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IN ihm« ll usS K « s «-.L s «2 « K K 8 8 . Tanzstunde. Novellette von Clara Aulepp-StübS. ! (Schluß.) (Nachdruck verboten.) „Es lag schon in Trümmern!" sagte sie tonlos. „O nein, Elisabeth! Du hattest nur den Glauben an I deinen Mann verloren!" „Warum sagst Lu mir das alles jetzt? Es hat ja doch ; keinen Zweck!" - „O, doch! Es ist ganz einfach, weil ich dir damit zu- I gleich begründen will: daß ich dir nicht weiche — mit I meinem Jungen nicht sortgehe!" sagte er schloss. ; .Hasso!" „Nein, ich bleibe hier. Ich gehe jetzt mit dir zu den I Kindern. Ich will Gisa sprechen." „Hasso, ich bitte dich —" Er antwortete nicht daraus. „Man könnte wahnsinnig werden," dachte die Frau, I Und ihr war, als habe sie sich selbst verloren, daß sie nun I so willenlos dem Manne folgte, der wie selbstverständlich ; ihre Hand durch seinen Arm gezogen. „Was wird nun werden — was wird nun werden —?" I dachte sie verzweifelt. Sie betraten Len Saal. Diese I blendende Lichtfülle verwandelte sich in leuchtendes Zucken, ; der Saal mit all den Menschen schien plötzlich wie ein » wogendes Meer. Herbert kam mit Gisa. Sie sah die beiden Gestalten > wie durch einen Nebel. Aber sie fühlte, daß es jetzt doppelt ü galt, sich aufrechtzuerhalten. " Das Herz stockte ihr. Wie sollte sie sich jetzt fassen? I Was ihnen sagen? Herbert war ihr fast fremd. Doch nein! I Welch ein Wahnsinn umfing sie! Ihr Herbert! Er war ! doch ihr Kind! Ihre Hand von Hassos Arm zurückziehend, sah sie, i den Kopf erhoben, ihren Kindern entgegen. Ihre fiebernde » Hand umschloß der Tochcer rechte. „Kind, komm einen ? Augenblick mit mir!" „Gern, Mama!" Ihr Tänzer verbeugte sich und trat zurück. Er ging zu » seinem Vater, der seitwärts stand. „Papa, kennst du Frau von Geißler? Mir war, als ! sah ich sie vorhin an deinem Arm." „Hast recht gesehen. Junge!" sagte der Vater. Und in ' leidenschaftlichem Flüstertöne teilte er seinem Sohne mit, » wer die beiden Damen waren. Herbert wurde blaß, sehr blaß. Einige Sekunden I waren seine Züge starr, dann wurde der Ausdruck des ; schönen Jünglingsgesichtes ein unendlich weicher. „So war es also das Rauschen der Geschwisterseele, i das mich zu Gisa zog? Oh, Papa, Papa —" Es bewegte I ihn namenlos. Er sprach mit verschleierter Stimme; er i preßte seines Vaters Hand. Aber bitter, bitter im Innersten ; stand der Mann da. Herbert kannte diese Seite seines i Wesens, er ließ nicht ab. Lebensgläubig wie er war, ein I schöner, froher, jugendlicher Mensch, stand er vor des ' Lebens Pforte. Sie mußte sich ihm öffnen, es mußte ! einen Weg zu Mutter und Schwester geben. „Papa!" Hasso von Hosfa geriet in starke Aufregung. Nein, er ' wollte nicht. Unbeirrbar wollte er seinen Weg weitergehen. » Er verzichtete jetzt auch darauf, mit Gisa zu sprechen, so » sehr sich auch sein Herz dagegen auflehnte. Aber den Saal I verlassen wollte er, hier tat ihm alles weh. Er schritt ' hinaus. Herbert folgte. „Papa, sei doch nicht so —" Doch der Mann schüttelte den Kopf. Da trat ihm I draußen plötzlich seine Tochter entgegen. Eine Sekunde be- ! fangenen Zögerns, dann hielt sie ihm ihre Hände hin. ; »Papa, Herbert, ich wollte euch eben holen." In den schönen, strahlenden Kinderaugen standen l Tränen tiefster Bewegung. Die junge Stimme bebte. ' „Nämlich, Mama läßt euch so sehr bitten, mit uns zu i fahren — wir möchten gern nach Haus." Hasso von Hoffa starrte in seines Kindes holdes Gesicht, j sah in ihre lieben Augen, wie sie an ihm hingen, schüchtern » und doch bittend, werbend — Da überwältigte es ihn. „Kinder, Kinder!" Die l Stimme versagte ihm. Endlich brachte er fast stammelnd heraus: „So geh' und sag' der Mama —. daß wir j kommen!" Oer DaLsr. Skizze von B. Rittwege. (Nachdruck verboten.) Medizinalrat Doktor Robert Althoff hat sich nach dem ! frühen Tode seiner Gattin von aller Geselligkeit zurückge- , zogen und nur noch seinem Beruf und seinem einzigen ; Kinde, einem Sohn, gelebt. Eine ältere Wirtschafterin ver- i sorgt den Haushalt. Der Sohn, ebenfalls Mediziner, steht i schon vor dem Examen, der Vater hat graue Haare be-- , kommen und wird von den Bekannten, namentlich von den j jungen Töchtern befreundeter Familien, als alter Herr i betrachtet. Und doch ist er noch gar nicht so alt. Ein guter i Fünfziger, das ist doch noch kein Alter, wenn man gesund i und rüstig ist, wenn man seinen Mann steht im Beruf, und ' wenn man sich jung fühlt, innerlich jung. Nein, nein, er, i Medizinalrat Althoff, hat wohl das Recht, sich gegen die l Bezeichnung „alter Herr" aufzulehnen, sie sich wenigstens ; von seinem Sohn zu verbitten. Früher hat er gutmütig ' gelächelt, wenn er mal zufällig hörte, daß der Hans von i seinem „alten Herrn" sprach. Das ist eben so Mode unter I der Jugend. In letzter Zeit kann er's nicht mehr ertragen I und hat sich den Ausdruck als „unpassend" verbeten. Er ; habe zu seinem Großvater „Sie" gesagt und von seinem > Vater immer nur respektvoll gesprochen. Hans hatte im « stillen den Kopf geschüttelt. Papa ließ doch sonst der ' Jugend und ihren Dummheiten ihr Recht. Aber in letzter » Zeit ist überhaupt manches anders geworden. Hans Alt- » hoff findet es gar nicht gemütlich zu Hause während der l Sommerferien. Sein alter Herr — ja so — sein Papa ist ; sonderbar empfindlich und wenig zugänglich für den i Sohn, den er früher doch immer ein bißchen verwöhnte. I Und er hat doch nicht mal Schulden gemacht im letzten ' Semester. Ist der Vater einmal so recht freundlich zu ihm, ; dann scheint's Hans, als zwinge er sich förmlich dazu. Und , so ist's in der Tat. Aus eben dem Gefühl heraus, daß der i Junge ihm diesmal wirklich im Wege, ist der Medizinalrat ; bald heftig und zurückstoßend, bald übertrieben liebens- « würdig gegen ihn. Er kann kaum den Beginn des Seme- ! sters erwarten. Es ist auch 'ne Schande, wie lange diese I Studenten Ferien haben! Vollständig verbummeln tun sie ' dabei. Der Vorwurf ist ganz ungerecht. Hans hat noch nie » so eifrig gearbeitet wie in diesen Ferien. Die Laune des Medizinalrats hebt sich sichtlich, als I das Ende der Ferien da ist und die Wirtschafterin alles ' zur Abreise des Haussohnes rüstet. Wären nur die letzten ; Tage erst vorbei! Althoff kann kaum die Zeit erwarten, i Denn so lange muß er sich noch gedulden. Schriftlich wird > sich's ganz anders machen. So dem Jungen ins Gesicht I sagen, daß er, daß sein Vater eine junge Frau — nein, » das geht einfach nicht! Wenn er ihm alles schreibt, wie's , gekommen, wie die reizende Nachbarin sich in sein Herz « gestohlen, wie es ihn danach verlangt, noch einmal glück- ; lich zu werden an der Seite einer geliebten Gattin, wie » er, der Hans, es in Zukunft doch auch behaglicher zu Hause ! finden wird, wenn eine Hausfrau sorgt, anstatt der gräm- I Uchen alten Person, der Katharine — wenn er ihm das > alles vorstellt, dann wird's der Junge einsehen. Er kennt » ja Elsbeth bereits, hat mit ihr getanzt auf einigen Land- ! Partien, die er, der Medizinalrat, natürlich nicht mitmachen I konnte. Elsbeth hat sicherlich nicht großen Spaß an solchen > Vergnügungen. Sie ist so gereift. Er hat sie beobachtet, > seit sie seine Nachbarin ist, seit fast zwei Jahren. Da ist I ihre Mutter als Witwe in die Heimatstadt zurückgekehrt. I Wie sich Elsbeth ihm gegenüber gibt, so voll Vertrauen, ! darf er die Zuversicht hegen, daß sie nicht „Nein" sagen » wird, wenn er sie um ihre Hand bittet. Sie hat noch drei ! Brüder, und die Mittel sind beschränkt. Um der Mutter I Sorge zu ersparen, hat Elsbeth schon einmal am Garten- I zaun, der die beiden Grundstücke trennt, sich von ihm einen ! Rat wegen der Jungen erbeten. Bald ging's bei einem ! nicht mit dem Latein, bald haperte es beim anderen in der I Mathematik. (Schluß folgt.) :