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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192506153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19250615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19250615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-06
- Tag 1925-06-15
-
Monat
1925-06
-
Jahr
1925
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9. 10. 11. 3. 4. Bestrafung der Polizei, die für die Schien 6. 7. mehr dauern. Zustand völlig Weile!" meinte 1. 2. Hofe! keit Chi, aus! Vesc von Kühl, westliche ' ßereien auf die Studenten verantwortlich sind. Schadloshaltung der Familien der Getö teten und Verwundeten. Eine Entschuldigung von Großbritannien und Japan. Entlassung des Sekretärs des Nates für die Erteilung zu Reden innerhalb der ausländischen Niederlassung an Chinesen. Die Aufhebung des Notgesetzes. Die Zurückziehung der ausländischen Ma rine. Entlassung der Gefangenen. Mini Mai > in ui Kanton von den Reglerungstruppen genommen Die Kantoner Regierungsarmee begann am Freitag morgen das Bombardement auf Kanton. Der Angriff erfolgte mittags von allen Seiten; abends hatten sie Kanton ge nommen. Die Verstärkungen, die die Punna-, nesen durch General Tanyenyai und russische Freiwillige erhielten, konnten die Einnahme nicht verhindern. In Hankau blieb alles ruhig. Die chinesischen Truppen unter General Hsimyaonang bewachten die Fremdenviertel und unterdrückten, alle Demonstrationen. ren in vollem Wichs und mit Fahnen erschienen und nahmen mit den Fahnenabordnungen der Heimatoerbände an der Rampe Aufstellung. Die Kundgebung wurde eingeleitet durch Eesangsvor- träge des gemischten Chors des Ost» und West- preußenlandes und des Aachener Gesangvereins. Staatsminister a. Dr. Wallraf sprach für den deutschn Westen. Er gab einen kurzen Ueberblick der ruhmvollen Geschichte der Rhein lande und legte das Gelöbnis ab, daß diese Pro vinz sich immerdar mit dem deutschen Vaterlande auf das innigste verbunden fühle. Schriftsteller W o r g i tz k i - Allenstein ent bot die Grüße des Ostens. Er erinnerte an die Abstimmungskämpfe des Jahres 1920, an die schwer auf dem deutschen Vaterlands lastende Grenzregelung im Osten und schloß mit der Mah nung, nicht nur rückwärts schauend die Dinge zu betrachten, sondern mit dem Blick nach vorwärts für die Sicherung des deutschen Ostens einzu- tretcn. Reichsminister für die besetzten Gebiete, Dr. Frenken, entbot die Grüße der Reichsregie rung. Die Feier, so sagte er, die die Verbunden heit Berlins mit dem Rheinland zeige und weiter stärke, gebe uns neuen Anlaß zu der Bekräfti gung des Vorsatzes, unsere ganze Kraft auf die Befreiung der Rheinlands zu konzentrieren. In das Hoch auf das deutsche Vaterland stimmte die vieltausendköpfige Menschenmenge begeistert ein. An den rheinischen Provinziallandtag ist ein Be- grüßungstelegramm gerichtet worden, in dem die versammelten Frauen und Männer, getragen von dem Bewußtsein gemeinsamen Schicksals und gemeinsamen Leides, der deutschen Brüder und Schwestern in Ost und West gedenken. Musikalische Darbietungen und das Absin gen des Deutschlandliedes gaben der Feier einen würdigen Abschluß. Zwei Flugzeuge hatten während der Feier mehrere Schleifen über Hem Künigsplatz gezogen und ihre Grüße entboten. gerufen werden und Aufruhr und Hungersnoil ausbrechen. Unter diesem Drucke sandte da, Außenministerium eine dritte Nöte an di- Mächte, in der es gegen das Vorgehen der Mächte nochmals Protest einlegte. Der k Ungunst setzte Ne ligerStur hielt. D lam, ver Straße g< -es mit d Uches. Auch i res Kesici Wetter wi uiehr „ev Allerl oiesjähri wir seit ( jedoch au Und r denn wir un sdoch Schützenh Da ist erwünschi Hofsei —stg Zchützeng nen Soin 9 Uhr so statt. D Priv. Et stattliche, eingefunl ihren Da Gehör x Schneid U Borste ließ die < 'ich willk irohen B umg au stets in > möchten. Zriv. S iadung u lauf des paguie s W eiche Besitzer T jährigen das Bill durg schr -atz die s das Jah ehrten R Langs herigen und hoff «amen t Uufbau t -er heute diese Operation ausführen! Dies gebückte, eis graue Männchen, das der Diener fast aus dem Wagen hob und wie ein Kind die hohen Trep pen zur Klinik hinanführte. Keiner von uns wagte den anderen anzusehen. Aber ich wußte doch, daß meinem zweiten Assistenten die Zähne wie im Fieber zusammenschlugen, und daß die Operationsschwester entgeisterte Augen hatte. Der Geheimrat begann sich für die Operation vorzubereiten. Wusch die Hände mit Karbol, blickte nach den Gummihandschuhen. War immer noch ein gebücktes, eisgraues Männchen. Was hätte er auch anderes sein sollen?! Wahnsinn! Wahnsinn! Nun schlüpfte er in seinen weißen Operationskittel und nun Ich traute mei nen Augen nicht. Mit einem Male war das ge bückte, eisgraue Männchen verschwunden und der Geheimrat stand vor uns, ähnlich, wir er alle schon erloschene Hoffnung in ihr aufs neue an. — Was soll ich Ihnen lange erzählen?! Die junge Frau trug mein unbedacht gesprochenes Wort zum Geheimrat hin. Bat . . . weinte . . . bettelte . . . Strahlend vor Glück kam sie zu mir zurück. Der Geheimrat hatte eingewilligt, — zwei Tage später wollte er die Operation vernehmen Ich kann Ihnen nicht schildern, was für zwei Tage und Nächte es für mich waren. Ich kam wir wie ein Irrsinniger vor, daß ich den Ge danken zuerst gehabt, und wie ein Verbrecher, daß ich ihm Ausdruck verliehen hatte. Auch meine beiden Assistenten waren bestürzt. Jeder von uns war überzeugt, daß wir einem wahnwitzigen Be ginnen entgegenschritten, das mit einer Kata strophe enden mutzte. Ich trug mich mit Selbst mordgedanken, denn ich sagte mir, daß mein Leichtsinn nur mit dem Tod gebüßt werden könne.— Der Morgen der Operation war angebrochen. Der Geheimrat hatte stets nur zu früher Morgen stunde operiert und wollte es auch diesmal so halten. Graues Morgenlicht lag in dem wei ten Operationssaal, in dem die Schwester noch einmal alles prüfend überblickte. DasAuto des Ge heimrats fuhr vor. Ich erschrak, als ich ihn sah. Wahnsinn! Wahnsinn! Dieser Mann wollte „Es wird wohl nicht lange Starke Verkalkung!" Er selbst war über seinen klar. „Es geht schon noch eine und entgegnete: „Ich will gerne eine seltsame Geschichte aus meinem Berufsleben erzählen, wenn sie vielleicht auch ein wenig anders ist, als Sie wünschen oder erwarten. Seltsam und er schütternd bleibt sie deswegen doch! Diese kleine Geschichte liegt weit zurück, in jener Zeit, da ich eben zum Nachfolger des weltberühmten Man nes ernannt worden war, dessen erster Assistent ich jahrelang gewesen bin. Sie wissen vielleicht nicht alle, daß dieser unvergeßliche Mann, Ge heimrat T., als erster eine bestimmte Operation ausführte, ja erfand, die für alle Zeit seinen Namen trägt, und mit der er vielen Menschen das scheinbar verlorene Leben gerettet hat. Eine Operation von ungewöhnlicher Kühnheit, die säst ein. Menschenalter lang nur e r machte, denn sie erfordert nicht nur Kunst und Erfahrung, son dern auch Jntuion und ungewöhnliche Wil lensanspannung. Nun gehörte der Geheimrat zu den Menschen, deren Willenskraft und Selbstbeherrschung ans Märchenhafte grenzen. Er war nicht hochgewachsen, nicht breitschultrig, aber man brauchte nur seinen scharfgeschnittenen Mund mit den festgeschlossenen Lippen zu sehen, um zu wissen, welcher Art dieser Mann war. Doch es kam auch für ihn das Alter, das ihm vorschriftsmäßig gebot, die Stellung an der Kli nik aufzugeben, um einem jüngern — mir — Platz zu machen. Er tat es in seiner vorbild- Die grotze Wirtschaftskrise Stillegungen und Einschränkungen im Ruhrgebiet Am Freitag fanden in Bochum Verhandlun gen zwischen Vertretern der großen Zechen mit Vertretern der Staatsbehörden über beabsichtigte Stillegungen und Betriebsein schränkungen statt. Die Verhandlungen er gaben, daß infolge ungünstiger Pentabilitüt in den ersten Tagen des Juni die Zechen „Freier Vogel" und „Unverhofft" mit etwa 1300 Mann Belegschaft stillgelegt werden. Auf „Glückauf- Segen" kommen 100 Mann zur Entlassung wegen Betriebseinschränkung. Auf „Adler" und „Eot- tessegen" erzielten die Verhandlungen insoweit, als dort noch mehr als 230 Mann entlassen wer den sollten, kein Ergebnis. Diese Entlassungen treffen neben den Bergarbeitern selbst auch die Gemeinden sehr schwer. Im Hörder Bezirk sind von einem früheren Normalstand von 13 000 Bergarbeitern bereits die Hälfte abgewandert. er, „aber vor großen Aufregungen mutz ich mich hüten! Das Herz will nicht mehr recht." Eines Tages erschien in unserer Klinik eine wunderschöne, von ihrem Gatten vergötterte junge Frau, Mutter von fünf kleinen Kindern, aber eine Todgeweihte. Nur die Opera tion des Geheimrats hätte ihr Heilung bringen können, ich aber hatte diese Operation nie ge wagt und wußte auch keinen Kollegen, der sie damals unternommen hätte. Es war eine schwere Aufgabe, dieser blühenden Frau, die ihrer Familie noch so nötig war, das Todesurteil, wenn auch in verhüllter Form zu verkünden. Ich besprach den Fall mit meinen beiden Assistenten, — jedem von uns ging es nahe, daß hier unsere Kunst versagen sollte. Unsere — aber mutzte deshalb jede ärztliche Kunst versagen?! Blitz schnell schoß es mir durch den Sinn: „Wenn er es wagte gleich aber verwarf ich den Gedan ken. Wie hätte der greisenhaft gewordene Mann diese Aufgabe bewältigen können. Doch schon war mir ein Wort entflohen, das der Todgeweihten Leben zu versprechen schien. Vielleicht war es gar kein Wort gewesen, son dern nur die Hälfte eines Wortes... nur ein Hauch. Aber schon hatte die um ihr Leben Rin gende ihn aufgefangen, und dieser Hauch fachte Die Ha gen ein Z anderes al rungen nic Handelska japanischer China aw Angriffk „Sundi Das brii sulat in Mngtse die heftige angezü Das britp fern jedoc Gebäude ten, So Schiffahrt Schiffahrt Die Eewc mehrere 2 und Arbe eindrange uesische T zurück, v Augenblick Zndes we pörer best Die ernste Lage m China Die politische Propaganda der chinesi schen Studenten breitet sich aus und vertieft sich von Tag zu Tag und ergreift langsam, aber sicher die Massen. Die Bewegung gewinnt dadurch eine rein nationaleRich- tung. Die Forderungen der Studentenschaft sind von radikalstem Nationalismus erfüllt. Was die tatsächlichen Ereignisse in Shanghai betrifft, so sind sie im Aus land sehr übertrieben und verzerrt worden. In Wirklichkeit handelt es sich um vereinzelte Ueber- griffe und Ausschreitungen. Grotze Fremden metzeleien sind ausgeschlossen, da gegen einzelne blutige Zusammenstöße wahr scheinlich. Die Verhandlungen in Shanghai sind nicht aussichtsreich. Die Erfüllung der chinesischen Forderungen — militäri sche Räumung des Fremdenviertels, Aufhebung des Belagerungszustandes und Freilassung der gefangenen Studenten ist von England vorläufig abgelehnt worden. Dagegen be ginnen sich Ne unabhängigen chinesischen Mar schälle der Bewegung zu bemächtigen,, um ihre eigene Machtstellung zu verstärken. Japan hat nunmehr die Landung von Truppen zur Unter drückung der ausständigen Bewegung angeboten. Aus Peking wird weiter gemeldet, daß in Massenversammlungen dem Außenmi nisterium ein 24 stündiges Ultimatum zur Annullierung aller Vorrechte der Ausländer gestellt worden ist. Wenn das Ministerium diesen Forderungen nicht nach komme, werde' der allgemeine Streik aus- Ein Ultimatum an die Großmächte Wie aus Shanghai mitgeteilt wird, be finden sich gegenwütig Kriegsschiffe al ler Großmächte in Hankau, darunter drei englische Kanonenboote, zwei amerikanische Ka nonenboote und ein amerikanischer Zerstörer, so wie italienische französische und japanische Schiffe. Trotz der bedrohlichen Lage in Hankau und an deren Städten hofft man in Shanghai die Lö sung der lokalen Differenzen auf dem Verhand lungswege durchführen zu können. Der lokale Streik nimmt beständig ab. Die japanischen Baumwollspinnereien haben ihren Betrieb wie der ausgenommen. Die Lage der Schiffahrt ist dagegen äußerst kritisch. Der ganze Kiisten- Ichiffsverkehr ist betroffen und auch die Ozean- -ampfer sind bedroht. Einem Telegramm des Korrespondenten der „Chicago Tribune" zufolge hat die chinesische Handelskammer für die Beilegung des Shanghaier Zuri ch e n f a l l e s folgende Forderungen aufgestellt: Die ersten Europäermorde „Daily Mail" meldet aus Peking: Der Mittwoch hat die ersten E u r o p ä e r m o r d e in Peking gebracht. In unmittelbarer Nähe des Gesandtschaftsviertels wurde ein Portugiese erschossen. Seine Begleiter konnten flüch ten. Zwei andere Ueberfälle betrafen Italiener. vor zwanzig Jahren gestanden hatte, aufrecht, mit Hellen Augen und so festgeschlossenem Mund, daß die Lippen nur wie ein feiner Strich in dem gestrafften Gesicht lagen. Schon stund er neben der jungen Frau, über deren Antlitz die Chloro» formmaske lag, und befahl mit seiner ruhigen Stimme von einst: „Geben Sie mir das Messer!" Ich hielt den Puls der Betäubten. Die Ope ration begann. Sie dauerte fast zwei Stunden. Zwei Stunden, in denen wir den Klöppel der Ewigkeit an unsere bangen Herzen schlagen hör ten. Man erlebt ja zuweilen bei alten Leuten diese sprunghafte Wiederkehr verlorener Kraft, — aber würde sie hier aushalten bis zum Ende? Wenn sie nicht aushielt? Wenn das Messer zu früh den wieder alt und zittrig gewordenen Händen entglitt, was dann? Niemand wagte es auszudenken. Zwei Stunden lang tiefstes Schweigen. Wortloses Werk.... wortlose Hand reichung. Zum letzten Male schlug endlich der Klöppel der Ewigkeit an unsere Herzen. Die Operation war zu Ende. War gelungen. Der Geheimrat zog sich in sein Kabinett zurück, um sich zu säu bern . . . umzuziehen. . . Wir standen noch wie betäubt . . . stumm . . . Aber die Schwester ließ eine Glasplatte mit Instrumenten fallen, und mein Zweiter Assistent stand am Fenster, hatte die Hände über dem Fensterknopf verschränkt und schüttelte sich in einem unterdrückten Wein krampf. Endlich fiel uns auf, daß der Geheimrat sich nicht von uns verabschiedete. Die Schwester ging, nach ihm zu sehen. Er hatte sich doch verabschie det. In seinem weißen Kittel lag er lang aus gestreckt auf dem Fußboden des Kabinetts. Ein Herzschlag. Er Hütte ja jede Aufregung meiden sollen. Und wo hätte es eine größere gegeben, als diese Operation?!" Eine kleine Pause folgte den Worten des Er» Zählers. Dann meinte die junge Dame trium» phierend: „Und Sie glauben nicht, daß ein Wun der in ihm, aus ihm gewirkt hat?! Der Geheimrat entgegnete gelassen: „Sie mögen es Wunder nennen. Ich nenne es Wille. " Wille Skizze von Carry Brachvogel Der kleine Kreis hatte, wie dies häufig vor- kommt, von Wundern gesprochen, von Wun derglauben und Wunderkräften. Jeder wollte schon ein metaphysisches Erlebnis gehabt haben; nur der Geheimrat, der Leiter der großen chirur gischen Klinik, saß schweigend, ohne Zustimmung, Verneinung oder Zweifel zu äußern. Eine junge Dame, die sich okkulter Kräfte rühmte, sagte zu ihm: „Herr Geheimrat, Sie müßten doch aus Ihrem reichen Berufsleben merkwürdige Dinge zu berichten wissen, die sich nicht immer auf die sogenannte „natürliche Weise" erklären lassen. Aber freilich, Sie sind Materialist " Geflissentlich überhörte er ihre letzten Worte wc>cm,iamen Verdienste der deutschen Dynastien, daß sie es verstanden haben, vorzugsweise in ihren Resi denzen Kulturzentren eigenen bodenständigen Charak ters zu pflegen. (Beifall.) Es ist nicht zu leugnen, dab auch heute noch die überwiegende Mehrheit unse res Volkes die Kräfte derchristlichenReligion für die Erziehung unserer Kinder fordert. Der Mini ster betont weiter die groben Aufgaben der deutschen Wissenschaft, dis im engen Zusammenhang mit der Wiederaufrichtung unserer Wirtschaft stehe. Er werde bestrebt sein, die Notlage der geistigen Arbeiter nach Möglichkeit zu mildern. Für ihre freudige und rück haltlose Mitarbeit an der seelischen und sittlichen Ge sundung unseres Volkes gebühre ihnen der Dank der Neichsregierung. Der Minister gedenkt besonders der Mitarbeit der Presse, deren Freiheit und innere Unabhängigkeit für die Erfüllung ihrer Auf gaben unerläblich sei. Der Minister hebt weiter die Verdienste des Auslandsdeutschtums h?rvor und weist dann darauf hin, dab Deutschland den fremdstämmigen Minderheiten gern eine Heimat gewähre. Angesichts der Erfahrungen der letzten Zeit wird allerdings auf die neue Zuwanderung fremd st ämmigerEle mente in unser Vater land ein besonderes Augenmerk gerichtet werden müs sen. Bitter müsse cs aber empfunden werden, dab ge rade diejenigen Länder, die ihre Fremdstämmigen gern nach Deutschland abschicben, die deutschen natio nalen Minderheiten vielfach planmäbig unterdrücken. Der deutsche Wille zur Selbstbehauptung lebt und wir werden dafür sorgen, dab er sich inimer eindrucksvoller entfaltet. Dann weiden wir auch jenseits unserer politischen Grenzen dem Deutschtum zu neuem An sehen und neuer Blüte verhelfen. (Beifall rechts.) Nach weiterer Aussprache vertagt sich das Haus auf Montag nachmittags 2 Uhr. Einigung in der Schutzzollfrage lStaene Drabtmeldung) Berlin, 15. Juni In der Frage der Zollvorlagen werden in dieser Woche interfraktionelle Be sprechungen zwischen den hinter der Regie rung Luther stehenden Parteien stattfinden. Wie wir hören, dürfte es voraussichtlich zu einer Einigung kommen, da das Zentrum die vor her aufgestellte Bedingung, auch die Demokraten an den Zollverhandlungen zu beteiligen, fallen gelassen hat. Für die Zollvorlagen dürfte daher eine Mehrheit im Reichstag gesichert sein. In den parlamentarischen Kreisen verlau tet allerdings, daß die deutschnationalen Reichs tagsfraktion in ihren Forderungen auf einen wei teren landwirtschaftlichen Schutzzoll bei den an deren Regierungsparteien auf lebhaften Wider spruch gestoßen sei. Rheinland-Jahrtausendfeier in Berlin Gestern veranstaltete auch die Reichs hauptstadt aus Anlaß der rheinischen Jahr tausendfeier und der ost- und westpreutzischen Ab stimmungsgedenkfeier eine große öffentliche Feier. Die teilnehmenden Heimatverbände hatten sich um 11 Uhr vormittags im Lustgarten versammelt. Um 11'/r Uhr erfolgte der An marsch vor das Reichstagsgebäude. Kurz nach 12 Uhr war der weite Platz vor dem Reichstag dicht besetzt. Die Studentenkorporationen wa- Riesen-Aussperrung in der Holzindustrie Im Lohnkonflikt in der Holzindu strie haben die Unternehmer Verhandlun gen über neue Lohnforderungen abgelehnt, da die Mehrzahl der Werke ohne Aufträge ist. Die Entscheidung, ob es am Montag zur Aussper rung der 100 000 Arbeiter in der Holzindustrie kommt, sollte am Sonnabend fallen. In den Berliner Stinnesbetrieben sind die erstenKündigungen bereits erfolgt. Neue belgische Ministerkrise Die Fraktion der Rechten in der belgischen Kammer und Senat sprach Poul let mit 63 gegen 62 Stimmen, bei 6 Stimmenenthaltungen, das Vertrauen aus. Angesichts dieses Votums lehnt Poullet einen vom König erteil ten A u f t r a g zur B i l d u n g eines Ministe- r i u m s ab. Der König berief darauf den Minister Van deVyvrezu sich. Amerikanische Kreditkündigungen Der „Herald" meldet aus Neuyork; Vom 1.—10. Juni sind ausländische Kredite von 42 Millionen Dollar gekündigt worden. Davon entfallen auf D e u t s ch l a n d 18 Millio nen Dollar. lichen Weise, verschwand für die Welt ohne Groll und Neid in seiner schönen Eartenvilla. Eine Weile übte er noch eine Privatpraxis aus, aber nicht mehr lange, denn — wir vernahmen es mit Schmerz — nach seinem Abgang von der gewohnten Kliniktätigkeit wurde er rasch ein alter, müder Mann. Er verfiel zusehends, ging gebückt, erkannte Bekannte nicht mehr wieder mit denen er noch vor kurzem gesprochen hatte, saß stundenlang müßig in einem Armstuhl am Fenster und fütterte Vögel. Alles an ihm wurde greisenhaft, nur der Mund blieb strenggeschnit ten und festgeschlossen, als Hütte er noch ein letz tes Wort zu sagen. Als ich einmal bei einem Abcndspaziergang den Geheimrat traf und ein wenig mit ihm sprach, dachte ich bei mir:
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