifrige Propagandatätigkeit zu entfalten, die den Zweck verfolgte, die Negierung zu veranlassen, eine Kommission von gelehrten Chinesen nach Europa zu entsenden mit dem Auftrag, die dor tigen Sitten und Gebräuche zu studieren, um nach erfolgter Rückkehr das, was die Kommission für gut befunden haben sollte, der Negierung zur Einführung in China zu empfehlen. Die Negierung war über die ihr unerwünschte Pro paganda so entrüstet, daß sie dem Chefredakteur den Kopf abschlagcn ließ. Erst im Jahre 1800 wandelte sich der „Peking-Bao" nach DOOjähri- ger Existenz zu einer Tageszeitung um; aber noch im selben Jahre wurde das Blatt, weil es sich hatte einfallen lassen, eine Hofintrigue der Oeffcntlichkeit zu enthüllen, unterdxückt. Einige Jahre später begann cs zwar wieder zu erschei nen, wurde aber aufs neue aus dem gleichen Grunde wieder verboten. Es erschien dann aufs neue unter Lem Namen „King-Vao". Im Jahre 1912 verfiel es abermals der Beschlagnahme, weil es den ersten Präsidenten der Republik be leidigt hatte. Trotz des Verbotes des Wiederer scheinens tauchte das Blatt im Jahre 1915 noch einmal auf. Angesichts der politischen Wirren des Landes, die dem Blatt das Leben immer schwerer machten, ist es jetzt endgültig eingegan- gen, nachdem es 1525 Jahre gelebt hatte. Wallensteins Marschallstab. Eine Waffcn- sammlung von hervorragendem Werte ist, wie aus Weimar gemeldet wird, jetzt der Oeffentlich- keit ini dortigen Schloß zugänglich gemacht wor den. Es handelt sich um eine Gewehrjammlung mit Stücken namentlich aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert, ll. a. liegt auch der Marschallstab Wallensteins in Weimar. In der sachkundig ge ordneten Sammlung befinden sich Schußwaffen aller Art aus der ersten Zeit des 16. Jahr hunderts. Ein Museum für die Mode. In Paris regt man nach einer Meldung des „B. Z." die Schaf fung eines städtischen Modemuseums an. Die ses Museum ist als eine Art Sammlung von Modeschöpfungen gedacht, die hauptsächlich den Zweck haben soll, zu einer weiteren Entwicklung der Modeindustrie, die vor allem für den fran zösischen Export von großer Bedeutung ist, bei zutragen. Das Ausland an den deutschen Hochschule». Nach einer amtlichen Veröffentlichung studier ten im Wintersemester 1924/25 an den deutschen Hochschulen insgesamt 9685 Ausländer, davon 472 an preußischen, 1236 an bayrischen, 1722 an sächsischen und der Rest in den anderen deutschen Ländern. Auf die einzelnen Länder, namentlich des Ostens, entfallen davon: Bulgarien 1294, Rumänien 791, Tschechoslowakei 750, Rußland 490, Griechenland 463, Lettland 422, Ungarn 406, Litauen 379, Estland 244, Polen 445, China 289, Japan 108. Die Zahl der amerikanischen Studenten ist verhältnismäßig gering; auf die Vereinigten Staaten entfallen 93 Studenten, auf das übrige.Amerika nur wenig mehr. Das trinkfeste Hamburg. Felix Dahn, der Schöpfer des unverwüstlichen „Kampf um Rom", wurde in Hamburg nach einem Vortrag, den er dort gehalten, zu einem Abendschmaus einge raden. Er lehnte ab mit dem Bemerken, daß er die schlimme Lebensweise in Hamburg kenne; bei seinem ersten Aufenthalt dort habe er sechs Wochen lang nichts anderes getan als getrun ken und geschlafen. Entrüstet fragten die Ham burger Herren, in was für einer Gesellschaft er ich denn damals bewegt habe. Dahn erwiderte beschwichtigend, es seien die — ersten sechs Wochen seines Lebens gewesen.
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