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unserer früheren Kriegsgegner kein Entriistungs- geheut angestimmt wurde, sondern sogar von englischer, amerikanischer und italienischer Seite anerkannt wurde, aus welchen Motiven heraus die Wahl des deutschen Volkes auf den General feldmarschall von Hindenburg gefallen ist. Das Ausland hat den neuen Reichspräsidenten mit Respekt und mit Würde ausgenommen, was der beste Beweis dafür ist, daß man allmählich ge lernt hat, das Selbstbestimmungsrecht des deut schen Volkes als unantastbar zu respektieren. Reichspräsident von Hindenburg hat nach seinem Amtsantritt an die deutschen Parteien einen Appell zur Einigkeit gerichtet. Man ist bei uns allerdings noch sehr weit davon entfernt, die politischen Meinungsverschiedenheiten zurink zustellen und Schulter an Schulter für den Wie deraufbau des Landes zu arbeiten. Trotzdem aber sind einige ganz ersprießliche Anfänge vor handen, die zur Hoffnung berechtigen, daß die politischen Käinpfe auf das sachliche Gebiet über tragen werden und man nicht mehr vor der Ge fahr steht, daß die Meinungsverschiedenheiten in einen Kampf aller gegen alle ausarten könnte. Das Pfingstfest 1925 ist aus all' diesen Erwä gungen heraus als ein Fest der wiedererwachen den Freude und Sorglosigkeit zu feiern. So ernst auch manche schwere Verantwortung auf Ne gierung und Volk lasten, besteht doch manch' Heller Lichtschein, der die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht versinken läßt. Minsstwille Von Professor Oppermann- Rudolstadt, Präsident des Bundes der Deutschen Wie eine Frühlingspredigt war das Er wachen der Natur, das wir in den letzten Wochen erlebt haben. Dieses alljährliche Wunder ewigen Werdens, das auch uns Menschen aus dem Winterschlaf aufrüttelt, wird gekrönt durch die Pfingststimmung, die uns beglückt, sobald wir nicht nur die Blütenpracht, sondern auch die 3 iegesmacht des Eeistes auf uns e-n- wirken lassen. Ohne Glauben an den sieg haften Geist wäre unser leiderprobtes Volk zu grunde gegangen: ohne ihn hätte cs nicht den Weg aus Not und Verzweiflung zur Selbstbesin nung gefundeen. Diese Selbstbesinnung hat begonnen. Zwar sind noch nicht alle Schichten unseres Volkes von ihr erfaßt worden,- aber es ist unbestreitbar, daß Zerrüttung und Zwietracht Einbuße erlitten ha ben zugunsten des Eemeinschaftsgedankens. — Dieses Zusammenstreben ist eine der Grund lagen wahrhaften Pfingstgeistes! Wie wir bei der Verrichtung unserer täglichen Arbeit aufein ander angewiesen sind, weil ein Einzelner oder einige Stände allein nichts vollkommenes auszurichten vermögen, so gehören wir auch als Volk, als Menschen zueinander. Dieser Menschheitsglaube darf nicht erschüt tert werden durch politische Ereignisse, die sich heute mehr als früher förmlich überstürzen, ohne die eigentliche Weltordnung grundlegend ändern zu können. Der Kampf zwischen guten und bösen Mächten, der so alt wie das Leben auf unserer Erde ist, führte nicht zur unumschränkten Herrschaft der schlechten Kräfte und dadurch zum Untergang des Menschentums, sondern zu einer immer wieder einsetzenden Läuterung und Er hebung. Wenn man diese große Entwicklungs linie im Weltgeschehen ergründet, treten die Einzelerscheinungen in den Hintergrund. Selbst die gegnerische Gewaltpolitik, die allen Menschheitsrechten Hohn spricht, kann nicht aus schlaggebend bleiben: denn nicht das selstsüchiige Ziel einzelner Machthaber oder Völker, deren Schicksale wechselseitig sind, sondern die Kraft des vor zwei Jahrtausenden sich ausbreitenden sieg haften Geistes hat D a u e r b e st a n d! Darum würde es auch dem eigentlichen Pfingstgedanken widersprechen, wenn man ihn mit politischen Augenblicksfragen eng verknüp fen wollte. Gerade dieses Fest steht weit über dem alltäglichen Ge triebe, weil es eine Kraftquelle bleibt für alle, die guten Willens sind und die das gegen seitige Verständnis wichtiger als ein Ausein anderstreben erachten. Würde uns dieser Pfingst- und Menschheitsglaube nicht beseelen — wir Hütten kein Recht, an eine deutsche Wieder geburt zu glauben: wir dürfen auch nicht vom gemeinsamen Wirken im Vülkerleben sprechen. Denn die Brücke der Außenwelt führt letzten Endes immer wieder über den Rücken des eigenen zusammenstehenden Volkes. Dieses Volk zu einer solchen Gemeinschaft zu erziehen, ist eins wichtigere Aufgabe als alle Einzelziele. Schon das Gleichnis der Apostel geschichte lehrt uns, das erst durch die Einheit der sieghafte Geist zur Auswirkung gelangen konnte. Wie nichtig erscheinen ihm gegenüber alle sonstigen menschlichen Bestrebungen! Wie inhaltslos wäre unser, oft von Sorgen und Nö ten durchdrängtes Dasein, wenn es nicht erfüllt wäre vom göttlichen, uns stärkenden Geiste: einem Geiste, der absolut nichts gemein hat mit Niedrigkeit und Stumpfheit, sondern der uns alle emporheben und dadurch zum gegenseitigen Ver stehen führen kann, sobald wir nur wollen und hierzu bereit sind. So bleiben Pfingstgeist Und Eigengeist, Gott heit und Menschentum untrennbar, wenn sie, wie cs notwendig ist, im. Sinne eines höhe ren, eines gemeinsamen Zieles aufgesaßt werden! Wir Einzelmenschen vergehen: aber weil wir in demselben Untergrund des Daseins gewurzelt sind, weil dieselben Bindungen uns alle mit überpersönlichen Mächten, nicht nur mit dem Profit des Einzelnen verknüpfen, deshalb muß schließlich doch die Gemeinsamkeit des Empfin dens, die geschlossene Macht unseres Volkslebens vorherrschen und dadurch das bekräftigen, was der göttliche, alles MenschenwHrl überragende Wille vorschreibt: den Sieg des guten G e i st e s. Selbst ein verirrtes, dem Untergang noch nicht geweihtes Volt wird auf die Dauer nicht durch Niedrigkeit hinabgezogen, sondern durch höhere Ziele und führende Geister emporgehoben. Diese richtig Führenden und willig Geführten kenn zeichnete Goethe mit den Worten: „Gott ist noch fortwährend wirksam, wie am ersten Tage. Diese plumpe Welt aus einjachsn Elementen zu- sammsnzusetzen und sie jahraus, jahrein in den Strahlen der Sonne rollen zu lassen, hätte ihm sicher wenig Spaß gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, sich auf dieser materiellen Unterlage eine Pflanzschule für eine Welt von Geistern zu gründen. So ist er nun fortwäh rend in höherenNatur e n wirksam, um die geringeren heranzuziehen." Kann es für uns Deutsche eine leichtere Er klärung des sieghaften Pfingstgeistes geben, als diese? Erkennen wir nicht sogleich die Mission, die alle Aufnahmefähigen zu erfüllen haben? Wir brauchen uns am heutigen Tage, wo es gilt, den echten Pfingstgeist in unser Volk zu tragen, wahrhaftig nicht mit einzelnen politischen oder wirtschaftlichen Fragen zu befassen,' wir gehen darüber hinaus, um das wertvollste und unver gänglichste zu ergründen und zu veredeln: die Volksseele! Dann erkennen wir auch, dah die Krise des deutschen Staates, des deutschen Volkes eine Krise des deutschen Men. schen ist. Dann wissen wir, daß wir immer nur auf die Formen des Lebens achteten, wie sie uns unter den Händen zerbrechen, statt auf den inneren Wert, den Lietz so treffend kenn zeichnete: „Nicht neue Staats-' und Wirb schaftsformen schaffen neue und bessere Mensche«: ein neuer Geist und Volkserziehung schaffen in. Lause der Zeiten bessere Formen und Einrich tungen." — Auf den Menschen kommt also alles an, auf seine Qualität und zwar auf ihn als Träger geistiger und sittlicher Werle. Darum kann der innigste Pfingstwunsch, de« wir hegen, nur lauten, daß eine Charakter, erziehung einsetzt, d. h. Bildung des ganzen Men schen durch Entwicklung sittlicher Kräfte des Wil lens. Die Ansätze dazu sind vorhanden: sie ha ben die schwersten Erschütterungen, die unser Volk ertragen mußte, überdauert: sie sind sogar in breite Schichten eingcdrungen, denn selbst tausende einfache Arbeiter, die es mit Kultur problemen nicht befassen konnten, erkannten, dag der eigentliche Menschheitswert nicht vom Grade des Geldbeutels, sondern vom Charakter, vom inneren Reichtum abhängig bleibt. Diese begin nende Erkenntnis, diese sich ausbreitende Rein heit des Geistes, die der Niedrigkeit und Ichsucht trotzt, ist ein Vorbote deutscher Erneuerung, daß das deutsche Volk fähig ist, sich in der Welt wie der die Geltung und Achtung zu verschaffen, die ihn gebührt, Ein leuchtendes Vorbild hat noch immer die dunklen Mächte überstrahlt und über wunden! Stärken wir auch diesen Pfingst-Willen, dann erfüllt sich auch Deutschlands Pfingst-Hoffnung. Tie beste Nahrung für Säuglinge sind die "NS' Wittlinge. Aus bestem Mehl. Milch Butter, Pboöpbor-Kalk, bekommt dein Kleines gute Zähne und schöne Gestalt. Zu haben bei: Drogerie Fichtner, Max Albani, Zillplatz und in sämtlichen Verkaufsstellen des .Konsumvereins Höllenstein Er. und Oberlungwitz. W-rsteubrand: LebeuSmittelhdlg. Paul Hösel, Oberlungwitz: Gustav Dietel, Drogerie, Heinrich Förster, Drogerie, Lebcnsmittclhdlg. Seifert, Dietel Nachflg. Gersdorf: Drogerie „Zum Berg- mann" Päßler und Drogerie Herm. Bergelt. i ! * l Nil/-/ - tE X— Park. Ein kleiner Seufzer nach dem anderen hob ihre Brust, und so vertieft war sie in ihr Seufzen, daß sie gar nicht merkte, daß Henner hinter ihr stand. Entzückt ließ er seine Augen auf ihrer reizen den Erscheinung ruhen, und es kostete ihm Mühe, daß er sie nicht kurzerhand in die Arme nahm und abkiißte. So standen sie eine, zwei, drei Miuten, bis Henner langsam die Geduld riß und er ganz leise hustete. Mady drehte sich nicht um, sondern sagte nur: „Bist du wieder da, Tante? Sag', Tante — ch mir Henner etwas von der Reise mitbringt?" „Mady — das hab' ich bei Gott vergessen," platzte Henner los. Blitzschnell wandte Mady sich jetzt um. „Henner — du?!" „Ja, ich, Henner!" „Wie — wo — ach Henner, wo kommst du denn so plötzlich her?" jubelte sie auf. Henner deutete nach dem Türvorhang, und postwendend bekam Mady einen roten Kopf. O, pfui, du hast gelauscht!" „War nicht nötig, du sagtest ganz schön dsut- .ich: „Ja, ich habe den Henner lieb!" Ach, du, das hörte sich sehr lieb an. Du, Mady — nicht muckschcn — ich freue mich ja so wahnsinnig, daß ch dich endlich wieder sehe! Mady, ich hab dich doch lieb!" rief er mit Stentorstimme, sodaß Nady ihm erschrocken die kleine Hand auf den Rund legte. Und das war nicht klug getan, denn nit der Hand zog Henner die ganze Mady an sich md hob sie auf seine kräftigen Arme. Alles Zap- eln, alles Flehen half ihr nichts, er hielt sie hoch ad jauchzte nur immer: „Meine Mady —meine ady! Sie hat mich lieb, ich hab' sie lieb! Welt, :s kostet du!?" „Ich will runter!" „Nicht zu machen!" „Du, ich beiß dich ins Ohr." „Bitte, genier dich nicht!" „Henner, laß mich runter!" „Was willst du denn unten?" „Dich küssen," jubelte Mady auf. Und schon ließ er sie sanft auf den Boden gleiten und küßte sie stürmisch auf die süßen Lippen, bis sie ihn um Gnade anflehte. „Henner halt — halt, ich krieg' keine Luft mehr." „Was brauchst du Luft, wenn du mich hast?" antwortete er ungerührt und ließ sich durchaus nicht stören in seiner angenehmen Beschäftigung. „Henner — Henner, — so — hm, so sag' doch endlich. . ." „Was denn?" „Wie es — Herrgott, jetzt laß mich aber reden!" „Bitte — deshalb muß ich doch nicht mit Küssen aufhören," sagte Henner und — küßte weiter. Mady nützte einen Augenblick der Ge fechtspause aus und sagte schnell: „Wie war es denn in Süd-West?" „Heiß." „Henner!!" „Bei Gott — gefroren hab' ich nicht." „Dummer Bengel — ich meine doch, wie cs mit Tante Helgas Angelegenheit war?" „Hübsch, mein Herz!" „Henner! — Ich spucke!" „Hilfe! — Also Tante Helgas Angelegenheit ist erledigt. Sie ist Witwe, und dein Onkel Olf war Felix Olf und ist ooch tot! So, nun weißt du alles, nun störe mich nicht länger." And mit glückseligem Lachen preßte er Mady an sich, die ihn ganz verwirrt ansnh. „Henner, das verstehe ich nicht." „Ist auch gar nicht nötig. Du sollst jetzt nur verstehen, daß dein Hcnncr bei dir ist und dich blödsinnig liebhat. Verstehst du das? BuUerschäfchen?" «Ja — das verstehe ich schon, aber...." „Das andere später! — Du, Mady, deine Rosa- Schleife hab' ich nicht mehr. " „O, hast du sie verloren?," ' I „Nein — verschenkt." I „Henner? An wen?" „Ich hab' dafür auch etwas bekommen, was man mir nur für diese Rosa-Schleife geben wollte." Mady löste sich aus seinen Armen und trat zum Fenster. Eine Minute sah sich Henner lächelnd das süße Bild an, wie so ein Glitzer- tränchen noch dem anderen über ihre Wangen rollte. „Mady — eifersüchtig?" Energisch schüttelte sie den Kopf. Henner nahm aus seiner Brieftasche das Bild Makopanas mit der Rosa-Schleife und hielt es Mady unter die Augen. „Bist du noch eifersüchtig?" Mady sah das Bild an, das Makopana wohl- gctrofsen in all seiner fettglänzenden Scheußlich keit zeigte. „Puh — ist der gräßlich?" „Siehst du deine Schleife auf dem Fürsten- haupte thronen? Und in gedrängter Kürze be richtete er ihr den Tausch mit der Scheife für die Brieftasche Dr. Klaus Olfs. „O, Henner, was bin ich stolz auf dich, daß du Tante Helga geholfen hast!" „Ich Nicht allein, Mady! Der erste Anlaß war Eisib mit seinem Verdacht — und hätte ich in Süd-West Dr. Robinson nicht bei mir gehabt, hätte ich die Sache nie und nimmer zu Ende führen können." „Henner, du bist bescheiden. " „So? Na, den Fehler wollen wir mal sogleich ad acta legen." Und ohne Gnade und Pause küßte er Mady, die ganz still hielt, bis sie Plötzlich laut uufschrie. „Huch, Henner!" „Nanu, was ist?" „Mir geht ein Licht auf." „O — nicht doch!" „Jetzt endlich verstehe ich Tante Ines rätsel-. Haften Satz vorhin" - " „Was lange währet, wird gut." „Da — Henner, das Gongzeichen zum Diner." „Auch nicht übel! Essen muß der Mensch ja schließlich ab und zu auch mal." „Prosaischer Mensch!" „Mady sag' das nicht, ein gutes Diner mit anschließender berückender Süßspeise kann ein Gedicht sein." „Hm, heute gibts Neis a la Trautmanns- dorf." „Aber du bist nicht prosaisch — nee — nicht dran zu denken!" „Wenn keine Post von dir kam, war meine einzige Rettung immer die Süßspeise," sagte Mady ganz klein und bescheiden, was Henner wieder veranlaßte, sie zu küssen. — Helga hatte vor dem Diner noch Eisib begrüßt und dem Vambusen, der vor ihr kniete und glück selig nur immer ihre Hände küßte, herzlich für alle seine Treue gedankt. Das Diner verlief glänzend, Ines hatte noch schnell einen Gang einschieben lassen. Archy meinte, daß die Speisenfolge für eine Doppclverlobung nicht feierlich genug war." „Archy meint da sehr richtig." „Well, a betrothed sein nicht alle Tage in das sunshine castle." „Warte man, bis deine Jungens groß sind und hier Verlobung feiern", tröstete ihn Henner. Am selben Tage ging noch ein Telegramm an Dr. Robinson ab: Dr. Georg Altmann Frau Dr. Olf Verlobte Henner Altmann Mady, ohne Rosa-Schleife auch verlobt, grüßen herzlich." > Das Antwort-Telegramm lautete: „Gratuliere herzlich! — Rechts ein Püppchen, links ein Püppchen, ich lebe wieder. Robinson.'^ Ende, —