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Gegen die Viclesser. Aus Furckt » vor einer Hungersnot und einer Lcbens- ; mittclteuerung erließ im Januar 1563 , Karl IX. von Frankreich eine Verord- I nung, in der es hieß: „Es sollen bei keiner < Hochzeit, bei keiner Festlichkeit und an I keiner bürgerlicken Tafel mehr als höch- ' stens drei Gänge gereicht werden: I Entrees, Fleisch oder Fisch und Nach- I tisch." Diese Verordnung war milder, als » sie erscheint, da jeder Gang aus sechs I Platten bestehen durste; solch eine i Platte durste aber nur aus einer ein. I zigen Fisch- oder Fleischsorte und nur - aus einem einzigen Stück von der be- » treffenden Sorte bestehen. Ausnahmen ! galten nur für Kaninchen und Ncbhüh- I ner, die paarweise, für Hühnchen und I Tauben, die zu dreien, und für Lerchen, ; die dutzendweise serviert werden dursten. » Zu verhungern brauchte also trotz der > Beschränkungen kein Mensch. Wer gegen I den Erlaß handelte, konnte zu 200 bis 460 ! Livres Geldstrafe verurteilt werden; die » Strafsumme siel zur Hälfte dem König. » zur Hälfte den Angebern zu. -ic Der alte Fritz und seine Köche. Auf > einer Küchenrechnung vom 9. November , 1784, die Friedrich dem Großen vorgeleat ' wurde, war eine Exttasumme von 25 i Talern, 10 Gr. und 1^ Pfennig angesctzt. I Daraus bemerkte der König am Rand: > „Gestohlen, denn ungefähr 100 Au- » stern sind aus dem Tisch gewesen, kosten I 4 Taler; die Kuchen 2 Taler; Quappen- I leber 1 Taler; der Fisch 2 Taler; die ! Kuchen auf Russisch 2 Taler; macht 11 » Taler, Las übrige gestohlen. Da ein , Essen mehr heute ist gewesen, Hering und I Erbsen, kan 1 Taler kosten, also was I über 12 Taler, ist impertinent gestohlen, T Friedrich." Es muß für die Küchen- ? künstler nickt sehr bequem gewesen sein, I unter so scharfer Aussicht — gut zu I kochen. I i -tz Etagenbildung im Pflanzenreich. I Wie die Großstadlmenjchen in ihren « Steinhäusern in mehreren Etagen über- - einander wohnen, so baut auch die Natur » im Pflanzenreich stockwerkartig auf. Be- ! trachten wir einen beliebigen Laubwald. I Da leben zu ebener Erde die Moose, die I Bärlappe, die Flechten. Darüber erhebt ; sich das Stockwerk der Waldkräuter, » Leberblümchen, Schattenblume, Sauer- I klee, Anemone und andere. Als dritte I Schicht folgt das niedere Gestrüpp der ! Halbsträucher wie Heidelbeeren, Heive- ? kraut, höhere Farne. Noch höher hinaus » streben die eigentlichen Sträucher: Seidel- I bcst, Tollkirsche, Rosen, Schneeball, Wci- I den, Hasel und viele andere mehr. Das ! Dach des Hauses bilden dann die hoch- » stämmigen Bäume mit ihren Laubkro- I nen, die Eiche, die Buche, der Ahorn, I Pappel, Birke und andere mehr. Ties » unten im Keller, abgeschlossen vom ! Sonnenlicht, wie der im gleichen Gelaß i in der Großstadt hausende Proletarier, I sristen die Proleten des Pflanzenreichs > ihr Dasein, die Algen, Pilze und Bak- » tcrien, die im Moder des Waldbodens ! ihren Lebenszweck erfüllen. Auch sie I haben ihre Daseinsberechtigung. H- Saftnmle. Viele Pklanzen sehen in I der Anwesenheit von Tieren keine » Feinde, sondern erblicken in diesen Hel- I ser, sei es, daß die Tiere für die Blumen ¬ bestäubung sorgen oder andere schädliche > Tiere fernhalten oder der Pflanze sonst i irgendeinen Dienst erweisen, für den die Pflanze für gewöhnlich Nektar oder einen anderen Saft den Tieren als Nahrung spendet. Der Weg, der zu den Nektar- oder Saftbehältern führt, ist oft beson ders auffällig gezeichnet. Diese Zeich nung nennt man Saftmal. Sie ist be sonders häufig bei Blüten, die zumeist Nektar bergen. Aber auch an grünen Pflanzenteilen finden sich recht häufig solche Saftmale. So weifen beispielsweise an jungen Adlerfarnwcdcln rote oder auch rotbraune Haarstrcifen den Schutz- amcisen Len Weg zu den Nahrungstöp- fen. Dafür schützen die Ameisen den jun gen Wedel vor andern gefräßigen Tieren, denen es nach dem ganzen Wedel gelüstet. tz- Zu den prächtigsten Sommcrpslan- zcn zahlt eine ständige Mohnart, Lapaver nuckieauls. Die Pflanze bringt unzählige Blüten hervor, den ganzen Sommer hin durch. Die Blumensarbe ist gelb, weiß oder scharlachfarben. Entgegen den mei sten anderen Mohnarien halten sich abge- schnittene Blumen von dieser Art viele Tage lang frisch. Wo die Pflanze im Gar ten in gut gelockertem Boden steht und dieser Boden unberührt bleibt, da sät sich die Pflanze von selbst aus. Man hat also immer Nachwuchs, und das Blühen hört selbst dann nicht auf, wenn die zuerst gepflanzten nach einigen Jahren einge gangen sind. Diese Selbstaussaat pflegt zumeist schon im Jahre nach der Aussaat zu blühen. Der Standort muß mehr son nig als schattig sein. Ter Boden sollte etwas kalkhaltig sein. Aus -em Weltall. 'S Änderung der Erdachse durch Erd beben. In der Kartograplüschen Gesell schaft zu Stockholm hielt Professor Karl Rosen einen Vortrag über die Geodätische Konferenz, die im Oktober in Madrid staitgefunden hat. Auf diesem Kongreß wurden Beschlüsse von internationaler Tragweite gefaßt. Form und Größe der Erde und die eigentümlich krause Wau- dcrnng der Pole aus der Erdoberfläche zu bestimmen, das sind Aufgaben, die ge meinsame Arbeit in allen Weltteilen er fordert. Der Krieg hat natürlich auch diese internationale Arbeit zum größten Teil unterbrochen, aber der Zusammen hang ist doch nicht ganz vsrlorengegan- gcn. Von acht Stationen, die vor 1914 er« ricktct worden sind, um die Verände rungen der Polhöhe zu beobachten, haben drei ihre Arbeiten trotz der politischen Wirren ununterbrochen sortsetzcn können. Ihre Ergebnisse sind von dem Japaner Professor Kimura barbeitet worden, der auf dem Kongreß einen aufsehenerregen den Bericht erstattete. Die Wanderung des Nordpols aus der Erdoberfläche um faßt ein Gebiet von nur einigen Metern Ausdehnung. Die Erscheinung hat jedoch einen äußerst verwickelten Verlauf mit einer großen Zahl von Zeilperioden ver schiedener Art und Lange. Am interessan testen ist eine Periode von 240 Jahren, die mit einer von Professor Turner in Oxford gefundenen Bcbenperiode zusam- menzufallcn scheint. Die Erklärung dürste sein, daß heftige Erdbeben Änderungen in der Dichte des Erdballs folgen (oder vielleicht vorangehen), aus denen wieder folgt, daß die Rotationsachse ihre Lage in der Erde ändert. Daß man diese äußerst kleinen Änderungen messen und berechnen kann, ist ein Triumph der internationalen Zusammenarbeit in der praktischen und wissenschaftlichen Erd- mcssung. * Ein heiteres Mißverständnis. Der I im Jahre 1911 verstorbene frühere deut- » sche Generalkonsul in Schanghai, Doktor » Knappe, hatte, wie er zuweilen im Freun- ! Leskrcise erzählte, eines Tages mit dem « damaligen deutschen Botschafter in Pe- > king, Frciherrn Mumm v. Schwarzen- » stein, dessen Familie bekanntlich die In- « haberin der berühmten Sektfirma ist, eine I Konferenz an Bord eines deutschen I Kriegsschiffes. Von diesem wurden wäh- ! renddcsscn mit einem vorüberfahrendcn « deutschen Personendampser wie üblich ! Signale ausgetauscht, wobei das Kriegs- I schiss dem Dampfer die für manchen I Passagier sicher interessante Neuigkeit ' mitteilte: Mumm, Knappe an Bord." Ta » kam zum großen Erstaunen der Signal- I geber von dem Dampfer die Antwort zu- I rück: „Können zehn Flaschen abgeben." ! Man hatte, wie sich später herausstellte» ; auf dem Personendampser das „e" in ! dem Worte Knappe übersehen und die I Mitteilung des Kriegsschiffes verstanden I als: „Mumm knapp an Bord." ! ! M: Der Achtstundentag ist bereits I von König Philipp ll. von Spanien in I einer Instruktion vom 20. September » 1593 befohlen worden, mit der wahrlich » ganz modern anmutenden Begründung: I „Wir halten dafür, daß es von Wichtig- I leit ist, den Arbeitern jede unnötige Er- I schöpfung zu ersparen, vielmehr ihnen zu » gestatten, neben der Erfüllung ihrer . Pflichten auch über ihre Gesundheit I Wachen und sich ihren Familien widmen I zu können. Lohnkürzung darf nicht er- ; folgen." Die erste Ananassrucht kam 1514 I nach Spanien an den Hof Ferdinands » des Katholischen. ; Tas Gehirn des Menschen wiegt I 1360 bis 1400 Gramm, das des Wal- » sisches aber 6 bis 7 Kilogramm. Die Jakuten, ein nordasiatisches I Volk, essen Butter als Berauschung»- > mittel, einzelne sollen 30 Psund aus ein- ! mal vertilgen, ehe sie berauscht sind. Gchachecke. ner