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Hchmßem-EmMrüer Tageblatt un-Ln;eM iloclc Nr. 156 Mittwoch, den 8. Juli 1925 hat Kräften steht, muß der Staat das furchtbare Un recht wieder gutmachen, was er durch unehrliches Geld und ungerechte Gesetze der Staatsgenossen zufügte, die ihm vertrauensvoll ihre Ersparnisse Hingaben." Schutz, dem versinkenden Mittel stände,' In dem Berichte des Aufwertungs ausschusses der zweiten Wahlperiode 1924 er klärte der Vertreter der deutschnationalen Par ten, „die 3. Steuernotverordnung sei ein uner hörtes Unrecht gegen weite Schichten des Volkes, das die Wiederherstellung des Rechtes nicht Almosen fordere. In der Staats- wirtschaft könne zunächst nur ein Zinsen- d i en st ausgenommen werden. Die Privat wirtschaft könne individuell aufwerten, vielfach bis lOOProzent. Die Kom munen erzielten aus der Ausbeute ihrer wirtschaftlichen Betriebe so hohe Summen, daß sie — von Ausnahmen abgesehen — zu einer 10 0 prozentigen Aufwertung fähig seie n." In der Sitzung des Reichstages vom 8. Mai 1925 betonte der Vorsitzende der deutsch nationalen Fraktion noch ausdrücklich, „daß die E e m e i n d e anleihen anders zu behandeln seien als die Reichs anleihen." In der Sitzung vom 28. Juni 1924 behauptete derselbe Abgeord nete, daß sich die Kommunen vielfach an den ge zahlten Geldern direkt bereichert hätten; sie hät ten alle möglichen Unternehmungen gegründet und betrieben und säßen jetzt auf diesen Sach werten, die sie sich nutzbar machten, während auf der anderen Seite ihre Gläubiger das Nachsehen hätten." Diese Forderungen der Partei sind ent sprechend ihrer oben wiedergegebenen Erklärung jedenfalls auf Grund ernstlicher sachlicher Erwä gungen abgegeben; es erscheint hiernach poli tisch unmöglich, daß die deutschnationalc Fraktion jetzt für den sogenannten Aufwertungskompro- miß stimmt, der im schärfsten Gegensatz z» ihren bisherigen Forderungen und Versprechungen steht; vielmehr dürfen die Wähler erwarten, daß die Partei nicht Zurückhaltung übt, sondern dem Reichstag und der Regierung entsprechend einer Erklärung ihres Vertreters in der Sitzung des Es ist auffallend, daß vor den letzten Verhand lungen die Finanzlage seitens der Negierung verhältnismäßig befriedigend dargestellt wurde, während seit den neuen Aufwertungsverhand lungen die Auffassung über die Wirtschafts- und Finanzlage des Reiches umgeschlagen ist und auch von anderen Stellen der Reichsverwaltung un günstige Aussichten geäußert werden. Man will auch den Beschluß über die Aufwer tungsvorlage mit aller Macht beschleunigen; die Frage ist aber zu wichtig, um wegen der ersehn ten Reichstagsferien übers Knie gebrochen zu werden, um so weniger als die Neichstagsmit- glieder ihre Tagegelder oder vielmehr ihr Gehalt das ganze Jahr hindurch beziehen, also auch wenn Wochen- und monatelang der Reichstag nicht tagt. Man begründet diesen Wunsch da mit, die Schuldner wollten endlich wissen, woran sie sind; tatsächlich werden aber durch längere Beratung der Vorlage die Schuldner nicht ge schädigt, da sie Kapital bis auf weiteres über haupt nicht zu zahlen haben und bis zur Verab schiedung der Vorlage auch ihre Zins Ver pflichtung wie bisher ruht. Die Gläubiger dagegen werden eine Verzögerung wirklich gerechte Bewertung ihrer An sprüche erzielt würde. Es ist seltsam, die Ansprüche der Gläubiger, den In flat ions- Verlust zwischen Gläubiger und Schuldner zu teilen und hiernach die Echuldfordcrung der letzteren auf 50 Prozent herabzusetzen, als „mit der Wirtschaft unverein bar" zu erklären; die Schuldner, welche jetzt ihre wirtschaftlichen Beträge in Gold bezahlt bekom men, können sehr wohl eine von Jahr zu Jahr bis auf 5 Prozent steigende Verzinsung von der Hälfte, also von 50 Prozent ihrer bisherigen Schuld aufbringen; die Wirtschaft hat damit nichts zu Inn, da ihr auch die Einnahmen der Gläubiger zufließen. Dies gilt auch für die An leihen der Gemeinden, welche für die mit dem geliehenen Golde geschaffenen und ihren Ein wohnern finanziell und persönlich zugute kom menden Anlagen auch die Steuerkraft ihrer Ein wohner heranzichen können. Die Parteien des Reichstages und die Regierung würden gut tun, wenn sie den wirtschaftlichen und politischen Fol vor kurzem eine Erklärung erlassen, in welcher sie sich gegen die Behauptungwehrt, daß leitende Manner der Fraktion ausgesprochen hätten „die Wahlversprechen seien bedeutungslos und müß ten hinter höhere Staatsrücksichten zurücktreten. Dcutschnationale Gepflogenheit sei cs, allein sach liche Gründe und die Staatsnotmendigkeit für die Entscheidung maßgebend sein zu lassen." Die gegen die deutschnationale Fraktion des Neichstages erhobenen Anschuldigung einer der artigen Aeußerung, auch wenn eine solche nicht von leitenden Männern der Fraktion ausgegan gen wäre, erscheint für Mitglieder einer gesetz gebenden Versammlung so schwer, daß sie jeden falls, wenn in der Öffentlichkeit erhoben, unter bestimmten Beweis gestellt werden mußte. Die Versicherung genügt indes nicht, daß man Wnhl- versprechungen für bedeutsam und verpflichtend erklärt; die in die gesetzgebende Versammlung ge wählten Wahlbewerber haben vielmehr die Ge wissenspflicht, für die seinerzeit gegebenen Ver sprechungen auch im Kampf der Ansichten mann haft einzutreten oder, wie eine englische Redens art sagt, „bei ihren Kanonen zu bleiben." In dieser Beziehung ist für die deutschnationalen Wähler die Erklärung der Fraktion, „daß für ihre Mitglieder allein sachliche Gründe maßgebend seien," beruhigend. Die Aufwertungsfrage war bereits lange vor den Wahlen Gegenstand ein gehendster Erörterungen, und muß man deshalb annehmen, daß die Erklärungen der Wahlbewer ber und die Ausführungen der gewählten Ver treter in den Vollsitzungen und in den Ausschüs sen des Reichstages auch auf ernsten sachlichen Erwägungen beruhten. So heißt cs in einem Wahlaufruf der Partei: „der Staat muß wieder chrlich werden allen seinen Bürgern gegen über. Der Bruch gegebener Versprechungen, die Vernichtung garantierter Werte untergraben jede gen einer ungerechten, d. h. den Schuldner bevorzugenden Aufwertung größeres Gewicht beilegen wollten. Daß von den sogenann ten sechs Jnteressenverbänden solche Erwägun gen nicht zu erwarten sind, geht leider aus deren bisherigen Erklärungen mit unzweifelhafter Deutlichkeit hervor. Die Tilgung der Schulden ist auf unabsehbare Zeiten verschoben; es wäre aber im höchsten Maße ungerecht, jetzt für Privat- und öffentliche Schulden eine ungenügende Kapi talablösung festzusetzen und so die Gläubiger auf ewig ihres Vermögens zu berauben und wirt schaftlich zu vernichten, während man auch aus Seiten der Negierung einen wirtschaftlichen Auf stieg entgegensicht, der auch den Schuldnern mit unserer steigenden wirtschaftlichen Kraft zugute kommen und sie zahlungsfähiger machen wird Halten die Parteien an dem Kompromiß fest, so wird man in einigen Jahren große verarmte und heruntergekommene Schichten ehemaliger Gläu biger und ebenso große durch einen gewaltsamcr- Eingriff der Gesetzgebung reich gewordene ehe malige Schuldner sehen. Schon jetzt empört die Bevölkerung, zahlreiche Schuldner zu beo! achten, die sich keinem Lebensgenuß versage: notorisch über reiche Mittel verfügen und keil Zinsen zahlen, während ihre Gläubiger im Elen verkommen. Es ist ein Grundfehler der An Wertungsgesetzgebung, daß sie die rechtlichen, s zialen und politischen Gesichtspunkte völlig auße acht gelassen hat; von staatsmännischem Gei!' spürt man in ihr keinen Hauch; hat man doch d ganze Aufwertungsbewegung, die eine Da seinsfrage für große Volks sch ich ten ist, vom Regierungstische aus „eine! Spuk" genannt, der endgültig zerstört werde müßte. Das kennzeichnet den Geist, in dem die auf falschen tatsächlichen Voraussetzungen fußen Gesetzgebung verfaßt ist. Der Vertreter de- deuischnationalcn Fraktion im Ausschuß he „Schutz dem versinkenden Mitte! stand e" gefordert. Ein Gegner der Aufwertun hat mir gegenüber die Befürchtungen für jem Volksklasse mit der menschenfriedlichene Versähe rung zu beruhigen versucht: „Sie werden still versinken." Das ist der soziale Geis der Gerechtigkeit, der in jenem Kampfe um da? m Sem MUMll MittklWe Vor Gras Posadowsky Die deutschnationale Reichstagsfraktion „ , Reichstages vom 28. Juni 1924, für eine gerechte Staatsautoritüt. So weit es irgend in seinen ^Aufwertung „die Wege weist". , „ „„W, m > !!!!,, ! I! m !! 1'—11! m- Maust Roman von Anny v. Panhuys Copyrigth 1924 by Karl Köhler u. Co., Berlin W 15 27s (Nachdruck verboten.) In Ullas Augen funkelte es auf. „Du nimmst dich ja sehr eifrig dieser hergelau fenen Komödiantin an. Eie scheint dich mit ihrer Glinst beglückt zu haben und ich fange an zu be greifen, woher das brillantbeietztc Medaillon stammt, mit dem sie auf der Bühne erschien —" Franz-Ferdinand blickte Ulla empört an. „Psui, schäme dich! Bist du so klein? Ich bitte dich dringend, diese Beleidigung gegen das junge Mädchen zurückzunehmen." Die Fürsti.. machte eine beschwichtigende Ge bärde. „Aber Kinder, bitte zankt euch doch nicht. Ich finde Ulla ja auch ungerecht, denn diese junge Schauspielerin macht mir einen gediegenen, sym pathischen Eindruck, doch auch du, Franz-Ferdi- nand, bist zu scharf. Sicher bist du nervös durch die anstrengende Beschäftigung." Sie mochte keinen Streit, und einen Streit -wischen Ulla und ihren Sohn hatte sie überhaupt »och nicht erlebt. Ulla warf den Kopf in nnachahmbarcr Weise in den Nacken. „Sicher ist Franz-Ferdinand nervös, sonst könnte er nicht von mir verlangen ich solle Be leidigungen gegen dieses halbverwachsene Ge schöpf zurücknehmcn. " Es machte ihr jetzt Freude, Franz-Ferdinand -u reizen, damit er niemals wieder aus die Idee kam, ihr eine unbedeutende Wandcrschauspielc- rin als Vorbild hinzustellcn. Franz-Ferdinand war aufgesprungen. „Du bist abscheulich, was tat dir das junge Mädchen, daß du es schmähst?" Er maß sie von oben bis unten. „Du bist schön, vollendet schön, ja Ulla, aber es wäre besser, wann dein Aenße- res nicht so überreich bedacht worden wäre und dir der Himmel auch eine schöne Seele mit aus den Lebensweg geben hätte. Deine Seele ist «um und verkrüppelt. Maria Reinhard ist nicht verwachsen, sondern das anmutigste Geschöpf, das ich bisher kennen gelernt. Schön von außen und innen —," Mit schroffer Handbewegung schnitt ihm Ulla das Wort ab. „Es fehlt nur noch, daß du mir erklärst, du liebst dieses Mädchen! Geniere dich nicht, wenn es der Fall ist, ich ertrage es. Denn der Ton, den du gegen mich anschlägst, ist kaum gegeignet, mich mit Sehnsucht nach dem Titel Fürstin Weyden zu erfüllen. In diesem Tone ließe ich nicht lange mit mir sprechen." Sie richtete sich noch stolzer auf. „Ich habe damit bis nach der Hochzeit warten wollen, aber nun mag es in einemhin gehen. Die letzten Wochen waren gräßlich, und wenn du im Ernst daran denkst, weiter Arzt und Menschenfreund zu spielen, dann ist's schon besser —" Sie schwieg, sah ihn fragend mit ihren gro ßen Augen an, dachte, er würde ihrer Schönheit jedes Opfer bringen. Die alte Dame beschwor: „Ich bitte euch, ruiniert doch euer Leben nicht, ihr seid doch nun einmal für einander bestimmt!" Franz-Ferdinand dachte an die zarte feine Mausi, die so selbstvergessen anderen Hilfe ge bracht und dabei ihr kleines Herz, das er ver wundet, weiter schleppte, er dachte auch, wie herr lich cs sein mußte, sie vor aller Welt an die Brust ziehen zu dürfen und die Sehnsucht in ihm durchbrach die letzten Schranken. Jetzt kein Vertuschen und kein Verschleppen mehr! Ulla liebte ihn nicht, sie verlor nichts an ihm und er hatte nur ein Leben zu leben, das wollte er sich nicht durch Standesvorurteile und Feig heit elend gestalten, nein, er wollte das nicht. Ohn« sich noch Zeit zu weiterem Ueberlegen zu gönnen, erzählte er fast triumphierend, daß er Mario Reinhard schon in Heidelberg gekannt, er zählte alles, und klagte sich bitter an. Ulla stand wie eine Statue und als Franz- Ferdinand geendet, war ihr Gesicht starrer als je. Eie neigte sich zur Fürstin nieder, küßte sie auf die Stirn „Lebewohl, Tante Mcdarda, hab Dank für alle Güte, heute abend reise ich nach der Schweiz zu rück, meine Zofe kann mir mit den Sachen folgen." Kein Wort weiter. An Franz-Ferdinand verschwendete sie keinen Blick mehr. Die Blinde saß, nachdem Ulla gegangen, mit gesenktem Kopf und es war fast, gls schliefe sic. Da sank Franz-Ferdinand von ihr in die Knie und barg sein Haupt in ihren Schoß, wie einst in Kindertagen. „Mutier, tat ich dir so weh? Ist cs so schwer, Vorurteile zu überwinden, wenn cs sich um »nein Glück handelt?" Die alte Frau antwortete nicht gleich, zu viele Gedanken schossen durch ihr erregtes Hirn, aber plötzlich mußte sie denken, daß Franz-Ferdinand eigentlich auf niemanden Rücksicht nehmen brauchte, und daß Ulla auch wohl kaum die rechte Frau für ihn gewesen. Ein zärtliches schmieg sames Wesen gehörte an seine Seite, und daß er jein Herz keiner Unwürdigen gah, defsen war sie sicher. Auch seinen Namen nicht, denn er achtete ihn hoch, würde ihn stets rein halten, wenn er auch keinen Kultus damit trieb. Sie legte leise die Hände auf den Scheitel des Sohnes. „Bringe mir deine Liebste, Franz-Ferdinand, ich verstehe zwar die neue Zeit nicht, aber wenn es sich um dein Glück handelt, will ich ihr alle Zugeständnisse machen." Da zog der Mann den silbcrflimmernden Kopf der Mutter zu sich nieder, küßte sie auf die Augen. „Meine Mausi wird dich betreuen, und für dich sehen und dir vorlesen, alles, was jemals Schönes von Dichtern geschrieben wurde. Und die Bärfelder achten Maria Reinhard, nie mand wird über meine Wahl spotten. Doch nur» will ich zu ihr, Mutter." Er sprang auf wie ein Junge und fuhr in rasendem Tempo gen Värselde. Robert Mühsam und Maria Reinhard saßen in dem Zimmer des jungen Mädchens zusammen uild berieten. In wenigen Tagen mußten sie sich trennen, und das wurde ihnen schwer. Waren sie auch nur ein knappes halbes Jahr beisammen ge wesen, so schien es beiden doch Jahre gewesen. Zu viel hatten sie noch zuletzt erlebt. Es klopfte und Franz-Ferdinand trat ein. Ohne ein Wort zu sagen, hielt er Mausi ein schmales graues Büchlein mit Goldschnitt ent gegen, schlug es auf, deutete auf eine Stelle. Das Mädchen begrisf nicht, ward flammend rot. Er sah sie an, lächelte und las: Ach Mausi du, mein liebes kleines Mädel, Du weißt ja nicht, wie weh die Reue tut, Ich bitte dich, du wundcrfeines Mädel „Sei wieder gut!" Ich will Dein kleines Herzchen mir erschmeicheln Und will es wahre», als mein höchstes Gut Und leise deine weichen Händchen streicheln „Sei wieder gut!" Denk Mausi, daß wir alle sterben müssen, Daß heut noch warm ist unser junges Blut. Laß wieder mich die süßen Lippen küssen, „Sei wieder gut!" Robert Mühsam saß dabei, machte ein ganz merkwürdiges Gesicht und schaute von einem zum anderen. Maria Reinhard ließ die Verse über sich hingleiten wie köstlicher Duft von Frühlings blumen, und als der Mann geendet, stammelte sie hilflos: „Das ist sehr lieb, das Gedicht, aber dergleichen darfst du mir nicht vorlesen, die Prinzessin —" Weiter kam sie nicht. Mit einem Jubclruf, unbekümmert um die Gegenwart des alten Echan- spielcrs, riß er sie an sich, erstickte sie fast mit sei nen Küssen. „Es gibt keine Prinzessin mehr für mich, du bist meine Prinzessin und bald mein angebetetcs Weib!" „Franz-Ferdinand?" schrie sie auf. Sie ver stand ihn ja nicht, aber ihr war so eigen zumute, als stände ihr ein großes Glück bevor. Er hielt sie fest. „Noch ein paar Wochen, dann bist du mein, dann mache ich an dir gut, was ich gefehlt. Du, Mausi du, wir beiden sind jetzt die seligsten Menschen auf der Welt." „Aber deine Braut?" Mausi zwängte es mühsam hervor. Da zog er sich einen Stuhl herbei und erzählte von der Entscheidungsstunde. „Morgen, wenn Ulla Naggau abgereist, hole ich dich zu meiner Mutter, sie wird dir bald Liebe entgegen bringen," schloß er. Sie umschlang den Mann mit zärtlichen Ar men und weinend vor Glück flüsterte sic seinen geliebten Namen, immer wieder seinen geliebten Namen. Gerührt wollte sich der alte Schauspieler fortschlcichen, doch der Fürst hielt ihn fest. „Das kollegiale „Du" mit meiner Mausi muß nun natürlich aufhören, lieber Herr Mühsam, es ist wegen dem Respekt, aber dafür sollen Sie ein nettes Pöstchen bei mir finden für Lebenszeit, und für Ihre kranke Frau will ich auch gut sorgen." Da schluchzte der alte Mani» laut auf. „Gott vergelte cs tausendmal, cs ist ein unglaublich schöner Gedanke, noch am späten Abend eine Hei mat zu finden." Er drückte die Hand Franz- Ferdinands lange und fest, und dann gab er auch Maria Reinhard die Hand. „Einmal will ich dich noch „Du" nennen, zum letzten Mal, dann ists aus damit. Ich verstehe, daß cs so sein muß, denn du wirst eine ganz vor nehme Dame und das „Künstler-Ensemble Möd- lingcr" wird dir bald nur noch ein Traun», ein Schattenspiel scheinen. Deshalb: „Lebewohl, Mausi, nie mehr darf ich dich so rufen." Er schluckte heftig, die Empfindung überwältigte ihn. „Liebe, gute Mausi, tapfere kleine Kollegin, bewahre dir dein goldenes reines Kinderherz auch als —" Er zögerte und vollendete dann: „Bewahre es dir auch als Fürstin Mausi!" Franz-Ferdinand umschlang die zierliche Ma ria Reinhard mit übermütigem Elückslachen. „Meine, meine Fürstin Mausi!" — Ende. —