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L Z ts « Z SLL , rchsting, und die Ingenieure hofften - voil uoen Augen alles für ihre Zukunft. . Platz/ sagte der Direktor und I re L o u o^g, wie er immer war, die Hand, j „Tie Keulen g^ern Nachtschicht gemacht, wie man mir ; sagte." „Jawohl, Herr Professor." Otto antwortete mecha- I nisch, denn er überlegte, weshalb ihn Lohe wohl herbe- > stellt haben mochte. Doch nicht, um ihn zu fragen, ob er - Nachtschicht gemacht habe. Er forschte in dem Antlitz des ! Mannes, fragte sich, was diese gepflegten, nervösen Hände I für ihn hielten, Zukunft, Glück oder Enttäuschung. „Ich habe Sie bitten lassen, weil mir der Zeitpunkt » gekommen scheint, um mit Ihnen über die Erfindung zu ! sprechen. Sie erzählten mir davon." Ottos Herz schlug in dumpfen Schlägen gegen die ß Brust. Er hätte jauchzen mögen. Er konnte nicht mehr an » sich halten und brachte nur ein leises Wort heraus: „Jawohl, Herr Professor." „Ist Ihre Erfindung bereits angemeldet?" Wieder eine kurze Bejahung. „Hat das Patentamt in Berlin sich schon dazu ge- ! äußert?" ' „Ich habe noch keinen Bescheid bekommen, Herr Pro- I fessor." „Sie wissen selbst, daß ein Patent nicht immer dazu ! beiträgt, den wahren Wert einer Erfindung erkennen zu t lassen. Es kommt mir lediglich darauf an, ob Ihre Leistung ß uns in der Tat in die Lage setzen wird, die Produktions- » fähigkeit der Hütte zu verdoppeln. Wir müssen fertig ! werden, die Zett drängt." „Ich hoffe bestimmt, Herr Professor," stammelte Otto I und fand diese Antwort vor sich selbst in der gleichen » Minute unsagbar albern. Hätte er nicht hier mit allen i Auseinandersetzungen einfallen müssen? Gerade den l Augenblick, Ler für ihn am wichtigsten war, hatte er ver- I säumt. „Ich habe es bei den Herren des Aufsichtsrates durch- » gesetzt, Ihre Erfindung in die neuen Walzenstraßen ein- I bauen zu lassen. Zu diesem Zwecke müßte ich Ihr zweites I Modell haben. Sie waren gewiß vorsichtig genug, gleich ' zwei Modelle anzufertigen?" Otto hätte vor Glück beinahe hinausgeschrien. Seine I Kräfte fühlte er wachsen, nun, da er sich von nichts hatte I beirren lassen und unermüdlich gearbeitet. Er segnete seine z Festigkeit, die ihn nicht wanken ließ. „Das zweite Modell steht zu Ihrer Derttigung, Herr I Professor. Es ist vollendet in meiner kleinen Werkstatt, die j ich mir zu dem Zweck eingerichtet habe." Lohe schwieg, stand auf und fah eine Weile träumend » vor sich hin. Als ob bei den Worten des jungen Mannes I ein kleines, rebenumsponnenes Haus vor sein Auge trat, I eine schlanke, junge Frau, die traurig zu ihm aufsah. Diese Botschaft, die der Mann heute nach Hause » brachte, würde sie lachen machen. „Eine Werkstatt?" frug Lohe unvermittelt. „InIhrem I Hause. . . nun gut, ich werde das Modell holen lassen, f werde es hier ausstellen, sobald ich es genau geprüft; und « die Herren Kollegen sollen sich nun auch ein selbständiges I Urteil darüber bilden. Morgen gedenke ich, eine Konferenz ! einzuberufen und Ihnen dann meine Entschlüsse mitzw > teilen. Wie Sie dafür entschädigt werden sollen, das wird » der kaufmännische Herr Direktor Ihnen mitteilen. Jeden- I falls sollen Sie gewiß nicht zu klagen haben." Er lachte, daß der warme Schein sich wieder über sein ; Gesicht ergoß. Auch Otto lachte. Ihm war in der Minute » das Geld gleichgültig, er dachte nur daran, daß er durch I sein Werk etwas geschaffen, was kein anderer vor ihm ge- I leistet. Sein Erfinderstolz machte ihn froh, trug ihn hinaus ; über den Allrag, die Menschen, die ihn sonst umgaben. » An Renate dachte er, und er meinte, sie in Ler Minute l ganz zu verstehen. Auch sie war eine Schöpferin, sie war I glücklich durch das, was sie aus der Kraft ihres Geistes » heraus in das Leben rief. „Das ist keine Sorge für mich, Herr Professor. Ich I würde nur zu glücklich sein, Wenn ich der Paulinenhütte I in der Tat einen Dienst leisten könnte." ! Professor Ernst von Lohe sah den jungen Menschen » prüfend und ernst an. Als wollte er sich eine Frage selbst i beantworten, die unablässig sein Hirn bewegte. Er war unparteiisch genug, um sich zu sagen, daß dieser Mensch j ihm einen guten Eindruck gemacht. Er war lebhaft, intel- » ligent —, vielleicht aber ein Arbeiter, der neben seinem » Schaffen das Glück der Frauenliebe entbehren konnte. I Lohe hatte solche Menschen zahlreich in seinem Leben ge- j troffen. Eine Pause entstand, während Otto wartete, ob der » Professor noch einmal das Wort an ihn richten würde. I „Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin," sagte > Lohe, als Storm sich abschiednehmend verneigte. „Grüßen ; Sie sie herzlich von mir." Die Tür schloß sich unhörbar. » Professor Lohe blieb unbeweglich stehen, aus seinem l Gesicht war das liebenswürdige Lächeln verschwunden. Ein I tiefer Ernst breitete sich über die hohe geistvolle Stirn, die ' an den Seiten leise ergrauende Schläfenhaare zeigte. Einem Berauschten gleich, stüzte Otto in sein Arbeits- ! zimmer. Weinhold stand draußen; er vermochte seine Un- ! geduld nicht länger zu beherrschen, denn er sah sich auch als i Förderer des jungen Erfinders. Als er laut die Frage ' hinausrief, öffneten sich plötzlich die Türen der anderen I Bureaus. Die Gänge waren belebt und das Zimmer von I Weinhold war mit Menschen gefüllt. Otto vermochte nicht ! alle Fragen aus einmal zu beantworten, die Stimmen I schwirrten durcheinander, Weinholds Baß trug endlich den I Sieg über alle davon. I „Also, Lohe ist entschlossen? Nun? Habe ich recht be- I halten, als ich sagte, er kriegt es mit der Angst zu tun?" ! Settgast wollte solch ketzerische Reden nicht hören. I „Von Angst kann dabei nicht die Rode sein. Unser Direktor > ist ein Mann von Tatkrast, der auch einmal etwas wagt > und der sich nicht scheut, die Erfindungen Unbekannter zu ! verwerten. Alle waren schließlich einmal fremd in der Welt I des Geistes, Edison ebenso wie Bessemer, und wie sie alle > heißen, die man heute kennt." , Lukas kam einen raschen Schritt auf Otto zu. Ein ! freudiges Lächeln lag um seinen Mund, doch in den Augen I stand eine Starrheit, die verräterisch gewesen wäre, wenn » hier irgendein Mensch auf den neuen Assistenten geachtet » hätte. Sogleich stimmte er Settgast zu: „Das ist anerkennenswert von Lohe; er hat Mut, ich ; habe mich gewundert, als ich die Anlage der Walzcnstraßen » sah, die wieder neue Schienen liefern helfen sollen. Eine . solche Anlage kostet nicht wenig Geld, verschlingt so viel, l wie eine Lieferung einbringt, und wenn man sie nach ' deinen Angaben vervollkommnet, ist sie aber noch weit kost- » spieliger. Ja, es gehört Mut dazu, denn eine gänzliche > Neueinrichtung ist nichts anderes wie ein Sprung ins Un- I gewisse." Ein leichter Hohn spielte in dem Gesicht, und jetzt fin- ; gen die andern Herren an, aufzuhorchen. Otto wollte sich nicht länger darüber unterhalten, er ! sah ein, daß es zu nichts führte. „Meine Herren! Sie selbst sollen ein Urteil abgeben. ; Lohe hat mir gesagt, daß er in einer Konferenz die Taug- « lichkeit meiner Arbeit von Ihnen prüfen lassen will. Hof- I fcntlich findet die Beratung bald statt; ich brenne vor Un- ! geduld." ; „Wie ich erfahren habe, morgen um drei Uhr nachmit- i tags," sagte Settgast trocken und weidete sich an der Über- I raschung der anderen, da sie nicht ahnten, daß er seine ! Wissenschaft nur Ler Aufräumefrau verdankte, die in dem ; Konferenzzimmer bereits die Vorbereitungen traf, Stühle i an den Tisch stellte, Wasser und Gläser brachte, damit sich I die Herren gleich dem Aufsichtsrate die Zungen anfeuchten ! konnten, wenn sie zu viel gesprochen. ; „Woher wissen Sie es?" fragte Weinhold und begann > sogleich wieder sein Lamento: „Mein Gott! Schon wieder eine Konferenz! Ich weiß ! nicht, wie man mit den täglichen Erledigungen fertig wer- ? den soll. Man kommt überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Na, I aber das sage ich Ihnen, Storm, wenn es aber nichts ist I — das nehme ich Ihnen sehr übel. Ich will meine Sommer- , reise endlich machen, ich habe genug, es steht mir alles bis ! hierher." Einige der Herren lachten, als sie eine bezeichnende I Bewegung nach dem Halse sahen. lFortsetzung folgt.)