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Pulsnitzer Wochenblatt : 21.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-192201217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19220121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19220121
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-21
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
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Str. 9. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 2t. Januar 1S22. Seit« i ein ersolgreiches Zusammenarbeiten beider Parteien statt- finden möge, zum Segen der Stadt Pulsnitz. Zu der vorliegenden Tagesordnung wird folgendes beraten und beschlossen: l. Kenntnisnahmen. Das Kollegium nimmt Kenntnis 1. Von der Einladuna des hiesigen Ktrchenoorstandes zu der am Sonntag, den 22 dieses Monats, stattfindenden Glcckenweihe. 2. Vom Dankschreiben des Vizewachtmeister i. R. Streubel. 3. Vom Dankschreiben des OberstadtsekretSr Hirzel. 4 Vom Dankschreiben des Dienstmädchen Richler im Stadtkrankenhause. 8. Von der Zuweisung einer Beihilfe von 700 M aus der Landkreis Kasse für das hiesige stüdtisye Aolksbad. 6. Von der Entschließung des Rates zum Anträge des Siadtver. Klotzsche. 7. Vom Ergebnis des Reingewinnes beim Bühnen turnen des Turnverein .Turnerbund' Pulsnitz II. Wahlen. 1 . Die durch das Ausscheiden des Herrn Kahle aus dem Kollegium in den städtischen Ausschüssen sreigewordenen Sitze werden Herrn Stadtoer. Friedrich Oswald Köhler übertragen 2 In den Grundsteuerausschuß werden vom Kollegium gewählt: Herren Stadtoer. Pampel und Mcyer als Mit glieder, Herren Stadtoer. Maukisch und Lindner als Ersatz männer. — Da Herr Maukisch seine Wohl ablebnt. wird an besten Stelle Herr Etadtoer. Zimmermann gewählt. lll. Richtigsprechung von Rechnungen. Die von den Ausschüssen bereits geprüften Wasser werks und Armcnkassenrechnangen werden vom Kollegium richtig gesprochen. iv. Beratungen und Beschlußfassungen. 1. Zu dem vorliegenden 10 Nachtrag zur Gemeinde steuerordnung, betr. Zuschlag zur Gewerbesteuer, wird das hierzu ergangene Landesgesctz vom Herrn Stadtverordneten Zimmermann als eine ganz erhebliche Belastung sür das Gewerbe und ungerechte Steuer bezeichnet, zumal Hauptfach lich Gewerbetreibende mit Werkstätten betroffen werden und Konsumvereine von dieser Steuer befreit find. Aus diesem Grunde empfiehlt er dir Ablehnung dieses Nachtrages. Im weiteren Verlause der Debatte sprechen noch die Herren Stadtoer Klotzsche und Maukisch und Herr Bürgermeister Kannegießer, welche sür Vie Notwendigkeit der geforderten Gewerbesteuer eintreten. Die Abstimmung zu dem vorliegenden Ralsbeschlusse ergab, daß mit 8 gegen 5 Stimmen beschlossen wurde, den 10. Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung zu ge nehmigen, aber von der Erhebung eines Zuschlages zur Gewerbesteuer sür das Jahr 1922 abzusehen. 2. Da sich sür die Erhebung von Zuschlägen zur Grund steuer ein weiterer 11. Nachtrag zur Gemeindesteuerorbnung erforderlich Macht, liegt dieser Nachtrag dem Kollegium zur Genehmigung vor. Derselbe findet einstimmige Annahme. 3. Zur Erhöhung der Ruhestandsunterstützungen sür Hebammen ist der 8 3 dieses O:tsgesetzes vom 28 Ian. 18g5 entsprechend geändert worden. Derselbe wird in seiner vor liegenden Fassung einstimmig genehmigt. 4. Zu der vom Wasserwerksausschusse und vom Rate beschlossenen Erhöhung der städtischen Wasstrpreise erstattet Herr Stadtrat Lindner als Vorsitzender des Wasserwerks- ausschusses eingehenden Bericht und beleuchtet insbesondere die Gründe, welche eine Preiserhöhung notwendig machen. Dor allem müsse eine Rücklage geschaffen werden, aus welcher die Anschlüsse neuer Quellen und die sich notwendig machenden Reparaturen des seit nunmehr 50 Jahre bestehenden Rohrnetzes bezahlt werden können. — Noch längerer gegen seitiger Aussp ache wurde mit 10 gegen 3 Stimmen beschlossen, die Erhöhung des Wasserpreises in der oorgeschlagenen Weise zu genehmigen. 5. Die vom Rate bewilligte Beihilse sür die Zentrale für Jugendfürsorge in Dresden in Höhe von 50 Mark wird vom Kollegium nachträglich genehmigt- 6. Wegen Ankauf der Artur Kcastschen Bücherei wird von Herrn Stadtoer. Zimmermann der Antrag eingebracht, diesen Punkt zu vertagen und mit dem hiesigen Dolksbücherei- oerein in Verhandlungen zu treten. — Das Kollegium stimmt diesem Anträge zu. 7. Der vom Rate bewilligte Beitrag von 250 M an den Reichsbund der Eigentümer von Mietpostgrundstücken wird genehmigt. 8 s. Zu dem weiteren Ausbau der hiesigen städtischen Wohlfahrtspflege erstattet der Vorsitzende des Wohlsobrts- pflegeausschusses Herr Stadtrat Beyer Bericht und empfiehlt die vom Rate beschlossene Selbständigmachung des diesigen Wodlfahrtspflegebezirkes. — Das Stadtoerordnetenkollegium beschließt demgemäß. 8 b. Der vom Rate bewilligte Betrag von 3000 M zur Milchoerbilligung sür Minderbemittelte wird vom Kol legium genehmigt. 9 Da sich am Giebel des städtischen Siedlungshauses Br. Kat. Nr. 375 br der Putz gelöst hat und infolgedessen die Nässe soweit eingedrungen ist, daß diese Räume fast un bewohnbar sind, macht sich eine sofortige Abhilfe dieses Uebelstandes erforderlich. — Herr Stadtoer. Klotzsche be mängelt nicht bloß die mangelhafte Ausführung des Putzes, sondern die unsolide Bauausführung dieses Gebäudes, wo durch den in diesem Hause wohnenden Mietern an Möbeln und Wäsche ganz erheblicher Schaden entstanden sei. Er beantragt daher, die in Frage kommenden 2 Mieter ent sprechend zu entschädigen Herr Stadtrar Biereichelt als Vor sitzender des Bauausschusses gibt.die Erklärung ab, daß er bereits mit dem bauausführenden' Baumeister in dieser An gelegenheit verhandelt habe. Letzterer hat sich bereit erklärt, die erkordeUiche Bretterverkleidung und die Neuoerputzung des Giebels aus seine Kosten auszusühren und di« Bor arbeiten sofort in Angriff zu nehmen. — Das Kollegium beschließt hierzu einstimmig, den Rat zu ersuchen die Ent schädigung für die 2 Mieter festzusetzen und dem Kollegium zur Mitentschlietzung vnrzulegen. Im übrigen erklärt man sich mit der zugesagten Reparatur des Giebels einverstanden. 10 Dom Bauausschusje ist angeregt worden, die Häuler in der Stadt Pulsnitz zu nummerieren. Das Kollegium begrüßt und genehmigt diesen Vorschlag. 11. Nach den Beschlüssen des Schulausschusses und des Rates ioll die am 1 April 1922 durch den Uebertritt des Herrn Oderlebrer Engel in den Ruhestand freiwerdende Lehrerstelle nicht wieder besetzt werden. — Das Kollegium beschlicht hierzu mit 11 gegen 3 Stimmen diese Lehrerstelle ad 1 April 1922 etnzuziehey. 12. Der Rat hat beschlossen, die städtische Chronik bis zur Irtzizeit vervollständigen zu lassen Mit der Ausführung dieser Arbeiten wird Herr Pcioatus Grohmann beauftragt und ihm eine Mindest« MschSdigung von 1000 M zugestchert. 13. Nach Beantwortung verschiedener Anfragen bringt Herr Vorsteher Nier zu: Kenntnis, daß bei der hiesigen Bürgerschaft die Meinung bestehr, daß die tm November 1921 erfolgten Bestrafungen wegen Uedertcetungen des Kinder- arbeitsgesetzss auf Grund von Anzeigen der hiesigen Lehier- schaft zurückzuführen seien. Herr Schuldirektor Nier stellt fest, daß die Lehrerschaft hierzu keine Veranlassung gegeben hat und bringt dieses hiermit zur öffentlichen Kenntnis. Schluß 10,10 abends. Hierauf schließt sich eine nicht öffentliche Sitzung an. Aus dem Gerichtssaal. § Görlitz, 21. Ian. (Gefängnis für Graf und Gräfin Schliessen.) Das Gericht fällte folgendes Urteil: Gräfin Elenore von Schliessen wird zu zwei Jahren, Graf Hans Joachim von Schliessen zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte Rössel erhält drei Jahre Gefängnis und der Angeklagte Stenjchke ein Jahr und drei Monate Ge fängnis. Bei letzterem wird die Untersuchungshaft angerechnet und auch Strafaufschub gewährt. Die angeklagte Gesellschafterin Rupf wurde freigesprochen. § (Gräfin Schliessen nebst Sobn vor Ge richt., Aus Görlitz wird gcm 1det: Am Mittwoch, den 18 Januar, hatte sich der Graf Hans Heinrich v Schlieffen, dessen Mutier, die Gräfin Eleonore von Schlieffen und poch mehrere in die von diesen begangenen Verbrechen verstr'ckle Personen vor dem Schwurgericht zu verantworten. Lie Anklage wird dem Vernehmen nach erhoben gegen den Grasen Hans Heinrich von Schlieffen wegen Beschaffung von Militärwaffen zu verbrecherischen Zwecke und wegen Besitzes von Dynamit zu Sprengzwecken, gegen die Gräfin Eleonore von Schliessen gegen Anstiftung zum Mord und vorbereitender Mittäterschaft, gegen den Gemüsehändler Rössel aus Görlitz wegen Mordversuchs und Beschaffung von Dynamit zu Sprengzwecken, gegen hen jüngeren Bruder des Grasen Hans Heinrich, den Grasen Siegfried o. Schliessen, als Mitwisser und endlich oepen den Studenten Herbirt StennsHke auch wegen Mittäterschaft. Die Verhandlung wird voraustchllich zwei Tage dauerrn. Nach den bisherigen Ermittlungen stellt sich die Angelegenheit wie folgt dar: Unter der 'chweien Beschuldigunp. einen Mordanschlag aus den Grasen Georg Wilhelm von Schlieffen zu Schlftffenberg bei Groß Güstrow geplant und mehrere Männer zur Aus führung des Verbrechens gedungen zu haben, sind im April 1921 die Gräfin Eleonore o. Schliessen ged. o. Sprenger zu Görlitz Schönberg und ihr Sohn Hans Heinrich o. Schlie ffen verhaftet worden. Als angebliche Mitwisser wurden festgenommen der jüngere Bruder des Grasen, Siegfried v. Schliessen, die Gesellschafterin Rupf und drei Männer, die sie zur Beihilfe dcs Mordanschiaas dingen ließen, der 33 jährige Gemüse ändler Bruno Rössel aus Görlitz, dessen Schwager, der 33 jährige Schmied Bruno Grosser aus Neu- köbn und der Student Herbert Stennschke. Inzwischen sind die Gräfin Eleonore Schlieffen und Frl. Rupf aus Gesundheitsrücksichten aus der Hast emlassen worden, des gleichen Graf Siegfried und der Schmied Grosser. Aus der Geschäftswelt. Die Landwirte werden in Wort und Schrift dahin er mahnt, alles mögliche zu tun, um den Wiederaufbau der deut schen Viehzucht zu fördern. Dort, wo sich dazu noch willige Arbeitskräfte finden muß aber zunächst als Grundlage des Wiederaufbaues viel gutes, gehaltreiches Grün- und Dürrsutter beschafft werden, welches die zur Knochenbildung und -Erhal tung notwendigen Stoffe reichlich enthält. Solches können wir nur erzielen durch planmäßige Düngung der Wiesen und Futter felder. Erhalten diese im Herbst aus den Morgen 4—5 Jahre nacheinander eine Düngung von 3-4 Zentner Kainit und 2 Zentner Thomasmehl, dann ist die Grundlage zu einer ent sprechenden Stickstoffgabe im Frühjahr gegeben. Die Futter - menge wird dadurch um das Mehrfache erhöht und derartig verbessert, daß sich nirgends mehr Knochenweiche, Lecksucht, oder wie man wohl auch sagt, Stallmangel zeigen kann. Wochen-Spielpla« der Sächsischen Staatstheater. Dresden. Opernhaus: Sonntag, 22. Ian. In neuer Einstudierung und Inszenierung: .Preztosa" (V 8 10); Montag, 23 Jan. .Salome'(Vs8-'/«l0); Dienstoo, 24. Ian. .Die tote Stadt' 0/28—10); Mittwoch, 25. Jan. Vorstellung für den Verein Dresdner Volksbühne .Mignon' (^28 -'/ID kein öffentlicher Kartenverkauf; Donnerstag, 26. Jan. erste Aufführung zur Erinnerung an C. M. v Weber: »Der Freischütz' Kaspar: Otto Helgers a G. (7 10); F-eitao, 27. Ian. zweite Aufführung zur Erinnerung an C. M. v ATber: »Pnciosa' O/-8 '/2IO); Sonnabend, 28 Jan. drille Aufführung zur Ermnerang an C. M. v. Weber; Ouvertme zu Peter Sckmoll Andanie und Rondo ungaceso sür Viola Solo mit Orchester-Begleitung, Jubel-Kantate, Auffordn-cwg zum Tan» Abu Hassan ('/s8); Sonntag, 29 Jan. vielte Aufführung zur Erinnerung an C. M. v. Weber »Ler Freischütz' (7 10); Montan, 30. Ian. fünfte Aufführung zur Erinnerung an C M. v. Weber: Ouvertüre zu Peter Schmoll, Andante und Rondo ungareso sür Viola Solo mit O chester-Begleitung Jubel Kanta'e, Aufforderung zum Tanz, »Abu Hassan' C/28); Dienstag, 31 Ion. sechste Aufführung zur Erinnerung an C- M. 0. Weber: Euryanthe' Schau spielhaus: Sonntag, 22 Ian. .Christkinds Schleier' (3—'/-5) .Kater Lampe' ('/z8-10); Montag, 23. Ian. »Iphigenie aus Tcwrj." 0/28—10); Dienstag, 24. Ian. »Der spielende Eros" C/28 '/JO); Mittwoch, 25. Jan. „Schneider Wabbel" U/?8-10); Donnerstag, 26. Ian. Vor stellung für den Beiein Dresdner Volksbühne; »Medea* s (7 UU0), Kein öffentl. Kartenverkauf; Freitag, 27 Ian. Außer Abonnement zum 1. Mal (Uraufführung) .Bobsek" (7); Sonnabend, 28 Ian. »Die Journolisten' (7-10); Sonntag, 29 Ja - »Christkinds Schleier' (2—'/2b), „Godsek" (V-8); Montan, 30. Ian .Was ihr wolll" (7—^11) Kirchen-Nachrichten. Lichtenberg. 3. Sonntag nach Epiphanias. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. 3 Uhr Andacht mit Anip ache in der Schule von Mittelbach. '/.4 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl daselbst. Oberlichtenau. Sonntag, den 22 Jan., 3. n. Epiph. 9 Uhr Pre- diotgotlestmnst. Mittwoch, den 25. Januar, abends 8 Uhr Bidelstunde Freitag, den 27. Januar, abends >/,9 Uhr Iunguauenverem. Getraut: Emst Alwin Gräfe, Rechen macher und Hausbesitzer, ein Witwer, und Anna Martha Wehner, ledige Wirtschafterin, beide hier. Beerdigt: Ernst Julius Kunath, Fabrikarbeiter, hier, 58 I. alt. Obergersdorf. Sonntag, den 22. Jan., 3. n. Epiph., norm. 9 Uhr Predigtgottesdienst, nachm. ^-2 Uhr Kindergottesdienft. Mittwoch, den 25 Januar, abends 8 Ubr Bidelstund» in der Pfarre. Patnriei'blul. Roman von Reinhold Ortmann. Mj (Nachdruck verboten.) Di^ Bahn ist vollständig frei. Alle meine Verbindlich keiten sind geregelt. Aber die Sorge für die fernere Ver waltung deines Vermögens würde mich mit einer Mühe und einerVerantwortlichkeit belasten, die ich unter den ob waltenden Umständen wirklich nicht aufmich nehmen kann." „Und wenn ich dir nun keinerlei Verantwortlichkeit auferlegte — wenn ich dich recht von Herzen bäte, das kleine Kapital, das in deinen Händen bisher so gut'aufgehoben war, und dessen ich ganz und gar nicht bedarf, in deinem neuen Unternehmen anzulegen — ohne jede Verpflichtung zur Rückzahlung innerhalb einer bestimmten Zeit?" „Dann würde ich trotzdem bei meiner bestimmten Ablehnung verharren müssen. Ich bedauere aufrichtig, daß du dich darüber, wie ich annehmen muß, noch gar nicht gehörig mit deinem Manne ausgesprochen hast. Denn ich glaube, daß du dich in einem Irrtum befindest, wenn du annimmst, die Rückzahlung dieses Geldes fei etwas für dich ganz Bedeutungsloses. Hubert war, als ich am Morgen mit ihm sprach, keineswegs dieser Mei nung. Und er kann eure augenblickliche Vermögenslage wahrscheinlich besser übersehen als du." „Nein, Henry, nicht ich befinde mich da in einem Irrtum, sondern du bist es, der von irrigen Voraus setzungen ausgeht. Mein Mann hat weder das Recht noch die Absicht, von diesem Gelde etwas für sich zu verwenden; denn es besteht keine Interessengemein schaft mehr zwischen ihm und mir." Er sah sie betroffen an, und dann, als ihm das Verständnis für die Bedeutung ihrer Worte aufging, geriet er auf's neue in heftige Erregung. „Was ist das, Helga? Was soll das heißen? Keine Interessengemeinschaft? Willst du damit sagen, daß ihr willens seid, euch zu trennen?" In ruhiger Zustimmung neigte Helga das Haupt. „Wir haben ein Uebereinkommen in diesem Sinne getroffen, Henry." „Ja, mein Himmel, wann denn — wann? Hubert erwähnte am heutigen Morgen diese Absicht nicht mit einem einzigen Wort." „Damals hatten wir uns auch noch nicht ausge sprochen. Aber du darfst mir glauben, daß es sich um feste und unabänderliche Entschlüsse handelt." „So hatte ich mich in der Deutung deines letzten Briefes also doch nicht getäuscht? Dieser Mensch hat nicht gehalten, war er dir versprochen? Er hat sich als ein Unwürdiger erwiesen? Statt dir einen Himmel auf Erden zu bereiten, hat er dich unglücklich gemacht — der Elende — der —" Beschwichtigend legte die junge Frau ihre kleine, kühle Hand auf die Lippen des leidenschaftlich Auf geregten. „Nicht so, Henry! Nicht so! Wenn wir nicht ge funden haben, was wir ineinander suchten, so ist die Schuld nicht allein bei ihm. Hubert hat sich gewiß lange Zeit rechtschaffen bemüht, mir ein Glück zu be reiten, so wie er eben das Glück versteht. Und ich bin nicht berechtigt, ihm einen Vorwurf daraus zu machen, daß seine Vorstellung eben eine andere war als die meinige. Ich kann dir das jetzt nicht deutlicher erklären. Und, nicht wahr, es ist dir genug, wenn ich dir aus tiesinnerster Ueberzeugung versichere, daß ich jeden Rest von Achtung vor mir selbst verlieren müßte, wenn ich nur noch einen einzigen Tag an seiner Seite und in seinem Hause bliebe. Nach dem, was zwischen ihm rknd mir gesprochen morden ist, gibt es keine Möglichkeit eines Selbstbetruges mehr — für ihn so wenig als für mich. Wir müßten jeden Schein eines liebevollen, ehe lichen Einvernehmens als häßliche, unwürdige Lüge empfinden. Und ich bin Hubert viel zu dankbar für alles Gute, das ich von ihm empfangen, als daß ich ihm die Erniedrigung solcher Lüge zumuten könnte — auch wenn ich selber mich stark genug fühlte, sie auf mich zu nehmen." „Mein Himmel! Und von alledem ahnte ich nichts. Ich hielt dich für die Glücklichste aller jungen Frauen — bis zu deinem letzten Briefe. — Und was soll nun geschehen? Ihr wollt euch scheiden lassen?" „Ich bin entschlossen, mich in dieser Hinsicht ganz dem Willen Huberts zu fügen. Für mich handelt es sich nur um die Lösung eines innerlichen Bandes. Die äußere Form bedeutet mir nichts." „Du könntest es also geschehen lassen, daß er auch weiter für dich sorgt, obwohl du körperlich und seelisch keine Gemeinschaft mehr mit ihm hast?" „Kannst du mich solcher Erbärmlichkeit im Ernst für fähig halten, Henry? Es ist selbstverständlich, daß ich nichts von ihm annehmen werde, nicht einen Pfennig Geld und nicht einen Bissen Brot. Aber ich hatte bis zu diesem Augenblick gehofft, daß ich darum noch nicht hilflos und verlassen sein würde. Habe ich denn nicht einen Bruder? Und war es vermessen, zu erwarten, daß er in seinem Hause ein Winkelchen für mich bereit haben würde?" Aufstöhnend barg Henry Frederiksen das Gesicht in den Händen. „An mir dachtest du eine Stütze zu finden? — An mir? O meine arme, arme Helga!" „Was kann dich daran erschrecken? Und weshalb bedauerst du mich? Etwa weil du eine lange Reise vorhast, die dich vielleicht in weit entlegene Gegenden führen wird? Nun wohl, warum soll ich dich nicht auf dieser Reise begleiten? Warum soll ich nicht teil nehmen an deiner Arbeit, oder —wenn es sein muß — an deinen Kämpfen und Sorgen? Glaubst du, daß er mir an dem nötigen Verständnis fehlen wird, mir, der Tochter eines alten Kaufmannsgeschlechts? Oder zweifelst du an der Stärke meiner schwesterlichen Liebe ? Es wäre ein schlechter Lohn für das felsenfeste, uner schütterliche Vertrauen, das ich bis zu dieser Stunde in deine Bruderliebe gesetzt habe." Der Gefragte verharrte noch immer in der Stellung, die sein Gesicht ihrem Blick entzog. Und vergeben» harrte sie seiner Erwiderung. (Fortsetzung folgt.)
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