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ist. Herr Frank steht vor ihr, auch er trägt eine Rolle genau nach Ewald Franks Erzählung. Von Hans Ritter Fliederlaube hin, die niemals zum Sitzen benutzt wird, weil die andern dem Hause näher, also bequemer, liegen. Als sie drinnen steht, entdeckt sie, daß sie hier nicht allein unmöglich ihr Geheimnis preiS- Namcn dessen, den sie sehr lieb Wenn sie es vielleicht doch mit dem Ansschreibcn eines Namens versuchte und die Rolle an einen Ort trüge, wohin gar niemand käme. Aber das gibt cS nicht. Zum Beispiel, Herr Frank kommt überall hin. Wenn dabei also ihre Rolle in seine Hände siele." Unsinn! — Blödsinn! — Unkultur! — „Wenn aber doch etwas dran wäre?" Wäre es alsdann nicht seige, den Weg, der vielleicht aus dieser Schwermut in die alte Lebensfrische zurückführen kann, nicht zu versuchen? „Lieber Gott - nun gib auch, daß — Herr — Frank Aber sie kann doch geben. Unmöglich den hat, verraten? Voller Eifer und Andacht denkt sie nach. Und endlich kommt ihr cm er lösender Einfall. Als die Nacht vor dem Pfingst- sonntag kommt, ergreift sie die Fe der und schreibt auf einen Bogen ganz, ganz dick einen Namen, ei nen geliebten, teu ren Namen! — Dann preßte sie hurtig ein weißes Löschblatt auf die nasse Schrift, ver ¬ brennt das Original und tut mit der hastig geformten ! füllt von der Kultur echter Liebe! Da hatten sie sich wieder mal über diesen Punkt aus gesprochen. .... Hanna Kolvcrstett schrieb indessen an ihre einzige Freundin und Kusine: „Jetzt will ich endlich Deinem Fragen und Quäle» nachgeben und erzählen, warum damals die denkwürdige Pfingstgesellschaft nicht zu der von Dir vorauSgeweiS- sagten Verlobung geführt hat. Du hast geseben, daß er mir folgte, als ich an dem dunklen Sonntagabend — von innerer Hitze getrieben — in den Park lief. Was aber dort geschah, weißt Du nicht.. . Als ich mich eia wenig in den Schatten duckte, weil, auch im weißen Kleid — Mamsell da irgendwo in der Nähe stand... sah ich, wie er auf sie zustürzte ... sie umschlang und küßte . . » Ich war wie tot Weiter weiß ich dann nichts. Nicht wahr, das ist auch genug. Er batte mich vorher so mancherlei gefragt, auf das meine Antwort noch auestand. Ich erteilte sie ihm nächsten Morgen schriftlich. „Ich will nichts mehr mit Ihnen zu tun haben," schrieb ich ihm. „Ich empfind« Eilig huscht sie durch die Stille des Parks, zu der ! meine Spiegelschrift lesen kann." Rolle. Einer Ohnmacht nahe, wendet sie sich, um Reiß aus zu nehmen. In diesem Augenblick prallt sie — ziemlich unsanft — mit Herrn Frank zusammen, der sie vielleicht nicht ge sehen hat. Die Rollen gleiten ihnen aus den Händen. Friedlich liegen sie nebeneinander. Herr Frank tut, als sei er tödlich erschrocken, neigt sich und preßt Eva eine der Rollen in die Hand. Wie der Wind läuft sie ins Haus zurück. Erst im Schutz ihres StübleinS merkt sie die Glätte der papiernen Rolle. Die ihre mit der Spiegel schrift bestand doch aus Löschpapier. In zitternder, erwartungsvoller Hast entrollt sie nun die andere. Ein Name sieht ihr sehr groß und klar geschrieben — ent gegen. Ihr eigener Name! Als sie sich notdürftig von die ser überraschenden Entdeckung erholt hat, faltete sie die Hände und fleht — ganz unmo dern — nur er- „Kindereien," brummte der Amtsrat Kolvcrstett, wenn seine Frau ihm von neuem den Kopf mit der alten Ge schichte warm machen wollte. „. . . . mir kommt das vor, wie die Feindschaft zwischen meinem For und deiner Micsekatz." „Du solltest sachlich bleiben, Kolverstett," schalt die rundliche Frau und bestrebte sich, größer zu erscheinen, als sie cs in Wirklichkeit war. „Wenn man eine Tochter bat, der man nicht viel mehr mitgeben kann, wie ein Packen Humor und guter Lehren, soll man die Sache nicht auf die leichte Achsel nehmen." „Dcivel nick mal, ick kann doch nicht zu ihm laufen und fragen: „Sagen Sie mal, Nachbar Schellin, was Hal cs eigentlich zwischen Ihnen und unserer Hanna gesetzt . . . Aus dem Mädchen bringen wir nämlich nichts heraus." „Wer sein Lebtag Kartoffeln gebaut bat, versteht nickt mit Melonen umzugehcn," sagte sie spitz. „Na eben," meinte er gemütlich und paffte ihr ins Gesicht.