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HohmMn-Emsühaler Tageblallun-LuPM Nr. 134 ? , Freitag, den 12. Juni 1925 Beilage AiirverMlieli SMen LM« Von Heinz Giesecke-Meseritz Vergessene deutsche Lande? Sie sagen, die IM es nicht. Sie fragen: Wo? O, ganz dicht Ibci Deutschland .... Denken Sie noch daran, daß Imis 1920 die Provinzen Posen und Westpreußen Imid mit ihnen große Gebiete fast reindeutscher iBevölkcrung an Polen verloren gingen?. Verloren! Vergessen! ! Daß aus dem besetzten Gebiet hunderttausend Deutsche ausgewiesen wurden, ließ in ganz Deutschland heilige Entrüstung aufflammen. Daß über neunhunderttausend Deutsche, die ihr Vaterland ebenso sehr liebten, aus der uns von Polen entrissenen Ostmark ausgewiesen wurden, darnach — mit Erlaubnis zu sagen — kräht bei nahe kein Hahn. Den einen von ihnen glückt es irgendwo, sich eine neue Existenz zu schaffen — und die anderen Hausen unbeachtet in Notwoh nungen oder sogar noch in den Baracken eines Flüchtlingslagers, entwurzelt, aus ihrer Lebens bahn geworfen. Glücklos! Hoffnungslos! Neunhunderttausend Deutsche verloren aus Liebe zum Vaterland ihre Heimat. Das krank haft überspannte — größenwahnsinnige — Nationalbewußtsein des Polen, sein unbändiger, fanatischer Haß gegen alles Deutsche trieb sie aus dem Lande, das sie nicht mehr wiedersehen dürfen und dem immer ihre Sehnsucht gelten wird. Noch Vierhunderttausend verschonte bis jetzt rin gütiges Schicksal. Doch ist neuerdings wie derum fünfunddreißigtaufend von ihnen die Liquidierung und Ausweisung bestimmt. Seit dem 1. Januar versenden schon die Starostelen die Benachrichtigungen. Bis zum Anfang des nächsten Jahres hat man ihnen noch eine Gna denfrist gewährt. Es sind Bauern, Ansiedler, kleine Gewerbetreibende, Kaufleute. Ihrer war- iet eine traurige, ungewisse Zukunft. Wo sollen sie im armen, übervölkerten Deutschland einen neuen Wohnsitz und ihr Prot finden? Wo? . . So entdeutscht Polen planmäßig das Land, welches es 1919/20 raubte; damals, als wir uns in blutigem Kampfe untereinander um das Dach stritten, das sich über unserem Hause erheben sollte, und uns um die bösen Nachbarn nicht küm merten, die sich daran machten, das ganze Haus überhaupt elnzureißcn. * Ostmärkisihe Zeitungen regten nun mit vol lem Rechte an, man möge die Verträge mit den hunderttausend polnischen Saisonarbeitern, die in Deutschland teilweise schon jahrelang dieselben Arbeitsstellen innehaben, nirgends wieder er neuern, damit sie Deutschland verlassen müßten und so den aus Polen ausgewiesenen, vertriebe- Maust Roman von Annn v. Panhuys Lopyrigth 1924 by Karl Köhler u. Co., Berlin W 15 8j (Nachdruck verboten.) Gleich einem Blitz durchzuckte es ihn, wenn sein Vater nicht wäre und Ulla — er hätte der neuen Zeit seine Zugeständnisse gemacht und der Zierlichen schlankweg den Brautring geboten. Aber er fürchtete des Vaters böse Worte und Ullas kalten Hohn. — Nein, er wurzelte zu tief in dem Boden, dem er entstammte, um soviel Mut «uszubringen. Er zog Maria Reinhard noch fester an sich. „Süße, kleine Mausi, ich danke dirs doppelt, daß du dich ein Weilchen für mich freimachtest." Er küßte den jungen Mund fast andächtig. Plötzlich schluchzte Mausi ganz laut. „O, wenn Vater nur nicht stirbt, das wäre zu furchtbar, das ertrüge ich nicht." „Still, Mausi," versuchte er zu beruhigen, „man muß doch nicht immer gleich das Schlimmste denken. So lange ein Mensch lebt, darf man die Hoffnung nicht aufgeben." Sie nickte, versuchte ihn anzulächeln. „Ich muß aber gleich wieder fort, und ich möchte auch allein gehen, ich glaube es ist besser, weil du meinen Eltern doch noch nicht vorgestellt bist —" Er war ein wenig zusammengezuckt. Arnie kleine Mausi! dachte er, und Scham quälte ihn, als hätte er eine große Schuld gegen Maria Reinhard auf sich geladen. Mausi küßte ihn jetzt freiwillig. „Lebewohl Franz-Ferdinand, in acht Tagen um dieselbe Zeit kannst du mich hier wieder erwarten, hoffentlich ist bis dahin Väterchen aus aller Gefahr." Mausis Hoffnung erfüllte sich. Aber anders, ganz anders als sie geglaubt. Schon zwei Tage später war ihr Väterchen aus aller Gefahr, lag mit wächsernem Gesicht in den Kissen und das Herz, das ihm in den letzten Jahren soviel zu schassen gemacht, schwieg für immer. nen, bis dahin selbständigen Bauern und Ansied lern wenigstens die Möglichkeit gegeben wäre, ihr Brot als Landarbeiter zu finden. Ob diese Anregung befolgt wurde? Ich weiß es nicht. Aber sie war der Anlaß zu einem in Deutschland kaum beachteten Zwischenfall in Posen, der ein treffliches Beispiel für den geradezu wahnsinni gen Haß ist, von dem jedes polnische Gemüt gegenüber dem Deutschtum beherrscht wird und unter dem alle Deutschen in Polen so schwer zu leiden haben. Als nämlich die Polnische Telegraphen-Agen tur die Anregung, die sie einer Königsberger Zeitung entnahm, mit der Erklärung verbreitete, sie stamme aus dem dortigen Polizeipräsidium, sandte der deutsche Generalkonsul in Posen, Dr. v. Hentig, dem „Kurjer Poznanski", der diese Mitteilung der P. T. A. gebracht hatte, eine Be richtigung, worauf das Blatt die Zivilisation Polens — von Kultur schon gar nicht zu reden — dadurch beweisen zu müssen glaubte, daß es in sehr gemeiner Weise den amtlichen Vertreter des Deutschen Reiches angriff und sich u. a. folgende Ausführungen erlaubte: „. . . wir erhielten ein Schreiben, unterzeichnet „Hentig" (wahrscheinlich ist das der Name des jetzigen deutschen General konsuls.") Nach dieser geringschätzigen Bemer kung erklärte das Blatt weiter, es hätte „in aller Ruhe die Berichtigung seinem Redaktionsarchiv einverleibt," was es damit begründete, alle amt lichen deutschen Auslassungen seien „Lügen und Betrügereien". Eine ferner dem Konsul erteilte „Rechtsbelehrung" schloß mit den den Konsul per sönlich beleidigenden Worten: „Es ist nicht unsere Sache, darüber Betrachtungen anzustellen, ob der jetzige deutsche Generalkonsul in Posen eine aus reichende Qualifikation zur Ausübung des ihm übertragenen Amtes besitzt." (Dabei ist Dr. n. Hentig eines der angesehensten Mitglieder der internationalen Diplomatie, an dessen uner schrockene, in der ganzen Welt bekannte Diplo matenfahrt während des Krieges nach Afghani stan die deutsche Presse Posens anläßlich dieser Anrempelung erinnert.) In einem zweiten Schreiben hatte Dr. v. Hen tig nochmals in der in Deutschland üblichen — ich möchte sagen: stereotypen — Form um die Auf nahme der Berichtigung ersucht, andernfalls er „mit allen gesetzlichen Mitteln die Veröffent lichung zu erreichen wissen würde". Diese Worte bezeichnete das polnische Blatt als „gemeine Grobheit in arrogantem Tone, die durch den typischen deutschen Hochmut" und den Geist des "berüchtigten kronprinzlichen „Immer feste druff" gekennzeichnet sei"; ja, es stellte sogar in scharfen Worten die groteske Forderung nach energischem Einschreiten der polnischen Regie rung gegen diese — durchaus richtige und im Mausi war ganz außer sich vor Schmerz. Sie warf sich über den Toten, wollte sich an ihn klammern, mit Gewalt mußte man sie von dem Verstorbenen wegführen. Sie konnte das Ge schehene nicht fassen. Ihr Vater, ihr über alle Maßen geliebter Vater, war von ihr gegangen, weit, weit, — so weit, daß er nie und nimmer wiedertehren konnte. Mit ihm ha.te sie über alles, was sie freute oder bekümmert hatte, spre chen dürfen, stets hatte sie Verstehen bei ihm ge funden, mit der Mutter hatte sie sich niemals so unterhalten können, wie mit ihm, sie war zu robust, zu praktisch. In der ersten Nacht nach dem Tod des Vaters vermochte Maria Reinhard garnicht zu schlafen. Es bedrückte sie, dem Vater garnichts von Franz- Ferdinand erzählt zu haben, von ihm, der ihr so über alles gut gefiel. Seine Gestalt, sein Gesicht und sein Wesen. Vergnügt war er und so grund- anständig. Ilm Verzeihung gebeten hatte er sie, und das bewies, daß er es ehrlich mit ihr meinte. Väterchen würde sich gefreut haben, seine Be kanntschaft zu machen —. Nun schlief der Vater gar so fest, er hörte nichts mehr, wenn sie ihm von ihrem Liebesglück erzählen wollte. Das Begräbnis fand statt und Mausi ging auf den Friedhof an das frische Grab, nachdem das Trauergefolge den Friedhof längst verlassen. Sie kniete in dem nassen Sand und weinte herz zerbrechend, bis sie sich endlich müde und mait heimschleppte. Wie an eine Oase in der Wüste dachte sie an die Stunde des Wiedersehens mit dem Geliebten kaum vermochte sie ihre Sehnsucht zu zügeln, sie hatte ihn ja jetzt doppelt lieb. Die Mutter ging mit versteinerter Miene um her, und wenn man mit ihr redete, war cs immer, als höre sie garnicht zu, als irrte ihr Denken weit ab. Mausi ward aus der Mutter nicht klug, weil ihr die Art, der Charakter der Mutter wesens fremd waren. Sie kam nicht im entferntesten auf den Gedanken, die Mutter könne sich so entsetzlich grämen. Weil Frau Lina Manroth nicht weinte und nicht klagte, erschien sie ihrer Umgebung, er- Gesetz begründete Stellungnahme des deutschen Konsuls. * Wie? Es kam alle Tage vor, daß gegen Deutschland so gehetzt wird! Nicht doch. Daß dem amtlichen Vertreter Deutschlands in einer so sehr aller internationalen Höflichkeit hohn sprechenden Weise entgegengetreten und er gar nach persönlich beleidigt wird, das ist wohl bis jetzt nur in Polen zur Wirklichkeit geworden; in diesem Polen, in dem ein weit verbreiteter, ein flußreicher Verein besteht, der es als seine be sondere Aufgabe betrachtet, dafür zu sorgen, daß zwischen der polnischen und der deutschen Bevöl kerung in der polnischen Westmark — dem früher deutschen Gebiet — kein Vertrauen und kein Friede entsteht, daß der irrsinnige Haß gegen alles Deutsche dort nicht einschläft, und der mit ganz besonderem Eifer immer wieder dahin hetzt, man solle doch endlich diese Gebiete völlig deut schenrein machen. Das ist der „Westmarkenver ein", dessen Mitglieder nach den Anfangsbuch staben der polnischen Worte dieses Namens „Okzazisten" (O. K. Z.) genannt werden. Dieser Verein hat es für nötig befunden, eine „West markenwoche" zu veranstalten, die sich über die Tage vom 1. bis 8. Februar erstreckte. Eingelei tet wurde sie durch einen Aufruf, in dem cs hieß: „Volksgenossen! Im harten, unaufhörlichen Kampf um den polnischen Charakter unseres Vaterlandes (!) fordern wir Euch, die Ihr in Westpolen dem Erbfeind (!) ins Antlitz schaut, zur Wachsamkeit und zur entschiedenen Verteidi gung auf! .. . Der Westmarkenverband, der alle Polen ohne Rücksicht auf ihre parteipolitische Zu gehörigkeit vereinigt, kämpft seit der Entstehung des Vaterlandes um das Polentum der West mark. — Vom 1. bis 8. Februar werdet Ihr zei gen können, ob Ihr die Martern der preußischen Knechtschaft (!) noch nicht vergessen habt, ob Ihr Eueren Kindern das Los Ertter Väter, die ihr Herzblut für den Ruhm und die Größe der preu ßischen Könige hergeben mußten, ersparen wollt." Zunächst: Aus diesem Aufruf darf man mit Genugtuung das Geständnis der übernationali stischen polnischen Kreise selbst lesen, daß die pol nische Westmark deutsch ist. Denn sonst brauchten sie nicht um den polnischen Charakter des „Vater landes" zu kämpfen. Das ist interessant und das muß man sich merken. Es sei ferner erwähnt, daß dieser, auch an den hier weggelassenen, weil in diesem Zusammenhangs weniger wichtigen Stetten in noch schärferem oder besser: schärfstem Tone gehaltene Aufruf von dem polnischen Mini sterpräsidenten Erabski (Erabski) und auch von dem Eeneralsuperintendenten der evangelisch- augsburgischen Kirche in Polen, der übrigens den gut deutschen Namen „Bursche" — ist der Name nicht schon bezeichnend — trägt, unterzeichnet ist. schien sie auch ihrem Kinde gefühllos. Und doch litt die Frau entsetzlich. Ihr Schmerz war so stark, daß er keiner Gefühlsäußerung nach außen hin mehr fähig mar. Der kaltblickcnden Frau fraß der Gram um den langjährigen Lebens gefährten am Herzen, daß cs sich krümmte wie unter dem Biß eines giftigen Reptils. Aber je mehr sie litt, desto fester preßte sie die Lippen auseinander, desto ruhiger schien sie nach außen hin. Mausi fand keinen rechten Trost bei der Mut ter. Daß sie ihr ab und zu das Haar strich, war alles, was ihr die Mutter gab, Mausi mußte da mit zufrieden sein. Mausi ging zu Frau Marianne Dieter. Sie schritt in ihrem schwarzen Trauergewande den Neckar entlang und wenn ein spielendes Lüftchen den düsteren Kreppbesetzten Schleier hob, über lief sie es eisigkalt. Sie dachte dann an den Va ter, der jetzt so allein sein mußte und der sie so schnell, so unbarmherzig schnell verlassen hatte. Frau Marianne Dieter nahm Mausi herzlich in die Arme. „Nun Liebste, gilt es, warten Sie noch eine Woche oder zwei und beichten Sie dann der Mutter unser Geheimnis. Ihr Vater kann ^.hnen ja nun leider nicht mehr bcistehen — das tut mir ganz besonders leid. —" Mausi weinte. Sie mußte immer weinen, wenn jemand von ihrem toten Vater sprach. „Soll ich mit Ihrer Mutter reden, Mausi, ihr von Ihrem Talent und den Aussichten, die Cie als Schauspielerin haben, erzählen? Ich muß ja ehrlich gestehen, ein ganz klein bißchen fürchte ich mich davor auch, aber für Sie tue ich es gern." Mausi schüttelte den Kopf. „Nein, liebe Frau Dieter, jetzt wäre die Zeit dazu schlecht gewähtt. Mutter ist immer in Ge danken, inan weiß garnicht, ob sie überhaupt zu hört, wenn man spricht, und dann fürchte ich, es gibt vielleicht eine böse Szene, die wir uns er sparen können, denn —" Eine ziemlich lange Pause schob sich ein und mit verträumtem Lächeln An allen Straßenecken, an allen Anschlagsäu len, in vielen Schaufenstern prangte dieses Er zeugnis des Hasses, das bestimmt war, wieder Haß zu erzeugen. * Das ist der Geist, der in Polen herrscht, der unsere drübengebliebenen Brüder und Volksge nossen bedrückt, unterdrückt, quält, schikaniert und zuguterletzt auch noch aus dem Lande hinaus wirft, damit es deutschenrein werde. Der polnische Adler hat sein Opfer und hält es fest. Aber er giert nach mehr. Nicht umsonst hat der Provinziallandtag der Provinz Grenz mark Posen-Westpreußen erst unlängst wieder die Entschließung gefaßt, in der ganz Deutschland und die Regierung aufgefordert werden, „die pol nischen Bestrebungen, Teile der Provinz Grenz mark ablösungsreif zu machen, aufmerksam zu verfolgen, damit sie keinen Schaden erleide." Vielleicht aber klopfen wir dem weißen Adler doch noch einmal so auf seine Fänge, daß ihm nicht nur der Appetit auf neuen Raub vergeht, sondern er auch noch seine Beute, die deutschen Landesteile, wieder fahren lassen muß. Unsers deutschen Bestrebungen gehen dahin, daß die Ge biete Polens, die deutsch sind, auch zu Deutsch land gehören sollen. Und das von Rechts wegen. Was polnisch ist, möge polnisch bleiben. Wir wol len keine Unterdrückung. Das aber ist gewiß: der größte Teil dieses Landes war deutsch, ist deutsch und bleibt deutsch, wenn Deutschland zu ihm steht und seiner nicht vergißt, auf daß die dort im Kampfe um ihr deutsches Volkstum stehenden Brüder, für deren Ausweisung Polen bis jetzt noch keinen Erunv fand, neue Kraft und neuen Mut zum Ausharrcn schöpfen. Wir Me» MeiM« ms Melt- nelmer sm Sen Men sU sie MSI- sm Ser Meiirsemmes Wen? Bon Obcrrcgicrungssckrctär Alfred Fischer-Bautzen Unter Kündigungsfrist versteht man den Zeit raum, der zwischen dem Tage, an dem die Kün digung dem anderen Vertragsteile zugegangen ist, und dem Tage der Beendigung des Arbeits verhältnisses liegt. Die Festsetzung der Kündi gungsfrist unterliegt zunächst grundsätzlich der freien Vereinbarung durch Einzelabmachungen, Tarifverträge, Arbeitsordnungen. Bei der tarif vertraglichen Vereinbarung ist zu beachten, daß sie nur die Parteien bindet, zwischen denen der Tarifvertrag vereinbart wurde. Nur dann, wenn der Tarifvertrag für allgemeinverbindlich erklärt worden ist, bindet er alle Arbeitgeber und Ar beitnehmer des gleichen Gewerbczweiges. So- vollendete Mausi: „denn ich glaube, ich werde doch nicht soweit kommen, Schauspielerin zu wer den, ich möchte es garnicht mehr." „Aber Mausi, Sie möchten garnicht mehr Schauspielerin werden? Es war doch Ihr Ideal dieses Ziel?" Aufs äußerste erstaunt, sah Marianne Dieter das zierliche Wesen an, das gleich einem Engel der Trauer vor ihr stand. Maria Reinhard dachte an Franz-Ferdinand und allerlei verschwommene, und doch lockende Zukunftsbilder, zeigten sich ihr. Er hatte sie lieb, sie ihn auch, o so wunderschnell hatten sich ihre Herzen gefunden, und alles andere würde sich nun von selbst ergeben. Sie war ja noch jung, hatte Zeit abzuwarten bis er sich eine Praxis errungen. Hübsch klang das: Dr. Franz- Ferdinand von Wildhausen! So kraftvoll, so er mutigend, fand sie. Franz-Ferdinand wurde sicher ein guter Arzt, ganz sicher, und sie würde ihm, so viel sie ver mochte, zur Seite stehen. Die alte Schauspielerin wartete immer noch vergebens auf Antwort. Leise mahnte sie. „Mausi, darf ich nicht wissen, was Ihr Le bensziel so Plötzlich umgeworfen hat?" Sie drängte Maria Reinhard mit sanfter Ge walt in einen der grünsamtencn Sessel. „Seien Sie offen, Kind. Jst's Angst vor einem Streit mit der Mutter oder " sie suchte nach Wor ten, „oder sollte an Ihr Herz schon die Liebe an geklopft haben? „Aber nein," gab sie sich selbst Antwort „das ist ein dummer Einfall von mir." Sie mußte laut auflachen. „Ich kann Sie mir garnicht vorstellen als Braut oder gar als Frau vorstellen, Mausi." Maria Reinhard tat das Lachen weh. Sie war empf'rdlich geworden, seit der Vater gestor ben. All's Laute schmerzte s'e, such sie ab. Und deshalb drängte sie das Bekenntnis ihrer Liebe, das schon auf ihren Lippen geschwebt, wie der in die Tiefen ihrer Seele zurück. Cie nahm einen leichten Ton an. „Ach, liebste Frau Dieter, ich weiß eigentlich selbst nicht, warum ich das vorhin ,agte» aber