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Frauenfchönhsit in -er Kunst. Präsentation, sondern im Gegenteil gerade das Persönliche H hier das Ausschlaggebende ist, wie es sich in der Ver- » geistigung des Ausdrucks und dem Geheimnis ihres ! Lächelns in unsere Seele schmeichelt. Die Kunst Raffaels I legt ein Neues in alte Formen, er schafft den »Madonnen- z typ-, der in der festen Gebundenheit eines Grund- » gedankens wieder und wieder vor uns tritt und dessen ! weiches Gleichmaß in der seelenvollen Gleichmäßigkeit l seiner Lieblichkeit in seiner Häufigkeit sehr ermüdend, weil > entpersönlichend wirkt. Seine Frauen sind uns so erden- ; fern, daß sie nur im einzelnen so unnennbar tief auf uns » wirken, nicht aber in der Melancholie einer so häufigen l Wiederholung. Natur und Umgebung sind selbstverständlich auf unser ; Empfinden in erster Linie auch in künstlerischer Beziehung » ausschlaggebend; wenn wir die Gestalten eines Rubens I sehen, so enthüllt sich «ns die Begriffsverschiedenheit in I hellstem Lichte. Er faßt den Pinsel mit anderen Händen ; als der weiche Südländer, hinter dem toten Bilde pulsiert » heißlebendiges Leben, seine Schönheit ist irdisch, seine I Frauen nackt, von wunderbaren Fleischtönen, gesund und » kräftig, wie sie der Heimatboden Vlaamlands trägt, ? prächtige Rundung, breite Hüften, gesunde Farben, das ist ' seine Schönheit, alles Überzarte, Kränkliche erschien ihm I häßlich. Gesundheit ist Vollkommenheit. Auch Rembrandt I liebt die kräftige Derbheit seiner Landsmänninnen, wenn ? auch sein Ideal abwegig von Rubens ist. Sonderlich die Engländer verstanden es, ihren I Frauenbildnissen einen eigenen Reiz zu geben. Da war i Reynolds, der die Porträtmalerei zur Blüte brachte: ! groß, schlank, blond sind seine Frauen, mit schmalen Ge- ! sichtern und grauen Augen, in denen ein Hauch Melan- I cholie liegt, er ist der Maler der Gefühle, der Nerven, wie I kaum ein anderer. Er malt die elegante Frau und lehnt ! sich in seiner Auffassung an den Klassizismus an, der seine ! Bilder wie ein Echo durchpulst. Dann Gainsborough; I auch er liebt die Frauen seines Landes, groß, schlank, ge- » pflegt, seine weiche Farben, die pastellartig wirken. Ihm « ist das Antlitz der Spiegel des Verstandes, so scheinen ! seine Frauen durchgeistigt in der Auffassung, mit dem > Einschlag einer Sentimentalität, wie sie dem Engländer > zur Schönheit gehört. Unser deutsches Frauenidael ist kräftig, bodenständig, ! so zeigen es die Bilder des Mittelalters, um schärser zu i den unwirklich schlanken Formen der Gotik überzugehcn. > Tann wieder ließ sich die Kunst in hohem Maße von west- « lichen Gedanken durchwirken, besonders zur Zeit des » Rokoko, das war keine deutsche Kunst, Puder und I Schminke als Herrscherinnen der Schönheit, verkrampfte I Taillen; natürlich folgte eine Reformation in entgegen- ; gesetztem Sinne, die fließenden Linien der Gewandung > im Biedermeier, wie wir sie im Bild der Königin Luise I allgemein als bekannt voraussetzrn, lösten das überlebte ' ab. Das neue Jahrhundert brachte eine dauernde Um» » Wechselung des Geschmacks und verlief, dank der Vertie- i sung des Gefühlskomplcxcs, in neuen Bahnen. Lange Zeit schien es, als solle das Porträt als solches ! sozusagen erbrechtlich von Stand und Lebensumftändcn ; ausschlaggebend beeinflußt sein, bis dann wiederum der i gefühlsmäßigere Einschlag Ausdruck in Farben aus- I strömte. Ter Maler der eleganten Frauen ist wohl Lenbacb , in erster Linie, er malte die elegante Fran seiner Zeit, die ' so lässig, vornehm, aus dem Rahmen hinunterschaut auf i die Welt unter ihr; auch Marx, Kaulbach und soviele I andere standen ihm wcsensnabe, während z. B. Stuck vor . allen anderen ganz andere Bahnen einschlug. Auch Knnft I ist Symbol, das gewaltsame Gären und Irren einer I kommenden neuen Zeit kennzeichnete auch den Anfang j des neuen Jahrhunderts. Neues, anderes mußte geschaffen . werden, nichts formal Bindendes, nur Gefühlsmäßiges ! ist Schönheit, erlebte Farben sind es, die nun zur Herr- I schäft gelangten und in rauschenden Symphonien oft an j jedem Ziel vorüberirrten. Rauschmäßig, visuell . soll alles sein und gerät im ersten Ansturm eines Drängens ! und Fühlens oft ins Gro.cske. Die Zeit der Schönheit k dunkler Ätclicnunst, verhängter Lichter ist vorüber, leben- j diae Farben, prickelnde Menschlichkeit stehen auf der Lein- - wand, » Von P. Wild - Krefeld. Schönheit ist ewig! Aber der Begriff ihrer Formen . und Anschauungen im Bewußtsein Les jeweiligen Ge- ; schlechts wandelt sich im Lauf der Zeiten unentwegt zu I neuen Zielen und ist durch Gegenwartbeeinslussung in be- I ständiger Entwicklung, um dennoch grunosätzlich in jener , alten Kunst verankert zu bleiben, die wir Antike nennen. ! Es scheint fast paradox und es gehört Mut dazu, das > heute noch auszusprcchen, aber die knidische Aphrodite, die f griechische Venus sind auch uns Heutigen noch der Ausfluß » einer konzentrierten Frauenschönheit, allerdings in ge- » wissem Sinne schematisiert, entpersönlicht durch das i Gleichmaß einer idealisierten Vollendung der Form, die I wir als eine Art Erstarrung auffassen, heute, wo Las Ge- ; fühl der ausschlaggebende Faktor unserer Kunsttendenz » ist. Wenn nun Las Gewesene einem bestimmten Zeitalter I wieder erneuerungsfähig erscheint, so liegt darin eine ge- I wisse Übereinstimmung Ler geistigen Einfühlung, weiter ; eine Gleichstimmung besonderer Vorstellungen, z. B. von » der Schönheit. Zurückgreifsnd auf die alte, klassische I Kunst ist wohl auch kein einziger der Neuerer, Ler ohne I weiteres über sie hinweggeht, sondern Lie Großen aller ; Zeiten haben sich an ihren Schöpfungen mehr oLcr ' weniger gebildet, und trotz aller Umwälzungen haben wir I bis heute noch keine Kunst gehabt, Lie dauernd über sie I hinausgewachsen ist. Wenn wir die Statuen betrachten, ! so liegt über der Schönheit der kalte Hauch Les Marmors, ' dennoch bewegt von jener höchsten Vollendung, die uns I über uns selber hinaushebt. Wärmer, bewegter wie der Stein erfaßt die Farbe > die Schönheit, sie läßt sie lebendiger, lebensnaher er- ! scheinen. Während Lie Antike saft ausschließlich in der I Sprache des Marmors zu uns herüberklingt, so ändert sich » das mit dem Mittelalter, wo die Farbe ein intensives « Ausdrucksmitte! des Gefühls wird und außer der ! wechselnden Form die Vereinzelung Les Individuums I verstärkt zum Ausdruck kommt, ja leider in sehr vielen ; Fällen das Typische einer besonderen Gattung, die Hervor- » Hebung des Standes Las Ausschlaggebende ist. Durch die ! starke Betonung des Repräsentativen in der Kunst bleibt I uns das Mittelalter das Persönliche einer Frauenschönheit ; schuldig. Die Tatsache Ler Erfahrung hat uns gelehrt, daß ; gerade im Mittelaüer die innere Vertiefung und feinere i Durchführung Ler Seelenregungen durch die Typisierung I versagt hat. Erst mit der christlichen Mystik, welche die Glorien ; der Wunder verherrlichte, kamen die Frauen als solche « wieder in den Vordergrund der Kunst und es begann ein I tlberreichtum an Frauenschönhcit, wie ihn keine Zeit ! vorher gekannt hat. Gruppenbilder waren es zumeist, wo ; Heilige, Fürstinnen :m Mittelpunkt der Gruppen langsam i hinüberleiteten zur verengten Knnst des Einzelbildes, das ! erst die Durchgeistigung der wahren Schönheit in aller ! Vollendung bringen konnte. I Es gibt so viele Schönheit, Laß sich aus der langen I Reihe der gegebenen Kette nur einzelne Beispiele hören I lassen, die keinerlei Anspruch haben wollen auf Aus- . schöpfung des Themas im engsten Rahmen. In Italien ! sehen wir bei Botticelli jene Anmut, die sich auch sichtbar > in der Biegsamkeit der Bewegung zum Ausdruck bringt f und sich in wunderbarer Verbindung von Farbe, Licht, » Bewegung zu neuer künstlerischer Vollendung ansstuft. ! Die Frauen waren zart, kuospenhaft duftig, der Typ I ihrer Zeit, die alle Jrdischheit aus der Schönheit wegfcgte , und nichts Erdennahes an ihren Gestalten duldete. Wiederum wechselt das Ideal der Schönheit in Ler ! Renaissancegotik; statt der statuenhaft selbstverständlichen I Repräsentation monumentaler Haltung verläuft die Linie > in schlanker, ja oft überschlanker. Linie und biegsamen » Windungen, statt voller Rundung ward Magerkeit zum » Ideal erhoben und die dadurch gegebene Brechung Ler > Linie selbstverständlich. Weiter zur Zeit Lionardo da Vincis kam wiederum » ein Wechsel, der Triumph Ler Schönheit war die Seele. » Wir brauchen nur seine „Mona Lisa" zu betrachten, die I allgemein anerkannt wurde, um zu wissen, daß keine Ne-